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Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 11:07
von saltandpepper
Danke für diese Schilderung Ravina ! Ich denke auch, daß diese "hochoffiziellen" Aufnahmen nicht mal im Ansatze widerspiegeln, was Herr Neckarmann reiterlich zu bieten hatte. Dahinter steckt viel mehr.
Mich hat deine Erzählung gerade sehr berührt.Ich kenne das Gefühl, was du in dir trägst auch, aus anderen Situationen. Halte es fest, es ist ein echter Schatz ! Auch mich tragen solche Eindrücke mein ganzes Reiterleben( das hoffentlich noch lange wärt) lang ...
GLG von S&P
Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 11:34
von Jen
Interessante Geschichte, Ravina!
*pssst* aber meintest du nicht Schimmel-Affinität, statt Schimmel-Phobie? 
Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 12:32
von Finchen
Ravina - Danke für die Geschichte und für das Wort "statisch"! - Das beschreibt in etwa was ich meine - in dem gezeigten Video sieht es nach "Formvorgabe" aus.
Höher und im Hals kürzer, aber nicht eng sind ja auch die Pferde in der 84er Quadrille - und trotzdem nicht HdS (überwiegend zumindest) - also etwas höher als heutzutage, aber drum gefällt es mir trotzdem. Der Gesamteindruck im Neckermannvideo hat mir nicht sonderlich gefallen, ist aber eher so ein persönlicher Eindruck.
Vielleicht ist er lockerer geritten wenn er nicht gefilmt wurde oder in einer Prüfung war - was du beschreibst deutet ja darauf hin.

Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 13:01
von esge
Das Wort, das mir als ehestes in den Sinn kommt, wenn ich diese Aufnahmen sehe, ist Disziplin! Und zwar auf beiden Seiten.
fehlen tut mir der Schmelz, das Weiche, aber diese versunkene Disziplin, die spricht mich an. Vermutlich, weil sie mir zu oft fehlt...
Ravina, vielen Dank für diese Geschichte! Da krieg ich ja von Lesen Pipi in die Augen.
und wie gut, dass du nicht wirklich eine Schimmel-PHOBIE gekriegt hast davon, grins.
Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 13:10
von Ravina

Ok, oute mich mal als Wortsucher-manchmal-nicht-Finder

Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 13:17
von ottilie
Mir gefällt das Neckermann-Video auch ausnehmend gut - ok, nicht zu 100 %, aber das ist es nirgends.
Und in dem Stall wär ich auch gern Mäuschen gewesen *mitNeidzuRavinaschielt*
Aber die Kommentaren kann man damals wie heute einfach nur in die Tonne kloppen

Verfasst: Sa, 17. Dez 2011 13:26
von Max1404
Ravina, das ist eine wunderschöne Geschichte!
Ich frage mich, ob der zu enge Eindruck auch teilweise dadurch entsteht, dass die Hälse der Pferde kürzer und schlanker wirken als die der modernen Pferde (mit den schicken langen Hälsen und den wackeligen Genicken). Schaut mal genau hin, aber ich denke, Asbach hatte einen im Vergleich zum restlichen recht großrahmigen Körperbau einen recht kurzen Hals. Oder betrügt mich da mein Auge und die alte Filmqualität?
Und noch was zu den Schweifen: damals wurde das Schweifhaar an der Rübe sehr kurz gehalten. Heute macht man das nicht mehr, sondern man lässt das Haar oben länger. Die hochgestellten Schweife sind heute teilweise genau so hoch, nur fällt das nicht so auf, weil das Haar darüber fällt.
@Esge: vor dem Tanz kommt nunmal die Disziplin

Ich finde schon, dass einige Passagen tänzerisch rüberkommen, die Studie vom starken Trab finde ich schön (auch wenn der Hals mehr vorkommen müsste). Man sollte auch nicht vergessen, dass die Pferde früher erheblich stärker versammelt wurden als heute, das mag auch den Eindruck erwecken, das Ganze wäre statisch/diszipliniert. Das, was heute zuweilen als Versammlung durchgeht (sicherlich auch begünstigt durch die Zucht von immer ganggewaltigeren Pferden), wäre damals ein passabler Mitteltrab gewesen
Für mich das Fazit: schön, gut geritten, Pferd ließe sich vermutlich problemlos etwas "moderner" tiefer und länger einstellen, dann wäre der Gesamteindruck freundlicher, und die ganze Sache wäre nach meinem Geschmack recht dicht an der Perfektion. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache, und für mich sind bis heute Klimke und Ahlerich das Maß aller Dinge. (Aber das war 20 Jahre nach Neckermann!).
Verfasst: So, 18. Dez 2011 10:25
von esge
Max, mit dem Tanz und der Disziplin sagst du mir nichts neues. ich weiß nicht, ob es richtig rüber kam: Ich bewundere diese Art von stiller Disziplin, die man da bei Neckermann und Asbach sieht.
Augenschmaus ist hier ein bisschen viel gesagt, aber das hier fand ich auch nicht schlecht:
http://www.youtube.com/watch?v=Xd1LcYpn ... re=related
http://www.youtube.com/watch?v=7A7jfmx2 ... =endscreen
Verfasst: So, 18. Dez 2011 11:03
von Max1404
esge hat geschrieben:Max, mit dem Tanz und der Disziplin sagst du mir nichts neues. ich weiß nicht, ob es richtig rüber kam: Ich bewundere diese Art von stiller Disziplin, die man da bei Neckermann und Asbach sieht.
Esge, Du hast den hier:

doch nicht übersehen, oder?
Ich bewundere auch diese Disziplin und diese Korrektheit und Ruhe und würde mir wünschen, ich hätte mehr davon

