horsmän hat geschrieben:nämlich zunächst eine mit dem Kreuz synchonisierte Handeinwirkung um das Pferd zu verhalten, sodass es beinahe anhalten wird, und in dem Moment wo man merkt, jetzt könnt man es anhalten, wieder etwas Finger öffnen (Tür vorne aufmachen) und es wieder antreten lassen, ggf. mit kurzem Schenkelimpuls zum wieder antreten anregen, falls das anhalten zu weit durchgekommen ist und/oder das Pferd auf das blosse öffnen der Finger nicht von selbst wieder antritt.
...
Schade für die ersten 25 Jahre im Sattel, wo mir diese Laterne niemand angezündet hat !
Vielleicht liegt es ja daran, dass du offenbar die Reihenfolge der hP nie richtig gelernt hast? Steht aber genau andersrum in den Richtlinien....
Horsmän:
Ähm, die halbe Parade hast du mM wieder nur ausschnittsweise beschrieben. Den wichtigen Satz
„wobei die Sitz- und Gewichtshilfen Vorrang haben“ solltest du nicht einfach unterschlagen. Außerdem gibt es eine klare Reihenfolge, nämlich die genau umgekehrte wie von dir genannt.
Das Einschließen in die Hilfen bedeutet das perfekte Zusammenspiel von allen reiterlichen Hilfen. Sehr wichtig bei den halben Paraden ist, dass die anderen Hilfen den Zügelhilfen nicht widersprechen, sondern sie ergänzen.
Wer den Sinn einer halben Parade besser beschrieben glaubt mit „halb anhalten“ hat ja mM die halbe Parade noch gar nicht ganz – oder eben nur halb – erfasst.

Denn die halbe Parade kann unterschiedlichste Ergebnisse erzielen wollen, und mitnichten wird sie stets mit halb anhalten geritten:
Zurückführen von einer höheren in eine niedrigere Gangart, Zurückführen von einem höheren in ein niedrigeres Gangmaß/Verlangsamen des Tempos, Erhöhung des Versammlungsgrades, Verbesserung oder Wiederherstellung des Gleichgewichts, Aufmerksammachen des Pferdes auf eine neue Anforderung. Welche der Ziele nicht mit halb anhalten verbunden Sinn macht... erklärt sich von selbst. *grins*
Das Wort PARADE stammt vom lateinischen parare ab: vorbereiten, (auf etwas/einen Hieb…) reagieren, sich rüstig machen, aufhalten.
Der Sinn einer hP ist viel, VIEL mehr als nur halb anhalten. Wenn man die hP als reines halb Anhalten sieht, hätte ich ja Sorge mein Pferd käme sich auf kurz oder lang ziemlich veralbert vor, weil ich es zum Anhalten auffordere, es dann – lalala – aber gar nicht will. Grade mein Lusinger würde glaube ich durchdrehen, wenn ich wie du schreibst ständig verhalten würde, bis er fast anhält, um ihn dann vorwärts zu senden. Kollaps vorprogrammiert. Der ist Marke sprich deutlich oder halte die Klappe.

Darüber hinaus gibst du so wie du das schreibst wie gesagt die Reihenfolge der hP genau verkehrt herum an. Eklatant. Wenn dann wird VOR der halben Parade das Tempo mit dem Bein aufgefrischt und idR nicht danach!! Das hat auch einen Grund, idR will ich dass das Pferd fleissiger und brillianter abfußt, mit mehr Schwung ohne das Tempo zu erhöhen und nicht dass es grad mit Absicht länger und schlaffer auf dem Boden steht. Ich hatte einen RL, der mir klar beigebracht hat, dass dann (also nachdem der vorwärts treibende Schenkel den Schwung des Pferdes aufgefrischt hat) der – falls überhaupt beteiligte, wenn nicht rein aus dem Sitz gerittene – Anteil des Schenkels innerhalb einer hP
ein anderer Schenkel-/Bein-/Körperteil ist als die vortreibende Schenkelhilfe.
So nannte man früher in der deutschen Schule die halbe Parade auch halbe HALTUNG (!!) und bei Gott nicht halbes halten, was nur ein winziger Ausschnitt einer Bedeutung der hP ist. Es geht NICHT vorrangig um ein Verhalten des Tempos, sondern um ein vermehrtes Biegen der Hankengelenke, daher auch das Wort halbe Haltung, aus welcher ich allerlei verschiedene Dinge erreichen kann. Aus dieser halben Haltung heraus aber kann ich - mit durch die hP voll konzentriertem Pferd - eben ganz unterschiedliche Ziele erreichen.
Mein alter RL hat nie angewiesen „reite eine hP“, sondern immer „Setzen, setzen“. Sehr korrekt, setzen soll sich sowohl der Mensch als auch das Pferd maßgeblich durch die hP – die idealerweise eben in entsprechenden Momenten bei Gott ohne Zügelhilfe auskommt. Insofern Kreuz! Blödsinn nennst du das... naja gut, ich würde sagen: es ist komplex, und nicht in einen Satz mit 6 Wörtern verpackbar.
Der demi Arret bezieht sich im Gegensatz zur sehr vielschichtigen hP stärker auf den Impuls am Zügel - überhaupt kann ich die hP für mich selbst mit dem demi arret gar nicht wirklich vergleichen, weil es ganz unterschiedliche Dinge sind.
s&p:
Es geht halt auch andersrum, und ich denke, es ist doch für beide toll!
Ich fand PK und seine Ansätze unglaublich wichtig für mich, genauso aber auch viele andere Einflüsse.
Nur - ich erlebe halt dass ich seit geraumer Zeit durch guten klassischen, vielleicht auch deutsch angehauchten

konservativen Unterricht ein viel größeres Ganzes erfahre als durch die reine PK-Reitweise oder baucheristische Ansätze. Ich erlebe es mehr als eine Einheit, die aber eben ihren Kern in der HDV, den Richtlinien, klassischen deutschen Reitmeistern wie Wätjen, etc. in sich trägt. Ich kann GsD natürlich nicht mehr zurück, was ich weiß und gelernt habe, vergesse ich nicht mehr, aber ich sehe, dass vieles was ich z.B. bei PK-Unterricht über hohe Hand etc. gelernt habe, in vielen Momentan, in denen ich angewiesen wurde damit zu agieren, gar nicht notwendig ist. Manchmal, weil es anders geht, manchmal weil es subtiler geht, manchmal, weil ein anderes Herangehen andere (sicherlich...) Ergebnisse bringt.
Aber vermutlich wäre ich ohne meine Ausflüge niemals dort gelandet.

Ich bin sehr sehr SEHR froh, dass ich so viele Einflüsse sehen und haben konnte bisher. Momentan fasziniert mich was ich in Frankreich gelernt und gesehen habe. Wieder neue Möglichkeiten, neue Impulse auch die eigene Reiterei und die vielen Reitschriften besser zu verstehen.
So, und nu hör ich mal auf mit rumtheoretisieren, der Zug ist angekommen und ich muss noch - heute sehr inspiriert - das Ungeheuer reiten!!
