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Verfasst: Sa, 10. Jan 2009 17:36
von greta j.
Anchy hat geschrieben:Unsinn finde ich Aussagen wie : " Wenn das Pferd beim Reiten äppelt hat es Stress " und auch Schweifbewegungen finde ich manchmal überbewertet.
Das kommt wohl auch drauf an, wie es dann äppelt. Mein Pferd hat ne ganze Zeitlang sehr häufig geäppelt beim Reiten, nicht viel, aber häufig (in 20 min. vielleicht vier-, fünfmal), und das war Stress. :?
Das macht sie jetzt gar nicht mehr und ich freu mich schon fast, wenn sie mal einen großen Haufen in aller Gemütsruhe verliert. ;)

Verfasst: Sa, 10. Jan 2009 23:44
von Anchy
Greta, mich stört es nur wenn solche Aussagen postuliert werden und man anfängt, daraus eine Religion zu machen.

Es ist zu wie beim kauen, dies kann ein Zeichen von Losgelassenheit oder auch Stress pur sein.

LG
Anchy

Verfasst: So, 11. Jan 2009 10:00
von fifill
Wenn ich die Losgelassenheit meines Pferdes am Äppeln festmachen würde, dann wär es nach ner 3/4-Runde in der Halle sowas von locker.... Und da hab ich noch nicht mal draufgesessen oder irgendwas gemacht.... :wink:

Die Abkauübungen klappen bei mir auch nicht. Ich bin bisher immer mehr oder weniger davon ausgegangen, dass ich sie nicht verstanden habe bzw. nicht richtig ausführe. Aber vielleicht kann mein Pferd damit auch einfach nichts anfangen und offensichtlich ist es nicht allein damit.
Ich kriege in viel eher gelöst, wenn ich viele Wendungen reite - Kleeblätter, Achten. Das reicht dann auch im Schritt. Es gibt Tage, da klappt auch das nicht, da muss es dann der Galopp sein. Und es gibt auch Tage, da kommen wir zu keiner Losgelassenheit, weil entweder er oder ich oder wir beide verspannt sind.

Deswegen denke ich, dass wirklich sehr viel von der Entspannung und Losgelassenheit des Reiters (oder Bodenarbeiters) abhängt. Seine Spannung oder Entspannung überträgt sich auch aufs Pferd.

Verfasst: So, 11. Jan 2009 10:14
von Anchy
Deswegen schrieb ich auch deutlich MEIN Pferd :wink:
Für andere muß das nicht gelten und natürlich ist auch MEIN Pferd nicht automatisch beim Abladen eines jeden Kackhaufens losgelassen.
Das steht natürlich im Zusammenhang mit der Lösungsphase und auch sicherlich nicht EIN Indiz , an der ich die Losgelassenheit ablese.
Schriebe ich aber auch direkt im Anschluß.

LG
Anchy

Verfasst: So, 11. Jan 2009 10:17
von fifill
Anchy hat geschrieben:Deswegen schrieb ich auch deutlich MEIN Pferd :wink:
Das hab ich auch so verstanden. Aber diese Pauschale, dass ein äppelndes Pferd locker ist, hab ich auch schon gehört.

Verfasst: So, 11. Jan 2009 17:55
von Anchy
Ja, über dieses Thema kann die die schrägsten angeblichen Zusammenhänge und Pauschalisierungen finden :wink:

