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Verfasst: Do, 13. Jan 2011 12:37
von chica
sab hat geschrieben:Also, mir gefällt dieses Parelli _Video überhaupt nicht. Der Longenführer macht richtig Druck und zwar ziemlich durchgehend; ich habe grosse Zweifel, dass ein Pferd das als Spiel auffasst. Dazu ist einfach viel zu viel Druck da, der via Peitsche und Körpersprache / Longe ausgeübt wird.
Öhm, entschuldigung, aber nein, dem kann ich gar nicht zustimmen. Das Pferd darf zwischendurch einfach mal richtig Gas geben und mal buckeln - meiner macht das auch, wenn er darf. Und wenn der Longenführer sein Pferd mal eine lange Seite galoppieren lassen möchte, MUSS er ja mitrennen... Das, was Du als Druck auffasst, würde ich als Hilfengebung bezeichnen - deutlich, aber nicht grob.

Das Pferd scheint jedenfalls ganz aufmerksam und motiviert mitzuarbeiten. Von Stress oder dergleichen sehe ich nichts. Find ich ein nettes Video, auch wenns nicht meine Art wäre.

Hier von negativem Druck oder Zwang zu sprechen, hieße mit Kanonen auf Spatzen zu schießen... Meine Meinung ;)

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 12:45
von sab
Ich will jetzt nicht alles auf die Goldwaage legen, aber der Ausdruck, dass das Pferd auf "den Punkt funktioniert " , dass ist genau dass, was ich meine. Ich möchte eben kein Pferd, dass "funktioniert" sondern ein Pferd, dass Vertrauen und auch einen eigenen Kopf hat.


LG


Sabine

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 12:48
von chica
@sab - trotzdem soll es Deine Anweisungen punktgenau ausführen, oder nicht? Und zu diesem Ziel führen nun mal verschiedene Methoden, wie man sieht. Was man davon hält, steht dann wieder auf einem anderen Blatt, wie man ebenfalls sieht.

Vielleicht kannst Du uns mal ein Beispiel nennen, für Longenarbeit, die Dir total zusagt, damit wir uns ein Bild davon machen können. Auf einen Nenner werden wir wahrscheinlich sowieso nicht kommen ;)

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 13:06
von chrisP
Mir gefällt dieses Video auch ungemein, vor allem, weil ich versuche, sowohl am Leitseil, als auch frei ein gewisses Mitspielen und Mitarbeiten zu fördern.

Und ja, sicher baut er Druck auf, aber er will ja auch etwas erreichen, zu viel Druck kann ich auch nicht sehen.

Allerdings würde ich sehr, sehr gerne ein Pferd in den Anfänger dieser Art des Longierens sehen.
Meine will beispielsweise das Stehenbleiben auf Körpersprache nicht wirklich verstehen und ausser "mehr Druck (sprich deutlichere Signale) und viel Lob" fällt mir hier keine Lösung ein. (aber auch hier bin ich jetzt so weit, dass sie kleinste Signale erkennt)
Würde mich also sehr interessieren, wie hier vorgegangen wird, ich arbeite hier viel nach "Trial&Error" und Diskussionen mit meinen Trainern :)

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 13:10
von Rosana
sab hat geschrieben:Ich will jetzt nicht alles auf die Goldwaage legen, aber der Ausdruck, dass das Pferd auf "den Punkt funktioniert " , dass ist genau dass, was ich meine. Ich möchte eben kein Pferd, dass "funktioniert" sondern ein Pferd, dass Vertrauen und auch einen eigenen Kopf hat.
LG
Sabine
Ich sehe, wir verstehen uns :D Mir geht es genauso.

Da auf einen Nenner zu kommen ist wohl fast unmöglich...
Es ist eben einfach eine Frage, was für einen im Vordergrund steht: Das Funktionieren, die Arbeit, die Ergebnisse (und auch das meine ich nicht wertend, für mich ist es völlig in Ordnung, wenn zielorientiert gearbeitet wird) oder ob die Beschäftigung mit dem Pferd an sich und die Beziehung für jemand das Wesentliche ist.

Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema Druck auseinandergesetzt, weil ich eine Weile versucht habe, mit meinem Pferd ganz konsequent ohne jeden Druck zu arbeiten. Reiten hat damit nicht funktioniert aber vieles andere und ich habe viel gelernt und unsere Beziehung hat sich enorm entwickelt (Pferd kam mir in dieser Zeit auf der Weide IMMER im Galopp entgegen, jetzt wieder nur noch im Schritt, sowas kann einem zu Denken geben...).
Also ich kann das beim besten Willen nicht verwerflich finden. Kar, die Sprache ist z.T. schon deutlich. Aber das Pferd versteht sie, wird der Druck weggenommen steht es sofort vertrauensvoll und entspannt da. Es reagiert in natürlicher Weise und für mich hat es nichts von "auf dem Punkt funktionieren müssen". Es funktioniert auf den Punkt weil es versteht. Ich würde mir sehr wünschen, dass mein Pferd auf den Punkt funktioniert weil es körperlich und geistig in der Lage ist, meine Anforderungen zu versteh und umzusetzten. Und mir ist eine klare Sprache lieber als Wischiwaschi und nach meiner Erfahrung geht es den Pferden damit auch besser.
Das ist genau was ich meine: Verwerflich finde ich das auch nciht, aber es ist eben ein gewisser Stil, der im NHS sehr verbreitet ist: Die Pferde wissen genau, dass sie ohne wenn und aber gehorchen müssen, auch wenn sie ihren Unmut durch Mimik und "Gestik" zeigen dürfen. Dabei können sie durchaus Vertrauen haben, wenn die Maßnahmen immer konsequent und folgerichtig sind (wie in dem Video). Und ich denke auch, dass sich ein Pferd damit relativ wohl fühlen kann.

Ich persönlich strebe aber wie sab eher eine Beziehung an, in der das Pferd ein gewisses Mitspracherecht hat und nicht in dieser Habacht-Stellung ist.
Ich gehe einfach davon aus, dass mein Pferd immer kooperieren will wenn es nur versteht was ich will und es körperlich und geistig kann. Deshalb versuche ich mich ihm so gut wie möglich ohne Druck verständlich zu machen. Das schaffe ich nicht immer, das liegt aber nur daran, dass wir halt einfach nicht die gleiche Sprache sprechen. Deshalb brauche auch ich immer wieder die "Methode Druck".

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 13:12
von sab
Die Diskussion führt jetzt auch in eine andere Richtung; mich stören diese Parellis / Roberts und wie sie immer heissen ganz erheblich, weil sie Pferde mit zum Teil erheblichen Druck ausbilden, dann aber auch noch die Chuzpe haben, dass Ganze als gewaltlos zu bezeichnen.... Und da war ist dieses Video in meinen Augen sehr typisch; dem Pferd wird mit verschiedenen Mitteln erheblicher Druck gemacht. Und ja, das Pferd "funktioniert". Ich finde aber grundsätzlich, dass Pferde nicht mit Druck behandelt werden sollten, dass sollte - in meinen Augen - KEINE Ausbildungsmethode sein. Ich möchte eigentlich eher mit positiver Verstärkung als mit Druck arbeiten.


LG

Sabine

Verfasst: Do, 13. Jan 2011 13:17
von chica
@sab - prinzipiell stimme ich Dir da zu, aber wie in jeder "Richtung" gibt es auch in diesem Bereich gute und schlechte Vertreter.

@all - zu guterletzt möchte ich nochmal auf einen Auszug aus unseren Forenregeln hinweisen:
Wir sind ein Forum, das sich mit der Klassischen Reitkunst im Sinne der alten Reitmeister auseinandersetzt. Zwar sind wir offen für alles Neue, spezifische Fragestellungen aus anderen Bereichen (z. B. zur Dualaktivierung, PNH u. ä.) bitten wir aber in den dafür reichlich vorhanden Foren zu stellen.
Bevor es hier also zu Grunsatzdiskussionen kommt, die hier nicht hingehören, bitte ich, langsam wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen - ausgebunden Longieren oder nicht. Danke ;)

Verfasst: Sa, 15. Jan 2011 21:28
von Yvonne
Ich longiere ohne Hilfszügel, mit Kappzaum. Ich möchte mein Pferd nicht mit Hilfszügeln in eine bestimmte Position "zwängen", sondern ich möchte, dass er sich in einer (variablen) Selbsthaltung trägt.

