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Verfasst: Di, 20. Apr 2010 10:51
von Steffen
Gast hat geschrieben:Ich würde einfach verstehen Warum und Wie das Andere funktioniert soll.
Geht mir seit Jahren genau so. Ich hatte immer den Eindruck, dass PK nur durch große Reden und Pseudowissenschaftliche Argumente schönklingende Theorien entwickelt, die diejenigen Reiter ansprechen, die zwar eine Vorstellung haben, wie Reiten aussehen soll, aber nicht damit klar kommen, dass dieses Idealbild eben äußerst schwer zu realisieren ist. In der PK-Lehre wurde Ihnen erklärt, dass dies eigentlich nur an der furchtbar schlechten FN-Ausbildung liegt und man nur der Leichtigkeit des Systems PK folgen muss - verbunden mit den dazu gehörenden Kursen - und schon geht alles ganz einfach. Hört sich ja super an, ist aber nur Bauernfängerei.

Diese Darstellung war mir immer zuwider und ich fand die Reiterei des Herrn Karl (habe ihn eine ganze Zeit in Norddeutschland in Grabau beobachten können) nie besonders überzeugend, von seinen ("Meister"-) Schülern ganz zu schweigen. Da kenne im Umkreis von 20 km mindestens 10 FN-Ausbilder unterster Kategorie, die ihre Pferde, und vor allem ihre Schüler, wesentlich überzeugender vorstellen können.
Sein Auftreten in der Öffentlichkeit als Redner bzw. in seinen Briefen an die FN ist von Peinlichkeit eigentlich nicht mehr zu überbieten, da fragt man sich wirklich, ist er nun selbst blind und dumm oder hält er nur seine Zuhörer für blind und dumm. Aber ich denke dieses Thema ist nun genügend ausgebreitet, hier soll es ja um die Inhalte der PK-Ideen gehen.

TROTZDEM muss ich sagen, dass es einige Punkte gibt, die -zumindest bei meinem Pferd - einfach wirklich extrem gut funktionieren. Hier möchte ich mich ganz dem Beitrag von morimur anschließen.
1. "Erzwungene" Ruhe in der Bewegung, vor allem im Schritt, kann bei einigen Pferden sehr positiv wirken, aber auch hierzu wurde ja schon einiges geschrieben. Ein extrem im Tempo zurück genommener Schritt wird z.B. in dem Reitstall, in dem ich in Berlin stehe, von sehr guten Reitern im Training oft angewendet, um die Pferde zu konzentrieren, was dann zu weniger Ablenkung und damit zu einer größeren Durchlässigkeit führt. Ist aber keinesfalls eine Idee von PK.
2. Durch die nach Aufwärts gerichtete Aufmunterung der Hand hebt das Pferd kurzzeitig den Hals und damit die Brust, was in der Tat dazu führt, dass es dem Pferd leichter fällt, die dann natürlich unbedingt erforderlich einsetzende treibende Hilfe umzusetzen, nur dann folgt auch unmittelbar die von morimur beschriebene Dehnung, nun allerdings bei deutlich besser untertretender Hinterhand.
Bei den meisten (fast allen, die ich kenne :cry: ) PK-Schülern fehlt leider das alles entscheidende Nachtreiben in dem Moment, so dass die HH eben nicht nachkommt, die Dehnungshaltung eben nicht folgt und das Pferd sich statt dessen im Rücken fest und den Kopf unnatürlich hoch hält. Korrekt ausgefgeführt ist es nicht so ganz einfach, kann aber wirklich "Wunder" bewirken, zumindest bei manchen Problemen. Ich habe es über 15 Jahre immer verteufelt, aber muss zugeben, dass es - richtig ausgeführt - wirklich einen überraschend positiven Effekt habe, den ich mit einem immer nur abwärts gerichteten Arbeiten nicht erzielen kann.

Man fragt sich natürlich, warum PK selbst und seine Schüler trotz dieser positiven Aspekte so viel schlechte Reiterei produzieren. Vielleicht wird vergessen, dass man eben mit diesen kleinen Dingen allein nicht reiten kann. 95% ist eben einfach die klassische Dressurreiterei nach der SdA, die ja auch headroom42 (komischer Name?) beschreibt.

