*kurzreinhuscht*
Ich mache ja gerade eine Ausbildung zur THP, meinen Homöopathie-Teil hatte ich noch nicht, habe mich aber natürlich schon mit anderen (fortgeschritteneren) Mitschülern unterhalten.
Das Problem ist: Homöopathie ist etwas sehr individuelles. Wenn man mit Phytotherapeutika arbeitet, kann man sagen, dass Cortex salicis entzündungshemmend und schmerzlindern ist (Weidenrinde, synthetisiert ist es ASS = Acetylsalizylsäure) und Ginko biloba gefäßerweiternd, deshalb setzt man bei Rehe u. a. Ginko ein und Weidenrinde bei entzündlichen Geschichten.
Gehe ich jetzt zum Homöopathen, weil mir mein Rücken immer so weh tut, wird dieser sich hinsetzen und nach dem Schmerzcharakter und anderen Auffälligkeiten fragen. Diese werden gesammelt und anschließend setzt sich der Homöopath hin und tippt - wenn er modern ist

- alle Symptome in ein schlaues Programm, oder er setzt sich mit seiner Materia Medica an den Schreibtisch und sucht zu allen Symptomen das passende homöopathische Mittel. Und das dauert (weshalb klassische Homöopathen auch nicht wirklich günstig sind), da steckt richtig Arbeit hinter. Dieser Vorgang nennt sich repertorisieren. Bei wirklich klassischen Homöopathen ist das Ziel, das homöopathische Arzneimittel einmalig zu geben und nie nie niemals über Monate oder gar Jahre. Und das erklärt auch schon, warum die "Homöopathie nach GU-Ratgeber" nur für den A... sein kann. DAS Mittel gegen... gibt es nicht. Das wäre als wenn ich mir selbst Ampicillin verordnen würde, ohne vorher getestet zu haben ob der Keim überhaupt sensibel dafür ist oder doch resistent ist - entweder ich hab Glück und das richtige Medikament erwischt oder Antibiotika helfen nicht
Modern sind derzeit ja auch homöopathische Komplexmittel, dort werden homöopathische Mittel zusammengemixt, die alle beispielsweise bei Schultererkrankungen helfen könnten. Ich habe gerade einen Artikel dazu gelesen, da wurde der Vergleich gebracht, dass man einfach mit einer Schrotflinte auf einen Gegenstand schießt, ein gestreutes Schrot wird schon treffen. Nur ist dieses oft gar nicht langhaltend, nach kurzer Zeit sind die Beschwerden da, weil einfach das Symptom unterdrückt wurde.
Diese Komplexmittel werden z. B. gern von THP's genutzt

weil's so schön einfach ist bzw. die Ausbildung nichts anderes hergab.
By the way... ein seriöser, vernünftiger HP oder THP verteufelt weder Antibiotika noch Cortison! Und ein solcher sieht sich auch nicht in Konkurrenz mit der Schulmedizin.
Zum wissenschaftlichen Teil möchte ich auch noch kurz was sagen

Lange Zeit galt Akupunktur auch als "Blödsinn", mittlerweile gibt es ja wissenschaftliche Beweise, dass dort etwas passiert. Das Problem in der Akupunktur ist das gleiche wie bei der Homöopathie: da hat mal ein Arzt einen Wochenendkurs mitgemacht, ist aber nicht wirklich in die chinesische Denkweise eingestigen, denkt und handelt weiterhin "westlich" und nadelt demnach symptomatisch. Ich kann den Gallenblasenpunkt 34 als allgemeinen Meisterpunkt der Muskulatur nadeln, dem Patienten wird es (wenn ich Glück habe

) danach auch besser gehen, nur die Grundproblematik habe ich nicht beseitigt. Und wenn ich als Patient richtig Pech habe, dann haut mir der Doc sein gesamtes Repertoire an Nadeln rein (denn viel hilft viel), mißachtet damit die Regeln der 5 Elemente und erzeugt "energetische Kurzschlüsse" und es geht mir richtig dreckig - der ein oder andere kennt das Phänomen vielleicht.
Die Chinesen denken übrigens komplett anders als wir "Westler", im Westen muss immer alles bis ins kleinste Detail untersucht und ein auslösender Grund für etwas gefunden werden, wobei das Ganze gar nicht mehr gesehen wird. Den (traditionellen) Chinesen interessiert z. B. kein Blutbild, der sammelt alle Symptome die der Patient zeigt, ordnet diese in Muster ein und behandelt dann (also ganz ähnlich wie der klassische Homöopath).
(und wen's interessiert oder wer an der Glaubhaftigkeit der Akupunktur zweifelt: Herzoperation ohne Narkose
http://www.youtube.com/watch?v=0lfRPH6hqVc)
So, ist jetzt doch so lang geworden, dabei hab ich doch gar keine Zeit
