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Verfasst: Do, 10. Jan 2013 05:19
von Gast
Da die Reiterin gleichzeitig ihre Arbeit kommentiert, bin ich bereit, vieles zu verzeihen.

Aber so einiges sehe ich nicht so!
Ich bin kein Freund von schnellen Fortschritten in der Ausbildung. Die gezeigte Piaffe oder besser, die Ansätze dazu als dem Alter des Pferdes entsprechend zu sehen, halte ich jetzt doch für untertrieben. Insbesondere in der letzten Piaffe kommt das Pferd gar nicht mehr aus dem Boden heraus.

Das, was dort gezeigt wird, ist mir für ein Pferd in diesem Alter und in diesem Ausbildungsstand eindeutig zu wenig. Da fehlt eindeutig der Schwung.

Auch die Galopparbeit sehe ich nicht so positiv. Auch hier geht über weite Strecken hinweg der Schwung verloren, das Pferd verliert den Takt. Das wird ganz besonders nach den Verstärkungen deutlich.

Der ganzen Vorführung könnte etwas mehr Vorwärts nicht schaden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass auch schneller geritten werden muss.

Es ist deutlich zu erkennen, dass der Reiterin das nicht entgeht, denn sie ist sichtlich bemüht, genau das zu erreichen. Wie anders sollte man es sonst deuten, dass zumindest der rechte Sporn nahezu ständig im Pferd herumporkelt?
Oder die in der Ecke deutlich sichtbare Gewichtshilfe?

Die so viel gerühmte Leichtigkeit der klassischen Reitweise gegenüber der so oft gescholtenen FN- Reiterei kann ich jedenfalls nicht erkennen. Auch vom Sitz und der Hilfengebung her sehe ich da keinen Unterschied zwischen den beiden Reitweisen.

Ob dem Pferd die Füße weh tun, vermag ich nicht zu beurteilen. Auch wenn der ganzen Vorstellung etwas mehr Vorwärtstendenz nicht schaden könnte, insbesondere im Galopp, deutliche Taktfehler lassen sich nicht erkennen. Die etwas müde Vorstellung könnte ihre Ursache darin haben, dass das Pferd zuvor zu lange abgeritten wurde. Oder aber sich wegen des Publikums in der eigenen Halle verhält. Letzteres ist sogar wahrscheinlich, da das Publikum nicht auf einer Tribüne, sondern direkt in der Bahn sitzt. Dadurch wird das Hufschlagmaß reduziert, was sich auf manche Pferde als bremsend auswirken kann.

Wie gesagt, ich bin bereit, hier einiges zu verzeihen.
Aber als Paradebeispiel für die so oft beschworene Leichtigkeit id der Legerete sehe ich diese Vorstellung nicht.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 08:29
von Motte
treuerhusar hat geschrieben:

Die etwas müde Vorstellung
Die Formulierung triffts ganz gut, finde ich.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:31
von xelape
@fliehendes Pferd: der Thread heisst schon lange nicht mehr Augenschmaus.
Sondern Diskussion.. zu verschiedenen Ritten.

Ich bin gestern auf das Video gestoßen und bin mir nicht schlüssig wie ich es finden soll.
Auf allen Vieren lahm sehe ich nicht, aber sehr auffällig fand ich dieses drehen hinten links im Galopp was man mal sehr deutlich sieht.
Ich denke die Halle ist sehr klein für so ein großes Pferd - vielleicht wirkt es dadurcht etwas müde.
Die Anfänge der Galopppirouette haben mir gut gefallen.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:32
von amara
Naja, ich finde es halt schon etwas gravierend, wenn man anderen immer x Vorwürfe macht, und das ist dann das Bild der Legerete.

