Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

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Motte
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Beitrag von Motte »

Melli hat geschrieben:Das Video von Motte ist ja furchtbar, ich musste es abschalten, habe dann noch gegen Ende gespult, da ist aber wirklich kein Ergebnis zu sehen, was dieses forcierte Reiten rechtfertigen würde.
Das Pferd ist VIER....es hat keinen Plan, was es machen soll, ich sehe da unfassbar viel Druck, und dass es sich zwischendurch nach vorne frei macht liegt einfach daran, dass die eingerollte Haltung, die von der Hand (...hier hätte ich gerne mal einen Zugmesser dran!) unter so viel Druck gesetzt wird, irgendwann natürlich nicht mehr zum aushalten ist.

Aber ok, ich finde mich damit ab, dass so ein Reiten in einem Klassikforum von manchen gutgeheißen wird.
*seufz*

ok, ich habe zu viel erwartet.

WO habe ich geschrieben, dass ich das Reiten dort gutheiße??

Ich hätte eigentlich erwartet, dass man sieht was da in den paar Momenten auf die ich hinwies, passiert.
Aber gut, lassen wir das.

edit: doch Melli, es gibt ein paar Momente, wo man das durchaus erkennen kann. Und nein, ich WERTE diese gesamte Einheit nicht - ich denke, das Mädel hat es schwer genug!
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

@motte
wer sich mehr videos von dem mädel anschaut sieht, dass sie konsequent hds trainiert und so auch auf dem turnier reitet - und gewinnt, unterschrift unter ihrem ersten sieg: ich wusste ja dass es gut ist, aber so gut - ich seh bei jedem übergang (den ich mir angeschaut habe - hatte keinen bock auf alles) wirklich totales verschwinden und entziehen ins hds, das ja eh schon immer da ist, dann aber extrem wird.

wer so ein video dann so untertitelt - puh.

was nützen die sekunden, wo es dann mal gut aussieht.

und lass mal das mitleid mit dem mädel stecken motte - wir haben alle unsere problemchen bei unseren pferden. da haben wir ja auch nicht ständig mitleid mit uns selbst, oder? eher mit unseren pferden *lach*.

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Motte hat geschrieben:
Kosmonova hat geschrieben:Ja, eben. Es sind grundverschiedene Pferde. Das macht diese ganze Diskussion so schwierig. Was aber für mich dann aussen vorsteht, was macht HdS beim Hochgezüchtete REIT-Warmblut nötig?
Wer sagt, dass das nötig ist?

Das hochgezüchtete Reit-WB sieht halt slightly different aus als beispielsweise ein Granat von der Christine Stückelberger.
Schau dir das Video hier an
http://www.eurodressage.com/equestrian/ ... tiful-swan

Mit der Halsung kriegst du den kaum hdS.

Und nun schau dir den an:
http://landgestuetcelle.de/cms/front_co ... &idart=238
Schau dir das Video an - guck mal auf die Halsung - im Gegensatz zu dem Granat-Video.
Fällt dir was auf?

Ich sehe kein echtes Problem darin, Granat hdS zu bekommen.
Klar, meist treten bei so einem Hals vermehrt auch etwas anders gelagerte "Fehler" auf, als bei einem dünnen Hälschen - aber problematisch oder selten ist das hdS auch mit einem stummeligen Dickhalspferd nicht.
Ich kann da ein Lied von singen, wie schnell man auch mit so einem Pferd/Hals in der Anky-van-G.-Gedenkhaltung ungewollt unterwegs ist :roll:
Und das natürlich ohne vorne auch nur die Zügel aufzunehmen. Es reicht dafür schließlich völlig, wenn man die HH an der Currybude bleiben läßt :wink:
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

geolina hat geschrieben:hallo,

@motte
wer sich mehr videos von dem mädel anschaut sieht, dass sie konsequent hds trainiert und so auch auf dem turnier reitet - und gewinnt, unterschrift unter ihrem ersten sieg: ich wusste ja dass es gut ist, aber so gut - ich seh bei jedem übergang (den ich mir angeschaut habe - hatte keinen bock auf alles) wirklich totales verschwinden und entziehen ins hds, das ja eh schon immer da ist, dann aber extrem wird.

wer so ein video dann so untertitelt - puh.

