Seite 3 von 11

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 12:59
von Abeja
@Thisbe: da hast du allerdings recht, darüber hab ich noch nie nachgedacht. Das ist wieder mal ein nachdenklich machender Beweis dafür, wieviel man einfach so übernimmt, weil man es so beigebracht bekommen hat oder einfach nicht selber überdenkt. Ich könnte ja jetzt Tiraden loslassen... :twisted: , hilft alles nix.

In Zukunft besser machen und weiter nach vorn schauen, und immer mal wieder sich selber auf die Finger schauen :wink: VLG

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 13:20
von Colloid
lescue hat geschrieben: Er erklärte, dass Reithafter, sowohl englisch als auch hannoversch, sozusagen Druck vom Gebiss weg nehmen und auf die Nase bzw. das Kinn übertragen (er hat das ja alles nachgemessen).

Ziehe ich also mit Kraft X am Zügel ohne Reithalfter, so wirkt auch dieselbe Kraft auf Laden/Zunge/Genick.

Bei Verwendung eines Reithalfters dagegen übertragen sich Teile dieser Kraft auf Nase/Kinn und somit wird die Kraft, die auf Lade/Zunge/Genick wirkt, weniger. Am deutlichsten ist dies beim hannoverscher Verschnallung ausgeprägt.
Und das halte ich für absolut unlogisch und physikalisch unmöglich. Wie soll etwas Druck von einem anderen Teil übernehmen, wenn diese überhaupt nicht verbunden sind? :?: Weder beim Englischen, noch beim hannoveranischen RH hat die Verschnallung irgendeine drucknehmende Funktion, die gäbe es nur, wenn man das Sperrhalfter (also den unteren Riemen, der normalerweise unter dem Gebiss verläuft) über das Gebiss schnallen würde, dann würde bei brutaler (!) Einwirkung des Reiters und bei aufgerissenem Maul, der Riemen das Gebiss "stützen". Dies tut aber niemand ;)
Einziger Sinn ist, wie von Wolke beschrieben, die Entlastung des UK/gelenks,bei Pferden, die dauerhaft zu heftig "angefasst" werden und dauerhaft sperren und sollte damit in der normalen Freizeitreiterei (und meiner Meinung nach generell) völlig überflüssig sein.
:roll:
LG
Colloid

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 14:12
von birdy
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Sperriemen od Halfter Kraft abnimmt.
Wenn das Pferd das Maul öffnet, auf Grund der Zügelhandhabung und stößt dann an einen Riemen ran- wo soll hier die Entlastung sein?

Die Riemen sind meist eh so zu geschnürt, dass sie ihren Sinn verlieren und locker geschnallte haben für mich auch keinen Sinn. Ein Pferd muss zeigen, wenn es Schmerzen hat und das hat dann nichts mit Unwilligkeit zu tun! Alles sollten diese Tiere auch nicht ertragen müssen.
Ich habe noch nie ein verspanntest oder ungklückliches Pferd gesehen, dass ohne Riemen und Co geritten wurde. Im Gegenteil! Man erkennt, dass keine Angst vorhanden ist, wenn man mit der Trense ankommt und das Pferd versteht auch, dass es kauen und atmen darf.

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 15:13
von kiki
Ich lese hier schon eine ganze Zeit mit und habe schon einen Knoten im Hirn um mir vorzustellen, wie der Sperriemen den Druck auf die Nase verteilen soll. :?: :?
Der Speriemen ist doch garnicht mit dem Gebiß verbunden.
Ich reite 4 zügelig mit Kappzaum, da sind die Zügel am Kappz. fest und man kann den Druck auf die Nase geben, wie soll das aber mit dem Sperriemen funktionieren, da er ja nicht mit dem Gebißring verbunden ist.
Insofern stimme ich also Collo und birdy zu.

