Ein sehr wichtiges Thema wie ich finde!
Ich habe das Glück, dass an unserem Stall mit fast 40 Pferden das Thema Misshandlung so gut wie nicht vorkommt. Unser SB achtet bereits bei der Auswahl der Einsteller darauf, dass diese ins „Konzept“ passen. Dennoch hatte ich schon mal die Situation, dass eine Miteinstellerin eine neue Reitlehrerin auf ihrem Pferd hatte. Wir ritten gemeinsam in der Halle und ich musste beobachten, wie diese Frau (im Beisein der Besitzerin) auf das arme Pferd einprügelte, weil es einfach nicht richtig angaloppieren wollte. Hinzu kam, dass die sog. Reitlehrerin noch vollkommen inhaltfrei über eine gemeinsame Bekannte ablästerte. Also gleich zwei Dinge, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann.
Ich bin dann von meinem Pferd abgestiegen, habe laut verkündet, dass ich mir eine solche „Reiterei“ nicht mehr länger antue und im übrigen auch nichts davon halte, wenn man in der Abwesenheit der Angesprochenen über diese schlecht redet. In den nächsten 5 Minuten habe ich bei unserem SB geklingelt und ihm gesagt, dass er dieser Frau sofort Hofverbot erteilen soll. Ansonsten würde ich jetzt ständig bei ihm auf der Matte stehen oder mir überlegen, ob ich nicht den Stall wechseln soll. Besagte Frau ward von diesem Abend an nicht mehr auf unserer Anlage gesehen.
Ich habe dann später noch mit der Einstellerin gesprochen und ihr meine Reaktion erklärt. Sie sagte, sie wusste nicht, wie sie der Reitlehrerin sagen sollte, dass die Methoden nicht in ihrem Sinne seien. Traurig so was. Wenigstens war dieses Pferd davon „befreit“.
Einmal habe ich (da war ich noch Jugendliche) meine damalige Reitlehrerin von meinem Pferd runtergeholt, weil sie anfangen wollte, die Stute zu verprügeln (meine Stute hasste Grobheiten, die Frau war äußerst grob, was dazu führte, dass Stütchen gar nichts mehr machte und dafür sollte es richtig Schläge geben). Ich bin also hin, hab die Frau vom Pferd gezogen und habe diesem Reitverein für immer den Rücken zugekehrt. Zum Glück stand ich mit meiner Stute bereits in einem anderen Stall.
Aktueller Fall: Eine Bekannte bat mich, während ihres 3-wöchigen Urlaubs 2-3 in der Woche ihr Pferd (Traber mit gerade ausgeheiltem Sehnenabriss) zu reiten. Das Pferd würde an den anderen Tagen von ihrem Vater an der Longe bewegt werden. Am Ende der ersten Woche wurde ich von einer Reitkollegin angesprochen, dass am Vortag der Vater der Freundin auf dem Pferd geritten sei. Das Pferd sei mit durchgedrücktem Rücken und hochgerissenen Kopf über den Reitplatz gerannt. Das Pferd war an diesem Abend völlig panisch bei Berührungen, hatte Angst vor dem Sattel und war überhaupt nicht mehr zu reiten. Ich habe daher meine Bekannte im Urlaub angerufen und ihr gesagt, was passiert ist. Sie hatte keine Ahnung davon, dass ihr Vater reitet und hat sofort entsprechende Maßnahmen ergriffen. Sie war mir dankbar, dass ich gleich mit ihr gesprochen habe. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn ich mich „da rausgehalten“ hätte. Auf den ersten Blick hat der Mann halt einfach keine Ahnung, hätte aber durch sein „reiten“ noch viel schlimmere Schäden an Körper und Seele des Pferdes verursacht.
Zu solchen Fällen in der Öffentlichkeit:
Ich habe jahrelang bei unserem Reitvereinsturnier beim Springen auf dem Richterturm gearbeitet und habe da etliche Male erlebt, dass „unreiterliches“ Verhalten, also vor allem Misshandlungen wie grober Sporen- oder Gerteneinsatz, sofort von den Richtern abgeklingelt wurden. Meist gab es dann noch eine Ermahnung über den Turnierlautsprecher, in einem Fall wurden die Eltern von einem Mädchen auf den Richterturm zitiert. In vielen Fällen wurde das auch von den LK-Beauftragten weitergeleitet. Ich weiß konkret von einem Fall, bei dem ein Springreiter, der auf dem Abreiteplatz auffiel, eine Sperre bekam. Hier handelt es sich aber um ein ländliches Turnier mit Prüfungen bis Kl. M. Die schlimmsten Szenen gab es bei uns aber in den unteren Klassen...
Soviel zu meinen Erfahrungen. Ich denke, lieber einmal zu viel eingegriffen und ggf. „Streit“ provoziert, als ein Tier leiden lassen... Von Schlägen halte ich nämlich auch überhaupt nichts. Sicher kommt es auf die Situation an, aber in den allermeisten Fällen sollte man als Reiter/Pferdebesitzer daran arbeiten, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen...