Pferd mit Handicap nur noch im Schritt reiten - sinnvoll?

Rund um die klassische Reitkunst

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Gast

Beitrag von Gast »

horsmän hat geschrieben:gelöscht, da durch Zenzur nicht mehr meiner Aussage enstprechend

Kurzform:
es gibt auch Beispiele von genügend Pferden, die werden regelmäßig auch über längere Zeit (20-30 Min.) im Schritt gearbeitet (nicht bloß hingegeb. Zügel) und deren Schritt hat sich nicht zerstört, sondern im Gegenteil sehr verschönert. Man muss halt wissen wie es geht.
Und auch nochmal auf die Kurzform bezogen: Wie werden die geritten? Was wird da gemacht? Photos/Video?
skywalker

Beitrag von skywalker »

Es ist eine physikalisch logische Sache, dass im Schritt mehr Gewicht nach unten auf den Rücken wirkt, als im Trab und Galopp, wo ich auch den Bewegungsvektor nach vorne habe.
:roll: Versteh ich auch nicht. Bin kein Physiker, aber ich stell mir vor, dass der Reiterkörper genauso wie der Pferdekörper mit mehr Gewicht wieder nach unten kommt, nachdem er gemeinsam mit dem Pferd nach oben-vorne beschleunigt wurde? Während im Schritt das Gewicht gleichmäßig bleibt, wenigstens.

Sorry will mich in die FN-nicht-FN sonstwas Diskussion gar nicht einmischen, nur das o.G. verstehen. :oops:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Und was ist mit all den wanderreitern? Sind das nun alles böse Tierquäler, die ihre Pferde völlig verschleissen? Wohl kaum. Gesunde Pferde können (Konditionsaufbau und passende Ausrüstung vorausgesetzt) wunderbar über mehrere Stunden geritten werden. Das meiste im Schritt.

Sowieso, Ich verstehe diese Schritthysterie nicht. Der Schritt wird bei falsch verstandenem Zusammenspannen und falschem 'Versammeln' oder falschem 'Vorwärtsreiten', wo das Pferd über Tempo zu grosse Schritte für seinen momentanen Balancezustand machen muss, zerstört. Bleibt die losgelassenheit und damit das wechselseitige an- und entspannen der Rückenmuskulatur erhalten bleibt, geht der Schritt auch nicht kaputt. Korrekte Biegung, wo das Pferd die äussere Seite dehnt und nicht einfach nur die innere Seite kurzmacht, ist ein Schlüsselelement. Hilft auch bei Gangpferden, die z. B. lieber unerwünschten Pass als Trab gehen. Sobald die wechselseitige losgelassene Rückentätigkeit kommt, ist der taktklare Gang da.
Liebe Grüesslis, Jen
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

ups, da hab ich ja ein Fass aufgemacht :wink:

Also mich haben eure Beiträge (bis gestern abend, danach hat sich die Diskussion ja eher von meinem individuellen Fall abgekoppelt) darin bestärkt, zumindest zunächst weiter zu reiten.

Zur Info: Ich reite ihn auf dem Platz eh nicht länger als eine halbe Stunde, beim Ausreiten auch mal ne ganze. Meist mache ich zunächst auch was vom Boden aus, zum aufwärmen.
Seine Grundausbildung ist zum Glück soweit gefestigt, dass ich ihn im Schritt ganz gut gymnastizieren kann, also z.B. variieren zwischen Dehnungshaltung und etwas Aufrichtung, Tempounterschiede, Geradeausreiten, Biegen, Seitengänge...
Wenn ich das Gefühl bekomme, diese Art zu reiten schadet ihm zusätzlich oder er hat Schmerzen, werde ich es lassen.
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horsman
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Beitrag von horsman »

@Gast
Was wird anders gemacht?
Muss man sehen, fühlen und erlernen. Nur soviel: der Schritt wird balanciert und versammelt. Oh Gott ! :)

Desweiteren schreibt Jen ja auch schon, was den Schritt kaputt macht. Das eben nicht, dann passts schon.
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Gast

Beitrag von Gast »

horsmän hat geschrieben:@Gast
Was wird anders gemacht?
Muss man sehen, fühlen und erlernen. Nur soviel: der Schritt wird balanciert und versammelt. Oh Gott ! :)
Mit der Aussage kann ich rein garnichts anfangen. Balance ist eine Grundvoraussetzung für das lernende Pferd, Versammlung steht am Ende der Ausbildung, geht also erst nach Jahren.
Photos/Video/Links?

Du schreibst so, dass es sich für mich nach Magic anhört.

Und Schritt geht auch kaputt wenn man den Rücken überbelastet. Dies ist schneller geschehen, als sich das manch einer vorstellen kann und will.
horsman
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Beitrag von horsman »

hier kommen wir wieder an einen der grundlegenden Unterschiede zw. der dt. Reitlehre, wo "Versammlung" am Ende einer sog. Ausbildungsskala steht (und wie auch immer erreicht wird), und womöglich erst am Ende einer zuvorigen (jahrelangen?) Ausbildung steht, und der franz. Reitlehre. Auch geht es wohl um unterschiedliche Auffassungen, was "Versammlung" genau ist und wie diese erreicht werden kann. Desweiteren spielt auch die besondere Lehre von Baucher eine Rolle (für Baucher war der Schritt, die Mutter aller Gangarten). Es würde die Box sprengen, hierauf im Einzelnen einzugehen. In zahlreichen Boxen haben wir hierzu ja auch schon viel erörtert.
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Gast

Beitrag von Gast »

Hi Rosana

Um mal auf den Eingangspost zurückzukommen ..

reit' Schritt, so lange und so oft Du und Dein Pferd Laune haben. An Schub- oder sonstigen miesen Tagen wirst Du merken, wo das Maß liegt. Und solange Du nicht übermäßig an den Leinen herum fummelst, was Du ja auch nicht tun wirst, kann der Brocken am langen oder hingegebenen Zügel Schritt gehen, bis er vor Langeweile in Ohnmacht fällt. Er hat Arthrose, keine Glasknochenkrankheit.
Wenn Du was für das Handicap tun willst, ohne Dich über Gebühr in Unkosten zu stürzen, dann hol Dir beim Discounter einen Karton Blattgelatine und gib ihm täglich 1 aufgelöstes Blatt unters Futter, das schmiert.

LG
Gast

Beitrag von Gast »

horsmän hat geschrieben:hier kommen wir wieder an einen der grundlegenden Unterschiede zw. der dt. Reitlehre, wo "Versammlung" am Ende einer sog. Ausbildungsskala steht (und wie auch immer erreicht wird), und womöglich erst am Ende einer zuvorigen (jahrelangen?) Ausbildung steht, und der franz. Reitlehre. Auch geht es wohl um unterschiedliche Auffassungen, was "Versammlung" genau ist und wie diese erreicht werden kann. Desweiteren spielt auch die besondere Lehre von Baucher eine Rolle (für Baucher war der Schritt, die Mutter aller Gangarten). Es würde die Box sprengen, hierauf im Einzelnen einzugehen. In zahlreichen Boxen haben wir hierzu ja auch schon viel erörtert.
Dann weiss ich schon worauf Du hinaus willst und mehr brauch und will ich dann garnicht wissen. Es hatte schon einen Grund warum Baucher beim franz. Militär nicht beliebt war...
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Beitrag von saaisi »

Schritt ist die "schadenste" Gangart weil schwunglos, hier geht die meiste Belastung auf Gelenke, Knochen, Sehnen, Bänder.
Deswegen liess man bei der Kavallerie auf Schrittabschnitten auch immer Absitzen, um die Pferde zu schonen
könnte das nicht eher daran gelegen haben, dass die anderen gangarten halt einfach zu schnell zum mitlaufen sind? (unabhängig von der spezifischen belastung) der gedanke kam mir nur gerade beim durchlesen...
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Gast

Beitrag von Gast »

saaisi hat geschrieben:
Schritt ist die "schadenste" Gangart weil schwunglos, hier geht die meiste Belastung auf Gelenke, Knochen, Sehnen, Bänder.
Deswegen liess man bei der Kavallerie auf Schrittabschnitten auch immer Absitzen, um die Pferde zu schonen
könnte das nicht eher daran gelegen haben, dass die anderen gangarten halt einfach zu schnell zum mitlaufen sind? (unabhängig von der spezifischen belastung) der gedanke kam mir nur gerade beim durchlesen...
Definitiv nein. Es war damals schon bekannt und ist auch heute nachgewiesen, wie hoch die Belastung im Schritt auf den Rücken ist.
horsman
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Beitrag von horsman »

was so alles nachgewiesen ist :roll:

es war übrigens Comte de Lubersac (1713-1767) von dem l Hotte schreibt, "Sobald sein Pferde handzahm waren, begann er ihre Dressur. Er ritt sie 18 Monate bis zu 2 Jahren, nur im Schritt, und wenn er sie zu Ende diesr Zeit unter seinen befähigsten Schülern gehen ließ, waren diese erstaunt, sie in allen Gangarten dressiert zu finden."

