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Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 09:48
von Phanja
Ich glaub, wir entfernen uns gerade sehr weit vom eigentlichen Thema ...! Also aufgepasst und zurück zur "neuen Turnierreiterei"

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 09:59
von Cubano
Gawan hat geschrieben: Zweifellos werden bestimmte Rassen sozusagen fürs Turnier gezüchtet, aber ich vermute mal, dass gerade mal 10% oder weniger der Reiter auf Turniere wollen, der Rest dagegen Pferde für die Freizeit sucht.

Ich fände es schade, wenn diverse Pferderassen so gezüchtet würden, dass sie am Ende alle wie turniertaugliche Warmblüter aussehen.
Moins,
soweit ich weiß, sind in Deutschland rund 85.000 eingetragene Turnierreiter mit ca. 135.000 eingetragenen Turnierpferden unterwegs – das ist gemessen an der Zahl von rund 1,25 Mio. Menschen die regelmäßig reiten, wirklich nicht so dolle. Aber: Was ist mit den vielen, sogenannten "dressurambitionierten" Freizeitreitern, die meines Wissens immer mehr werden? Die sind doch auch auf der Suche nach einem Pferd mit vernünftigem Ex- und Interieur…
Und zu der These, dass alle Pferderassen am Ende wie turniertaugliche WB aussehen: Daran glaube ich – z.B. beim Spanischen Pferd – definitiv nicht. Hier soll innerhalb des feststehenden Zuchtziels verbessert werden und keine Angleichung an die WB stattfinden. Das würde ja auch gar keinen Sinn machen…
Zur neuen Turnierreiterei – da kann man sich doch erst verbindlich eine Meinung bilden, wenn überhaupt mal die Aufgaben in den unterschiedlichen Klassen klar sind.

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 10:05
von Motte
Nur noch ein kurzer Remark:

Gawan -
Aber dass unter Freizeitpferden so viele verschiedene Rassen zu finden sind zeigt doch gerade, dass es Anforderungsprofile gibt, denen Warmblüter nicht entsprechen.
Sicher brauch ich für den Distanzsport ein anderes Pferd als für den Springsport, genauso wie ich für den Dressursport ein anderes Pferd brauche, als für den Vielseitigkeitssport :wink:

Trotzdem gibt's ja auch häufig das Phänomen, dass z.B. ein auf Dressur gezüchtetes Pferd putzigerweise erfolgreich im Springsport landet. Eben weil "Papier" nicht alles ist, und die Natur da offensichtlich manchmal nicht so ganz berechenbar ist. Der berühmte Deister von Paul Schockemöhle war übrigens solch ein Fall .

Zu den anderen Rassen: Klar - aber auch bei denen gibt es bestimmte Zuchtziele, die ja irgendwie leistungsmässig überprüft werden.

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 13:09
von Finchen
LordFado hat geschrieben:[Genau so ist es... Diejenigen, die auf die immensen Summen und preisgelder im Turnierzirkus schimpfen, sollten sich mal überlegen, wie wenige wirklich davon leben können (Trainer, Pfleger, Ärtze und Schmiede fürs Pferd, der Transport, die ganze Zeit des Trainings etc. kosten dergestaltig viel, das muss erstmal verdient werden mit einer Platzierung (die ja nur 1/4 der Starter erhält). Die Profis verdienen doch nicht am Turniersport (damit machen sie sich nur einen Namen) sondern am drumrum, indem sie Pferde handeln, züchten, Beritt und Unterricht anbieten. So gesehen ist es immer noch "zu wenig", dass da mit einem Sieg verdient wird.
Ob und wann ein Preisgeld "ausreichend" ist, ist doch gar nicht der Punkt. MUSS es denn Berufsreiter geben? Wäre es nicht ausreichend Pferde und Reiterei als ein Hobby zu betrachten, ein Turnier als Möglichkeit sich zu messen? Würden da die tatsächlichen Fähigkeit des jeweiligen Pferdes gemessen an Exterieur, GGA etc berücksichtigt wäre auch keine so einseitige Pferdeauswahl für "erfolgreiche" Turnierteilnahme erforderlich.

Die Meßbarkeit ist ggf. nur falsch angelegt bzw auf die falschen Kriterien hin genutzt im aktuellen Turnierzirkus!?

Würde uns nicht grundsätzlich eine Veränderung in den Bewertungskriterien und vor allem konkretere Umsetzung helfen den Turniersport für wesentlich mehr Interessierte zugänglich zu machen, eben auch ohne das turniertauglichgezüchtete WB?

Eine besser erarbeitete Meßbarkeit von reiterlichen Kriterien würde die Trennung von aktuellem Turniersport und dem was in diesem Thema genannt ist doch gar nicht erst erforderlich machen. :?:

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 14:12
von Tossi
Finchen hat geschrieben: ....MUSS es denn Berufsreiter geben? .......
Ähm, willst Du jetzt allen Ernstes den ganzen Berufsstand in Frage stellen? Da würden sich einige enge Freunde und jede Menge weitere Bekannte von mir, die hauptberuflich ihre "Brötchen" mit Pferden und der Reiterei verdienen, aber zu Recht sehr beschweren...
Ich finde das aktuelle System der "englischen" Turnierreiterei nicht so schlecht (zu Western möchte ich mich nicht äußern, zu anderen Sparten kann ich es mangels Einblick gar nicht). Obwohl ich selber seit ewigen Zeiten keine Turniere mehr reite, schaue ich immer noch gerne bei Prüfungen zu, egal ob den Reiterwettbewerb beim Reitverein nebenan oder auf Grand Prix-Niveau, ich kann mich über schöne Ritte genauso freuen, wie ich mich über miese ärgere.

Und allen Unkenrufen zum Trotz finde ich auch, dass sich in den letzten Jahren (und Jahrzehnten) viel verbessert hat, das Niveau der Reiter und Pferde ist deutlich gestiegen. Natürlich gibt es jetzt das Thema "Rollkur", aber früher gab es m.A. nach noch viel üblere Bilder auf den Abreiteplätzen. Damit will ich das Problem keinesfalls bagatellisieren, aber etwas relativieren im Hinblick auf die Vergangenheit.

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 15:53
von LordFado
wenn es keine hauptberuflichenn profis mehr gäbe, wäre nach kürzester zeit sämtliches Wissen und sämtliche Kultur zum Teufel. Ich hoffe mal, das war kein ernstgemeinter Vorschlag...

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 16:03
von sab
Was ist denn im Ernst gegen Profis einzuwenden ? - Ich gehe doch auch zu einem Zahnarzt wenn ich Zahnschmerzen habe; die Zeiten, wo Friseure das nebenberuflich auch taten , sind doch in Europa Gott sei Dank vorbei ...


LG


Sabine

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 16:54
von Cubano
Weißt Du Finchen, wenn ich so lese und höre, was selbst ernannte Reitexperten so an Tipps für ihre bedauernswerten Schüler haben, kann ich nur jedem, der ernsthaft was lernen möchte, raten, sich einen GUTEN Berufsreiter zu holen – so viel Halbwissen, wie heute im Unterricht verbreitet wird, ist teilweise unvorstellbar. Natürlich gibt es auch unter den Berufsreitern Nullen, die gibt es in jedem Beruf. Dennoch schätze ich mal, dass jemand, der seinen Beruf wirklich gelernt hat, ein ganz klein wenig mehr drauf haben dürfte, als selbstgemachte Autodidakten. Und wie immer bestätigen die wenigen Ausnahmen auch die Regel :D

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 18:36
von Finchen
Cubano hat geschrieben:Weißt Du Finchen, wenn ich so lese und höre, was selbst ernannte Reitexperten so an Tipps für ihre bedauernswerten Schüler haben, kann ich nur jedem, der ernsthaft was lernen möchte, raten, sich einen GUTEN Berufsreiter zu holen – so viel Halbwissen, wie heute im Unterricht verbreitet wird, ist teilweise unvorstellbar. Natürlich gibt es auch unter den Berufsreitern Nullen, die gibt es in jedem Beruf. Dennoch schätze ich mal, dass jemand, der seinen Beruf wirklich gelernt hat, ein ganz klein wenig mehr drauf haben dürfte, als selbstgemachte Autodidakten. Und wie immer bestätigen die wenigen Ausnahmen auch die Regel :D
Eben, die Nullen wie du sie nennst gibt es überall!

