Ich wollte hierzu auch noch ein paar Gedanken aufschreiben.
Ich hatte Meg auch so verstanden, dass ihr Video als Beispiel für ein Pferd dienen sollten, dass halt im Laufe der korrekten Arbeit von selber mal hinter die Senkrechte kommt und man dann einfach "weiter machen und abwarten" muss bis es von alleine vor kommt. Wenn sie das Video nicht mit der Intention eingestellt hat, dann hab ich das falsch verstanden, weiss aber nicht mit welcher Intention sie das Video dann eingestellt hat. Ich finde halt auch, dass das Pferd echt nett und bemüht ist und so läuft wie es geritten wird, im Guten wie im Schlechten.
Und das "Überschätzen" meinte ich einzig im Hinblick darauf, dass Meg der Meinung war, das Pferd nicht zu stören und ich finde an dem Punkt ist sie eben noch nicht.(mit diesem Pferd, mit ihrem eigenen kann das ja ganz anders sein).
Meg meinte ja selbst bezüglich maulfrei, dass da der Sitz "so schlecht" sei, dass man von klassisch reiten eigentlich noch gar nicht sprechen kann. Nun wenn man das sooo hart sieht, dann reitet hier kaum jemand klassisch (weder maulfrei noch Meg noch ich noch viele andere vermutlich, weil die meisten von uns einfach zu schlecht sitzen um überhaupt von Reiten sprechen zu können.

Ich glaube aber nicht dass so eine Selbstkasteiung Sinn macht, weder bei sich selbst noch bei anderen.
Ich finde aber auch nicht, dass man Profis wie Uta Gräf wegen eigener mangelnder Kenntnisse nicht kritisieren darf.
Sonst dürfte man auch Isabell Werth, Edward Gal, Anky v G., ... nicht kritisieren, weil ich glaube wenn die wollten könnten sie doch auch schon deutlich besser reiten als ich zum Beispiel

Es ist ja nicht so dass die "nichts können", sondern, dass sie das was sie können auf einen Art und Weise einsetzen, die ich nicht in Ordnung finde. Und sowas kann man auch kritisieren, wenn man selbst noch nicht viel kann. Man kann ja wissen wo man hin will und wohin nicht.
Und wenn ich jetzt z.B. eine Reiterin wie Isabell Werth kritisiere, dann ist das nicht so zu verstehen: "boah, die Alte kann ja gar nichts, wenn ich auf Grand Prix Niveau den Satchmo reiten würd, dann würde ich das ja mit links besser machen", sondern wie: "wenn ich eine begnadete Reiterin auf Grand Prix Niveau wäre, dann würde ich so reiten wollen wie Uta Gräf und nicht wie Isabell Werth".
Ich war mal mit ner Bekannten deren Tochter therapeutisches Reiten machte am früheren Hof. Die Bekannte hat keine Ahnung von Pferden und ist noch nie geritten und auf der Ovalbahn galoppierte ein Isländer mit seinem Reiter und sie meinte "die sehen aber verspannt aus". Da hatte sie völlig recht und um diese 100% treffende Analyse abzugeben musste sie noch nie auf einem Pferd gesessen haben, sie hatte trotzdem völlig recht.
Und ich denke man kann von Profis wie Ingrid Klimke und Uta Gräf, die jeden tag mehrere Stunden unterschiedliche Pferde reiten auch einfach mehr erwarten als von einem Otto-Normal-Freizeitreiter, der 3x die Woche nach der Arbeit aufs eigene Pferd klettert und alle Jubeljahre mal ein anderes reitet. Von dem her finde ich es nicht verwunderlich wenn da beim Beurteilen höhere Maßstäbe angelegt werden als bei anderen (ich finde übrigens beide Reiterinnen sehr gut

).
Bezüglich der HdS Debatte, ich finde maulfrei in dem Punkt auch zu dogmatisch und extrem, aber es ist ja ihre Sache worauf sie in der Ausbildung von Pferden den meisten Wert legt, wie früher schon öfters bemerkt, ist das ja auch eine Sache der Gewichtung.
Ich muss aber auch sagen, dass ich glaube das das Phänomen "das Pferd geht trotz perfekt angebotener Hand noch etwas hinter dem Zügel und man muss nur abwarten" schon eher "professionellen sehr guten Reitern" wie Uta Gräf und Ingrid Klimke passiert und bei den meisten Normalreitern eher sehr selten vorkommt. Ich glaube bei den meisten "Normal" Reitern ist es wohl doch eher so, dass das Pferd sich verkriecht, weil der Reiter halt noch Fehler macht.