was nützen die sekunden, wo es dann mal gut aussieht.

und lass mal das mitleid mit dem mädel stecken motte - wir haben alle unsere problemchen bei unseren pferden. da haben wir ja auch nicht ständig mitleid mit uns selbst, oder? eher mit unseren pferden *lach*.

alex
Sehe ich auch so!
So ganz unkommentiert möchte ich die hier eingestellten Freizeitreitervideos jetzt doch nicht lassen:
Es sind auf beiden hier im Thread eingestellten Videos m.M. nach keine Pferde zu sehen, die von selbst hdS laufen - sondern sie werden in diese Position hineingedrängt!
Hand ohne Schenkel - Schenkel ohne Hand wäre hier definitiv mal einen Versuch wert, wo wir hier im Thread bei klassischen Prinzipien sind...
Und Hand VOR, wenn die Pferde hdS laufen! Wo sollen sie denn sonst hin??
Womit wir wieder beim Thema wären:
Hier wird hdS geritten bzw. provoziert und toleriert.
Es handelt sich keineswegs um ein kurzfristiges versehentliches Abtauchen...
Motte
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Beitrag von Motte »

Ich habe mir kein einziges weiteres Video dieses Mädchens angeschaut - interessiert mich in dem Zusammenhang auch ehrlich nicht.
Ich hatte ein Video gesucht, wo ein Pferd in offensichtlicher hds-Haltung läuft.
Und mir ist in diesem Video einfach nur aufgefallen, dass es Momente gibt, wo das Pferd mal ansatzweise ins Gleichgewicht kommt - und das ist immer dann, wenn der Motor hinten mal angeschmissen wird. In den (zugegebenermaßen recht rar gesäten) Momenten kommt kommt der Hals/die Nase tatsächlich mal leicht vor/hoch.

Über alles andere in dem Video möchte ich mich einfach nicht äussern.

:wink:
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Motte hat geschrieben:Ich habe ein Video gefunden, welches ich hier mal einstellen möchte.
Ein Pferd, was einem sicherlich ein ziemliches bergab Gefühl vermittelt, mit relativ langem Hals. Und was es der Reiterin nicht leicht macht. Ich kenne weder Pferd, noch Reiterin noch Ausbilder und ich will das Video auch grundsätzlich nicht werten. Aber ich finde, hier sieht man durchaus ( in ein paar Momenten) welchen Effekt es hat, wenn das Pferd dann mal vorm Bein ist.
http://m.youtube.com/watch?v=dL83riu7Src

(Bewusst kein Beispiel aus der hohen Reitkunst mit Super veranlagten Pferden, sondern eher so "aus der Realität" gewählt :wink: )
Hm, ich verstehe nicht, was du damit meinst, dass das Pferd es dem Reiter schwer macht. Ich sehe da nur eine Reiterin, die es dem Pferd schwer macht, weil sie ihm die Möglichkeit nimmt, sich über den Hals auszubalancieren. Definitiv würde ich bei diesem Pferd ganz gezielt den Genickwinkel öffnen und ihm überhaupt erstmal ermöglichen eine Art von Grundbalance zu finden. Die Abwehrhaltung des Pferdes ist mMn einfach hausgemacht.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

maulfrei :o) hat geschrieben:
Und Hand VOR, wenn die Pferde hdS laufen! Wo sollen sie denn sonst hin??
Moins!
Und damit hast Du in meinen Augen den schlimmsten Fehler beschrieben, den man bei einem einrollenden Pferd machen kann :wink:
Hand vor? Wozu? Damit das Pferd, selbst wenn es zaghaft mal nach einer Anlehnung sucht, nix findet? Woraufhin es sich wieder hinters Gebiss verkrümelt? Was soll das denn bewirken? Das Gegenteil ist richtig: Ein Einroller braucht vorn eine freundliche und zuverlässige Hand, in die er von hinten durch Sitz und Bein herangetrieben wird. Das Problem bei diesen Pferden ist nämlich, dass sie eben NICHT – wie in all den tollen Lehrbüchern beschrieben – die Anlehnung von sich aus suchen. Ihnen dann auch noch jegliche Idee, dass da vorn etwas sein könnte, wo sie wenigstens mal versuchen könnten, Kontakt aufzunehmen, zu nehmen,wäre dann wohl eher extrem kontraproduktiv.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Ich wollte hierzu auch noch ein paar Gedanken aufschreiben.