Gast
niemand wird gezwungen sich mit anderen Reitlehren als der deutschen FN-Lehre zu befassen. Und Gott sei Dank müssen wir heute nicht als Kavallerist im 19. Jrh. reiten, weder in D noch F. Ein großer Spass war das nicht, weder für die Reiter noch für die Pferde. Das muss man nicht verklären. Die Ziele waren ja durchaus abweichend, von dem, das wir heute mit dem Pferd suchen.
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Gast

Beitrag von Gast »

horsmän hat geschrieben:was so alles nachgewiesen ist :roll:
Ja, da braucht man garnicht so mit den Augen rollen :wink:
es war übrigens Comte de Lubersac (1713-1767) von dem l Hotte schreibt, "Sobald sein Pferde handzahm waren, begann er ihre Dressur. Er ritt sie 18 Monate bis zu 2 Jahren, nur im Schritt, und wenn er sie zu Ende diesr Zeit unter seinen befähigsten Schülern gehen ließ, waren diese erstaunt, sie in allen Gangarten dressiert zu finden."
Und wissen wir ob die Pferde biomechanisch und schonend richtig gegangen sind? Nein und ich bezweifel das das Ergebnis im heutigen Sinne einer gesunderhaltenden Dressur gut und richtig war, sprich die Pferde lange verschleissfrei gegangen sind und so sehr alt werden konnten unter dem Reiter.
Gast
niemand wird gezwungen sich mit anderen Reitlehren als der deutschen FN-Lehre zu befassen. Und Gott sei Dank müssen wir heute nicht als Kavallerist im 19. Jrh. reiten, weder in D noch F. Ein großer Spass war das nicht, weder für die Reiter noch für die Pferde. Das muss man nicht verklären. Die Ziele waren ja durchaus abweichend, von dem, das wir heute mit dem Pferd suchen.
Es geht auch nicht um gezwungen, ich habe auch von Baucher die Bücher da, habe sie gelesen und wie jegliche anderen grossen Meister auch im Gesamtkontext der Geschichte betrachtet sowie die Auswirkungen ihrer Arbeiten in den damaligen Epochen sowie heutzutage.
Und es geht mir auch nicht darum das wir "Gott sei Dank" nicht wie ein Kavallerist reiten. Allerdings bezweifel ich, dass es kein großer Spass für Pferd und Reiter war, eher im Gegenteil. Im auslaufenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war es eine grosse Ehre in der Kavallerie dienen zu dürfen und es war mehr als wichtig schonenst die Pferde auszubilden, damit sie lange gesund erhalten bleiben und im Ernstfall Höchstleistungen erbringen können. Ich habe mich dahingehend intesivst mit der Gesichte sowie dazu gehörigen zeitgenössigen Aussagen beschäftigt. Es zeigt, dass neben der sehr guten reiterlichen Ausbildung auch ein hohes Mass an Pferdeverstand benötigt wurde. So gab es Briefe und z.T. auch Abhandlungen bis in die HdV12, die von "Liebe" zum Kamerad Pferd sprechen. Wo Soldaten geweint haben wie kleine Kinder wenn sie ihren Freund und Kameraden Pferd verloren. Solche liebe bringen die meisten heutigen Pferdebesitzer ihren Pferden gegenüber nicht auf.
Was ich damit sagen will ist, dass wir aus der Geschichte sehr viel lernen können und auch sollten, diese nicht ignorieren dürfen. Gerade die kavalleristische Reiterei bietet soviel Erfahrungsschatz, wie ihn kein Reiter heute mehr hat. Es wurdne Erfahrungswerte hunderttausendfach gesammelt, gerade über die richtige Ausbildung und wie man Pferde schonend und bestens ausbilden kann, dass sie nicht verschleissen.
Und somit ist das Thema "Schritt" und das was hier herausgefunden wurde für mich nicht ein geschichtliches Relikt, sondern etwas aus dem wir lernen können, wo man die einmalige Chance hat sich Erfahrungswerte zu Nutze zu machen, die heute keiner mehr hat bzw. nur noch die Wenigsten wissen. Es zu ignorieren und abzutun als "es war kein Spass", wobei dies nicht richtig ist, ist fahrlässig gegenüber der Einstellung immer und permanent dazu lernen zu wollen und das Beste für das Pferd erreichen zu wollen.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

:roll: Auch hier die Bitte, sich im Ton zu mässigen und die polemischen Spitzen bleiben zu lassen.
Es wäre schön wenn man mal diskutieren könnte ohne ständige Seitenhiebe in welche Richtung auch immer verteilen zu müssen.
Danke.
Es grüsst ottilie
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Ach Otti jetzt lass doch mal :wink: So ein wenig Polemik gehört zum Leben und macht das Ganze hier auch ein wenig lebendiger :D

Liebe Grüße
Anchy
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