Genauso wie die meisten anderen Fehler von reiterlichen Unzulänglichkeiten kommen. Bei mir kommt es jedenfalls in der Praxis bisher sehr selten (bzw. nie) vor, dass mein RL mir erzählt, dass das Pferd TROTZ meiner überragenden Künste noch Haltungsfehler zeigt.
Und abschließend noch, weil der Herr Heuschmann ja im Laufe der Diskussion einige Male erwähnt wurde, ich war gestern auf einem Vortrag vor ihm, da kam das Thema auch mal kurz auf.
Ich hatte den Eindruck, dass er ein aktives hinter der Senkrechten reiten nicht für ein probates Mittel hält, allerdings meinte er auch, dass er bei Pferden die sich von selbst einrollen oder die wegen vorgegangener Ausbildungsfehler hinter der Senkrechten gehen, dem Pferd den Zügelkontakt genau dort anbieten würde wo das Pferd den Kopf hat, es praktisch also dort abholen würde wo es aktuell steht. Und dass es in so einem Fall (Korrekturpferd) eben dann auch mal sein kann, dass es etwas längere Zeit hinter der Senkrechten geritten werden muss bis es wieder an den Zügel herantritt und "vor kommen kann" (warum "Hand vor" in dieser Situation nicht funktioniert hat Cubano ja grad schon erklärt). Davon das Pferd mit aktiver Handeinwirkung hoch zu holen hält er jedenfalls nichts (das sehen andere Schulen sicherlich durchaus anders). Von dem her hat er klar gesagt, dass er Dogmatismus für keinen guten Begleiter hält und dass jemand der ein Pferd hinter der Senkrechten reitet eventuell kein Pferdequäler ist, sondern jemand der grade ein Pferd korrigiert (das bezieht sich aber sicherlich wieder eher auf Profis und nicht auf den Otto-Normal-Freizeitreiter). Ansonsten war diese Bemerkung ca 2. Minuten von einem 3 stündigen Vortrag, und im Rest ging es eigentlich eher wenig um Kopf/Hals Positionen, sondern um das Zusammenspiel des ganzen Pferdekörpers in der Bewegung
Ich persönlich bin grade dabei mein Pony nach längerer Krankheit (Hufrehe durch Stoffwechselkrankheit ) anzutrainieren. Inzwischen darf sie wieder "alles" machen, wie ein gesundes Pferd.
Und mein Pony kommt mir auch noch öfters mal hinter die Senkrechte. Sie neigt dazu entweder mit festem Genick und vorgestrecktem Hals sehr steif zu laufen, aber wenn sie dann den Hals fallen lässt, dann neigt sie schnell dazu die Hinterkiste auszuknipsen und dabei zu tief zu kommen (was sicherlich einerseits eine Kraftfrage ist, andererseits davon kommt, dass ich eben noch nicht perfekt treiben kann und auch sonst viele Fehler mache). Ich würde es jetzt nicht akzeptieren ganze Einheiten lang so zu reiten, aber ich springe auch nicht panisch vom Pferd wenn es passiert oder werfe alles weg oder hole den Kopf mit der Hand wieder hoch. Es kann also durchaus sein, dass das Pferd mal 1-2 Runden so läuft bis die Hinterkiste wieder aktiver ist oder dass das Pferd generell ständig zwischen rausheben und abtauchen wechselt. Weil wir halt beide noch in der Findungsphase sind, ich viele Fehler mache, usw. usw. Wenn da jetzt jemand dogmatisches (vielleicht maulfrei

?) im falschen Moment am Reitplatz vorbeikäme, würde er vielleicht auch entsetzt ein HdS laufendes Pferd entdecken. Es wäre aber kaum hilfreich in irgendeine Art von wildem Aktionismus zu verfallen wenn das Pferd abtaucht, nur damit die Nase vor der Senkrechten bleibt. Genauso wenig wie es sinnvoll wäre in wilden Aktionismus zu verfallen wenn sie noch mit steifem Genick über dem Zügel geht.