So, nun habe ich endlich Zeit - also der Reihe nach:
@Ottilie Cubano hat es schon beantwortet. Ich habe das nur nochmal zur Verdeutlichung der Ausgangslage erwähnt.
@morimur: Du sprichst da große Worte gelassen aus!
Ein "über den Rücken gehendes Pferd" ist eine Seltenheit und wird umso seltener je länger dieser Zustand erhalten werden kann!
Zu guten und schlechten Pferden: Meiner Meinung nach kann ein gelassenes Pferd unabhängig von seiner sonstigen Qualität beinahe nur durch stures Geradeaus im Gelände lernen, sich einigermaßen mit Reiter zu bewegen. Die Viecher sind ja nicht vollkommen verblödet und haben relativ schnell raus, dass es besser ist den Rücken nicht durchhängen zu lassen sondern ihn ein wenig anzuheben. In Folge davon rennen sie nicht mehr völlig mit der Vorhand in den Boden, heben den Rücken ein wenig an und lernen so tatsächlich ihre Ballance MIT Reiter zu verbessern. Das ist dann ungefähr die Qualität, die die meisten Freizeitreiter irgendwann erreichen.
Aber schon ab diesem Punkt trennt sich dann langsam die Streu vom Weizen immer mehr. Die einen bleiben dran und praktizieren ein wenig Gymnastik mit ihren Pferden. Das hilft schon mal ein wenig und je besser der Reiter ist, umso mehr wird das Pferd tragen können und sich in Richtung "über den Rücken" weiterentwickeln.
Sobald die Ausbildung in Richtung reele Versammlung geht, wird es nochmals ein ganzes Stück dünner für den Durchschnittsreiter.
Zum Widerrist anheben: Ich habe auch schon gehört, dass man das messen kann. Mir ist nur unklar, wie man das in der Bewegung und mit Reiter drauf machen soll
@Catja und Olliver Ausgehend von dem, was ich oben schrieb ist das allerdings eine Leistung! Wenn man seine eigene Reiterei nämlich mal kritisch betrachtet, dann wird man feststellen, dass man in einer durchschnittlichen Bahnstunde die meiste Zeit in einem Stadium durch die Bahn zischt, auf dem man auch wäre, wenn man einfach nur ohne zu schlurfen durchs Gelände reitet. Meist wird es dabei nämlich erst wirklich interessant, wenn man Volten, Seitengänge und Übergänge übt und das macht man nicht eine Stunde lang am Stück. Mach Dir doch mal den Spaß und versuche meine kleine Aufgabe nachzureiten und schau hinterher, ob Du es geschafft hast Dein Pferd RUNDUM warm/feucht zu reiten

Das wäre ausreichend, denn meiner war zu der Zeit (März) nicht trainiert und in vollem Winterornat. Ansonsten riss er aber auch zu der Zeit eine Stunde Schritt mit Kringeln und Seitkrabbeln auf der linken A***backe ab.
Ich warne aber vorweg: Das bedeutet höllische Konzentration und ist für Pferd und Reiter saumäßig anstrengend.
Hier nochmal die Aufgabenstellung:
Schritte vergrößern und verkleinern sowie Anhalten über den Sitz. Alles auf großen Linien. Die Zügel hängen dabei locker über den Hals. Keine Sporen, keine Gerte. Richtiges Treiben reicht und damit meine ich nicht Hacken in den Bauch, sondern "einfach" die Schenkel so haben, dass das Pferd sich das Treiben selber abholt
Könnte ich das in der Stunde errittene ständig halten, wäre ich ziemlich zufrieden mit meiner Leistung.
Zuletzt: Wenn man meine Gedanken nachvollziehen kann, dann versteht man vielleicht auch, warum ich versuche mein Pferd IMMER zuerst über meinen Sitz in eine schon recht azeptable Ballance zu bringen. Natürlich kann man dazu die Zügel in die Hand nehmen! Warum auch nicht. Meiner Meinung nach, macht es nur meist keinen Sinn mit den Zügeln mehr zu machen, als eine Anlehnung zu bieten, ehe man seinen eigenen Sitz nicht so weit im Griff hat, dass mit den Zügeln nur noch unterstützt statt zusätzlich einzuwirken.
Meine bisherige Erfahrung ist die, dass für so "einfache" Dinge wie eine einigermaßene pferdeschonende Ballance mit Reiter, seltenst das Pferd der limitierende Faktor ist und zwar unabhängig von seiner Qualität!
@Cubano Du darfst jederzeit wieder mein Geschreibsel interpretieren
