Danke für die Gegenfrage.
Ich kann mal eine "Richtlinie" formulieren, die aber natürlich auch vom Gebäude/Bau/Veranlagung des Pferdes abhängt.
Bewusst formuliere ich eine Empfehlung für "Otto-Normal" Pferd = ist eher nicht perfekt gebaut und nicht extrem belastbar. Aber auch kein Montagsmodell oder extremst empfindlich. So wie es am meisten vorkommt. "Sondermodelle" brauchen dann eine Korrektur der Empfehlung (nach oben oder unten)
Ich formuliere gerne die 20 Minuten Regel.
Jungpferd im Gelände bis 5/6jährig (wird ca 4jährig angeritten) nur 20 Minuten am Stück reiten. bei guter Tragkraft bis 2x20 min, mit Pause dazwischen, aufbauen. Abwärts führen, nur langsam ans abwärts reiten heranführen. Wenn alles gute läuft, kann man im Gelände mit der Zeit auf 3x20 min aufbauen, immer mit führen dazwischen. Man spürt, wie das Pferd danach den Rücken wieder deutlich höher tragen mag. Die Rumpfträger konnten sich erholen, mögen vielleicht nochmals arbeiten. Wenn sie erschöpfen, niemals weiter reiten. Die erschöpfte Kraft kann sich an dem Tag nicht mehr erholen. Auch nicht durch Reiten in Dehnungshaltung. Gerade dadurch nicht. Der Widerrist senkt sich dadurch nur noch mehr ab.
Beim Reiten von Anfang an die Idee der Tragkraft geben. Also nach den ersten einführenden Reitlektionen (wo es nur um das Kennenlernen des Menschen ging) bald mal einführen, dass das Antreten nicht durch schieben nach hinten und nach unten drücken des Halses passiert. Dass das Pferd an der Hand schon lernt, dass es in seinem/r (dem Alter angepassten) Lot/Balance antreten kann ohne in Not zu kommen.
Dass es früh lernt "in der Masse" zu bleiben. Seinen Schwerpunkt kennenzulernen. Am besten weiss es seinen Schwerpunkt zu finden, bevor es auch noch Gewicht tragen muss.
Kann es das, wird es viel selbstbewusster sein und viel weniger Probleme haben in allen Übungen.
Auf dem Platz maximal 20 min belasten
Tragkraft-Elemente von Anfang an einbauen. Also Entspannung, Losgelassenheit fördern, jedoch nicht unter Buggelenk gedehnen ARBEITEN.
Lösen im Stand ja, strecken lassen im Schritt ja, keine Demutshaltung und keine Dehnung in die Tiefe unter Buggelenk aktiv fördern.
Genick als höchsten Punkt im Auge behalten. Auch wenn noch keine Versammlung gefordert oder erarbeitet wird.
Es geht auch um das Gefühl des Kraft- und Balance-Rahmens. Wann tritt das Pferd aus diesem Rahmen? kurzzeitig oder dauerhaft? Wie kann man ihm helfen, mittels korrekt gewählter Übung die Kraft aufzubauen?
ich propagiere gerne kurze Einheiten. Als würden wir Krafttraining machen.
Krafttraining, anschliessend dehnen. Nicht nur dehnen und niemals während einer Kraftübung gleichzeitig dehnen. Also nie im Schwung und Tempo auch dehnen. Hiermit lehne ich mich weit aus dem Fenster, denn ich widerspreche dem verbreiteten Bild des "vorwärts" Traben (leichtreitend) mit Schwung und in der Dehnungshaltung. Ganz wenige Pferde schaffen es, hier in jungen Jahren in ihrem Balance- und Kraftrahmen zu laufen. Oft sind sie nachher total auf der Vorhand, erschöpft und im Widerrist tiefer als vor der Arbeit.
Ganz oft dauern Reitlektionen auch mit jungen Pferden schon über 30 Minuten. Das übersteigt meisten längst die Tragemöglichkeit.
Oft muss der Mensch so viel lernen... das Pferd muss dafür etwas hergeben.
ich bin ebenfalls ein Fan von ganz kurzen Einheiten. Z.B Start mit Schulterherein: ein oder zwei Schritte Schulterherein, gut gemacht, loben.
Übung wiederholen, noch besser gemacht, loben, fertig für heute.
morgen gibts dann einen Schritt mehr und übermorgen noch einen.
dann steigert man nicht die Quantität sondern die Qualität. Gibt also dem Pferd das Bild, dass es das Ganze noch mehr "in seiner Kraft" machen kann. Somit baut es noch mehr Tiefenmuskulatur auf.
So geschieht das immer mit Stolz, Freude, Kraft und Aufbau der Muskulatur ohne Übermüdung. Darüber hinausgehen kann man beim älteren Pferd mal, wenn man quasi ein "Boot Camp" einberuft für diesen Tag

Bei den Jungen würde ich das nicht machen.
Es ist so wenig und doch werden sie so schnell gut. Und bleiben gesund.
Oft sehe ich Pferde, die nach 5 Tritten die Kraft verlieren und den Rest nur noch schlechter machen (können) Man hört die Übung immer ausserhalb der Möglichkeiten auf. Immer im Schlechterwerden. Oder muss Druck aufsetzen und es nochmals gut zu haben.
So geübt wie oben beschrieben, können sie innert Kürze viele gute Tritte gehen. In ihrer Kraft.
Das ist jetzt natürlich keine Anleitung...nur einige Gedanken zu einer möglichen Gestaltung der Trainings.
Pferde, die über kleinste Sand-Unebenheiten stolperten und sich kaum mehr selber tragen konnten, lernen innert Kürze wieder zu treten. Das Geheimnis: Lernen den Kraft- und Balancerahmen zu sehen, finden und das Pferd anzuleiten sich daran zu orientieren.
Die Inneren Bilder sind dabei der wichtigste Führer...
http://pferde-therapie.ch/library/_file ... 0_4_01.pdf