Horsmän - das Pferd tritt in der Piaffe immer breit und breiter! Das ist nicht keine fertige Piaffe, das ist - weil vielleicht zu früh angefangen?? - kaum mehr in den Griff zu bekommen und schadet sehr wohl. Nein, da ist nicht der Weg das Ziel, wenn das Pferd immer breit und breiter wird. Selbiges sieht man dann auch im Galopp. In der letzten (?) Piaffe macht das Pferd sogar nach hinten auf, ist also NACH der Piaffe offener als vorher (??).
Daneben tritt das Sprunggelenk im Galopp hinten raus - langsam ist nicht gleich versammelt.
Man sieht ganz extrem die Schiefe bei diesem - wie du schön bemerkst - nicht gerade im Remontenalter befindlichen Pferd.
Ein Schultervor wäre vielleicht sinnvoller als ein "Kruppe-zur-Bande" :lol: bzw. Schulterherein.
Materialmäßig ist das Pferd vielleicht kein Totilas, aber auch weit von schlecht entfernt. Die Gänge lassen jedoch Kadenz und Schwung, Adel und Vorwärts vermissen. Das Pferd hat keine grauenvolle Vergangenheit hinter sich, und wird nicht erst gerade seit 7, 8 Monaten geritten.
Die Zügel sind oft nicht konstant und li/re unterschiedlich, die Anlehnung mal so mal so.

Ausnahmsweise :wink: schließe ich mich da Gast an - das ist wirklich bei Gott kein schlechtes Reiten. Aber eine schöne Paradevorstellung ist das ja wohl nicht. Und wenn das die Bilder und Vorstellungen der besten PKler sind, dann wundere ich mich nicht, dass es so viel Kritik hagelt. Vergleiche ich das z.B. mit dem jungen Zaire, der AUCH viel Fehler macht und sogar noch in einer Prüfungssituation ist, 5 Jahre alt ist, dann sind das riesige reiterliche Qualitätssprünge. Und damit meine ich NICHT die pferdigen Qualitätssprünge...
Dabei bin ich eigentlich der PK-Front positiv gegenüber eingestellt. :wink: Aber ehrlicherweise überzeugt mich das überhaupt gar nicht.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:43
von Cubano
amara hat geschrieben: Die Gänge lassen jedoch Kadenz und Schwung, Adel und Vorwärts vermissen.
Yep, genau das habe ich gestern Abend auch gedacht. Und ganz ehrlich: Ich sehe da nirgendwo reelle Versammlung. Nur sehr viel langsam.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:43
von Gast
Wer, bitte ist ZAIRE ?

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:44
von saltandpepper
Das finde ich ordentlich. Das Pferd hat eine unsägliche Hinterhand und war früher nur und ausschließlich im reinsten Pass unterwegs. Die deutliche Tendenz zur Lateralisierung sieht man ja immernoch stellenweise deutlich. Der langsam, sehr bewußt gerittene Schritt trägt dem Rechnung.
Im Galopp sieht man die enorme Schwäche des Hinterbeines natürlich auch. Gerade in traversalen Bewegungsabläufen. Das ist ein riesiges, sehr schlacksiges Pferd mit niedrigem Tonus und fehlgestelltem Hinterbein. Dafür finde ich das Programm und die korrekte Position des Genicks, sowie dessen ständige Offnungsbereitschaft beachtlich.
Ein Pferd mit solch schwacher Nachhand neigt i.d, Regel sehr dazu, sich massiv zu verhalten und das Genick abzusenken, so daß die Kopfposition sich mit falschem Knick zeigt. Oder aber, daß es auf den Zügel kommt ,um die Schwäche hinten zu kompensieren. Beides ist hier nicht der Fall.
In soweit wirklich ordentlich.
Ob man so ein Pferd so weit fördern sollte oder nicht ? Nun ich denke, wäre dieses Pferd nicht so weit gefördert, wäre es bei dieser Größe, Masse und Schwäche sicher sehr schnell völlig platt, mich schleppender HH , durchfallendem Rücken und im Pass latschend auf der Rentnerweide gelandet....
So ist es ein geliebtes Pferd, was systematisch, konsequent mit viel Aufwand und sich Auseinandersetzen mit seinen Eigenheiten täglich sorgsam gearbeitet wird.... ich denke das macht Sinn... :wink:

Ein "Traumritt" ist es allerdings auch für mich nicht.... ich persönlich kann aber eben auch diesem Pferdetyp nichts abgewinnen...

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 09:53
von amara
@Gast: einige Seiten vorher hatte ich mal einen Link eingestellt...

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 10:09
von Gast
Dieses Pferd wurde von der Reiterin selber gezogen, ist 14 Jahre alt und wird seit 10 Jahren in der Ausbildung von Philipp Karl begleitet. Hinzu kommt dann noch die gelegentliche Unterstützung vom Leiter der Spanischen zu Wien.
Das alles erfährt man aus der umfangreichen Vorstellung des Pferdes zu Beginn.

