Das ewige klappern

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins,
@Sinsa: Die Problematik des Verkantes ist bei Stangen ohne Anzüge ebenso gegeben wie bei klassischen Kandaren oder ungebrochenen Pelhams. Bei einseitiger Zügeleinwirkung drückt das Gebiss auf der Seite des Zügelzugs auf die Lade, auf der anderen Seite gegen den Gaumen. Daran ändern die Anzüge nichts, wohl aber eine Zungenfreiheit, die die Wirkung des Verkantens abmildert.
Lala
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Beitrag von Lala »

Cubano hat geschrieben:Moins,
@Sinsa: Die Problematik des Verkantes ist bei Stangen ohne Anzüge ebenso gegeben wie bei klassischen Kandaren oder ungebrochenen Pelhams. Bei einseitiger Zügeleinwirkung drückt das Gebiss auf der Seite des Zügelzugs auf die Lade, auf der anderen Seite gegen den Gaumen. Daran ändern die Anzüge nichts, wohl aber eine Zungenfreiheit, die die Wirkung des Verkantens abmildert.
Bei Zug nach hinten/ auf die Laden stimmt dies sicher. Allerdings artet bei uns ("stures" Pferd sei dank) Stellen durch Zug eh in einem Gemorks aus. Frau Pferd zieht dann nämlich einfach dagegen (ob mit "Stange" oder geborchenem Gebiss)...
Ich habe gelernt, das Pferd mehrheitlich durch eine Einwirkung nach oben auf die Maulwinkel zu stellen/ bzw. zum nachgeben aufzufordern. Und da kann die Stange auch nicht wirklich verkanten. Bei einem Gebiss mit Hebelwirkung sieht die Sache natürlich wieder anders aus, weil da ein Einwirken nach oben nicht mehr möglich ist.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Cubano Salopp gesagt: Zieht man zum "lenken" so derartig an den Zügeln, dass die Stange verkantet, sollte man sich über völlig andere Dinge nen Kopp machen als darum, ob Stange oder gebrochenes Gebiss geeigneter ist. Meiner hat Biegen jedenfalls ganz hervorragend auf einem Stangengebiss gelernt - ohne!! dass das Gebiss dafür verkanten musste :wink:

Theorie ist ja immer wichtig, aber Praxis macht hin und wieder durchaus den Unterschied. Meiner dadurch gewonnenen Überzeugung nach, ist das hin und zu beobachtende Herumfuhrwerken im Pferdemaul Zwecks Installation der Lenkung mittels einer "ach so sanften Wassertrense" wesentlich gruseliger, als ein zufriedenes Pferdemaul mit Stangengebiss.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@sinsa: Stange bleibt Stange.
Hier hat bisher niemand davon gesprochen, dass über den Zügel gelenkt wird, oder dass irgendwer hier beabsichtigt, dem Pferd im Maul "herumzufuhrwerken". Stellung und Biegung ist etwas anderes.

Alles andere habe ich bereits ausführlich genug beschrieben - alles übrigens von mir persönlich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis erprobt. :mrgreen:
Viele Grüße
Sabine
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Max Stellung bekommt man durchs Bein und nicht durch den Zügel :wink:
Es wird immer zu sehr darauf geachtet, was man mit den Zügeln - und damit dem Gebiss- machen muss. Dabei ist der Zügel nicht zum lenken da und genau genommen auch nicht wirklich für die Biegung. Jedenfalls auf keinen Fall in dem Maße, dass sich die Stange dafür tatsächlich störend verkantet. Kein Reiter der Welt sollte - mit egal welchem Gebiss - einseitig so ziehen, dass entweder die Stange verkantet oder die Wassertrense einseitig durchs Maul gezogen wird.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

sinsa hat geschrieben:@Cubano Salopp gesagt: Zieht man zum "lenken" so derartig an den Zügeln, dass die Stange verkantet, sollte man sich über völlig andere Dinge nen Kopp machen als darum, ob Stange oder gebrochenes Gebiss geeigneter ist. .

