Ausgebunden longieren???

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Ich habe die Diskussion mitverfolgt und fand sie ebenfalls sehr anregend. Hilfreich wohl auch, aber eher in Richtung Zukunft, da ich in manchen Bereichen eigentlich unsicherer geworden bin (es gibt halt auch sehr viele Wege und man muss erst mal probieren, welche Strecken zu einem selbst und zum Pferd passen).

Ich bin ja auch eher "gegen" Hilfszügel, auch weil man fast nur unsachgemäße Benutzung sieht oder Benutzung wo er zwar nicht stört aber auch keinen Nutzen zu scheinen hat. Außerdem kenne ich mich da auch einfach zu wenig aus, ich habe das Longieren ja auch nie richtig gelernt.
Andererseits denke ich, dass manchmal HZ vielleicht doch helfen können, eigene Mängel auszugleichen, und um dadurch das Pferd aktiver treten zu lassen. Andererseits hat Jen auch in vielem recht und man sollte dann doch erst an sich arbeiten und wieder ein paar Schritte zurück gehen.

Ich habe jedenfalls versucht heute ein paar Gedanken mitzunehmen (habe mit Kind im Ergo "longiert"), auch aus dem "Wie sage ich es meinem Pferd-Thread" (Solinski) und habe die ersten 20min an der sehr kurzen Longe gearbeitet um besser mit dem Körper einzuwirken, um klarere Signale auf den Kappzaum zu geben und mit der Peitsche gezielter zu touchieren. So lief Junito aufmerksam, ließ sich immer wieder nachgebend stellen und hat dann und wann begonnen sich zu biegen (die HH war allerdings noch etwas vernachlässigt). Am Ende habe ich noch Schritt und Trab an der langen Leine verlangt, war okay, aber ich habe auch den Unterschied zu davor gemerkt und gemerkt, dass ich eigentlich öfter Zeit nehmen sollte, an der kurzen Leine zu üben, also an der Basis, wie Jen schon sagt.

Kind meldet sich!
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Jetzt muss ich doch nochmal nachhaken:

Wie sieht das bei Euch aus, wenn Ihr "mit der sehr kurzen Longe" arbeitet? Geht das Pferd auf einem sehr kleinen Radius (eher Richtung Volte) oder bewegt sich der Longenführer raus zum Pferd und läuft selbst auf einer Kreisbahn näher am Pferd, d.h. das Pferd bleibt auf der Zirkellinie?

Den sehr kleinen Radius nutze ich nur ganz kurz mal z.B. zur Versammlung im Trab, allerhöchsten 2-3 Runden. Länger hätte ich Angst wegen der Belastung und vermutlich wird kaum ein Pferd die Biegung halten können (da hilft dann auch kein HZ).

Auf einem größeren Kreis selbst mitzulaufen finde ich sehr vorteilhaft, da man gut die Position zum Pferd ändern kann, also z.B. treibend oder verhaltend einwirken kann. Das ist ein Aspekt, den wir noch gar nicht in der Diskussion hatten. Stures "in der Mitte stehen" ist m. E. ziemlich sinnlos.

Ich benutze übrigens seit einiger Zeit nur noch eine Bogenpeitsche/Handarbeitsgerte mit ganz kurzem Schlag zum Longieren, da ich die Peitsche praktisch nur als optisches Signal einsetze. Für Halbe Tritte kann mit dieser Handarbeitsgerte gezielt touchiert werden.

LG Lisa

P.s. ich finde diesen Thread sehr informativ und vorbildlich diskutiert, danke an die vielen Beteiligten.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Mondkind
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Beitrag von Mondkind »

Jen hat geschrieben:...

Ich bevorzuge einen Weg, wo ich mehrere Hilfen habe, welche dem Pferd signalisieren, was es tun soll und das RESULTAT dieser Kombination ist, dass das Pferd v/a geht. ...

Und hier reicht es nun mal nicht, nur über die Hand eine Kopfhaltung erreichen zu wollen, der Fokus auf den Kopf-Hals ist m.E. nur von geringem Erfolg. Man muss das GANZE Pferd anschauen. Schwingt das hinterbein vor, nimmt das Pferd die treibende Hilfe an, ohne davonzustürmen und ohne zäh darauf zu reagieren? Nimmt das Pferd die biegende Hilfe der Peitsche als Schenkelersatz an und gibt im Bauch nach aussen nach? nimmt das Pferd die Peitsche an der Schulter an, ohne draufzuliegen oder nach aussen zu kippen? Lässt sich das Pferd an der Longe führen, so dass es die Linie annimmt, welche ich ihm vorgebe ohne über die äussere Schulter zu drücken? Nimmt das Pferd die stellende Einwirkung am Kappzaum an, ohne im Hals abzuknicken? etc etc etc.