Verfasst: So, 11. Jan 2009 18:25
von Janina
Da gehe ich mit den meisten hier bzw. mit der off. Definition konform, dass es sowohl eine physische als auch eine psychische Losgelassenheit im Sinne einer „Grundentspanntheit“ gibt, wobei das schlicht und ergreifend bedeutet, dass das Pferd in der Lage ist, seine Muskeln nach einer Kontraktion auch wieder zu entspannen, eben loszulassen. Ist das nicht möglich, hält das Pferd also Muskeln „fest“, können diese nicht optimal durchblutet werden und sich nicht weiter ausbilden. Trainingseffekt ist in diesem Moment also gleich Null.
Also auch praktisch ist es durchaus sinnvoll die Losgelassenheit gleich zu Beginn (der Ausbildung aber auch der Reiteinheit) anzugehen.
Man erreicht sie (neben der psychischen Losgelassenheit, die man wohl am ehesten durch Vertrauensförderung verbessert :wink: ), wie das Wort eigentlich schon andeutet, durch das Lösen.
Alles, was das Pferd löst, verbessert seine Losgelassenheit. Und das kann von Pferd zu Pferd äußerst unterschiedlich sein.
Natürlich gibt es verallgemeinernde Anzeichen für die Losgelassenheit. Aber auch diese werden individuell unterschiedlich sein.
@Kauen: Auch das ein nicht 100%ig passender Begriff. Am Kiefer gibt es Muskeln, die unterschiedliche bzw. genau entgegengesetzte Funktionen erfüllen, nämlich solche, die den Kiefer öffnen und solche, die ihn schließen.
Kontrahiert ein Pferd also permanent die schließenden Muskeln, ist es nicht losgelassen und diese An- oder sogar Verspannung setzt sich über die weitere Muskulatur in Hals und Rücken fort.
Im Gegenzug ist ein Pferd, das aktiv über die Kieferöffner das Maul öffnet, ebenfalls nicht entspannt. Es ist aber möglich, dass es den Kiefer auf Gebisseinwirkung öffnet, indem es einfach die schließenden Muskeln entspannt und somit dem Gebiss nachgibt.
Das ist aber kein „Kauen“ im eigentlichen Sinne!
Das Nachgeben ist das, was erwünscht ist und was ich durch Abkauübungen wenigstens mal am Anfang der Ausbildung einem Pferd beibringen kann. Hat das Pferd den grundsätzlichen Mechanismus verstanden, werden die Abkauübungen überflüssig. Trotzdem wichtig, dass das Pferd gelernt hat ERST im Unterkiefer und erst dann im Genick nachzugeben! (das ist nämlich gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit dem „Einrollen“ vorzubeugen)
@Äppeln:
Das ist nun etwas kompliziert: Grundsätzlich ist es so, dass die gesamte Verdauung der abwechselnden Kontrolle von Sympathikus und Parasympathikus unterliegt. Dabei ist bei Stress der Sympathikus aktiv, der aber die Verdauung hemmt! Aktiviert wird sie dagegen in Ruhephasen (mental und physisch bzw. bei nur leichter physischer Belastung, diese regt sogar zusätzlich die Darmtätigkeit an ->vgl. „Verdauungsspaziergang“). Somit bedeutet Äppeln prinzipiell, dass das Pferd recht entspannt sein muss.
ES SEI DENN das Äppeln verläuft „unphysiologisch“, also sehr oft u./oder in ungewöhnlicher Konsistenz (->stressbedingter Durchfall)
Normalerweise braucht aber zumindest der stressbedingte Durchfall einige Zeit zur „Entstehung“, weshalb er bei kurzzeitigem Stress wohl eher seltener auftreten wird.
Ansonsten unterliegt es letztendlich auch noch der willkürlichen Steuerung wann und ob ein Pferd äppelt. Wenn es also nicht „möchte“, macht es das auch nicht bzw. im Gegensatz dazu kann es auch „gezielt“ äpfeln, bspw. wenn es weiß, dass eine größere körperliche Anstrengung auf es zukommt (viele Springpferde äppeln, bevor sie starten), wobei das natürlich keine gezielte Überlegung, sondern ein eher instinktives Verhalten ist.

Verfasst: So, 11. Jan 2009 22:05
von Cat_85
Janina hat geschrieben:Das Nachgeben ist das, was erwünscht ist und was ich durch Abkauübungen wenigstens mal am Anfang der Ausbildung einem Pferd beibringen kann. Hat das Pferd den grundsätzlichen Mechanismus verstanden, werden die Abkauübungen überflüssig. Trotzdem wichtig, dass das Pferd gelernt hat ERST im Unterkiefer und erst dann im Genick nachzugeben! (das ist nämlich gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit dem „Einrollen“ vorzubeugen)
Aber wie sage ich dem Pferd, dass es nur entspannt und nicht aktiv das Maul öffnen soll? Bin ich zu blöd dafür? Wenn ich nur leicht das Gebiss anneme (nach oben), dann passiert gar nichts. Ich muss schon sehr deutliche Zeichen geben und dann ist es ein aktives Öfnen mit mehr Verspannung als alles andere... Das ich einem Pferd erst die Zügelhilfen von untene rkläre ist klar. Ich glaube aber, es liegt über meinem Können ihm zu sagen, das es erst "im Unterkiefer" nachgeben soll und dann alles andere.

Zum Äppeln: Es gibt auch Pferde, die einen trägen Darm haben und ohne Bewegung, vielleicht in einer Box stehend, dann total aufblähen. Wenn man die reitet, äppeln die fast immer nach einer gewissen Bewegung. Richtig ist, das nur leichte Bewegung dazu führt, kein "Streß" im Sinne von schwerer körperlicher Arbeit. Aber das hat man ja am Anfang in der Lösungsphase.

