"Guter Rücken" - woran erkennt man es?

Rund um die klassische Reitkunst

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CocoBeti
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Beitrag von CocoBeti »

Unabhängig zur Beurteilung der eingestellten Bilder, finde ich zB. dass gerade oft der Barocke Typ insbesondere der PRE, durch sein Exterieur schon oft etwas "hängig" im Rücken wirkt.

Was durch den hohen Halsansatz und eine extrem hohen gerittenen Aufrichtung oft vermehrt den Eindruck erwecken lässt zu hängen und es nicht leichter macht, Momentaufnahmen zu beurteilen.

Oft haben diese Pferde dann noch eine gerade Kruppe -ich nenne es Entenarsch, tschuldigung - und das wirkt dann noch extremer.

Ein Quarter z.B. in korrekter Versammlung, ich meine keine Kopf am Bodenschlürferei - äußerst selten zu sehen - wirkt hingegen aufgewölbter.

Es ist also zusätzlich Rasseabhängig, was eine Beurteilung und oder eine Rückenveranlagung ausmacht. Und gerade Pferde mit einem "schwierigen" Rücken bedürfen einer besonders intensiven-vorsichtigen-detaillierten- Ausbildung.

Mir persönlich gefällt ohnehin die relative Aufrichtung besser, als eine hohe Aufrichtung.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Auch die relative Aufrichtung kann "hoch" sein. Deswegen ist sie "relativ"- wenn hinten runter, dann vorne hoch. Wenn hinten tief gesetzt, dann vorne hoch aufgerichtet. :wink:
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amara
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Beitrag von amara »

Die relative Aufrichtung kann sogar VIEL höher sein, als die aktiv hergestellte... :)

das aktive Aufrichten anfangs bei meinem war nicht im mindesten so "hoch" wie das, was er heute von sich aus bietet in den versammelten Lektionen...
CocoBeti
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Beitrag von CocoBeti »

Soweit ich es kenne, gibt es die aktive/oder hohe Aufrichtung und eben die relative Aufrichtung:

Aktiv: Ein aktiv aufgerichtetes Pferd trägt den Hals unabhängig von der Hankenbiegung aufgerichtet. Diese falsche Aufrichtung erzwingt der Reiter meist mit der Hand. Das Ergebnis ist nicht ein stärker versammeltes Pferd sondern ein gehöhlter Rücken. Aktiv aufgerichtete Pferde sind oft viel zu stark beigezäumt und werden eng im Hals – zusätzlich zur Höhlung des Rückens wird also auch die HWS zusammengestaucht.

Und das ist leider das, was ich bei uns im Stall sehe, ich sehe kaum Pferde mit einer guten relativen, also korrekten Aufrichtung. So war das eher gemeint. Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. :)
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich würde es total spannend finden, dazu fotos zu sehen...
Habibi
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Beitrag von Habibi »

Wer ist den das schöne Füchsen und wer ist der Reiter *ahnungslos bin*?
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Ich denke, dass du das Bild von Nuno Oliviera meinst :D
horsman
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Beitrag von horsman »

das Füchsen wäre dann "Bunker". Ein russ. Budjonny den Oliveira als junges Pferd kaufte und der kaum gerade aus laufen konnte.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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Bino
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Beitrag von Bino »

Vielleicht sollte man bei der aktiven Aufrichtung unterscheiden zwischen der aktiv herbeigeführten Aufrichtung zur Herstellung des Gleichgewichts (kurzfristig) und der (falschen) erzwungenen mit Beizäumung, bei der die Rückentätigkeit leidet.
Der Tanz ist der Käfig, in dem man fliegen lernt. (Claude Nougaro)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Bino, da hast du sicher recht. Es kann durchaus Sinn machen für bestimmte Effekte aktiv auf zu richten, dann liegt die Priorität kurzfristig auf anderen Dingen, als dem gehobenen Wiederrist. Wenn dieser also dabei absinkt ist das nach rangig zu bewerten. Es kann ein gutes Mittel der Ausbildung sein, wenn an es klug und nicht mißbräuchlich einsetzt. Ein Demi Arrêt ist im Grund nichts anderes.
horsman
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Beitrag von horsman »

wobei, das soll nicht unerwähnt bleiben, Baucher und seine Anwender, gerade um den Widerrist anzuheben, das Pferd aktiv aufrichten.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Bedingt horsemän, bedingt. Das Heben nach Baucher zum Heben des Wiederristes zielt vornehmlich auf das Heben der HalsBASIS . Das ist eine etwas andere Technik. Im Grunde ist es eine "Kreuzhilfe", wie sie in der deutschen Klassik geschult wurde ( und heute nicht mehr wird- zumindest kenne ich niemanden, der sie noch schult). Hier muß man also sehr genau differenzieren, WIE der Hals gehoben werden soll und mit welcher Intention. Ich vermute fast, daß Bino das auch mit meinte ?!?
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ich kenne das aktive Aufrichten auch, um den Widerrist anzuheben.
Und zwar von JC Racinet, der sich auf Baucher berufen hat. Ob er die Methodik dann noch mit seiner eigenen Erfahrung angereichert hat - ich glaubs fast.

Originalschriften hab ich aber nicht gelesen :roll:


Und klar mag es sein, daß einem der Widerrist mal durchfällt - das ist aber absolut nicht Sinn der Sache und tunlichst zu vermeiden.
Es grüsst ottilie
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esge
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Beitrag von esge »

Racinet hebt unter anderem hervor, dass der zeitlupenartig gerittene Schritt mit gehobenem Hals dazu taugt, die halsbasis anzuheben. Dabei werden sowohl die Verlangsamung des Schritts als auch das Heben des Halses mit der Hand herbeigeführt. Also aktive Aufrichtung.
Aber das ganze führt zu einem "premier ramener", also einer ersten Versammlung. Dies kann jedoch nur dann erzielt werden, wenn die Reiterhand das Pferd lediglich veranlasst, sich in Hals und Kopf zu heben, dann jedoch durch Nachgeben (bis zur Kontaktaufgabe) dahin kommt, dass das Pferd sich selbst trägt. Erst in dem Moment, wo das Pferd keine Intention mehr zeigt, den Kopf/Hals zu senken, sowie die Balance für den Zeitlupenschritt findet, sich also komplett schreitend trägt, aktiviert es die richtigen Muskeln, die zu einem Anhebe im Widerrist führen. In diesem Falle wird der Rücken nicht durchfallen. Bis man das Pferd dazu gebracht hat, das so auszuführen, wird man auch mal längere Momente in Kauf nehmen (müssen), bei denen rücken und Widerrist noch durchfallen. Die meisten Pferde lernen aber innerhalb einer Übungseinheit, sich zumindest für sehr kurze Momente selbst zu tragen. Dann muss man als Reiter halt sofort abbrechen, loben, dehnen lassen und somit allmählich das Verständnis des Pferdes schulen, wie es sich organisieren soll.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Eigentlich soll man den Zustand schon im Halten herstellen und dann erst losgehen und abbrechen, wenn der Rücken zusammenfällt :roll:

Was unbedingt berücksichtigt werden muß, sind die kurzen Phasen, in denen man arbeitet, mit ausreichend Pausen, weil die Pferde einfach nicht gewohnt sind, ihre Muskeln so zu nutzen, und man unbedingt aufpassen muß, keine Verkrampfungen oder Muskelkater hervorzurufen.
Es grüsst ottilie
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