Ich bin angespannt, mein 1. Kurs und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet und Anspannung schlägt mir auf den Magen.
Ich bin erst als 5. dran und habe genug Zeit Silver fertig zu machen und mich mit ihm schon mal in der Halle zu parken. Keine so gute Idee, der Herr findet das sehr langweilig und so habe ich einen Hafi an der Backe, der mich dauernd fragt, ob ich nicht doch einen Keks hätte.
Der Zuschauerbereich ist mit Dualgassen abgetrennt und als wir dran sind, ist Silver der Meinung ein sehr großes blaues neues (er kennt die Dinger schon von zuhause!) Huchmampf entdeckt zu haben und weigert sich standhaft darüber zu gehen. Nachdem ich erzählt habe, wer ich bin und was ich hier möchte ist Desmonds 1. Amtshandlung das Abwenden mit Nachgeben des Außenzügels einzuleiten. Erst läuft Silver noch etwas geradeaus, dann dehnt er die äußere Halsseite und wendet ab. Ich muss mir anhören, dass ich etwas arg vorsichtig bin
und soll Silver die hohe Kopfhaltung unangenehm machen, dann Hände vorgeben und sobald er sich dehnt antraben. Ein paar Mal schaffen wir so ein Antraben ohne Herausheben (wenn ich nicht zu spät bin
)
Nach der Mittagspause machen alle Teilnehmer Desmonds berühmt-berüchtigte Laufübungen. Beim Armekreisen höre ich meine Schultern rhythmisch knacken *alt werd*, bei der Piaffe stelle ich fest, dass ich lahme und wohl erst einen Tierarzt brauche.
Nachmittags bin ich als vorletzte dran. Silvers blaues Huchmampf ist etwas weniger bedrohlich, allerdings nur, solange es sich nicht bewegt. Nun wird meine Handhaltung in die Mangel genommen. Ich habe meist die Hände offen und halte den Zügel eher mit dem Ringfinger, so kann mir Silver cm für cm die Zügel klauen. Jetzt dürfen die Hände leicht geöffnet bleiben, aber der Daumen wird als Dach über den Zeigefinger gelegt und hält den Zügel (jaaa, gelernt hat man das irgendwann mal
). Mit neuer Zügelhaltung versucht Desmond mir zu zeigen, wie ich Silver zum richtigen seitlichen Nachgeben im Hals bringen kann (er macht sich da gerne ein „S“ in den Hals). Ich soll durch Schließen der Hand innen bei jedem Schritt einen Zügelanzug geben und immer auch mal wieder außen (immer, wenn er zu sehr auf die innere Schulter fällt, was mir allerdings erst nach dem Kurs so richtig klar geworden ist), und sofort nachgeben, wenn er in der Ganasche nachgibt. Desmond führt dazu meine Hände und ich sehe wohl sehr skeptisch aus
also wird mir noch mal mittels Tandem gründlich verdeutlicht, was er meint
Nach der Theorie, einer kurzen Nacht und einem sehr hektischen Morgen durften Sabine und ich feststellen, dass unsere Galopppirouette wohl schon ganz ordentlich ist.
Wohl auch dank des Morgens mit „Hau-Ruck-Effekt“ mag mich mein Magen immer noch nicht, immerhin macht Silver heute schon einen E-würdigen Sprung über sein Huchmampf. Ich wärme ihn im hinteren Teil der Halle auf und übe schon mal den Gertenwechsel und die „neue“ Handhaltung. Heute ist mein Sitz dran, mein Glöckner von Notre-Dame wird mit einem Schweden ausgetrieben (10cm größer, blond, blauäugig, steht direkt vor dir, kuck ihm in die Augen) und wir gehen den Galopp an. Hier haben sowohl Silver als auch ich unsere Schwierigkeiten, er springt rechts oft falsch an und mir geht sämtliche Koordination sofort flöten, wenn es ums Angaloppieren geht. Ich soll meinen Unterschenkel nur etwas zurücklegen und nach außen sehen, da ich mich zu sehr nach rechts drehe. So kann ich spüren, wann und wie die innere Hüfte den Impuls zum Angaloppieren geben müsste, diesen Impuls bewusst zu geben, gelingt mir im Laufe des Kurses noch nicht richtig, aber ich weiß jetzt wieder wie ich das Üben kann.
Zweimal springt Silver mit mir richtig an und fühlt sich trotz dass wir ihn ordentlich mit Galopp „genervt“ haben so wohl, dass er dem Herrn Kursleiter seinen Hintern zum Kratzen hinhält (der Wunsch wurde erfüllt
).
Nachmittags sind wir als letzte dran. Silver ist müde und ich bin auch sehr weit entfernt davon fit zu sein. Wir reißen uns beide noch mal zusammen und üben weiter am Galopp, wobei Silver einmal über sein Huchmampf den Notausgang sucht
, was natürlich noch lange nicht bedeutet, dass man auch wieder über dieses zurück kann
Nach einem gelungenen Rechtsgalopp und einer schönen Volte beenden wir die Einheit, auch weil Silver psychisch k.o. ist.
Fazit: Ein toller Kurs, der mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat und von dem ich sehr viel mitnehme. Ein ganz tolles Pony, das super cool ist und sich für seinen Reiter richtig ins Zeug legt. Vielen, vielen Dank an Sabine, dass ich den Kurs mit ihm mitmachen durfte!