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 08:47
von lalala
Diskussionsstoff:

http://de.youtube.com/watch?v=lpum39f9LJk

Teile 2-4 sind auch sehr sehenswert :wink:

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 11:53
von smilla
Finde ich jetzt schwierig zu diskutieren, weil da ein sehr unkompliziertes, talentiertes Pferd (S-Dressur) zu sehen ist, bei dem wenige Korrekturen gebraucht sind und so wenige Lösungswege für schwierigere Konstellationen zu sehen sind. Die Arbeit an sich mit diesem Pferd gefällt mir aber gut.
Interessant war gegen Ende das Einleiten von Übergängen am hingegebenen Zügel.

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 13:26
von Meg
Wow, also ich habe den Eindruck, dass Christoph Hess da ganz doll aus seiner "Klassisch contra Classique" Schlappe gelernt hat! Er kann zwar immer noch viel belangloses Zeug daherlabern, aber zwischendurch sagt er ganz wichtige und richtige Sachen. Ich hoffe hoffe hoffe, dass dies der Start zu einer besseren FN ist. Denn so kann ich da absolut hinterstehen!

Und ja, vielleicht ist das ein talentvolles Pferd, aber die Grundlagen sollten bei allen gleich sein. Ich mag dieses Abwälzen nicht funktionierender Grundlagen auf schwierigen Character oder schwierigen Körperbau nicht mehr hören. Schritt, Trab, Galopp mit Zügel aus der Hand kauen lassen sollte jedes reel grundausgebildete Pferd können.

LG
Meg

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 13:37
von emproada
Tolles Video, danke lalala!

@jenni: nur weil ein Pferd talentierter ist, heißt es nicht das es einfacher zum Reiten wird. Eher im Gegenteil. :wink:

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 14:08
von lalala
@ meg: die Videos sind von 2005 :wink:

@ smilla: auch Pferde mit Potenzial möchten geritten werden und ich finde, dass dieses Pferd sehr nett vorgestellt wird und Herr Hess viele schlaue Dinge zur Losgelassenheit sagt. Die Arbeit mit den Übergängen wird in Video 2 noch weiter ausgeführt.

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 14:35
von kallisto
Grundsätzlich gefällt mir das Video und auch wie das Pferd im ruhigen Tempo gerittten wird. Ich muss dazu sagen, dass ich das Video ohne Ton gesehen habe.

Anfangs hält sich das Pferd psychisch etwas fest, was in so einer Halle mit vielen Zuschauern nachzuvollziehen ist.
Am besten gefällt mir das Pferd nach den Übergängen, wenn die HH kommt. Dann trägt sich der Fuchs gut und biegt sich viel besser. Die Losgelassenheit finde ich in diesen Momenten sehr gut.

In den längeren Trab-und Galoppphasen finde ich die Losgelassenheit verbesserungswürdig z.T. auch weil das Pferd zu wenig HH-Aktivität zeigt und aus der Balance in der Biegung kommt.
Das Pferd könnte beim Nachgeben der Hand besser folgen und wird auch eilig. Das ist eine Sache, die mir jedoch sehr wichtig wäre.

LG Susi

Verfasst: Do, 15. Jan 2009 15:41
von Celine
Ich kann auch nur ohne Ton gucken. Ich mag diese Reiterin gar nicht. Da begibt man sich immer auf dünnes Eis, wenn man sagt "Typisch FN". Aber für mich persönlich ist es genau das: Es wird ein tolles Pferd vorgestellt von einer Reiterin, die sich an den Zügeln festhält, die im Sitz nicht losgelassen ist, die in der Hüfte einknickt und an den Zügeln zieht. Der Oberkörper schwankt ohne Ende herum, besonders im Schritt und Galopp. Das Pferd sieht nicht fröhlich aus, es wirkt wie eine Arbeitsmaschine. Die Reiterin ebenso. Reiten ist hier nicht pure Lebensfreude sondern das Erfüllen einer Pflicht.

Oder sehe ich ein anderes Video als ihr?
:kopfkratz:

Ich sehe diese Art des Reitens oft bei FN-Reitern, und das soll jetzt kein Angriff sein, aber man muss ja auch nicht so tun, als ob es da keine auffällige Häufung gibt.
Dennoch gibt es natürlich auch FN-zugewandte Reiter, die viel schöner reiten als hier zu sehen.
Und es gibt für mich auch ein "typisch PK" oder "Typisch Hinrichs" etc., soll also keine Abwertung sein.

Edit: Ich fand das kurze Video von lalala aus 2007 viel ansprechender, weil man da die Liebe zum Pferd sieht :oops: