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Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 12:36
von horsman
Es ist alles eine Frage, wie geduldig und mit wieviel Gefühl man an die Sache heran geht und dass man dabei die natürlichen physikalischen Grenzen eines jeden Pferdes im Auge behält und nicht überschreitet. Tut man das, geht es mE jedem Pferd mit einer guten Dressurarbeit besser als ohne. ME tut dies Fr. BBB mit diesem Pferd.
Das ist meine Meinung.
@Motte
Und ein überbautes und daher vorhandlastiges Pferd, welches man gar nicht erst versucht ein wenig mehr auf die HH zu bringen, wird mit ziemlicher Sicherheit Schäden an den Vorderbeinen nehmen, wenn man glaubt, dass man deshalb lieber nur Vielseitigkeit reiten soll. Das Problem bei deiner Bekannten scheint mir eher zu sein, dass das PFerd "unbedingt M-Dressur laufen sollte", d.h. man hat sich einen Druck gesetzt, noch dazu den Dressuraufgaben verpflichtet gefühlt, anstatt sich ohne Zeit- und Turniererwartungsdruck an eine vernünftige Dressurarbeit zu machen und zwar in dem Zeitmass, wie es dieses Pferd verträgt.
Ich jedenfalls kenne auch einige ziemlich überbaute Pferde, welche die Arbeit in Seitengängen und auch Piaffarbeit (ähnlich wie hier bei BBB) ganz hervor gesund gehalten hat und zwar sowohl auf den Vorderbeinen wie auch auf den Hinterbeinen wie auch im Rücken. Sie gingen noch mit über 20 Jahren ohne jemals zu lahmen und ohne dabei gequält aus zu sehen - ganz im Gegenteil. Es geht also und ist gut fürs Tier.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 12:45
von le_bai
horsmän hat geschrieben:Es ist alles eine Frage, wie geduldig und mit wieviel Gefühl man an die Sache heran geht und dass man dabei die natürlichen physikalischen Grenzen eines jeden Pferdes im Auge behält und nicht überschreitet. Tut man das, geht es mE jedem Pferd mit einer guten Dressurarbeit besser als ohne. ME tut dies Fr. BBB mit diesem Pferd.
Das ist meine Meinung.
und das zeichnet in der grundidee die klassik und einen guten ausbilder aus? das optimum (fürs individuum) im blick.
daher sehe ich das auch als lehrvideo.
und das reine exterieur ist hier weniger das probelm, vielmehr der pathologische bewegungsablauf. die gesamte LWS bewegt sich über normalmaß (und kompensiert mangelnde beweglichkeit des beckens), das Pferd muss massive (innere?) fehlkonstruktionen kompensieren. überbaut oder nicht ist da in einer ganz anderen (wesentlich besser erfassbaren) liga.
Ähnlich einer erworbenen ataxie geht ein "nicht-reiten" solcher bewegungsgestörten pferde mit degeneration, verkürzung und verklebung von passiven und aktiven komponenten einher und führen zum verfall. ohne schulung unter dem sattel würde das pferd sicherlich auch innerhalb einer herdenhaltung ,massive probleme haben.
mir würde die reiterliche geschmeidigkeit fehlen, so ein pferd unbeschadet zu reiten. ich hatte die kostprobe schon auf einem ataxie-pferd.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 13:06
von Motte
horsmän hat geschrieben:
@Motte
Und ein überbautes und daher vorhandlastiges Pferd, welches man gar nicht erst versucht ein wenig mehr auf die HH zu bringen, wird mit ziemlicher Sicherheit Schäden an den Vorderbeinen nehmen, wenn man glaubt, dass man deshalb lieber nur Vielseitigkeit reiten soll.
"nur" Vielseitigkeit *grins*
Vergessen? VS besteht aus Geländestrecke + Dressur + Springen.
Ich sprach nicht davon, dieses Pferd nur noch durch's Gelände zu schrabbeln...
horsmän hat geschrieben:
Das Problem bei deiner Bekannten scheint mir eher zu sein, dass das PFerd "unbedingt M-Dressur laufen sollte", d.h. man hat sich einen Druck gesetzt, noch dazu den Dressuraufgaben verpflichtet gefühlt, anstatt sich ohne Zeit- und Turniererwartungsdruck an eine vernünftige Dressurarbeit zu machen und zwar in dem Zeitmass, wie es dieses Pferd verträgt.
Nö, kann man pauschal auch nicht sagen. Das Pferd war nicht "mal eben" auf M-Niveau gebracht worden. Die war alt genug, und ist vorher viele L-Dressuren recht gut gelaufen. Nur den Sprung nach M schaffte die halt nicht (-> Versammlung) . Für L reichte ihre Versammlungsfähigkeit, für M halt nicht.
horsmän hat geschrieben:
Ich jedenfalls kenne auch einige ziemlich überbaute Pferde, welche die Arbeit in Seitengängen und auch Piaffarbeit (ähnlich wie hier bei BBB) ganz hervor gesund gehalten hat und zwar sowohl auf den Vorderbeinen wie auch auf den Hinterbeinen wie auch im Rücken. Sie gingen noch mit über 20 Jahren ohne jemals zu lahmen und ohne dabei gequält aus zu sehen - ganz im Gegenteil. Es geht also und ist gut fürs Tier.
Sicher gibt's das.
Aber es gibt auch andere, die das nicht "halten". Ist ja auch kein Problem - es MUSS ja nun nicht jedes Pferd "hohe Schule" gehen, um gesund zu bleiben. Man muss halt als Reiter sehen/spüren, wie weit man gehen kann.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 13:59
von horsman
Motte hat geschrieben: ... und ist vorher viele L-Dressuren recht gut gelaufen. Nur den Sprung nach M schaffte die halt nicht (-> Versammlung) . Für L reichte ihre Versammlungsfähigkeit, für M halt nicht.
Da sag ich jetzt mal besser nichts zu ausser nochmal zu wiederholen, dass Dressur nicht für den Richter da ist sondern fürs Pferd und es neben der Turnieraufgabendressur auch noch eine andere, nämlich die klassiche Dressur gibt.

Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 14:30
von Motte
horsmän hat geschrieben:Motte hat geschrieben: ... und ist vorher viele L-Dressuren recht gut gelaufen. Nur den Sprung nach M schaffte die halt nicht (-> Versammlung) . Für L reichte ihre Versammlungsfähigkeit, für M halt nicht.
Da sag ich jetzt mal besser nichts zu ausser nochmal zu wiederholen, dass Dressur nicht für den Richter da ist sondern fürs Pferd und es neben der Turnieraufgabendressur auch noch eine andere, nämlich die klassiche Dressur gibt.

Hm.
Siehst du, und ich widerum finde es sehr "pro" Pferd, in solchem Fall einfach nicht die körperliche Belastbarkeit ständig auszureizen. Und natürlich wurde dieses Pferd weiterhin "Dressur" geritten. Aber eben nicht ständig an der Leistungsgrenze.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 14:53
von Rapunzel
Boa, Horsmän, langweilt dich dein Schubladendenken nicht manchmal selbst? Motte hat doch lediglich ausgedrückt, dass das besagte Pferd mit zunehmenden Anforderungen an die Versammlung Probleme bekam. Ob du das nun in Turnierklassen ausdrückst oder sonstwie, ist doch total egal.
Ob man so ein Pferd überhaupt reiten muss und wenn ja, wie, ist sicher auch immer Ermessenssache. Wenn ich mir aber ansehe, was für abenteuerliche Sachen mit dem Hinterbein dieses Pferdes passieren, wenn man die Galopptraversalen von hinten betrachtet, würde ich die beispielsweise ganz sicher weglassen. Die Gelenke werden abwechselnd gestaucht und verdreht und zum Schluss kickt das Pferd eine Ladung Sand nach außen weg. Welchen Nutzen sollte das für das Pferd haben, der den Verschleiß rechtfertigt?
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 15:04
von horsman
Das Schubladendenken besteht in dem Fall eher auf der Seite derjenigen, die in diesen Turnierdressur-Schubladen A, L, M ... denken und sich von dorther limitieren lassen, anstatt losgelöst von diesen Standartschemen für Standartpferde zu überlegen, was dem jeweiligen Pferd mit seinem Gebäude und seiner Gangmechanik nun am besten hilft und was nicht.
Ich bin natürlich mit Dir (euch) einer Meinung, dass man nicht ständig an die physikalischen Grenzen eines Pferden soll, jedenfalls nicht oft, nicht lange und schon gar nicht massiv. Aber mit etwas Gedult und Feingefühl wundert man sich manchmal, wie auch solche Problempferde sich doch körperlich zum Guten entwicklen können, wenn man nicht zu früh das Handtuch wirft. Da wird auch allzu oft das eigene reiterliche Nicht-Können schnell mal auf die die Gebäudeprobleme abgeschoben.
Klar ist doch: Muskeltraining durch Belastung ja, Überbelastung jedoch stets vermeiden!
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 15:17
von Rapunzel
Nochmal: Was an den Traversalen soll konkret diesem Pferd helfen? Und wer hat wirklich das umfassende Wissen, um beurteilen zu können, was genau nun für so ein Pferd gut ist und was eher schlecht? Auch Krankengymnasten müssen sehr gut unterscheiden, ob sie gegen bestimmte Widerstände des Körpers anarbeiten (ggf. auch unter Schmerzen!) oder ob man gewisse Dysbalancen und Schwächen lieber unangetastet lässt, weil das für diesen Körper besser tolerierbar ist.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 15:29
von horsman
Du hast Recht, dass man das gut überlegen und ggf. auch mal abwägen muss. Das zu erforschen und zu erfühlen ist des Reiters Lebensaufgabe. Genau dafür gibt die klass. Reitlehre in all ihren Ausprägungen und mit alle ihren Facetten und Übungen. Die Traversale im Trab und Galopp sollte man ev. meiden oder sparsam reiten, die Seitengangarbeit im Schritt aber zB halte ich für sehr gesundheitsfördernd, ebenso wie die Piaffarbeit. Gegen Widerstände sollte man als Reiter niemals anarbeiten, sondern sie behutsam und gekonnt auflösen. Da merkt man dann schon wo die Grenzen, ggf. auch die Schmerzgrenzen beim Pferd sind. Man lernt ja auch dem Pferd mal zuzuhören, jedenfalls wenn man hin hören will.
Und ab und an wird man als gewissenhafter Reiter sein Pferd ja auch mal vom Osteo./Chiro/TA abchecken lassen und besprechen was geht und was eher problemtisch ist und bestenflass hat man auch noch erfahrenen und behutsamen Trainer zur Hand.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 15:38
von Rapunzel
Nö, so einfach ist das nicht. Sehr viele Pferde sind äußerst schmerztolerant und machen jahrelang etwas mit, das sie eigentlich schädigt, zumal das ja nicht zwingend direkt mit Schmerzen verbunden ist. Nur irgendwann gibt dann halt mal die schwächste Stelle nach. Das Pferd wehrt sich ja keineswegs gegen die Traversale, obwohl die ihm sicherlich nicht guttut. Vom hingebungsvollen Beharren auf ungesunden Fehlhaltungen mal gar nicht zu reden.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 16:01
von Fliehendes Pferd
Motte hat geschrieben:horsmän hat geschrieben:Motte hat geschrieben: ... und ist vorher viele L-Dressuren recht gut gelaufen. Nur den Sprung nach M schaffte die halt nicht (-> Versammlung) . Für L reichte ihre Versammlungsfähigkeit, für M halt nicht.
Da sag ich jetzt mal besser nichts zu ausser nochmal zu wiederholen, dass Dressur nicht für den Richter da ist sondern fürs Pferd und es neben der Turnieraufgabendressur auch noch eine andere, nämlich die klassiche Dressur gibt.