Sinsa - wer so an den Zügeln zieht, sollte lieber gleich runter vom Pferd. Da sind wir uns einig. Dennoch: das Verkanten der Stange im Maul beginnt deutlich früher, als dass man es sieht – es hat schon einen sehr guten Grund, dass sich alte und neue Reitmeister im Gebrauch der Stange einhändig sehr einig sind. Wobei natürlich auch klar ist, dass die Verkantung bei einem Stangengebiss deutlich größer ist…
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Cubano Sag ich doch: Man zieht an gar keinem Gebiss einseitig - und wenn man das verinnerlicht hat, dann verkantet die Stange auch nicht so, dass es in irgendeiner Form schlecht oder unangenehm wäre und als Folge davon, kann man Biegung und Stellung sehr wohl sehr gut mit einem Stangengebiss erarbeiten. Ausnahme wäre lediglich, wenn der Abstand zwischen Hengst- und Backenzähnen extrem gering wäre.
Fazit ist also: Ein Stangengebiss kann bei einseitigem Zug verkanten - richtig!
Man kann damit bei normalem, vernünftigem Umgang mit den Zügeln ganz normal reiten und ausbilden - ebenso richtig!

Oder auch: Eine Wassertrense kann bei einseitigem Zug durchs Maul gezogen werden - dennoch kann man damit Biegung und Stellung erarbeiten :wink: :lol:
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Sinsa. Reitest Du denn ein- oder beidhändig mit Stange? Pure Neugier :D
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Beitrag von sinsa »

@Cubano Boah! Nun kommst Du mit fiesen Fangfragen :shock: :lol:

Nein, Scherz beiseite: Als Gebiss beidhändig, aber wie ein Tierversuch zeigte, ginge es auch einhändig mit einer blanken Kandare.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

sinsa hat geschrieben:@Cubano Boah! Nun kommst Du mit fiesen Fangfragen :shock: :lol:
.
Boah, hab ich einen schlechten Ruf :D :oops:
Dabei hat mich das wirklich nur interessiert. Vor allem deshalb, weil ich meinen 5jährigen auch auf Stange reite - wenn auch auf Nathe. Und ich persönlich hab halt das Gefühl, dass Stellung und Biegung sich damit nicht so gut erarbeiten lässt. Kann aber ganz und gar subjektiv sein…
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Nee, nee, Dein Ruf ist OK :lol: 8) :lol:

Ich habe es irgendwann mal irgendwo geschrieben: Mein Wunschgebiss wäre - ganz bescheiden - eine Knebeltrense in Stangenausführung :engel:
Aber letztendlich gibt es ja für diejenigen unter uns die sich, wie ich, so gar nicht um ihren Ruf scheren, zum Glück noch die Alternative ein Kimblewick zweckzuentfremden. Da hat man dann etwas recht Vergleichbares, was durch die Ringform die seitlichen Hinweise gut und verständlich übersetzt und außerdem noch der Stange zu etwas mehr Stabilität in ihrer Lage gibt.

Ich denke schon, dass man mit einer Stange ein ganzes Stück mehr Wert auf den Schenkelgehorsam legen muss und das ist gerade am Anfang einer Ausbildung ein wenig kniffliger. Die Zeit muss man sich dann geben, um eben nicht in Versuchung zu geraten, doch mal eben ein wenig *schnellundschmutzig* durch Zügelzuppeln nachzuhelfen. Auf der anderen Seite, kommt man im Laufe der Ausbildung auch bald wieder dahin, dass man nicht wirklich "langsamer" ist, als wenn man es anders macht.
Meiner hat mir allerdings bei der Handarbeit sehr deutlich gezeigt, dass ich mich von diesem ewigen "Vorsicht! Ein Stangengebiss verkantet!"zu sehr habe beeinflussen lasse. Denn die Anlehnung, nach der er freiwillig sucht, ist deutlicher, als ich mich anfangs getraut habe ihm zu geben. Nun gewöhne ich mich nochmal deutlich um, was er immer öfter mit einem netten Lippenstiftgeschäumel quittiert.