@lescue kannst du nähere Argumente dieses Herren der das behauptet anführen? ( Ich sage damit nicht, daß du ihm zustimmst ) nur du hast ihn gehört, wie hat er das außer seinen Messungen die ja keiner belegen oder nachvollziehen kann begründet?

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 16:06
von Celine
Ich hab den Vortrag auch gehört.
Es wurde meiner Meinung nach so begründet, wie hier ja auch schon erläutert wurde: Wenn man starke Zügeleinwirkung hat, und das Pferd den Kiefer daraufhin (vor Schmerz?) öffnet, gibt der Nasenriemen eine Begrenzung vor, bis wohin der Kiefer sich öffnen kann. Und kann so gesehen zu einer Stütze werden. Ich bin aber auch zu der Ansicht gelangt, dass dieser Effekt bei leicht geöffnetem Kiefer nicht eintreten kann.

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:06
von kiki
Hat ja dann nichts direkt mit der Verteilung der Kraft vom Gebiß auf die Nase zu tun, sprich Entlastung des Gebisses.
Auch wenn das Pferd das Maul aufsperrt, kann man ja immer noch weiter ziehen, ohne das der Sperriemen das verhindern könnte.

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:21
von horsman
M.E. geht es tatsächlich um die indirekte Kraftübertragung:

Das Pferd sperrt das Maul auf (ev. aufgrund starken Zügekanzugs), gelangt irgendwann an den Punkt, wo es auf den Lederriemen des RH stößt und überträgt sich damit selbst eine zusätzliche Wirkung auf das Nasenbein + Kinngrube.

Ganz früher war das mal als Schutz gedacht, z.B. bei Rennpferden, denen man wohl auch schon mal den U-Kiefer brach wenn man das Maul zu weit aufgezogen hatte, bzw. bei einem Sturz oder Unfall irgendwas im Zügel hängen blieb.

Und dann gab es auch eine Verschnallungstechnik, wo der Nasenriemen direkt mit den Gebissringen verschnallt war, sodass der Zügelanzug sowohl auf Gebiss, als auch direkt auf das Nasenbein auswirkte.

Bei (sehr) fest verschnallten RH (egl. oder hannov.) gibt es auch noch den Aspekt zu beachten, dass sie aufgrund des spitz nach unten zulaufenden Pferdekopfes, einen Druck auf das Genick ausüben. Deshalb sieht man heute sehr oft fest verschnallte Reithalfter auf der einen Seite und Lammfell-Genick-Unterlage zur Schonung auf der anderen Seiten.
Einfach lockerer schnallen wäre billiger :D

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:26
von kiki
horsmän hat geschrieben:M.E. geht es tatsächlich um die indirekte Kraftübertragung:

Und dann gab es auch eine Verschnallungstechnik, wo der Nasenriemen direkt mit den Gebissringen verschnallt war, sodass der Zügelanzug sowohl auf Gebiss, als auch direkt auf das Nasenbein auswirkte.
´Das könnte ich dann noch verstehen. :wink:

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:26
von Colloid
horsmän hat geschrieben: Einfach lockerer schnallen wäre billiger :D
...und einfach ganz weglassen noch billiger ;)

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:29
von horsman
da hast du auch wieder Recht :D

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 17:43
von annette
Ich reite in der Regel ohne Reithalfter, weil das schneller geht. Warum komplex auftrensen, wenn man gar nicht weiss warum? Mein phlegmatisches Pony geht mit und ohne gleich langsam im Gelände, mein Renn-Hannoveraner, der sich häufig erschrickt, erschrickt sich mit und ohne auch gleich häufig. Ich habe das Reithalfter daher aus praktischen Gründen eingestellt beim Dressurreiten.
Für lange Wanderritte nehme ich unter die Trense wieder ein Halfter, aber eines, das ich dann ohne Trense auch als Anbindehalfter nehmen kann. Das hat dann wieder Sinn in meinen Augen. Diese Halfter sind aber sehr locker und schnüren kein Maul zu und sind auch nicht mit der Trense verbunden.
LG Annette

Verfasst: Di, 16. Okt 2007 20:02
von Junito
@ Annette: Das ist aber was anderes. Hier geht es ja um einen praktischen Aspekt. So ein Ding habe ich auch gehabt. Ist wirklich sehr praktisch unterwegs.

Aber der wirklich Sinn eines Reithalfters hat sich mir beim Dressurreiten bis heute nicht erschlossen. Im Schulbetrieb und auch bei meinen Reitbeteiligungen hatte ich da nicht viel Einfluß. Als ich mir dann aber mein eigenes Pferd zugelegt hatte, habe ich angefangen über Verschiedenes nachzudenken.

Dass Abeja da angefangen hat, nachzudenken, ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Auf jeden Fall werde ich da, so ich wieder zu einer Reitbeteiligung an einem anderen Pferd komme, versuchen, Einfluß zu nehmen.

Verfasst: Di, 23. Okt 2007 12:35
von cavalo lusitano
Ich sehe die Erklärung von Horsemän bzgl. Rennpferde ein, aber sonst habe ich keine Idee, wofür der sein soll, ausser das Maul zu verschnüren......

Vor allem ein doppelter Nasenriemen (also inkl. Sperrriemen). Ich bin früher selber so geritten, weil man es ja schliesslich so gerlent hat. Jetzt reite ich ohne mit Schenkeltrense und Olivenkopftrense und meine Pferde sind ohne wesentlich zufriedener und aktiv im Maul, was mir sehr wichtig ist.

Nur wenn ich mit Kandare reite, benutzte ich einen Nasenriemen, der locker verschnallt ist, so kann das Pferd aktiv im Maul bleiben.

Oft hört man das Argument "ich möchte verhindern, dass das Pferd die Zunge über die Trense legt". Das ist nur kurzfristig gedacht, schliesslich gibt es dafür einen Grund und den behebe ich mit einem Sperrriemen/ Nasenriemen nicht, aber das ist eine andere Geschichte......

Verfasst: Di, 23. Okt 2007 14:15
von Mela
Ich schäm mich ja fast ein wenig das zuzugeben, aber ich verwende einen englischen Nasenriemen, weil ich es einfach hübscher finde als ohne, er hat rein praktisch sowieso keinen Sinn, weil ich ihn so locker zumache :oops: .
Prinzipiell zu diesem Thema, denke ich auch, daß sich die wenigesten wirklich Gedanken machen, wozu das Ding eigentlich wirklich da ist. Mich kam mal ein Bekannte besuchen, als ich Merlin ganz kurz hatte und da war er ohne Nasenriemen gezäumt, sie war völlig verblüfft, dass man so überhaupt reiten kann.

Die schwedischen Flaschenzugnasenriemen sind für mich ein brutales Werkzeug, ich hatte mal eine Trainerin, die hat es strikt abgelehnt, jemanden der so ein Ding drauf hatte zu unterrichten.

Verfasst: Di, 23. Okt 2007 21:10
von Jeanny
Also, stellt Euch doch alle mal auf eine Treppe, so ca. 2-3 Stufe, beißt eure Zähne fest zusammen und springt ab!

Bei der Landung werdet ihr ein furchtbar unangenehmes Gefühl verspüren!

Dann probiert das ganze nochmal bei leicht geöffnetem Mund, bzw mit Luft zwischen den Zähnen aus...

Ihr werdet merken, dass das viel angenehmer ist und das auch der natürlichen Kieferhaltung entspricht.

Und jetzt übertragt das auf eure Pferde... :wink:

Ich reite seit jeher entweder ohne Reithalfter oder mit protugiesischen Trensen.
Die haben das RH nicht so hoch wie das englische und nicht so tief wie das englisch kombinierte oder hannoversche...
Und vorallem so locker, dass es keine Wirkung auf die Kiefer haben könnte.
Zumal ich dieses Kräfteverteildings-bums auch ziemlich fragwürdig finde...