Hm.
Siehst du, und ich widerum finde es sehr "pro" Pferd, in solchem Fall einfach nicht die körperliche Belastbarkeit ständig auszureizen. Und natürlich wurde dieses Pferd weiterhin "Dressur" geritten. Aber eben nicht ständig an der Leistungsgrenze.
ine sehr vernünftige Entscheidung !
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 16:30
von horsman
niemand hat je behauptet, dass klass. Dresuur ein ständiges Ausreizen bis zur Belastungsrenze wäre. Gott bewahre - genau das Gegenteil ist der Fall. Und bei BBB hab ich auch nicht den Eindruck, dass die Dame es mit dem Pferd übertreibt oder übertrieben hat. Ich schätze die Dame so ein, dass sie sich darum schon Gedanken macht und um den schmalen Grad bei diesem Pferd Bescheid weiß und beachtet.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 17:15
von Motte
horsmän hat geschrieben:niemand hat je behauptet, dass klass. Dresuur ein ständiges Ausreizen bis zur Belastungsrenze wäre.
Ja nu - für den einen beginnt die Belastungsgrenze ab Lektionen im Bereich von L-Niveau, bei dem anderen erst bei den fliegenden Wechseln oder bei der Piaffe.
Das ist doch das, was ich die ganze Zeit sage.
Du bist doch da jetzt nur so drauf angesprungen, weil ich erwähnt habe, dass die Stute aus meinem Beispiel M (also böses Turnier) gehen sollte...

Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 17:58
von Fliehendes Pferd
horsmän hat geschrieben:niemand hat je behauptet, dass klass. Dresuur ein ständiges Ausreizen bis zur Belastungsrenze wäre. Gott bewahre - genau das Gegenteil ist der Fall. Und bei BBB hab ich auch nicht den Eindruck, dass die Dame es mit dem Pferd übertreibt oder übertrieben hat. Ich schätze die Dame so ein, dass sie sich darum schon Gedanken macht und um den schmalen Grad bei diesem Pferd Bescheid weiß und beachtet.
Ich erlebe viele Reiter und ich würde keinem was anderes unterstellen, als dass sie nach bestem Wissen genau das Richtige für ihr Pferd tun wollen. Das Bemühen ist eigentlich bei jedem vorhanden. Nur die Fertigkeiten und Möglichkeiten sind begrenzt, beim einen mehr beim anderen weniger. So kommt dann trotz ernsthafter Bemühungen manchmal nur ein suboptimales Ergebnis raus. Aber bemüht sind doch alle.
Verfasst: Fr, 11. Jan 2013 22:37
von horsman
Na, und genau um die Fertigkeiten weiter auszubilden, um solchen Problempferden auch gerecht zu werden, war BBB ja bei PK zur Weiterbildung. Ihre zuvor erworbenen Kenntnisse im Rahmen der FN Ausbildung samt Meisterprüfung und wird sie das notwendige Urteilsvermögen um die Arbeit bei PK einschätzen und werten zu können wohl erlangt haben, zumindest, wenn die AUsbildung der FN das hält, was sie verspricht. - Insofern passt das in dem Fall m.E. schon, jedenfalls finde ich das Ergebnis in Bezug auf dieses PFerd nicht schlecht.

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Im allgemeinen wird es solche Fälle aber sicher auch geben.