Verfasst: Mi, 10. Aug 2011 12:09
@Oliveira:
Nur mal auf die Schnelle, nach Inhaltsverzeichnis gefunden (kann gut sein, dass "zwischendrin" noch mehr Anmerkungen diesbzgl. stehen):
"Immer muß der Reiter dessen eingedenk sein, daß ein Treiben, Nehmen, Lockern und so fort das Reiten eines Dressurpferdes heißt. Treiben versammelt das Pferd durch kleinste Einwirkungen von Rücken und Gesäß. Nehmen durch Schließen der Finger aus einer unbeweglichen Hand heraus (...) und völlig nachgebend beim geringsten Nachgeben des Pferdes."
("Klassische Grundsätze der Kunst Pferde auszubilden", S. 161)
"Wenn der Reiter schicklich sitzt, ..., dann begleitet der gelockerte Rücken die Wellenbewegung des Pferderückens und vermittelt der Hand einen Grad an Unbeweglichkeit, die ihr wiederum gestattet, eine zartestmögliche Verbindung mit dem Pferdemaul zu gewährleisten.
...
Das Verhalten eines ausgebildeten Pferdes erlaubt die Anwendung der Halbspannung. In der Tat, ein möglichst fein gerittenes Pferd kann "am Gewicht der Zügel" LA GUÉrinière geführt werden.
Ich glaube, daß diese Auffassung von Leichtheit das Gütesiegel der höheren Reitkunst ist. Fern ist sie jenen Methoden, die unter dem Vorwand, gespannte Pferde zu haben, eine konstante Zügelspannung provozieren und unterhalten."
("Gedanken über die Reitkunst", S. 99)
Und vlt. das interessanteste Zitat:
"Die einen sagen: "Treiben Sie an die Hand und lassen Sie das Pferd nicht den Kontakt mit seinen Zügeln verlieren." Die anderen sagen: "Lockern Sie die Zügel, damit das Pferd sich daran gewöhnt, selbständig, fröhlich und leicht zu arbeiten."
Gewiß haben beide Aussagen etwas Wahres. Man muß wissen, wann es heißt, den Kontakt zu bewahren und wann, ihn zu lockern, was sich - je nachdem, welches Pferd man arbeitet - zu sehr verschiedenen Momenten empfiehlt..."
("Ratschläge eines alten Reiters an junge Reiter", S. 17)
Ich würde mich da ganz frech dem letzten Zitat anschließen wollen, denn das zeigt meiner Ansicht nach das Besondere an Oliveira: Er hatte zwar offensichtlich eine klare Vorstellung von einem ausgebildeten Pferd, nutzte aber, um dies zu erreichen, nicht nur das Werkzeug aus einer einzigen Schublade, sondern bediente sich aus einem ganzen Werkzeugschrank mit den unterschiedlichsten Schubladen.
Blöd ist, wenn wir als Freizeitreiter uns auf eine Sache versteifen, aber an ein Pferd geraten, dass nun aber gerade anders ausgebildet werden müsste.
Eine entscheidende Sache bleibt (auch wenn ihr es von horsmän schon nicht mehr hören könnt
) die Nachgiebigkeit im Unterkiefer. Ich will jetzt im Unterhals-Thread nicht noch mehr mit Zitaten um mich werfen, obwohl Oliveira natürlich auch einiges dazu schreibt, aber:
Hier liegt (nach meinem Verständnis, da mag es durchaus andere Sichtweisen geben) ein entscheidender Unterschied:
Die eher FN geprägten Reiter (es darf gerne eine passendere Beschreibung vorgeschlagen werden) sehen sie als Ergebnis einer aktiven HH mit der Gefahr, dass ihre Pferde eher dazu tendieren hinter die Senkrechte zu kommen (da sie das Nachgeben im Genick erlernen bevor das Nachgeben im UK folgt).
Meiner Meinung nach einer der Hauptgründe, warum man so oft zu enge Pferde in diesem Bereich sieht (ich rede jetzt nicht von extremen Formen wie Rollkur, sondern wirkl. einfach von einem hdS-Kommen).
Umgekehrt laufen diejenigen, die sich von Anfang an um die UK-Nachgiebigkeit bemühen natürlich Gefahr, das Pferd vorne so viel zu bearbeiten, dass sie die HH vergessen und somit natürlich auch nicht zu einem besseren Ergebnis kommen. Jede Vorgehensweise hat eben ihre Tücken, aber genau das wäre ein Ansatz von einander zu lernen.