Verfasst: So, 18. Dez 2011 13:27
von esge
Nee, hab ich nicht übersehen

Verfasst: So, 18. Dez 2011 14:11
von horsman
ehrlich gesagt gefällt mir die Reiterei im Neckermann-Video (bis auf den Achal-Tekkiner vielleicht) nicht so dolle. Ich find die Pferde sind nicht rund und mit wenig Impuls - ohne Leichheit. Klaro sind es andere Pferdequalitäten als heute, aber das ist nicht der Grund. Alles sieht zu militärisch zackig aus, anstatt dem Zentauer-Ideal nahe zu kommen. Da kann man schon verstehen, dass mancher Reitersmann damals nach anderen Idealbildern suchte und diese bei Oliveira fand, der ja auch kein sehr gutes Pferdematerial in Arbeit hatte, aber in meinen Augen die schöneren Bilder hervor brachte. Kann aber sein, dass es an der Prüfungssituation lag und man in der täglichen freien Arbeit auch schöneres zu Tage brachte.
Verfasst: Mo, 19. Dez 2011 07:20
von saltandpepper
Nun, ich denke, daß man betrachten muß, welche Idee der Formgebung, hinter der reiterlichen Arbeit steht und auch welchen Charakter die genutzten Werkezeuge haben.
Bei Neckermann ist es einfach stimmig : Disziplin, Korrektheit, Gradlinigkeit.
"sehr deutsch" würde mancher Franzose hier mit einem Zwinkern sagen und dennoch wäre die Bewunderung in seiner Stimme nicht zu überhören, denn die reiterliche Qualität fände trotz der anderen "Idee", Anerkennung.
Die Werkzeuge bei Neckermann sind entsprechend: Schenkel , "Kreuz" und Zügel geben sehr viel Rahmen und sind sehr gradlinig und wirken dadurch ein wenig statisch. - aber eben absolut "korrekt".
In soweit, schaue ich mir bei so einem Clip an, wie die "Zielerreichung" des Idealbildes aus der Sicht dessen, der es reitet, sein könnte und dann beurteile ich für mich zum einen die reiterliche Qualität und zum zweiten, unabhängig davon, wie es mir ganz persönlich gefällt. Sprich, in wieweit deckt sich die Idee hinter der Arbeit mit meinem Ideal.
Betrachte ich mir Clips so, kann ich z.B. einen Ritt von E.Gal mit Totti bewundern, obwohl das Ergebnis dieser Arbeit nicht meinen Vorstellungen entspricht. Man sieht aber, daß hier ein begnadeter Reiter zu sehen ist.
Ebenso geht es mir mit Neckarmann, die Ausformung gefällt mir nicht vollends, aber ich sehe die (Reit-) Kunst, die hier gezeigt wird und bin voller Bewunderung.

der Bauch sagt : " kein Augenschmaus, aber toll" der Kopf sagt :" eigentlich hätte es ein Augenschmaus zu sein"
Bei einigen Bildern streiten sich Kopf und Bauch dann und werden sich nie ganz einig
Es gibt auch Clips, die begeistern so, daß entweder der Kopf oder der Bauch klar obsiegt und dann ist es ein Augenschmaus- ohne Diskussion

Verfasst: Mo, 19. Dez 2011 07:50
von Max1404
@S&P: ich finde, Du hast es sehr schön auf den Punkt gebracht
Obwohl sehr viel Rahmen vorgegeben wird, ist es nicht mit Kraft geritten, die Hilfengebung ist fein, die Hand sehr ruhig und das Pferdemaul ist sehr lebhaft. Gerade die Passage ist leicht und flüssig und hat nichts von der angestrengten "Kraftmeierei" mit den hochgerissenen Vorderbeinen, die man bei einigen modernen Dressurpferden heutzutage sieht. Versammlung und Verstärkungen sind perfekt.
Je öfter ich mir es anschaue, desto besser gefällt es mir!

Verfasst: Mo, 19. Dez 2011 13:23
von Rapunzel
Zum Thema Neckermann (mit EEEEE bitte, Saltandpepper) ist dieses Buch hier total interessant:
http://www.amazon.de/starken-Trab-Erleb ... 54&sr=1-18
Ich habe das vor ewigen Zeiten mal gelesen und weiß noch, wie sehr es mich beeindruckt hat zu lesen, wie zB. der starke Trab der Stute Antoinette ewige Jahre zur Entwicklung gebraucht hat - sie ging schon längst Grand Prix und daran wurde immer noch unermüdlich gefeilt und verbessert. Da kommt absolut nix mit Schnellbleiche rüber ...
Verfasst: Mo, 19. Dez 2011 13:46
von saltandpepper
Rapunzel, Recht hast du !