Ich kann bei allem Verständnis für die harsche Kritik an PK nur empfehlen: Hier und da einzelne Dinge einfach mal vorsichtig ausprobieren, allerdings ohne dabei aufs Reiten zu verzichten, sonst endet man bei dem, was wir auf der Hansepferd als "Beispiel der Schule des PK" demonstriert bekommen. :wink:

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:11
von Thomas
@Steffen,

so wie Du das beschreibst unterstreichst Du morimurs Ansicht, daß PK eine unkorrekte Sicht auf die SdA hat - resultiert im wesentlichen durch unzutreffende Übersetzung.
Ich tu mir ein wenig schwer mit der beschreibung einer "falschen" Übersetzung - weil so borniert kann er (PK) nicht sein, daß er nicht um die Schwierigkeit der Übersetzung weiß.
Er macht das in seinem Schreiben an G.H. doch ebenfalls deutlich: er bezeichnet sich als "ECUYER"
P.K. Brief hat geschrieben:Ich bin vor allem ECUYER (ein Wort ohne direkte Entsprechung im Deutschen). Die gängige Definition dafür lautet: Ein ECUYER ist jemand, der aufgrund einer langjährigen Praxis der Reiterei in allen Sparten, einer umfassenden Reitkultur und eines umfangreichen Fachwissens über das Pferd (hier steckt der Hippologe) Pferde und gute Reiter ausbildet.
Ich hatte die Ehre, diesen Titel vor 25 Jahren verliehen zu bekommen, nach 20 Jahren reiterlicher Praxis. Es liegt mir sehr daran, ihn respektiert zu wissen, wie es sich gebührt.
und legt besonderen Wert auf den Respekt diesbzgl. - das kann aber nur heißen, daß Ihm die Übersetzungsungenauigkeiten bewußt sind.

Was ich an dieser Stelle nicht verstehe:
da bedarf es zusätzlicher Personen die unterschiedliche Reitweisen kennen gelernt haben um die Ideen von PK Ihrerseits zu übersetzen und damit einem breiteren Publikum beschreiben zu können .... oder ist es noch "irgendwie" anders?

Thomas

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:25
von morimur
Durch die nach Aufwärts gerichtete Aufmunterung der Hand hebt das Pferd kurzzeitig den Hals und damit die Brust, was in der Tat dazu führt, dass es dem Pferd leichter fällt, die dann natürlich unbedingt erforderlich einsetzende treibende Hilfe umzusetzen, dann folgt auch unmittelbar die von morimur beschriebene Dehnung, nun allerdings bei deutlich besser untertretender Hinterhand.

