Jen hat geschrieben:Auch das ist richtig, diese Faktoren wollte ich jedoch mal vorerst aussen vor lassen, solange die Basis noch nicht geklärt ist

denn das macht die Sache wieder komplizierter. Ich möchte mal beim einfachen Gerüst bleiben. Denn ich bin der Überzeugung, dass dies einen grossen Einfluss darauf hat, wie man reitet/ausbildet.
Ein einfaches Gerüst ist schön, wenn es einen nicht zu falschen Schlüssen verleitet (kennt ihr die Geschichte mit den Blinden, die alle einen anderen Teil eines Elefanten berühren mussten u. dann dieses "Etwas" beschreiben sollte? Der, der den Rüssel berührt hatte, ist natürl. über die äußere Gestalt des Elefanten zu einem anderen Schluss gekommen als der, der den Bauch berührte

)
Probier es an dir selber aus: steh mit beiden Beinen zusammen gerade. Dann in zeeeiiitluuupenteeempoooo fängst du an zu gehen. Was passiert? als erstes verlagerst du das gewicht auf das eine Bein. dieses stützt das Gewicht, dann schwingt das andere Bein vor. ERST DANN fängt das noch stehende Bein an zu schieben und schiebt den Körper über das andere Bein!
Das ist auch nicht gaaanz richtig. Ich verlagere das Gewicht u. HEBE das jeweils andere Bein, um nun aber loszugehen, muss ich dann gleichzeitig(!!!) während des Vorschwingens mit dem anderen "schieben", sonst hebe ich das Bein nur an u. schwinge nach vorne ohne vom Fleck zu kommen.
Ohne zu schieben vorwärts zu kommen, gäbe es nur noch die Alternative, durch Schwerpunktverlagerung nach vorne das Gewicht auf das vorschwingende Bein zu bekommen (also durch Vorneigen des Oberkörpers).
Genau das meinte ich: Vorschwingen u. Schieben kannst du nicht trennen, es muss also ein Schub des einen Beins nach vorne kommen, um dem anderen Bein die Möglichkeit zu geben, vorzuschwingen.
Das Vorschwingen provoziere ich dann z. B. durch Übungen wie Seitengänge, in denen das Pferd quasi dazu "gezwungen" wird.
Also für mich heißt das: ERST kommt der Schub (weil den ein Pferd natürlicherweise eher zeigt, vgl. Francois´Anmerkung), dann das Vorschwingen (denn das zeigen nicht alle Pferde von Anfang an in einem Maße, dass man sich wünscht u. schon eine verlängerte Stützphase ermögl. würde) u. mit der Entwicklung des vermehrten Vorschwingens/Untertretens ist das Pferd nach u. nach in der Lage die Stützphase zu verlängern u. in dieser dann auch Hankenbeugung zu zeigen.
Achtung! die korrekte v/a Haltung beinhaltet eben GERADE die HH. Die korrekte v/a Haltung kann NICHT exakt gleichgesetzt werden mit der grasenden Haltung eines Pferdes. Denn in dieser "grasenden" Haltung ist das Pferd einfach auseinandergefallen. das v/a wird erst korrekt, wenn die HH eben nach vorne schwingt. Schwingt die HH nach vorne, wird das Pferd auch in der v/a Haltung die Vorhand NICHT überbelasten! Und genau das macht schlussendlich gesundes Reiten aus.
Jen, jetzt darst du doch gerne noch mal mit der Physik kommen u. mir das erklären:
Der Kopf u. der Hals werden nach vorne u. nach unten gestreckt u. dabei soll sich der Schwerpunkt NICHT weiter vorne als hinten befinden? *verwirrtguck*
Das ist schon klar! Die Preisfrage ist: WIE bekommst du das Pferd dazu in der Stützphase die Gelenke zu beugen? Nicht indem du noch mehr Schub verlangst, sondern in dem du den Schub abkürzt!
Eigentlich hast du mir jetzt "Recht" gegeben

: Wenn ich etwas abkürze, muss es nämlich erst mal vorhanden sein, also doch erst Schub, um diesen dann bei Zunahme der Tragfähigkeit wieder verkürzen zu können
äh... nein. das denke ich nicht. Beobachte mal dein Pferd wie es aus dem Halt antritt. Es wird nicht zuerst das eine bein hinten herausschieben und dann das andere vorschwingen.
Nein, es wird während dies gleichzeitig tun...
Richtig und was machen die Seitengänge? Sie bringen die HH unter den Körper! Erhöhen also den Teil der Stützphase unter dem Körper!
Und hier kämen wir wieder zu der Frage, ab wann Seitengänge in welcher Form Sinn machen.
Wenn mein Pferd nicht genug Schubkraft entwickelt hat, wird es mir in den Seitengängen "absterben" (selbst oft genug erlebt habe

)
Das heißt jetzt nicht, dass ich sage, ein Pferd darf erst ab "L" in Seitengängen ausgebildet werden, aber eine gewisse Grundlage muss schon gegeben sein.
Das heisst aber auch, dass ich am Anfang von einem jungen Reitpferd weder zuviel vorwärts noch zu viel versammlung verlangen darf (also kein Extrem, weder in die eine noch die andere Richtung) sondern dies immer davon abhängig mache, wie gut ich den Vorwärtsschwung erhalten kann und so die Grenzen sowohl nach oben (gestrecktere Gangart, Tritte verlängern), wie auch nach unten (Versammlung, Tritte verkürzen) langsam versuche zu erweitern. Ich hoffe, ich habe mich einigermassen klar ausgedrückt?
So, und damit sind wir uns wieder einig, das hast du wirkl. gut ausgedrückt *ein"Daumenhoch-Smily-such*