...
Es ist ein Trugschluss zu meinen, wenn man den Hals in eine bestimmte Form bringt, dass dann alle Probleme damit gelöst sind (überspitzt gesagt). Das ist ein von vorne nach hinten arbeiten. Wird nicht genau das beim Reiten immer wieder kritisiert...? Ich verstehe nicht, warum man das beim Longieren plötzlich ganz anders sieht...
Jen,
Dein Beitrag drückt genau das aus, was mir auch die Tage durch den Kopf ging. Deine Erklärungen sind wirklich super!
Bei vielen Pferden, die mit HZ longiert werden, habe ich beobachtet, dass sie sich eben NICHT biegen und auf die innere Schulter fallen. Manche hängen wirklich einfach in den Seilen. Das ist genau das, was ich nicht will.
Mondkind
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Beitrag von Mondkind »

@Tossi:
Wenn ich an der kurzen Longe arbeite, laufe ich auf einem grösseren Kreis mit dem Pferd mit. So kann ich am besten einwirken. Auf sehr kleinen Kreisen arbeite ich (momentan) aus den von Dir genannten Gründen nicht.

Mit dem in der Mitte stehen komme ich persönlich nicht zurecht, ich hab den Eindruck es hindert das Pferd mehr, als es hilft. Einige belehren mich immer, ich soll doch nicht mitlaufen weil das Pferd sich sonst nicht biegt. Da sehe ich irgendwie keinen Zusammenhang??? Wenn ich das Pferd zum biegen "animieren" will/muss, benutze ich die Gerte in der Schenkellage???
Mondkind
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Beitrag von Mondkind »

Jen hat geschrieben:...

Ich bevorzuge einen Weg, wo ich mehrere Hilfen habe, welche dem Pferd signalisieren, was es tun soll und das RESULTAT dieser Kombination ist, dass das Pferd v/a geht. ...

Und hier reicht es nun mal nicht, nur über die Hand eine Kopfhaltung erreichen zu wollen, der Fokus auf den Kopf-Hals ist m.E. nur von geringem Erfolg. Man muss das GANZE Pferd anschauen. Schwingt das hinterbein vor, nimmt das Pferd die treibende Hilfe an, ohne davonzustürmen und ohne zäh darauf zu reagieren? Nimmt das Pferd die biegende Hilfe der Peitsche als Schenkelersatz an und gibt im Bauch nach aussen nach? nimmt das Pferd die Peitsche an der Schulter an, ohne draufzuliegen oder nach aussen zu kippen? Lässt sich das Pferd an der Longe führen, so dass es die Linie annimmt, welche ich ihm vorgebe ohne über die äussere Schulter zu drücken? Nimmt das Pferd die stellende Einwirkung am Kappzaum an, ohne im Hals abzuknicken? etc etc etc.

...
Es ist ein Trugschluss zu meinen, wenn man den Hals in eine bestimmte Form bringt, dass dann alle Probleme damit gelöst sind (überspitzt gesagt). Das ist ein von vorne nach hinten arbeiten. Wird nicht genau das beim Reiten immer wieder kritisiert...? Ich verstehe nicht, warum man das beim Longieren plötzlich ganz anders sieht...
Jen,
Dein Beitrag drückt genau das aus, was mir auch die Tage durch den Kopf ging. Deine Erklärungen sind wirklich super!
Bei vielen Pferden, die mit HZ longiert werden, habe ich beobachtet, dass sie sich eben NICHT biegen und auf die innere Schulter fallen. Manche hängen wirklich einfach in den Seilen. Das ist genau das, was ich nicht will.
WILANO