Genau das ist der funktionelle Zusammenhang. Das Anheben der Kopf-Hals-Basis führt dazu, daß die Körperachse des Pferdes vergleichbar einem Waagbalken sich vorne anhebt und gleichzeitig hinten senkt. Dies macht es dem Pferd leichter, nun die Hinterbeine nach vorne unter den Rumpf schwingen zu lassen anstatt nach hinten heraus. Für das Pferd ist diese Bewegung im Prinzip sehr leicht verständlich, denn es führt diese Bewegung in seinem Alltag (ohne Reiter) ständig von alleine aus z.B. wenn es vor einem Zaun abbremst.
Wenn man dem Pferd die Hals-Basis anhebt, dann ist unbedingt darauf zu achten, daß der Vorwärtsfluß trotz des nunmehr reduzierten Tempos erhalten bleibt. Dies geschieht über den Sitz und den unterstützenden Schenkel. Habe ich nun das Pferd in der höheren Position mit der weiter nach vorne statt nach hinten herausschwingenden Hinterhand, so fängt es an, den Rücken zu dehnen. Durch die weiter nach vorne schwingende Hinterhand muß es die jeweilige Beckenseite mehr beugen, das Knie mehr anheben und dadurch kommt es zu einer Streckung des jeweiligen Rückenmuskels, der Kruppen- und rückwärtigen Beinmuskulatur.
Auffällig ist auch, das sehr viele Pferde in dem Moment, in denen man ihnen gestattet, mit einer höheren Kopf-Hals-Position beispielsweise vom Trab zum Halten durchzuparieren, von selbst beginnen, beide Hinterfüße gleichmäßig unter den Körper zu stellen und die Hanken zu beugen. Das berühmte Nachtreiben, damit die Hinterhand beikommt, erübrigt sich dann.
Zu dieser Dehnung der Mittel- und Hinterhand kommt dann die Dehnung der Vorhand. Im Ergebnis habe ich dann ein Pferd, das nun in einer anderen Gleichgewichtshaltung sich dehnt.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:27
von Gast
Steffen hat geschrieben:
Geht mir seit Jahren genau so. Ich hatte immer den Eindruck, dass PK nur durch große Reden und Pseudowissenschaftliche Argumente schönklingende Theorien entwickelt, die diejenigen Reiter ansprechen, die zwar eine Vorstellung haben, wie Reiten aussehen soll, aber nicht damit klar kommen, dass dieses Idealbild eben äußerst schwer zu realisieren ist. In der PK-Lehre wurde Ihnen erklärt, dass dies eigentlich nur an der furchtbar schlechten FN-Ausbildung liegt und man nur der Leichtigkeit des Systems PK folgen muss - verbunden mit den dazu gehörenden Kursen - und schon geht alles ganz einfach.
Nur das PK es viel komplizierter und vor allem die Ausbildund des Pferdes fehleranfälliger macht. Das ist das was sich mir aus den ganzen wilden und umständlichen Erklärungen ergibt.
1. "Erzwungene" Ruhe in der Bewegung, vor allem im Schritt, kann bei einigen Pferden sehr positiv wirken, wobei ich auch eingestehe, dass es sicher andere Pferde gibt, bei denen das kontraproduktiv ist. Ein extrem im Tempo zurück genommener Schritt wird z.B. in dem Reitstall, in dem ich in Berlin stehe, von sehr guten Reitern im Training oft angewendet, um die Pferde zu konzentrieren, was dann zu weniger Ablenkung und damit zu einer größeren Durchlässigkeit führt.
Das kann ich noch irgendwo nachvollziehen, wenn das Pferd es zulässt und dabei nicht Spannung aufbaut. Ich kenne dies in Kombination mit Seitengängen auf dem Zirkel, aber erst nachdem das Pferd eine gewisse Lösung erreicht hat. Die Seitengänge werden zwar auch langsam, aber immer bestimmt vorwärts geritten. Sie konzentrieren das Pferd und wirken über die Hinterhand, den Rücken, das Genick. Das Pferd konzentriert sich auf die Arbeit, macht den Rücken und Widerrist auf und fängt an zu kauen.
2. Durch die nach Aufwärts gerichtete Aufmunterung der Hand hebt das Pferd kurzzeitig den Hals und damit die Brust, was in der Tat dazu führt, dass es dem Pferd leichter fällt, die dann natürlich unbedingt erforderlich einsetzende treibende Hilfe umzusetzen, dann folgt auch unmittelbar die von morimur beschriebene Dehnung, nun allerdings bei deutlich besser untertretender Hinterhand. Bei den meisten PK-Schülern fehlt leider das alles entscheidende Nachtreiben in dem Moment, so dass die HH eben nicht nachkommt, die Dehnungshaltung eben nicht folgt und das Pferd sich statt dessen im Rücken fest hält. Ist nicht so ganz einfach, kann aber wirklich "Wunder" bewirken, zumindest bei manchen Problemen. Ich habe es über 15 Jahre immer verteufelt, aber muss zugeben, dass es - richtig ausgeführt - wirklich einen überraschend positiven Effekt habe, den ich mit einem immer nur abwärts gerichteten Arbeiten nicht erzielen kann.
Jetzt komme ich langsam drauf. Diese Art der Lektion, eigentlich nur verwendet für Korrekturpferde die nie gelernt haben sich lösen und dehnen zu können, habe ich auch gelernt. Allerdings: Im Trab und mit tiefer Hand. Begründung: Schritt ist auf Grund der Tatsache das es eine schwunglose Gangart ist die schwierigste Gangart überhaupt um sie korrekt zu reiten und die tiefe Hand kann auch eine vermehrte Aufrichtung bei gleichzeitigem Nachtreiben erreichen. Sind und Zweck soll sein das Pferd im Trab mehr in die Hand zu treiben, dadurch mehr Aufrichtung zu erreichen, es also aktiv und mehr arbeiten zu lassen. Dadurch habe ich natürlich weniger Raumgriff und es entsteht auch etwas mehr Spannung. Nun lässt man immer wieder in kleinen Repriesen die Zügel etwas aus, sprich das Pferd sich dehnen. Am Anfang weniger, mit der Zeit immer mehr. Das Pferd lernt hier sich beim dehnen zu entspannen bis hin zu dem Punkt, wo es sich VA dehnen kann. Und wie gesagt, alles im Trab. Das funktioniert auch ausgesessen wunderbar und die Pferde lernen da zu bleiben und sich zu lösen. Fängt es wieder an zu rennen oder sich zu entziehen, nimmt man die Zügel wieder mehr auf, treibt entsprechend nach. Immer getreu dem Grundsatz was die Hand auffängt, muss auch nachgetrieben werden.
Für mich klingt der Ansatz ähnlich, nur das ich bei der Übung wie ich sie gelernt habe und verwende keine weggedrückten Rücken oder nachschleifenden Hinterhände produzieren, sondern das Pferd in jeder Situation immer an den Hilfen ist. Setzt natürlich einen entsprechenden Sitz und eine entsprechende Einwirkung voraus.

Steffen, danke für Deine Erklärung, dies hat mich weiter gebracht und verstanden worauf PK da (vermutlich) hinaus will. Es ist also eigentlich nichts Neues, nur komplizierter und schwieriger gemacht, als es sein müsste und deshalb kann es auch kaum jemand umsetzen.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:28
von Steffen
Thomas hat geschrieben:.... oder ist es noch "irgendwie" anders?
Ich denke PK hat im Laufe seiner reiterlichen Tätigkeit hier und da einige sehr interessante Feststellungen gemacht. Bis dahin ist alles noch gut...

Aber dann ist er irgendwie auf den Trichter gekommen, dass diese 2-3 Feststellungen ausreichen, um ein Pferd (besser) auszubilden. Er muss wohl irgendwie zu dem Schluss gekommen sein, dass ihm diese 2-3 Ideen eine Genialität und einen Status verliehen haben, dass er es gar nicht nötig hat, sich noch mit solchen Banalitäten wie dem Ergebnis seiner Reiterei insgesamt auseinander zu setzen. Er ist so fixiert auf seine kleinen (und durchaus guten) Ideen, dass er darüber ALLES ANDERE, was zum Reiten eben genau so notwendig ist ausblendet und jeden, der seine kleinen Ideen nicht umsetzt als irregführten Idioten sieht. SO kann es aber natürlich nicht funktionieren...

Aber das ist nur meine kleine Theorie, die auch nicht so ganz schlüssig ist. :wink: Wissens wird's man wohl nie. Am Ende hat er aus meiner Sicht die Reiterei weder revolutioniert noch hatte er mit seinem Feldzug gegen die SdA auch nur im Ansatz Erfolg. ABER es bleiben die kleinen Ideen, die ich für sehr interessant halte und die - in bestimmten Situationen - von großer Hilfe sein können.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:42
von Gast
morimur hat geschrieben:Durch die nach Aufwärts gerichtete Aufmunterung der Hand hebt das Pferd kurzzeitig den Hals und damit die Brust, was in der Tat dazu führt, dass es dem Pferd leichter fällt, die dann natürlich unbedingt erforderlich einsetzende treibende Hilfe umzusetzen, dann folgt auch unmittelbar die von morimur beschriebene Dehnung, nun allerdings bei deutlich besser untertretender Hinterhand.
Schaffe ich aber genauso, wenn die treibenden Hilfen über den verhaltenden Hilfen stehen, sprich ich treibe das Pferd mehr an die Hand, die dies dann auffängt, dadurch bekomme ich mehr Aufrichtung. Vor allem eine natürliche Aufrichtung. Dies muss ich nicht künstlich mit der Hand erzeugen.
Genau das ist der funktionelle Zusammenhang. Das Anheben der Kopf-Hals-Basis führt dazu, daß die Körperachse des Pferdes vergleichbar einem Waagbalken sich vorne anhebt und gleichzeitig hinten senkt. Dies macht es dem Pferd leichter, nun die Hinterbeine nach vorne unter den Rumpf schwingen zu lassen anstatt nach hinten heraus. Für das Pferd ist diese Bewegung im Prinzip sehr leicht verständlich, denn es führt diese Bewegung in seinem Alltag (ohne Reiter) ständig von alleine aus z.B. wenn es vor einem Zaun abbremst.
Das ist klar und hier reden wir dann über mehr Aufrichtung und Versammlung. Nur das es mit der Hand vorne erst erzeugt wird, als von hinten und erst dann die Hand die Zügel verkürzt.
Wenn man dem Pferd die Hals-Basis anhebt, dann ist unbedingt darauf zu achten, daß der Vorwärtsfluß trotz des nunmehr reduzierten Tempos erhalten bleibt. Dies geschieht über den Sitz und den unterstützenden Schenkel. Habe ich nun das Pferd in der höheren Position mit der weiter nach vorne statt nach hinten herausschwingenden Hinterhand, so fängt es an, den Rücken zu dehnen.
Alles die Beschreibung von Versammlung. Der Rücken wird dann natürlich mehr aufgewölbt (sollte so auch sein), wenn die Hinterhand richtig arbeitet und somit das Nacken- und Rückenband bis zur Hinterhand in Aktion tritt. Und dies dehnt auch natürlich auch in einer gewissen Weise, aber nicht so wie ein VA und muss nicht unbedingt lösend wirken können.
Auffällig ist auch, das sehr viele Pferde in dem Moment, in denen man ihnen gestattet, mit einer höheren Kopf-Hals-Position beispielsweise vom Trab zum Halten durchzuparieren, von selbst beginnen, beide Hinterfüße gleichmäßig unter den Körper zu stellen und die Hanken zu beugen. Das berühmte Nachtreiben, damit die Hinterhand beikommt, erübrigt sich dann.
Ist es wirklich ein "gestatten"? Für das Pferd ist dies anstrengend und Kraft aufwendig. Es wird also nicht von Anfang an so laufen wollen und können. Versammlung ist dem was ich gelernt und verstehen kann demnach ein Prozess, der langsam erarbeitet und somit auch erst mit der Zeit mehr Aufrichtung kommt.
Sicher kann man die kurzzeitig auch mehr fordern, für kleine Reprisen, aber dann zur Korrektur wie schon von mir beschrieben, um da heraus die Dehnungshaltung sowie VA und somit die Lösung des Pferdes zu erarbeiten, wenn es dies in seiner Grundausbildung nie richtig (oder garnicht) gelernt hat.
Zu dieser Dehnung der Mittel- und Hinterhand kommt dann die Dehnung der Vorhand. Im Ergebnis habe ich dann ein Pferd, das nun in einer anderen Gleichgewichtshaltung sich dehnt.
Richtige Dehnung erhalte ich doch erst, wenn ich das Pferd sich auch rausdehnen lasse (Zügel verlängern), oder meinst Du das eigentlich und hast es nur nicht beschrieben?

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:45
von ottilie
Gast hat geschrieben:Fängt es wieder an zu rennen oder sich zu entziehen, nimmt man die Zügel wieder mehr auf, treibt entsprechend nach
Um dem Pferd das bequeme 5. Stützbein zu bieten?