Ich habe gerade neulich einen Versuch mit einem einfach gebrochenen Gebiss gemacht, um mal zu schauen, ob es mittlerweile asunahmsweise auch ohne Stange bei ihm gehen würde. Letztendlich hat er nicht mehr so gegengebüffelt, wie früher, dafür hat er aber so dermaßen rumgeklappert, dass es schon leicht peinlich war. Was auch noch spannend war: er reagierte darauf, als ob ich ihm ein wahnsinnig scharfes Gebiss angeboten hätte, so dass ich ihn wie ein rohes Ei anfassen musste. Eine vergleichbare Reaktion hätte ich eher bei meinem Ausflug zur blanken Kandare erwartet.
Das hat meine eigene Einschätzung zum Reiten mit Stangengebiss gleich nochmal stark verändert und bin nun nochmal ein ganzes Stück mehr mit meiner Lösung im Reinen.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

sinsa hat geschrieben:@Max Stellung bekommt man durchs Bein und nicht durch den Zügel :wink:
Falsch. Stellung erarbeitet man in erster Linie über den Sitz. Erst bei der Erarbeitung der Biegung können die Beine assistieren.

Aber da selbst die Klassiker der Handhabung der Zügel ausführliche Beschreibungen widmeten, sollten wir doch die Einwirkungen durch die Reiterhand auch hier in diesem Forum nicht verleugnen. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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CocoBeti
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Beitrag von CocoBeti »

Schlagt mich wenn ich falsch liege.

Aber in der Westernreiterei predigt man schon von je her, dass eine Stange ausschließlich einhändig geritten wird und so ist das soweit ich informiert bin doch auch in der klassischen Reitkunst. Und das hat mit der Verkanntung des Gebisses und der Lage des Kiefers zu tun.

Und, man reitet ein Pferd erst so, wenn es absolut alle Lektionen in Leichtigkeit zweihändig mit Kappzaum und/oder gebrochenem einfachem Gebiss beherrscht. D. h. wenn es die Biegung u.s.w. zu 100 % absolut ohne Handeinsatz verstanden hat.

Ein Pferd, das ohnehin offensichtlich ein Problem mit einem Gebiss und oder der körperlichen Verspannung hat, würde ich niemals mit einer Stange reiten. Ich glaube nicht, dass es in diesem Fall ausschließlich am Gebiss liegt sondern eher an Verspannungen.

Allenfalls würde ich hier im Training ein paar Schritte zurückgehen und an der Gelöstheit des Pferdes ansich mehr arbeiten.

Vielleicht ist das Gebiss auch einfach zu dick? Eine dicke Wulst im Maul kann ein Pferd auch verspannen. Und oder der Handeinsatz ist zu hart?

Gerade im englischen Reitbereich werden gerne Gebisse mit 18 mm und mehr eingesetzt - die sind ja viel weicher - dass aber manch ein Pferd ein Problem mit so einem dicken Ding im Maul hat, wird dabei nicht gesehen.
Gast

Beitrag von Gast »

@CocoBeti

Gut geschrieben und dem kann ich nur zustimmen!

Alles andere sind Versuche mit noch mehr (Stangengebisse etc.) Symptome zu bekämpfen (was kurzzeitig klappen mag), als an der Ursache zu arbeiten.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Headroom42 hat geschrieben:Alles andere sind Versuche mit noch mehr (Stangengebisse etc.) Symptome zu bekämpfen (was kurzzeitig klappen mag), als an der Ursache zu arbeiten.
Genau!!!! Alle zu doof und deshalb machen die sowas :lol: :lol:

Meiner hat einfach nicht genug Platz zwischen Maulspalte und Hengstzähnen. Dadurch kommen gebrochene Gebisse entweder an die Hengstzähne, oder ich muss das Gebiss so hoch einschnallen, dass ich ihm die Maulspalte in viele Falten legt. Das beides unangenehm ist, kann man sich wohl denken, oder?
Und ehe nun wieder jemand damit ankommt ich soll ihm die Hengstzähne ziehen lassen: Nein! Das ist keine Alternative, die ich ernsthaft in Betracht ziehe. Ich lass doch nicht mein Pferd operieren, nur weil irgendjemand etwas wiederholt, was er anscheinend nicht selber versucht hat. Eure Zitate und Statements sind richtig: Eine Stange kann verkanten! Aber die Schlußfolgerungen die daraus gezogen werden, sind zum Teil eher mäßig durchdacht.
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