Ausgebunden longieren???

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WILANO

Beitrag von WILANO »

soweit ich mich erinnern kann, hat JEN auch schonmal einen Thread zum Thema: Longenarbeit am Kappzaum gestartet... dieser war sehr informativ.
padruga
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Beitrag von padruga »

Ich finde das Thema Longieren mit Kappzaum und ohne Ausbinder ist hier im Forum schon in mehreren Themen gut und ausführlich besprochen worden, ich denke das braucht es hier nicht auch noch mal so ausgiebig. Interessant finde ich persönlich nur die Frage die irgendwo- glaube ich- hier auch mal gestellt wurde, nämlich wer zuerst aus Überzeugung ohne Ausbinder longiert hat und später doch wieder auf Ausbinder umgestiegen ist und warum.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Dann äußere ich mich mal als erste dazu:

Ich habe eine ganze Zeit mit voller Überzeugung ohne Ausbinder nur am Kappzaum longiert. Dies hat mit einem Pferd auch wundervoll funktioniert, mit dem Friesen aber nicht. Er war relativ lang krank und hatte sich eine Schonhaltung angewöhnt, die sehr schwer zu durchbrechen war/ist. Seitdem ich nun mit Dreieckern longiere habe ich einen entsprechenden Muskelaufbau, vor allem auch am Trapezmuskel mit dem ich die letzten Jahre erhebliche Probleme hatte.

Bezüglich dieses Themas ist mir noch eingefallen: ich mußte mal mit meinen Zwillingen Turnen nach Voijta machen. Übungen, in denen bestimmte äußerst unangenehme Haltungen über eine gewisse Zeit gehalten werden müssen. Es war für die Kinder und mich eine Quälerei - aber mit dem Ergebnis, daß die körperlichen Defizite ausgeglichen wurden. In Hinsicht auf das Durchbrechen von Schonhaltungen finde ich Dreiecker oder Ausbinder eine sehr freundliche Variante. Der Einsatz von HZ muß für mich nun auch nicht endlos sein, sondern ich werde immer wieder versuchen diese auch wegzulassen. Aber ich habe lieber ein gut gymnastiziertes Pferd mit HZ als ein Pferd ohne HZ, das die falschen Muskeln ausbildet.
Liebe Grüße, Sabine

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padruga
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Beitrag von padruga »

Hallo Sabine, danke, finde ich recht interessant. Hast du eine Idee warum dein Friese mit den Ausbindern sich besser entwickelt hat?
(Ja, Voita kenn ich... :brutal: eine ziemliche Quälerei oft. Der Vergleich ist aber nicht schlecht. Bei manchen Kindern sinnvoll/nötig, bei vielen reicht aber auch etwas "leichteres" und Motivations-erhaltenderes).
Ich glaube Ausbinder können bei manchen orthopädischen/anatomischen Schwierigkeiten/Abweichungen durchaus nützlich sein, ich habe aber keine Vorstellung davon bei welchen bzw. wo man da die Grenze zieht. (Daher mein Interesse). Von einigen Physiotherapeuten werden ja oft Ausbinder /3Eckszügel "verordnet", es ist mir da nicht klar, ob diejenigen es nicht "anders kennen/können" (sorry.. :oops: ) oder ob es "ohne" weniger Effekt/Sinn hat.
maurits

Beitrag von maurits »

ich möchte mich Josa da anschliessen, ich habe genau den selben Effekt bei einem meiner älteren Friesen erlebt, welcher durch diverse Probleme(er hatte sehr schlimme schmerzhafte Blockaden nach einer notfallmässigen Vollbremsung im Anhänger auf der Autobahn) sehr lange beeinträchtigt war, und auch generell ein Pferd ist, welches eine hohe Körperspannung hat und immer auf "halb acht" ist. Der lief immer sehr guckig mit hoher Halsung und weggedrücktem Rücken und wir haben da echt alles mögliche probiert, nachhaltig geholfen hat konsequente Arbeit an der Longe mit Dreieckern ausgebunden, gut zeigte er sich auch bei der Stangenarbeit. Selbst mit Dreieckern brauchte er anfangs lange sich zu entspannen und loszulassen, mittlerweile tut er das aber innerhalb der ersten Minuten und läuft dann wirklich schön gedehnt und entspannt, die Oberlinie hat sich deutlich verbessert und das Pferd wirkt im Gesamtbild viel "länger".

lg
maurits
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Beitrag von Klara »

Für die Galopparbeit nehme ich auch die Dreiecker. Vielleicht kann ich ja auch irgendwann die Dinger wieder weglassen, aber momentan ist es die bessere Variante.
LG
Maren
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@padruga: Pico ist ein Friese, der Zeit seines Lebens Probleme im Aufbau des Trapezmuskels hat und sich in der Arbeit lieber mit dem Kopf-Hals-Muskel trägt. Er ist von seiner Reaktion extrem träge, bspw. zupfe ich ihn am Kappzaum, um das Senken des Kopfes zu erreichen kann das länger dauern. Bei anderen Pferden, die ich arbeite, reicht es nach der ersten Erklärung ein zwei Zupfen, bei Pico kann es bis zu einigen Minuten dauern. Arbeite ich dann bei Pico auf die Entfernung bietet er mir eine Scheindehnungshaltung an, er trägt sich also weiter mit dem Kopf-Hals-Muskel bzw. fällt extrem schnell in dieses Muster zurück. Dieses Muster konnte ich durch die Dreiecker unterbrechen. Die DL ist ebenfalls eine gute Arbeitsmöglichkeit, aber an manchen Tagen geht es halt mit einfacher Longe und Dreieckern einfach einfacher. (Als Mutter von drei Kindern kann ich mich nicht hauptberuflich und nur mit den Pferden beschäftigen 8) )
Liebe Grüße, Sabine

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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Wir reden hier aber nur von der Halshaltung, oder? Das Problem der nicht vorhanden Biegung, reinfallen in den Zirkel, leichte/deutlichere Aussenstellung etc. sind auch mit Dreieckern (gehe davon aus das wenn das der gängigste HZ an der Longe ist) NICHT behoben. Dazu benötigt man immer noch den Einfluss des Longenführers, aber die HZ könnten dabei auch stören.

Was denken die HZ-Benutzer?

Ich sehe auch das das Pferd den Kopf runter nimmt, die Oberlinie mit Glück auch ansprechend dehnt, aber was ist mit der Kreislinie?

(Hoffe die Diskussion dreht sich hier nicht selbst im Kreis *gg*)

Ich seh das halt hier ebenso pragmatisch wie beim Reiten. Das Ausbinder einschnallen eben nicht gleich heißt, dass das Pferd über den Rücken geht, auch wenn das die halbe Reiterwelt glaubt und auch so (wenig erfolgreich) praktiziert. Und "locker" oder "den Hals fallen lassen" ist auch nur die halbe Miete, dass musste ich ja selbst erst lernen. Die korrekte Haltung ist nämlich sehr anspruchsvoll und anstrengend.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Am Ende steht der Longenführer in der Verantwortung sein Pferd an der Longe zu gymnastisieren oder es besser zu lassen. Da ich mich jahrelang mit Ausbindern mindererfolgreich "herum geschlagen" habe, befinde ich mich nun sozusagen auf Buddahs Weg es ohne Hz´s etwas besser hinzubekommen (bin aber noch lange nicht am Ziel). Aber das ist eben Einstellungssache.
Es grüßt Nadine

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Kosi: Nein, es ist nicht nur die Halshaltung, die wichtig ist!!! Wenn sich mein Pferd aber nur über den Kopf-Hals-Muskel trägt und sich bei der Aktivierung der Hinterhand eher durch Heben des Kopfes quittiert, dann hilft mir eine aktive Hinterhand nicht weiter. Ich arbeite mit unserem Schimmel am Kappzaum! Die Hilfzügel setze ich mit reiflicher Überlegung ein und habe hier auch das restliche Pferd im Auge bzw. kann mich vor allem auf das restliche Pferd konzentrieren. Der Einsatz von Hilfszügeln ist für mich nicht mit dem Abgeben meines Hirnes gleichzusetzen!
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Kosmonova »

Das war mir klar!! Dein Fall ist auch interessant, weil du aus Überzeugung beide "Methoden" gewählt hast. Aber wie löst du das Problem des Biegens? Einfach eine Frage. Ich kann es nämlich nicht.

Und was die HH angeht habe ich andere Erfahrung gemacht (habe aber auch keinen Friesen): Ist der Motor an, kommt der Kopf von alleine ran. Bzw. hat man mit dem Kappzaum ja auch eine Begrenzung.
Es grüßt Nadine

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Beitrag von Alix_ludivine »

Kosmonova hat geschrieben:Wir reden hier aber nur von der Halshaltung, oder? Das Problem der nicht vorhanden Biegung, reinfallen in den Zirkel, leichte/deutlichere Aussenstellung etc. sind auch mit Dreieckern (gehe davon aus das wenn das der gängigste HZ an der Longe ist) NICHT behoben. Dazu benötigt man immer noch den Einfluss des Longenführers, aber die HZ könnten dabei auch stören.

Was denken die HZ-Benutzer?
Vorweg: Es kann sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe und ich Dir eine Antwort gebe, die Null-Acht-Fuffzehn ist bzw. völlig "eh klar" :wink:

Biegung: Normalerweise schnallt man doch die HZ im leicht fortgeschrittenen Longieren eh so, dass das Pferd eine leichte Innenstellung hat. Dass das Pferd dann noch entsprechend in die Biegung geht, ist Aufgabe des Zweibeiners in der Mitte.

LG Alix
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Beitrag von Kosmonova »

Des war klar :lol: Aber Innenstellung ist ja noch keine Biegung :P Auch so ne "klare Aussage" :mrgreen:
Es grüßt Nadine

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Beitrag von Josatianma »

@Kosi: Wo siehst du Probleme mit der Biegung? Die Dreiecker sind so eingeschnallt, daß eine seitliche Biegung möglich ist. Da ich die Peitsche genauso einsetzen kann, als wenn ich nur am Kappzaum longiere, kann ich nach wie vor über das Touchieren die Biegung fordern. Nur weil ich HZ einschnalle heißt das auch wieder nicht, daß ich auf einem Fleck stehen bleibe und 12 m Longe zwischen mir und Pferd habe.
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Beitrag von ottilie »

@Kosi - die Biegung erarbeitest Du am besten auf kleinem Kreis, wo Du nah am Pferd bist und entsprechend Signale sowohl am Kappzaum/Trense und auch durch die Peitsche (Einsatzhöhe ca. Gurtlage) geben kannst. Wenn die Biegung dann wunschgemäß ausfällt, kannst Du den Kreis langsam vergrössern. Ist die Biegung "auf die Ferne" nicht mehr wirklich herzustellen, dann kannst Du den Kreis wieder verkleinern.
Mit Kappzaum funktioniert das super, mit HZ hab ich keine Erfahrung.
Es grüsst ottilie
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Beitrag von Kosmonova »

Ottilie, eben kann es nur am Kappzaum, deswegen die dumme Frage :wink:
Es grüßt Nadine

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