Ich beziehe das ausschließlich auf den Turniersport - BerufsREITER - dass die AUCH Ausbilder sind ist ja das eine, aber eben, weiter oben ist schon genannt, dass die nicht von den Turniersiegen bezahlt werden (können)! Darum geht es, leben tun sie doch von Reitschülern, Ausbildungs- und Verkaufspferden etc...

Klar soll es weiter Profis geben - aber damit zu argumentieren, dass der Sport eine "Geldszene" sein soll bzw muß, das Argument finde ich kontraproduktiv.

editiert:
muß noch mal eben ergänzen, da ich mich ja offenbar so blöd ausgedrückt habe - ich habe nichts dagegen, dass mit Pferden, Reiterei etc Geld verdient wird. Bedenklich finde ich die Entwicklung dass Geld eine weit größere Rolle spielt als "nur" für die Anschaffung und Pflege guten Pferdematerials und das Drumherum. Geld hat vielerorts einen Einfluß, der leider die objektive Bewertung beeinflußt.

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 20:29
von Phanja
Ich versteh nicht ganz, warum wir jetzt mal wieder an dem Punkt sind, an dem völlig pauschalisiert diskutiert wird, was im vorhandenen Turniersport gut und schlecht ist und dass es überall schwarze Schafe gibt und und und ...
Könntet ihr bitte in diesem Thread die Diskussion innerhalb des Themas "Neue Turnierreiterei" halten? Über das vorhandene System wurde denke ich in der Form bereits andernorts ausreichend diskutiert.
Danke!

Verfasst: Fr, 13. Mai 2011 23:57
von Motte
Finchen hat geschrieben:
Ich beziehe das ausschließlich auf den Turniersport - BerufsREITER - dass die AUCH Ausbilder sind ist ja das eine, aber eben, weiter oben ist schon genannt, dass die nicht von den Turniersiegen bezahlt werden (können)! Darum geht es, leben tun sie doch von Reitschülern, Ausbildungs- und Verkaufspferden etc...
Viele Berufsreiter die ich kenne, verdienen ihr Geld damit, junge Pferde in den Sport zu bringen. Danach sind die Pferde in der Regel im Handel.
Wenn sie gut und erfolgreich darin sind, haben sie natürlich gut zu tun - und bekommen auch gutes Pferdematerial - sowas spricht sich halt rum.
In der Regel bekommen diese Reiter dann auch noch einen bestimmten Prozentsatz von der Verkaufssumme ab.
Davon leben die dann - also von dem ganzen Paket.

Und meiner Meinung nach wird sich daran, dass auf die ein oder andere Art mit Pferden Geld verdient wird, nichts ändern - nur weil das Ganze dann in einem anderen Gewand daherkäme.
Finchen hat geschrieben: Klar soll es weiter Profis geben - aber damit zu argumentieren, dass der Sport eine "Geldszene" sein soll bzw muß, das Argument finde ich kontraproduktiv.
Ja - aber ab einem gewissen Level ist das nunmal so. Da kann man nun den Kopf vor in den Sand stecken und bubu machen, das ändert nix an der Tatsache, dass ab einem gewissen Level dieser Sport halt nunmal sehr kostenintensiv ist. Das fängt beim Pferdematerial an, geht über den Stall, über das Equipment bis hin zur Ausbildung von Pferd und Reiter.

