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Verfasst: Do, 24. Jan 2013 18:12
von Paula
horsmän hat geschrieben:anstatt den "Lotliniensitz" anzustreben, würd ich es lieber mit dem Mann halten, den Gawan auf S. 234 zitiert hat (ich vermute es war Steinbrecht ?).
Wenn dann die Lotlinie Schulter-Hüfte-Absatz halbwegs bei raus kommt und das Bein am oder kurz beim Gurt liegt - na fein. Eine leichte Tendenz hin in Richtung Stuhlsitz ist mE nicht verkehrt (siehe zB die alten dt. Meister) , sondern eher hilfreich. Schlechter ist mE, wenn das Bein zu weit zurück liegt. Denn da stört es a) das Pferd und b) die Reiterhüfte.
den Kommentar meinte ich...

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 18:26
von saltandpepper
es gibt Dinge, an denen es zu Arbeiten bedarf und lohnt und es gibt Dinge,die sollte man belassen. Wenn das Anstreben einer Lotrechten des Sitzes, mit Schmerzen, die über eine normales Maß von Muskelkater ( der nach 3 Tagen deutlich nachlassen sollte) und direkten normalen Dehnungsschmerzen hinausgehen, verbunden sind, ist dies einem funktionellen, und vor allem losgelassenen Sitz zuwiderwirkend.

Skoliosen und Beckenschiefstände sind leider ein übel unserer Zeit Horsemän, sie sind mitnichten eine "moderne Ausrede"sondern ein leidiges Problem, welches eine Folge fehlender Bewegung und sportlicher sinnvoller Betätigung bereits von Kindheit an ist.
Natürlich ist das vielbemühte "Hohlkreuz" und ähnliches gerne mal eine Ausrede, aber es gibt darüber hinaus auch tatsächlich heute vielfach mehr WS- Anomalien als früher.
Das kann man nicht einfach als dumme Ausrede wegwischen, denn das Ignorieren solcher- und gerade im Bereich der WS- bestehender Anomalien kann größte Schäden verursachen.
Als Ausbilder habe ich mir daher angewöhnt ( genau wie beim Aufbau von Pferden) zunächst zu fördern und anzuleiten, beim Erreichen von offensichlichen Grenzen aber immer eine Abklärung durch den Arzt ( oder TA) einzufordern.
So haben wir schon diverse Hüftdisplasien u.Ä. aufgespürt, die früh erkannt gut stabilisiert werden können, unerkannt alldings spätestens im Alter von 30-40 jahren richtige Probleme machen ...

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 18:48
von Fliehendes Pferd
@Cubano: Wer oder wonach wird gelehrt "Hauptsache bequem" ?

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 19:02
von Cubano
saltandpepper hat geschrieben: Skoliosen und Beckenschiefstände sind leider ein übel unserer Zeit Horsemän, sie sind mitnichten eine "moderne Ausrede"sondern ein leidiges Problem...
Das kann man nicht einfach als dumme Ausrede wegwischen, denn das Ignorieren solcher- und gerade im Bereich der WS- bestehender Anomalien kann größte Schäden verursachen.
Ja und nein, S&P: Natürlich, und das wird hier ja auch gar nicht in Abrede gestellt, gibt es Dysfunktionen oder Anomalien, die es erschweren oder sogar unmöglich machen, korrekt zu sitzen. Auf der anderen Seite hat Horsmän schon nicht ganz unrecht: Oft genug werden auch Dinge als Ausrede hergenommen, die kein Problem darstellen würden, wenn man tatsächlich an sich arbeiten würde. Und nein: Bei mir war die Veränderung mit drei Tagen Muskelkater wirklich nicht getan. Das hat deutlich länger gedauert bis es 1. nicht mehr geziept hat und sich 2. der Körper an das veränderte Bewegungsmuster so gewöhnt hatte, dass ich zumindest gemerkt habe, wenn ich nicht richtig saß und das korrigieren konnte. Meines Wissens war es Richard Hinrichs, der meinte, dass der Körper runde 2000 Mal braucht, um ein falsches Bewegungsmuster zu verändern und zu korrigieren.

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 19:12
von saltandpepper
Nein Cubano, da hast du mich falsch verstanden- ich meine nicht einmalig 3 Tage Muskelkater- den hat man schon immer wieder - solange man daran arbeitet ( wir sind ja nicht aus Weicheihausen :wink: :lol: oder aus Kuschelingen :wink:) - das ist auch kein Problem.

Aber wenn dazu z.B. massive Ischias-Schmerzen, Schmerzen die in die Knie ausstrahlen, Taubheitsgefühle in Körperregionen , oder massive Muskelschmerzen, die deutlich länger als ein normaler Muskelkater ( also deutlich länger als 3 Tage ) anhaltenvorkommen. Oder verlagerte Schmerzen in ganz anderen Regionen, als in der Angesprochenen- z.B. Kopfschmerzen oder Beklemmungsgefühle beim Atmen auftreten, DANN sollte man vorsichtig sein/werden !
Und das kommt gar nicht so selten vor.

Du kannst sicher sein, daß ich ein äußerst pedantischer und seeeeehr nachhaltiger Sitzkorrekteur bin ( lacht)- aber wenn es offensichtliche Grenzen gibt, möchte ich eben einen Freikarte vom Arzt, bevor ich nachher etwas kaputtmache durch meine Forderung nach Anstrengung und mehr Bemühen. Da bin ich aus eigener Erfahrung auch mit meinem eigenen Körper vorsichtiger geworden.
:wink:

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 19:15
von Cubano
saltandpepper hat geschrieben:Aber wenn dazu z.B. massive Ischias-Schmerzen, Schmerzen die in die Knie ausstrahlen, Taubheitsgefühle in Körperregionen , oder massive Muskelschmerzen, die deutlich lägnnr als ein normaler Muskelkater ( also deutlich länger als 3 Tage ) anhalten, oder verlagerte Schmerzen in ganz anderen Regionen, als in dr Angesprochenen- z.B. Kopfschmerzen oder beklemmungsgefühle beim Atmen auftreten, DANN sollte man vorsichtig sein/ werden !
Örgs – okay, DAS wiederum kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich habe mich allerdings sehr neiderfüllt gefragt, wie umfassende Sitzkorrekturen mit nur drei Tagen Muskelkater zu bewältigen wären – wieder eine Illusion weniger. :P

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 19:18
von saltandpepper
:lol: die Hoffnung stirbt zuletzt... :lol: 8)

Verfasst: Do, 24. Jan 2013 19:41
von Gawan
horsmän hat geschrieben:anstatt den "Lotliniensitz" anzustreben, würd ich es lieber mit dem Mann halten, den Gawan auf S. 234 zitiert hat (ich vermute es war Steinbrecht ?).
Richtig vermutet.

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 07:46
von Cubano
Gawan hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:anstatt den "Lotliniensitz" anzustreben, würd ich es lieber mit dem Mann halten, den Gawan auf S. 234 zitiert hat (ich vermute es war Steinbrecht ?).
Richtig vermutet.
Guten Morgen!
Yep, mit dem Mann halte ich es auch. Denn Steinbrecht meint mit seinem Satz ”denn der Reiter sitzt nur dann richtig zu Pferde, wenn der Schwerpunkt, oder vielmehr die Schwerpunktlinie seines Körpers, mit der des Pferdes zusammenfällt“ nichts anderes als den Gleichgewichtssitz, über den wir hier mal wieder seit Seiten diskutieren. Denn genau das bewirkt die hier bereits mehrfach angesprochene "Lotlinie" Schulter-Hüfte-Absatz. :wink:

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 08:35
von saltandpepper
Nun, Cubano, diese Schlißfolgerung ist mir einfach ein wenig zu simpel :wink: - die teile ich nicht... :lol:

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 08:48
von Cubano
Das macht ja nix. Manchmal ist es nämlich so simpel, das Reiten – zumindest in der Theorie. :-)
Wenn man sich nämlich das gesamte Kapitel über den Sitz bei Steinbrecht mal zu Gemüte führt, wird mehr als deutlich, dass er den Balance- oder Gleichgewichtssitz meint, der den Reiter zu jeder Zeit mit dem Schwerpunkt des Pferdes in Übereinstimmung bringt.
Und vor allem wird mehr als deutlich, was der gute Mann mit dem Normsitz meinte, den er so vehement ablehnt: Einen Sitz nämlich, bei dem der Reiter mit durchgedrücktem Kreuz und gestrecktem Bein bei gleichzeitig an den Körper angepressten Armen auf dem Pferd saß und der offenbar in Steinbrechts Zeiten noch so gelehrt wurde.

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 09:13
von Paula
Cubano wie erklaerst du dir das Stenbrecht oft nicht im Lot sitzt auf alten Bildern?