In manchen Fällen können Hilfszügel einen Rahmen bieten, einen Anhaltspunkt fürs Pferd bieten, dennoch denke ich, dass die Haltung des Pferdes damit nicht so variabel sein kann, wie man das gerne möchte. Denn auch beim Reiten frage ich immer wieder die Dehnungshaltung ab, das sollte beim Longieren auch der Fall sein.

Hier ein paar Bilder, die sind allerdings aus unserer Anfangszeit "ohne" 2009. Inziwschen habe ich auch nach dem Longenkurs longiert und wir sind weiter als auf den Bildern (bessere Biegung usw.) Wenn der Außenplatz wieder benutzbar ist, versuche ich mal zu filmen, in der Halle klappt das nicht, da ist es zu dunkel, auch mit Licht.

http://picasaweb.google.com/YvonneKirst ... ierenChamp#

Verfasst: So, 16. Jan 2011 06:08
von heike61
in diesem kurz-video findet man ausschntte zum longieren...leider viel zu kurz, aber immerhin!

http://www.youtube.com/watch?v=v5gP_TGjCF8


gruß
heike

Verfasst: Mo, 28. Mär 2011 13:37
von Mabel
Erst mal: toller und interessanter Tread!
HZ zum longieren können ebenso sinnvoll wie unnütz sein, dass erst einmal vorne weg. Es kommt wahnsinnig auf das Pferd an, auf seine Probleme und was ich als Ausbilder erreichen möchte. Ein HZ muss auch ein Pferd nicht in eine starre Form quetschen. Das kommt darauf an welche ich benutze und wie ich sie benutze. Gerade bei Problem- und Korrekturpferden kann ein Hilfzügel als kleine "Kur" Wunder bewirken, indem er dem Pferd den Weg in die Tiefe weist. Ich meine nicht damit das ein Pferd eng einzuschnallt wird! Voraussetzung ist das mein Pferd langsam daran gewöhnt wird und nicht überfallartig verschnallt und verknebelt wird.
Ich persönlich habe schon lange nicht mehr mit HZ longiert, allerdings habe ich bei dem jetzigen Pferd auch keine Probleme. Mein vorheriges RB Pferd hätte dies eher mal benötigt immer mal wieder mit Dreiecks oder Lauferzügeln longiert zu werden.

Verfasst: Di, 29. Mär 2011 17:35
von Rapunzel
heike61: Abgesehen davon, dass die Dame dringend mal eine Reitklamotten- und Musikauswahl-Beratung bräuchte :? und einen sehr eigenwilligen Sitz hat, finde ich, dass das Pferd ziemlich schön geht. Allerdings wurde da doch gar nicht longiert?!

Verfasst: Di, 29. Mär 2011 18:50
von greta j.
Rapunzel hat geschrieben:Allerdings wurde da doch gar nicht longiert?!
Bei 1:03 gehts an...

Verfasst: Di, 29. Mär 2011 20:20
von Rapunzel
Ach so, das hatte ich nicht als Longieren eingeordnet 8)

Verfasst: Di, 29. Mär 2011 22:21
von Rosana
greta j. hat geschrieben:
Rapunzel hat geschrieben:Allerdings wurde da doch gar nicht longiert?!
Bei 1:03 gehts an...
Sieht ein bisschen nach Sadko Solinski aus, oder?

Verfasst: Fr, 07. Sep 2012 14:07
von tonnenpferd
Hallo ihr Lieben!

Ich bin beim stöbern grad auf etwas Neues gestoßen:
Auf eine Balancezügel - als Hilfszügel für die Longenarbeit
http://www.herout.com/web/index.php/pfe ... nce-zuegel

Ich selber longiere am Kappzaum nach dem Longenkurs, weil ich bis jetzt noch keinen passenden Hilfszügel für uns gefunden habe, und Hilfszügeln gegenüber sehr skeptisch bin.

Kann mir jemand Erfahrungsberichte liefern über diesen angeblich so tollen und pferdefreundlichen Balancezügel?

Ich habe bisher nur gehört, dass er ähnlich wie ein Dreieckszügel, nur sanfter wirkt. Er sollte nicht starr wirken, sondern nur auf die korrekte Haltung hinweisen.

*grübel*...

Danke