Und nach insgesamt 10 Jahren ein solches Ergebnis?

Das hat mit schonender Ausbildung nicht viel zu tun!
Wie gesagt, aufgrund der Begleitumstände bin ich bereit, über vieles hinweg zu sehen.
Ich rechne es der Reiterin an, dass sie gleichzeitig kommentiert und diese Vorstellung bestreitet. Ich sehe auch, dass sie sich sichtlich um mehr Schwungentfaltung bemüht.

Aber es bleibt doch der Eindruck einer recht müden Vorstellung erhalten.
Selbst wenn dieses Pferd im bisherigen Verlauf mit einigen Ausbildungsmängeln zu kämpfen hatte, wozu auch der Taktverlust im Schritt gehört, wer ist denn letztendlich dafür verantwortlich, wenn nicht der Ausbilder?
Wer bleibt denn da übrig, wenn sich das Pferd seit Geburt im Besitz nur einer einzigen Person befindet?
Wer ist da denn anzuführen, wenn nicht die Reiterin, die diese Vorstellung bestreitet?

Wie gesagt, ich habe viel Verständnis für die Situation.
Ich bin durchaus bereit zuzugeben, dass dieses Pferd an diesem Tage über die Uhr geritten wurde. Sei es nun wegen mehrfacher Vorstellung oder durch zu langes Abreiten.

Das macht das gezeigte aber auch nicht besser!

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 10:33
von horsman
also da lehne ich mich mal aus dem Fenster und sage, dass dieses Pferd, wenn es in der "herkömmlichen" dt. Weise versucht wäre ausgebildet zu werden, längst beim Schlachter gelandet wäre, weil nicht reitbar und tatsächlich "platt". Mit "herkömmlich" meine ich jetzt nicht "klassisch", sondern das was man heute meist so sieht: strammes vorwärts, auch wenn das GW stark auf der VH und dann li. und re. durchstellen und "an die Hand heran reiten" usw. usf. Ich halte u.a. die Schrittarbeit in den Seitengängen mit dem hohen Genick für einen der Schlüsselpunkte, die diesem Pferd geholfen hat. Das Ergebnis finde ich längst nicht so abwertend schlecht wie ihr. Sicherlich könnte es mehr Impulsion geben, aber bitte wo könnte das nicht (hochimpusliv und dennoch losgelassen mir Ruhe ist der ewige Traum eines jeden Reiters). Dies hier ist kein hochimpulsiver Iberer, sondern ein recht langsam sich bewegendes grosses Warmblut von nur mittelmässiger Qualität (wie wahrscheinlich 85% aller Warmblüter auch). Die meisten verwechseln ja auch Tempo mit Impulsion und Schwung mit Tempo usw. Ich finde die Vorstellung auch nicht besonders müde. Dieses grosse (langsame) Pferd aus dem Schritt in die gezeigten Piafftritte zu bringen deutet schon darauf hin, dass es gut vor dem Bein ist und dem Reiter zuhört.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 10:42
von saltandpepper
Nun, ich denke daß die gravierende Schwäche des Hinterbeines deutliche Grenzen und Probleme aufwirft. Die konsequente Arbeit, schenkt dem Pferd auch kein besseres. Ganz gleich, welcher Ausbilder das Pferd und dessen Reiterin ( die selbst ja Ausbilderin ist- FN und EdL) begleitet.
Das von dir verlinkte Pferd, amara, hat hingegen eine sehr gute Hinterhand. Es hat andere Probleme, aber die Hinterhand besitzt Qualität. Und die Hinterhand ist letztendlich für die Qualität einer reiterlich, möglichen Förderung ausschlaggebend.
Der Fuchs hier hat eine wirklich grauselige Hinterhand ! Kraftlos, steif, schlecht gewinkelt, mit massivem Drehen. Die Lateralierung ist eine nicht erworbene Taktstörung, sondern ein Grundmerkmal dieses Pferdes, welche sich über die reiterliche Förderung verbessert hat.
Wie gesagt : ich finde auch nicht, daß das ein Vorstellung zum dahinschmelzen ist, aber im Hinblick auf dieses Pferd, ordentlich.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 10:50
von amara
Darf ich mal wissen, horsmän, warum du SCHLECHTES konventionelles mit gutem alternativen Reiten vergleichst???

Das ist einfach – hochgradig unfair!!