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 11:02
von Gawan
Cubano hat geschrieben:
Gawan hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:anstatt den "Lotliniensitz" anzustreben, würd ich es lieber mit dem Mann halten, den Gawan auf S. 234 zitiert hat (ich vermute es war Steinbrecht ?).
Richtig vermutet.
Guten Morgen!
Yep, mit dem Mann halte ich es auch. Denn Steinbrecht meint mit seinem Satz ”denn der Reiter sitzt nur dann richtig zu Pferde, wenn der Schwerpunkt, oder vielmehr die Schwerpunktlinie seines Körpers, mit der des Pferdes zusammenfällt“ nichts anderes als den Gleichgewichtssitz, über den wir hier mal wieder seit Seiten diskutieren. Denn genau das bewirkt die hier bereits mehrfach angesprochene "Lotlinie" Schulter-Hüfte-Absatz. :wink:
Bitte zitiere mir die Stelle, an der Steinbrecht sagt, der Absatz müsse im Lot unter der Hüfte sein. In meiner Ausgabe von Steinbrecht steht zum Unterschenkel nämlich folgendes:
Der Unterschenkel ist zwar für den Sitz weniger wesentlich, umso mehr jedoch als Hauptorgan für die vortreibenden Hilfen und für die richtige Bügelhaltung. (...) Sobald daher seine (des Reiters) Haltung durch Balance und Oberschenkelschluss gesichert ist, mag er seinen Unterschenkel ganz weich und natürlich hängen lassen.
Wenn ich aber meinen Unterschenkel hängen lasse, befindet sich mein Absatz etwa unterhalb meines Knies, letzteres liegt aber vor der Schulter-Hüfte-Linie. Ich könnte natürlich versuchen, wie der hier
http://www.reitlehre.de/grisone.htm zu sitzen, aber das ist wohl nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ich glaube nicht, dass die Position meines Absatzes eine Handbreit weiter vorne oder hinten einen grossen Einfluss auf die Lage meines Schwerpunktes hat, wenn ich mit langen Bügeln reite und mein Gewicht über den Sitz "abgestützt" wird. Reite ich dagegen mit kürzeren Bügeln, trabe leicht oder springe, spielt die Position des Absatzes eine Rolle, weil dann ein grösserer Teil meines Gewichts über die Bügel abgestützt wird. Dann ist er idealerweise in der Lotlinie unter meinem Schwerpunkt.
Ich frage mich, ob diese Obsession mit der Position des Absatzes etwas mit der Entwicklung des Springsitzes zu tun hat. Daher folgende Frage: Weiss jemand, wo diese Linie Schulter-Hüfte-Absatz inklusive Absatz das erste Mal in dieser Form erwähnt wird?

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 11:17
von Cubano
Huhu,
ne, keine Ahnung, wann diese Lotrechte das erste Mal erwähnt wird. Aber: Für mich ist diese ein zwingender Bestandteil des Gleichgewichtssitzes, von dem auch Steinbrecht spricht. Gestern habe ich es schon mal anders erklärt: Man sitzt so auf dem Pferd, dass man in Balance bleiben kann, auch wenn das Pferd plötzlich unter einem verschwindet. Und dabei kommt die Lotrechte nachgerade zwangsweise raus.
Von Steinbrecht habe ich nur zwei Bilder von schräg vorn gefunden. Da sieht es für mich zwar annähernd lotrecht aus, aber das ist perspektivisch nur schwer zu beurteilen. Was ich aber an Beispiel gefunden habe, ist eine schöne Darstellung aus der HDV 12
http://www.pferdesport-blog.de/wp-conte ... chrift.jpg
Nix anderes ist mit dem Balancesitz gemeint.
Und hier kann man sich auch gut vorstellen, wie man sitzt, „Wenn ich aber meinen Unterschenkel hängen lasse, befindet sich mein Absatz etwa unterhalb meines Knies“. Das ist nämlich schlicht und ergreifend ein Stuhlsitz.
Natürlich kann ich nur für mich selbst sprechen: Aber bei mir und meinem Pferd macht die korrekte Lage des Beins (im Verbund mit allen anderen genannten Sitzparametern) sogar einen himmelweiten Unterschied, wenn es darum geht, das Pferd in Balance zu bringen und von der VH wegzubekommen.

Verfasst: Fr, 25. Jan 2013 11:48
von Motte
Gawan hat geschrieben:
Sobald daher seine (des Reiters) Haltung durch Balance und Oberschenkelschluss gesichert ist, mag er seinen Unterschenkel ganz weich und natürlich hängen lassen.
Wenn ich aber meinen Unterschenkel hängen lasse, befindet sich mein Absatz etwa unterhalb meines Knies, letzteres liegt aber vor der Schulter-Hüfte-Linie. Ich könnte natürlich versuchen, wie der hier
http://www.reitlehre.de/grisone.htm zu sitzen, aber das ist wohl nicht der Weisheit letzter Schluss.
Meine Unterschenkel hängen dann etwa unterhalb meines Knies, wenn ich mit "Oberschenkelschluss" sitze, das ist wohl richtig.
Aber "Oberschenkelschluss" wird heute nicht mehr angestrebt. Weil er die Hüfte feststellt.
Ich mein - es hat schon durchaus die ein oder andere Entwicklung in den letzten 80 - 100 Jahren gegeben, die durchaus sinnvoll ist.....