Ich hatte Meg auch so verstanden, dass ihr Video als Beispiel für ein Pferd dienen sollten, dass halt im Laufe der korrekten Arbeit von selber mal hinter die Senkrechte kommt und man dann einfach "weiter machen und abwarten" muss bis es von alleine vor kommt. Wenn sie das Video nicht mit der Intention eingestellt hat, dann hab ich das falsch verstanden, weiss aber nicht mit welcher Intention sie das Video dann eingestellt hat. Ich finde halt auch, dass das Pferd echt nett und bemüht ist und so läuft wie es geritten wird, im Guten wie im Schlechten.
Und das "Überschätzen" meinte ich einzig im Hinblick darauf, dass Meg der Meinung war, das Pferd nicht zu stören und ich finde an dem Punkt ist sie eben noch nicht.(mit diesem Pferd, mit ihrem eigenen kann das ja ganz anders sein).
Meg meinte ja selbst bezüglich maulfrei, dass da der Sitz "so schlecht" sei, dass man von klassisch reiten eigentlich noch gar nicht sprechen kann. Nun wenn man das sooo hart sieht, dann reitet hier kaum jemand klassisch (weder maulfrei noch Meg noch ich noch viele andere vermutlich, weil die meisten von uns einfach zu schlecht sitzen um überhaupt von Reiten sprechen zu können. :wink: Ich glaube aber nicht dass so eine Selbstkasteiung Sinn macht, weder bei sich selbst noch bei anderen.

Ich finde aber auch nicht, dass man Profis wie Uta Gräf wegen eigener mangelnder Kenntnisse nicht kritisieren darf.
Sonst dürfte man auch Isabell Werth, Edward Gal, Anky v G., ... nicht kritisieren, weil ich glaube wenn die wollten könnten sie doch auch schon deutlich besser reiten als ich zum Beispiel :D Es ist ja nicht so dass die "nichts können", sondern, dass sie das was sie können auf einen Art und Weise einsetzen, die ich nicht in Ordnung finde. Und sowas kann man auch kritisieren, wenn man selbst noch nicht viel kann. Man kann ja wissen wo man hin will und wohin nicht.
Und wenn ich jetzt z.B. eine Reiterin wie Isabell Werth kritisiere, dann ist das nicht so zu verstehen: "boah, die Alte kann ja gar nichts, wenn ich auf Grand Prix Niveau den Satchmo reiten würd, dann würde ich das ja mit links besser machen", sondern wie: "wenn ich eine begnadete Reiterin auf Grand Prix Niveau wäre, dann würde ich so reiten wollen wie Uta Gräf und nicht wie Isabell Werth".
Ich war mal mit ner Bekannten deren Tochter therapeutisches Reiten machte am früheren Hof. Die Bekannte hat keine Ahnung von Pferden und ist noch nie geritten und auf der Ovalbahn galoppierte ein Isländer mit seinem Reiter und sie meinte "die sehen aber verspannt aus". Da hatte sie völlig recht und um diese 100% treffende Analyse abzugeben musste sie noch nie auf einem Pferd gesessen haben, sie hatte trotzdem völlig recht.
Und ich denke man kann von Profis wie Ingrid Klimke und Uta Gräf, die jeden tag mehrere Stunden unterschiedliche Pferde reiten auch einfach mehr erwarten als von einem Otto-Normal-Freizeitreiter, der 3x die Woche nach der Arbeit aufs eigene Pferd klettert und alle Jubeljahre mal ein anderes reitet. Von dem her finde ich es nicht verwunderlich wenn da beim Beurteilen höhere Maßstäbe angelegt werden als bei anderen (ich finde übrigens beide Reiterinnen sehr gut :wink: ).


Bezüglich der HdS Debatte, ich finde maulfrei in dem Punkt auch zu dogmatisch und extrem, aber es ist ja ihre Sache worauf sie in der Ausbildung von Pferden den meisten Wert legt, wie früher schon öfters bemerkt, ist das ja auch eine Sache der Gewichtung.