Nur mal auf die Schnelle, nach Inhaltsverzeichnis gefunden (kann gut sein, dass "zwischendrin" noch mehr Anmerkungen diesbzgl. stehen):
"Immer muß der Reiter dessen eingedenk sein, daß ein Treiben, Nehmen, Lockern und so fort das Reiten eines Dressurpferdes heißt. Treiben versammelt das Pferd durch kleinste Einwirkungen von Rücken und Gesäß. Nehmen durch Schließen der Finger aus einer unbeweglichen Hand heraus (...) und völlig nachgebend beim geringsten Nachgeben des Pferdes."
("Klassische Grundsätze der Kunst Pferde auszubilden", S. 161)
"Wenn der Reiter schicklich sitzt, ..., dann begleitet der gelockerte Rücken die Wellenbewegung des Pferderückens und vermittelt der Hand einen Grad an Unbeweglichkeit, die ihr wiederum gestattet, eine zartestmögliche Verbindung mit dem Pferdemaul zu gewährleisten.
...
Das Verhalten eines ausgebildeten Pferdes erlaubt die Anwendung der Halbspannung. In der Tat, ein möglichst fein gerittenes Pferd kann "am Gewicht der Zügel" LA GUÉrinière geführt werden.
Ich glaube, daß diese Auffassung von Leichtheit das Gütesiegel der höheren Reitkunst ist. Fern ist sie jenen Methoden, die unter dem Vorwand, gespannte Pferde zu haben, eine konstante Zügelspannung provozieren und unterhalten."
("Gedanken über die Reitkunst", S. 99)
Und vlt. das interessanteste Zitat:
"Die einen sagen: "Treiben Sie an die Hand und lassen Sie das Pferd nicht den Kontakt mit seinen Zügeln verlieren." Die anderen sagen: "Lockern Sie die Zügel, damit das Pferd sich daran gewöhnt, selbständig, fröhlich und leicht zu arbeiten."
Gewiß haben beide Aussagen etwas Wahres. Man muß wissen, wann es heißt, den Kontakt zu bewahren und wann, ihn zu lockern, was sich - je nachdem, welches Pferd man arbeitet - zu sehr verschiedenen Momenten empfiehlt..."
("Ratschläge eines alten Reiters an junge Reiter", S. 17)
Ich würde mich da ganz frech dem letzten Zitat anschließen wollen, denn das zeigt meiner Ansicht nach das Besondere an Oliveira: Er hatte zwar offensichtlich eine klare Vorstellung von einem ausgebildeten Pferd, nutzte aber, um dies zu erreichen, nicht nur das Werkzeug aus einer einzigen Schublade, sondern bediente sich aus einem ganzen Werkzeugschrank mit den unterschiedlichsten Schubladen.
Blöd ist, wenn wir als Freizeitreiter uns auf eine Sache versteifen, aber an ein Pferd geraten, dass nun aber gerade anders ausgebildet werden müsste.
Eine entscheidende Sache bleibt (auch wenn ihr es von horsmän schon nicht mehr hören könnt

Hier liegt (nach meinem Verständnis, da mag es durchaus andere Sichtweisen geben) ein entscheidender Unterschied:
Die eher FN geprägten Reiter (es darf gerne eine passendere Beschreibung vorgeschlagen werden) sehen sie als Ergebnis einer aktiven HH mit der Gefahr, dass ihre Pferde eher dazu tendieren hinter die Senkrechte zu kommen (da sie das Nachgeben im Genick erlernen bevor das Nachgeben im UK folgt).
Meiner Meinung nach einer der Hauptgründe, warum man so oft zu enge Pferde in diesem Bereich sieht (ich rede jetzt nicht von extremen Formen wie Rollkur, sondern wirkl. einfach von einem hdS-Kommen).
Umgekehrt laufen diejenigen, die sich von Anfang an um die UK-Nachgiebigkeit bemühen natürlich Gefahr, das Pferd vorne so viel zu bearbeiten, dass sie die HH vergessen und somit natürlich auch nicht zu einem besseren Ergebnis kommen. Jede Vorgehensweise hat eben ihre Tücken, aber genau das wäre ein Ansatz von einander zu lernen.