Beitrag von WILANO »

ich kann Jen mit ihrer Erklärung absolut zustimmen.
So ist es doch sehr oft so, dass der äußere Schein trügt. Das merke ich vor Allem bei der Benutzung von Hilfszügeln. Hauptsache der Hals ist gebogen und der Kopf ist unten. Als würden die Pferde nur aus Hals/Kopf bestehen. Ich persönlich finde es sehr, sehr wichtig das Pferd als Ganzes zu sehen.
Deswegen longiere ich nur und ausschließlich Ohne Hilfszügel. Natürlich kostet dies mehr Geduld, schließlich muss das Pferd sich selbst tragen und ausbalancieren und das kann es nicht von jetzt auf gleich. Man muss sich am Anfang mit sehr wenig zufrieden geben und viel Geduld mitbringen.
Und eigentlich ist es doch auch logisch. Mit den Hilfszüglen hängen viele Pferde in einem Gerüst fest in dem sie sich nicht selber tragen. Erst ohne HZ in Verbindung mit einem Kappzaum/Knotenhalfter müssen sie ihre Balance finden und meiner Meinung nach wird nur so richtige Muskulatur aufgebaut.
LG
Phanja

Beitrag von Phanja »

@Wilano

Genau aus dem Grund, dass es ohne HZ häufig NICHT von Beginn an auch gut aussieht, greifen denke ich viele Menschen zum HZ.
Ich hatte andernorts schon einige Diskussionen und in diesem Zusammenhang kommt häufig das Argument, dass man schließlich nicht die falschen Muskeln trainieren will und quasi von Anfang an und sofort dem Pferd "die richtige Haltung" vermitteln will.
Grade bei schwierigen Pferden ist es aber eben so, dass sie erstmal ein bisschen Zeit brauchen, um zu lernen, sich auszubalancieren und sich damit selbst zu tragen. Und da hat man einfach nicht nach den ersten 10 Minuten ein locker V/A laufendes, rundes Pferd mit wunderbar aufgewölbten Rücken.
Ich denke schon, dass es relativ viele Leute gibt, die sich von diesem "das Pferd läuft sofort in der richtigen Haltung mit HZ" quasi blenden lassen (damit meine ich übrigens nicht zwingend hier im Forum ...).
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Stef
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Beitrag von Stef »

das hat mich jetzt alles so neugierig gemacht, daß ich es auch mal ohne HZ ausprobieren will :)

ganz früher habe ich mit Dreieckern longiert und seit einigen Jahren longiere ich ab und an mal mit weichen Stricken...wurde mir von einem Osteopath empfohlen...

man hängt die Stricke an die Gebissringe, lässt sie an die Brust, hinter den Achseln und hoch zum Widerrist laufen!

ich arbeite Balu manchmal mit Langzügeln und es scheint ihm Spaß zu machen!

was würdet ihr da empfehlen?
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Phanja

Beitrag von Phanja »

man hängt die Stricke an die Gebissringe, lässt sie an die Brust, hinter den Achseln und hoch zum Widerrist laufen!
Das führt in den meisten Fällen leider dazu, dass das Pferd sich selbst riegelt. Überleg mal - wenn die Seile hinterm Ellbogen durchlaufen wird das Pferd beim zurückschieben des Vorderbeins sich zwangsläufig auf dieser Seite im Maul einen Ruck verschaffen ... :shock:
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Stef
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Beitrag von Stef »

kann ich so nicht bestätigen, zumindest bei uns nicht!

wenn man sie lang genug einstellt und das Pferd dann in Dehnungshaltung läuft, passiert da nicht viel, solange das Pferd nicht den Kopf hoch reißt!

bin von HZ's halt auch nicht so ein Freund, aber wie bereits oben erwähnt, denken die meisten Leute, daß es einfacher ist und ich persönlich hab's auch nicht anders gelernt :oops:

deswegen würde mich ja interessieren was ihr so empfehlen würdet!
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Stef
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Beitrag von Stef »

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Beitrag von Stef »

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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

@Tossi:

An der kurzen Leine bedeutet, dass ich sozusagen raus gehe, sei es auf den Zirkel oder ganze Bahn (ich longiere ja auch viel mit Bahnfiguren). Kleine Kreise mag ich auch nicht wegen der Belastung, wenn dann kurzfristig oder mal eine Volte.
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Stef hat geschrieben:oder das hier?

http://www.youtube.com/watch?v=2JqtQFK9 ... re=related
schau mal hier
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=4431
babette ist auch hier im forum...sie hat sich doch sogar auf den ersten seiten des threads zum thema geäußert.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Stef
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Beitrag von Stef »

ja, das ist ja die von dem Video was ich eingestellt habe :)

ich will auch so was können...oder Doppellonge?

was ist jetzt eigentlich besser?
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