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:49
von Gast
P.K. Brief hat Folgendes geschrieben:
Ich bin vor allem ECUYER (ein Wort ohne direkte Entsprechung im Deutschen). Die gängige Definition dafür lautet: Ein ECUYER ist jemand, der aufgrund einer langjährigen Praxis der Reiterei in allen Sparten, einer umfassenden Reitkultur und eines umfangreichen Fachwissens über das Pferd (hier steckt der Hippologe) Pferde und gute Reiter ausbildet.
Ich hatte die Ehre, diesen Titel vor 25 Jahren verliehen zu bekommen, nach 20 Jahren reiterlicher Praxis. Es liegt mir sehr daran, ihn respektiert zu wissen, wie es sich gebührt.
Sowas zu schreiben spricht für mich von Arroganz pur und ist eines selbsternannten Reitmeisters nicht würdig. Die wahren Reitmeister haben immer in Bescheidenheit gelebt und dienten dem Pferde und der Reitkunst an sich. Neindorff war hier das beste Beispiel. Er hatte es nie nötig grosse Reden zu schwingen oder Ausreden zu finden wie das das Pferd Schuld wäre (kein Talent etc., was PK gerne verwendet). PK sah sich ja (bevor er beschlossen hat wichtig zu werden und ins Land rauszog) als Nachfolger von Neindorff, hoffte mal statt ihm im Institut anzutreten. Neindorffs Meinung zu Samur und PK war aber eindeutig, PK war mal in Karlsruhe wo er noch beim Cadre Noir war.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:52
von ottilie
Gast hat geschrieben:wenn die treibenden Hilfen über den verhaltenden Hilfen stehen, sprich ich treibe das Pferd mehr an die Hand, die dies dann auffängt, dadurch bekomme ich mehr Aufrichtung. Vor allem eine natürliche Aufrichtung. Dies muss ich nicht künstlich mit der Hand erzeugen.
Sorry, aber wenn Du das Pferd gegen die Hand laufen lässt - und nichts anderes ist es, wenn Du treibst und vorne gegenhälst - dann ist die "Aufrichtung" schlußendlich auch von der Hand künstlich erzwungen. Da beißt die Maus ja wohl keinen Faden ab.
Die Frage ist dann nur noch - wer versteht was unter Aufrichtung? Da kommen wir nämlich schnurstracks zum nächsten interessanten Gesichtspunkt.
Bei der von Dir, Gast, beschriebenen Weise kann es meiner Meinung nach ganz leicht passieren, daß die Pferde im Hals falsch abknicken, um dem Druck zu entgehen. Wieso sollten sie sich aus sich selbst heraus aufrichten, wenn das Abknicken am 2./3. Halswirbel viel leichter ist? Und meist wird doch ein leichter Weg versucht, um sich durchzuschummeln. Ich hab ja nie behauptet, daß die Aufrichtung ein Spaziergang für die Pferde ist, im Gegenteil. Wenn ich jedoch die Hand aktiv (mit Aufwärtsimpuls) mitverwende und darauf achte, daß sich wirklich der Hals hebt mitsamt Widerrist, dann erst habe ich in meinen Augen Aufrichtung. Aber das hatte ich schon mal irgendwo geschrieben - für mich laufen die meisten Pferde eben nicht in Aufrichtung, da der Widerrist nicht angehoben ist.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:54
von Gast
ottilie hat geschrieben:
Gast hat geschrieben:Fängt es wieder an zu rennen oder sich zu entziehen, nimmt man die Zügel wieder mehr auf, treibt entsprechend nach
Um dem Pferd das bequeme 5. Stützbein zu bieten?
Was es ja abzustellen gilt. Wir reden hier rein von Korrektur, nicht von dem von der Koppel kommenden Pferd, welches von Anfang an korrekt ausgebildet wurde.
Ich habe bisher auch noch kein Pferd erlebt welches es als "bequem" ansieht, wenn man ihm im Maul hängt. Auch meine ich mit dieser Aussage nicht tonnenschwer die Zügel aufzunehmen, sondern leicht mehr, sozusagen etwas mehr im Pfötchen zu halten, was aber auch nachgetrieben wird.
Die Frage ist, was ist Deiner Meinung nach dann mehr 5. Stützbein, ein mit der Hand hochgefummelter Hals (was auch gehalten werden muss) oder ein vermehrtes nachtreiben und annehmen mit normaler tiefer Hand?

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:55
von ottilie
Ich nehm den mit der Hand hochgefummelten Hals. Den muß das Pferd nämlich selber tragen, weil ich die Hände schon wieder unten hab, bis das Pferd oben angekommen ist :wink:

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:57
von Medusa888
ottilie hat geschrieben:
Gast hat geschrieben:Fängt es wieder an zu rennen oder sich zu entziehen, nimmt man die Zügel wieder mehr auf, treibt entsprechend nach
Um dem Pferd das bequeme 5. Stützbein zu bieten?
Ein Pferd welches sich vertrauensvoll an die Reiterhand anlehnt stützt sich noch lange nicht auf dem 5. Stützbein ab. Und es ist ein gutes Gefühl, wenn ein Pferd diese Anlehnung sucht und auch findet.
Siehe auch "Vollendete Reitkunst" von Udo Bürger.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 11:58
von ottilie
@Medusa - wenn ein Pferd rennt oder sich gar versucht zu entziehen und der Reiter nimmt die Zügel vermehrt an, wird es sich kaum in der Lage befinden, sich vertrauensvoll an die Reiterhand zu dehen. In meinen Augen widerspricht sich das.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 12:01
von Gast
ottilie hat geschrieben:
Gast hat geschrieben:wenn die treibenden Hilfen über den verhaltenden Hilfen stehen, sprich ich treibe das Pferd mehr an die Hand, die dies dann auffängt, dadurch bekomme ich mehr Aufrichtung. Vor allem eine natürliche Aufrichtung. Dies muss ich nicht künstlich mit der Hand erzeugen.
Sorry, aber wenn Du das Pferd gegen die Hand laufen lässt - und nichts anderes ist es, wenn Du treibst und vorne gegenhälst - dann ist die "Aufrichtung" schlußendlich auch von der Hand künstlich erzwungen. Da beißt die Maus ja wohl keinen Faden ab.
Die Frage ist dann nur noch - wer versteht was unter Aufrichtung? Da kommen wir nämlich schnurstracks zum nächsten interessanten Gesichtspunkt.
Bei der von Dir, Gast, beschriebenen Weise kann es meiner Meinung nach ganz leicht passieren, daß die Pferde im Hals falsch abknicken, um dem Druck zu entgehen. Wieso sollten sie sich aus sich selbst heraus aufrichten, wenn das Abknicken am 2./3. Halswirbel viel leichter ist? Und meist wird doch ein leichter Weg versucht, um sich durchzuschummeln. Ich hab ja nie behauptet, daß die Aufrichtung ein Spaziergang für die Pferde ist, im Gegenteil. Wenn ich jedoch die Hand aktiv (mit Aufwärtsimpuls) mitverwende und darauf achte, daß sich wirklich der Hals hebt mitsamt Widerrist, dann erst habe ich in meinen Augen Aufrichtung. Aber das hatte ich schon mal irgendwo geschrieben - für mich laufen die meisten Pferde eben nicht in Aufrichtung, da der Widerrist nicht angehoben ist.
Da sind wir aber dann beim nächsten Punkt: Wenn es passiert das das Pferd einen falschen Knick bekommt, dann ist es kräftemässig noch überhaupt nicht soweit und meine Hand hält viel zu viel fest. Also gehen wir wieder (mindestens) einen Schritt zurück in der Arbeit.
Wenn ich mit der Hand eine Aufrichtung mit Aufwärtsimpulsen und hoher Hand "hinfummel", dann funktioniert doch das durchgängige biomechanische Gebilde des Pferdes nicht mehr. Hier kaschiert man doch dann nur, dass das Pferd noch nicht soweit ist, weil ich dadurch zwar keinen falschen Knick, aber einen nicht schwingenden Rücken bekomme.

Bei der klassischen steinbrechtschen Lehre öffnen sich Rücken und Wiederrist auch, aber in Ruhe und Stück für Stück.

Und eines ist natürlich auch klar und gewiss: Bei Korrekturpferden wird es in der Korrekturphase bei keiner Reitweise schön aussehen, da die Pferde ja erst lernen müssen die falschen Verhaltensmuster abzustellen. Die Frage ist nur das wie und mit welchem Ansatz schade ich ihm am meisten und beim gut ausgebildeten Pferd ist dann die Frage, mit welchem Ansatz habe ich mit möglichst wenig Aufwand und immer von hinten nach vorne gedacht sowie geritten das realistischte und gesunderhaltendenste Ergebniss bekommen.

Verfasst: Di, 20. Apr 2010 12:03
von Medusa888
ottilie hat geschrieben:@Medusa - wenn ein Pferd rennt oder sich gar versucht zu entziehen und der Reiter nimmt die Zügel vermehrt an, wird es sich kaum in der Lage befinden, sich vertrauensvoll an die Reiterhand zu dehen. In meinen Augen widerspricht sich das.
Die FN spricht dann von "annehmenden" und "nachgebenden" Paraden.

Korrekterweise sollte es jedoch "nachgebend" und "annehmend" heißen. Man sollte vor jeder Parade leichter werden in der Hand und auch danach.