Ich muss aber auch sagen, dass ich glaube das das Phänomen "das Pferd geht trotz perfekt angebotener Hand noch etwas hinter dem Zügel und man muss nur abwarten" schon eher "professionellen sehr guten Reitern" wie Uta Gräf und Ingrid Klimke passiert und bei den meisten Normalreitern eher sehr selten vorkommt. Ich glaube bei den meisten "Normal" Reitern ist es wohl doch eher so, dass das Pferd sich verkriecht, weil der Reiter halt noch Fehler macht. :wink: Genauso wie die meisten anderen Fehler von reiterlichen Unzulänglichkeiten kommen. Bei mir kommt es jedenfalls in der Praxis bisher sehr selten (bzw. nie) vor, dass mein RL mir erzählt, dass das Pferd TROTZ meiner überragenden Künste noch Haltungsfehler zeigt. :D

Und abschließend noch, weil der Herr Heuschmann ja im Laufe der Diskussion einige Male erwähnt wurde, ich war gestern auf einem Vortrag vor ihm, da kam das Thema auch mal kurz auf.
Ich hatte den Eindruck, dass er ein aktives hinter der Senkrechten reiten nicht für ein probates Mittel hält, allerdings meinte er auch, dass er bei Pferden die sich von selbst einrollen oder die wegen vorgegangener Ausbildungsfehler hinter der Senkrechten gehen, dem Pferd den Zügelkontakt genau dort anbieten würde wo das Pferd den Kopf hat, es praktisch also dort abholen würde wo es aktuell steht. Und dass es in so einem Fall (Korrekturpferd) eben dann auch mal sein kann, dass es etwas längere Zeit hinter der Senkrechten geritten werden muss bis es wieder an den Zügel herantritt und "vor kommen kann" (warum "Hand vor" in dieser Situation nicht funktioniert hat Cubano ja grad schon erklärt). Davon das Pferd mit aktiver Handeinwirkung hoch zu holen hält er jedenfalls nichts (das sehen andere Schulen sicherlich durchaus anders). Von dem her hat er klar gesagt, dass er Dogmatismus für keinen guten Begleiter hält und dass jemand der ein Pferd hinter der Senkrechten reitet eventuell kein Pferdequäler ist, sondern jemand der grade ein Pferd korrigiert (das bezieht sich aber sicherlich wieder eher auf Profis und nicht auf den Otto-Normal-Freizeitreiter). Ansonsten war diese Bemerkung ca 2. Minuten von einem 3 stündigen Vortrag, und im Rest ging es eigentlich eher wenig um Kopf/Hals Positionen, sondern um das Zusammenspiel des ganzen Pferdekörpers in der Bewegung :wink:

Ich persönlich bin grade dabei mein Pony nach längerer Krankheit (Hufrehe durch Stoffwechselkrankheit ) anzutrainieren. Inzwischen darf sie wieder "alles" machen, wie ein gesundes Pferd.
Und mein Pony kommt mir auch noch öfters mal hinter die Senkrechte. Sie neigt dazu entweder mit festem Genick und vorgestrecktem Hals sehr steif zu laufen, aber wenn sie dann den Hals fallen lässt, dann neigt sie schnell dazu die Hinterkiste auszuknipsen und dabei zu tief zu kommen (was sicherlich einerseits eine Kraftfrage ist, andererseits davon kommt, dass ich eben noch nicht perfekt treiben kann und auch sonst viele Fehler mache). Ich würde es jetzt nicht akzeptieren ganze Einheiten lang so zu reiten, aber ich springe auch nicht panisch vom Pferd wenn es passiert oder werfe alles weg oder hole den Kopf mit der Hand wieder hoch. Es kann also durchaus sein, dass das Pferd mal 1-2 Runden so läuft bis die Hinterkiste wieder aktiver ist oder dass das Pferd generell ständig zwischen rausheben und abtauchen wechselt. Weil wir halt beide noch in der Findungsphase sind, ich viele Fehler mache, usw. usw. Wenn da jetzt jemand dogmatisches (vielleicht maulfrei :wink: ?) im falschen Moment am Reitplatz vorbeikäme, würde er vielleicht auch entsetzt ein HdS laufendes Pferd entdecken. Es wäre aber kaum hilfreich in irgendeine Art von wildem Aktionismus zu verfallen wenn das Pferd abtaucht, nur damit die Nase vor der Senkrechten bleibt. Genauso wenig wie es sinnvoll wäre in wilden Aktionismus zu verfallen wenn sie noch mit steifem Genick über dem Zügel geht.
Motte
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Beitrag von Motte »