Weißt du, was meine derzeitige, und FN-stock-konservative Trainerin mir jede Woche sagt?? Langsamer, ruhiger, Tempo raus, DAMIT das Pferd mal ins Vorwärts kommt. Ups… Und wir haben ziemlich viele dieser mittelmäßigen WBs im Unterricht hier, die in ruhigem Schritt gearbeitet werden.

S&P:
Darum sagte ich doch – ich meine die _reiterlichen und trainerischen_ Leistungen, und nicht die Pferdequalität!

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 11:11
von Famora
Also ich gehe da voll mit Rapunzel, ich würde auch sagen dem Pferd tun ganz schön die Knochen weh...

@horseman
Ich würde mal genau das Gegenteil behaupten. Wenn dieses Pferd nach FN in normal großen Hallen geritten worden wäre, wäre er vielleicht jetzt nicht platt und so steif wie eine Bahnschwelle.;-)
Ein kleineres und vor allem kürzeres Pferd hätte das jahrelange seitwärtsgehen in einer zu kleinen Halle vielleicht besser verkraftet.

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 11:31
von horsman
@amara
Ich verwechsel das nicht! Ich sähe dieses Pferd ohne die eher PK-nahe Arbeit (dazu zähl ich jetzt mal die Schrittarbeit in Seitengänge mit hohem Genick und die ausgeprägte Arbeit in Seitengängen überhaupt ), auch ggü. der gut gerittenen klass. deutsch Lehe noch deutlich schlechter, als wie es da heute geht. Denn ich denke, dass ohne die Arbeit in Seitengängen und auch Piaff, die HH noch steifer geblieben wäre, die HH noch weniger tragen würde, das Pferd demzufolge deutlich mehr auf der VH geblieben und damit auch weniger losgelassen wäre. Denn mE wäre dem Pferd allein mit der Arbeit in Übergängen und halbParaden (den haupt-Tools der dt. Lehre um ein Pferd ins GW zu bringen) nicht bei zu kommen. Aber ich schrieb ja auch, dass man diese Arbeit nun auch beifügen könnte und die Seitengänge zwar weiterhin nutzt, aber mit weniger Priorität.

Was hier aber alle so anprangern: "das Pferd geht da völlig schläfrig. lahmarschig", was würden die denn jetzt konkret tun?
Und bitte: die Halle ist doch normal gross (Neindorffs halle war auch "nur" 16*32m soweit ich mich entsinne oder war sie 18*36?) . Wie kommt man immer auf das schmale Brett, dass man für ein dt. Pferd ein 40*80m Halle braucht um es reiten zu können? Wahrscheinlich nur die Hallenbaufirmen ;-)

Verfasst: Do, 10. Jan 2013 12:05
von Gast
Punkt 1) Vorwärts Reiten heißt NICHT schnell zu reiten.
Punkt 2) Auch ein vom Gebäude her nicht gerade optimal ausgestattetes Pferd lässt sich innerhalb von 10 Jahren beständiger Ausbildung weiter bringen.
Punkt 3) Lösende Arbeit unter Einbeziehung des Schrittes und dt. Reitlehre gemäß FN widersprechen sich nicht.


Ob dieses Pferd konventionell geritten besser gehen würde oder bereits in der Wurst gelandet wäre, vermag hier niemand zu sagen. Das lässt sich einfach nicht beweisen.

Für s Abgrund schlecht halte ich dieses Pferd nun auch wieder nicht. Das mag aber daran liegen, dass ich aus reiterlicher Sicht zu einer anderen Zeit aufgewachsen bin. Damals, so vor über 40 Jahren hätte wir uns darüber gefreut, solch einen leichten Pferdetyp reiten zu dürfen. Von daher sind wir heute echt verwöhnt.

Zum Hallenmaß kann ich nur sagen, dass auch hier sich mittlerweile ein recht hoher Standard entwickelt hat.
Ich habe selber noch in einer 20 x 30m- Halle geritten. Mit in der Spitze bis zu 15 (!) anderen.

Der Besitzer ritt Springen.
Bis hinauf zu internationalen Prüfungen. So ein bisschen Aachen, Hamburg, Wiesbaden, Rom, Hickstead .....
Und trainierte zu Hause in einer 20 x 30m Halle!
Im Stechen nicht zu schlagen, weil die Pferde auf dem sprichwörtlichen Teller gewendet werden konnten.