Finchen hat geschrieben: editiert:
muß noch mal eben ergänzen, da ich mich ja offenbar so blöd ausgedrückt habe - ich habe nichts dagegen, dass mit Pferden, Reiterei etc Geld verdient wird. Bedenklich finde ich die Entwicklung dass Geld eine weit größere Rolle spielt als "nur" für die Anschaffung und Pflege guten Pferdematerials und das Drumherum. Geld hat vielerorts einen Einfluß, der leider die objektive Bewertung beeinflußt.
Das würde sich aber auch in einem anderen System nicht anders darstellen. Da lässt Frau Doktor halt ihr teuer erworbenes Ross nicht vom FN-Reitlehrer 4 x die Woche bereiten um sich dann am Wochenende ein Schleifchen auf dem Turnier abzuholen, sondern dann sitzt halt der "Alternativ-Guru" 4 x die Woche auf dem nicht minder teurem Wallemähnenpferd, damit Frau Doktor am Wochenende eine wie im Eingangsposting beschriebene Prüfung reiten kann, um ihr Schleifchen einzuheimsen.
Ich sehe da - zumindest vom System her - keinen grossen Unterschied.

Verfasst: Sa, 14. Mai 2011 09:49
von sab
Hallo,


ich finde es völlig o.k., dass mit Pferden Geld verdient wird. Und ich finde es auch o.k., dass Pferde arbeiten müssen - solange das alles sich in tiergerechten Dimensionen bewegt. Die Regeln, die da in der neuen Turnierreiterei aufgestellt sind, finde ich dagegen völlig weltfremd.


LG

Sabine

Verfasst: Sa, 14. Mai 2011 10:15
von Feiticeira
Wenn man mal auf andere "Sport"-Arten schaut, stellt man fest, dass es immer die Erfolge der (inter-) nationalen Profis sind, die dem jeweiligen Sport auch im Amateur-Lager zu Aufwind verhelfen.
Da war eklatant in den "Bobbele"-Jahren festzustellen. Da hatte jeder der irgendwie in ne kurze weiße Hose passte einen Tennisschläger in der Hand...(nein...bitte nicht jetzt darüber streiten, dass ein Pferd kein Tennisschläger ist....war nur ein Beispiel)

Ohne die Vorbildfunktion aus dem großen Sport wäre der Anreiz für Lieschen Müller nicht da. Alles nur noch auf Hobby-Basis? Das hätte uns nicht all die Entwicklungen gebracht, auf die heute auch gern jeder Hobby-, Wander-, Barock-Reiter gern zurück greift. Z.b. beim Equipment oder auch der medizinischen Versorgung.

Es kann und soll auch mit Pferden Geld verdient werden. Das fängt beim Züchter an, der viel Risiko trägt und fairerweise nicht nur die Freude, sondern auch ein paar Talers dafür übrig halten sollte....und geht weiter über Ärzte, Ausbilder, Ausrüster...alle Arten von Fachleuten, die sich der Arbeit an und um's Pferd verschrieben haben.

Und da es in jedem Beruf Könner und Stümper, Nette und Fiese, Billige und Teure gibt, findet man die eben auch hier.
Es gilt für jeden, herauszufinden, mit welchen davon er zusammenarbeiten will.
Wasch mich, aber mach mich nicht nass ...das funktioniert leider nicht. :roll:

Verfasst: Sa, 14. Mai 2011 12:14
von Cubano
Schön gesagt, Feiticeira :!:

Verfasst: Sa, 14. Mai 2011 18:47
von Ielke
Was die Berufsreiter angeht... die wenigsten, die ich kenne, verdienen ihr Geld ausschließlich mit Preisgeldern. Das sind Ausbilder, die zusätzlich zur Arbeit "unter der Woche" am WE mit den Berittpferden auf Turnieren starten. Nicht jeder ist in der Lage, sein Pferd z. B. selber anzureiten oder die weitere Ausbildung alleine vorzunehmen.

Abgesehen davon vertreibt die HUI-Truppe sicher auch aus reiner Nächstenliebe gleich einen Internetshop auf ihrer Seite...