Cubano hat geschrieben:
maulfrei :o) hat geschrieben:
Und Hand VOR, wenn die Pferde hdS laufen! Wo sollen sie denn sonst hin??
Moins!
Und damit hast Du in meinen Augen den schlimmsten Fehler beschrieben, den man bei einem einrollenden Pferd machen kann :wink:
Hand vor? Wozu? Damit das Pferd, selbst wenn es zaghaft mal nach einer Anlehnung sucht, nix findet? Woraufhin es sich wieder hinters Gebiss verkrümelt? Was soll das denn bewirken? Das Gegenteil ist richtig: Ein Einroller braucht vorn eine freundliche und zuverlässige Hand, in die er von hinten durch Sitz und Bein herangetrieben wird. Das Problem bei diesen Pferden ist nämlich, dass sie eben NICHT – wie in all den tollen Lehrbüchern beschrieben – die Anlehnung von sich aus suchen. Ihnen dann auch noch jegliche Idee, dass da vorn etwas sein könnte, wo sie wenigstens mal versuchen könnten, Kontakt aufzunehmen, zu nehmen,wäre dann wohl eher extrem kontraproduktiv.
Das sehe ich äuch so.
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Beitrag von Max1404 »

Danke für das Post, Lilith! :wink:

Pferde, die sich einrollen, wollen in der Regel nicht ans Gebiss treten. Dafür kann es die unterschiedlichsten Gründe haben.
Es nützt daher auch meiner Meinung nach absolut nichts, ihnen durch "Hand vor" nachgebend zu bestätigen, dass sie nicht ans Gebiss müssen.
Diese Pferde müssen lernen, sich mit dem Gebiss auseinanderzusetzen, und das kann man nur erreichen, indem man Verbindung aufbaut.

Ein anderer Fall ist es, wenn sich das Pferd hdS auf dem Zügel herumlümmelt und das Gebiss als 5. Standbein sucht. Da muss man tatsächlich mit der Hand vor und kräftig von hinten nachtreiben. Aber über diesen Fall haben wir ja nicht gesprochen, sondern vom Einrollen, und das ist pferdische Gebissvermeidung. Hier noch in der reiterlichen Anlehnungsvermeidung das Heil zu suchen, ist absolut kontraproduktiv. :)
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Sascha »

Max1404 hat geschrieben:Diese Pferde müssen lernen, sich mit dem Gebiss auseinanderzusetzen, und das kann man nur erreichen, indem man Verbindung aufbaut.
Da gehe ich mit, die Zügel wegzuwerfen ist keine Lösung, denn das verstärkt meist nur das Bedürfnis nicht an den Zügel herantreten zu wollen. Aber ebenso ist es für mich auch keine Lösung ein Pferd, das schon Schwierigkeiten mit der Balance hat und eh schon "eine Rolle vorwärts macht", noch mehr vorwärts zu schicken, damit es dann vllt mal ein paar Tritte die Hinterhand drunter bekommt. Entweder ich arbeite mit solchen Pferden ganz gezielt an der Hinterkiste in einem ruhigen Tempo oder ich reite sie zwar vorwärts, allerdings mit dem Ziel das Genick zu öffnen und den Hals lang zu machen.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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Beitrag von Finchen »

Hm, klar passt es nicht immer als Lösung, aber da wo Pferde durch die Hand mangels Zügelmaß hdS quasi "gezwungen" werden, hilft es schon. :wink:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Beitrag von Motte »

Sascha hat geschrieben:Entweder ich arbeite mit solchen Pferden ganz gezielt an der Hinterkiste in einem ruhigen Tempo oder ich reite sie zwar vorwärts, allerdings mit dem Ziel das Genick zu öffnen und den Hals lang zu machen.
Hmm - und was macht man mit Kandidaten, die - eben WEIL sie sich durch hds verkriechen - eben nicht in ein gemächliches, ruhiges Tempo ausbremsen lassen?
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

Ich kenne die Pferd-Reiterpaare auf dem Video nicht, kann also nur sagen, was ich sehe.
Und ich sehe eine Hand, die immer wieder ZUG ausübt - Hand vor muss nicht heißen, schmeiß alles weg - aber bei aktiver Einwirkung nach hinten wird das Pferd natürlich nicht von selber auf die Idee kommen, die Nase vorzunehmen!
Von daher fände ich einen dezenten Aufwärtsimpuls verbunden mit einem deutlichen NACHGEBEN nach vorne hier sinnvoll.
Zug auf dem Zügel und eine weiche Anlehnung sind mitnichten dasselbe.

Und zu meiner eindeutigen Meinung bezüglich NvdS:
Hier hat Spielnase meine Verwunderung gut auf den Punkt gebracht (DANKE!)
Spielnase hat geschrieben: Die Ausgangsfrage von maulfrei war ja auch: "In der gesamten Literatur über klassische Dressur wird ein Nase-hdS abgelehnt, dennoch wird es von vielen hier toleriert oder als kleiner und unbedeutender Schönheitfehler abgetan – Wie kommt ihr da drauf?"
Und es ist ja keineswegs nur in der Literatur so, auch bei allen klassischen Ausbildern incl. FN wird ja offiziell IMMER gesagt, die Nase MUSS nach vorn!!
Wenn mal also meint, hdS sei eigentlich kein so großes Problem oder nur ein optischer Schönheitsfehler, bedeutet dies, die negativen Auswirkungen von hdS zumindest in Frage zu stellen, wenn nicht sogar als Trugschluss hinzustellen. Dementsprechend müssten die Theorien diesbezüglich in der Fachliteratur einem Irrtum unterliegen.

Und DAS kann ich mir angesichts der Fülle an z.T. wissenschaftlich erwiesenen Theorien zu diesem Thema nicht vorstellen.
Es sei denn, hiebei handelt es sich um eine erwiesenermaßen überholte Theorie alla "die Erde ist keine Scheibe, sondern eine Kugel..."

Aber WO sind dann die Beweise und offiziellen Befürworter für ein NhdS??
Ich kenne hierzu nur die Niederländer, allen voran ein ganz bestimmter - und der ist hier im Forum bestimmt für ALLE nicht glaubwürdig.

Natürlich frage ich mich auch manchmal, warum ich mich überhaupt so sehr mit diesem Thema befasse, es könnte mir doch auch egal sein...
...ist es mir aber nicht. Dressurreiten ist bei mir nur EIN Ausbildungsaspekt - aber wenn ich etwas mache, dann versuche ich es auch korrekt und informiere mich vorher umfassend darüber. Ihr hier bestimmt auch, deshalb bin ich ja auch in diesem Forum gelandet. Daher dieses große Fragezeichen.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Maulfrei: das Pferd in Mottes Video verkriecht sich aber nicht vor der Hand, es rollt sich auch nicht ein. Mir war nicht klar, dass Du Dich auf das Video bezogen hast. Ich hatte meine Anmerkungen auf ein Pferd bezogen, das sich einrollt, den Kopf hübsch hinstellt, dabei aber nicht ans Gebiss "ziehen" will.

@Sascha: Du hast völlig Recht mit Deiner Kritk, wenn Du ein Pferd hast, das sich auf die Hand stützt, weil es massive Balanceprobleme hat. Oft sind das ja junge Remonten. Dem würde ich auch nicht mit der Masche "plötzlich Hand vor und gleichzeitig kräftig nachtreiben" kommen, denn ich will nicht zusammen mit dem Pferd auf die Nase fallen, und Remonten reitet man sowieso grundsätzlich anders. :wink:
Ich hatte eher den Typ gerittenes älteres Pferd im Kopf, das eigentlich ganz gut ausbalanciert ist, aber vom Reiter auf die Hand und die Vorhand geritten ist. Vielleicht durch einen Reiter, der vorne zu viel festhält, weil es ihm Sicherheit vermittelt und er das Gefühl hat, das Pferd so besser unter Kontrolle zu haben. Pferde, die hinterm Reiter sind. Ich finde, das sieht man recht häufig. In der Regel nützt es bei solchen Pferden schon, den Motor hinten kräftig anzuwerfen und vorne nachzugeben, damit sie eine Idee davon bekommen, dass sie sich auch unter dem Reiter frei mit aktivem Hinterbein und über den Rücken bewegen können, ohne sich vorne abstützen zu müssen.
Viele Grüße
Sabine
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