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Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 12:59
von Sunknúni
Mal eine Frage: Wie regiert er eigentlich, wenn du mit Kimblewick reitest? Das ist ein Stangengebiss aber ohne Hebelwirkung (wenn du die Zügel nur in die Ringe eindschnallst). Nur um zu sehen, ob er nun wirklich leiber Stangen mag, ganz unabhängig davon, ob Kandare oder nicht...

Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 13:27
von pepe
So, ich hoffe ich habs. Reine Konzentrationsfrage.

Ich habe heute in meinem Gebißsortiment eine einfach gebrochene Wassertrense gefunden, relativ dünn, Kupfer.

Das Maul, bzw. die Leichtigkeit hatte ich. Aber trotzdem guckig und verspannt gelaufen. Wir hätten wieder schöne Momente gehabt, wenn nicht ...die Türe aufgewesen wäre, die Stangen unter der Bande gelegen, die Stangen auf der Bande, der Stuhl in der Ecke....Alles Sachen die allerhöchstens seit sechs Monaten zu seinem Alltag gehören und die er auf einmal (und immer wieder) wahrnimmt wenn er alleine in der Halle ist. Alleine und auf Kandare bleibt er mit seinen Gedanken bei mir. Auf Trense steigert er sich hinein und ich werde sauer. Keine guten Voraussetzungen, nicht wahr?
Ich habe mich dann mit ihm auf einen verschobenen Mittelzirkel zurückgezogen und habe versucht ihn entspannt zu reiten. Am Ende war das Pferd schweißgebadet und ich kurz davor die Urschrei- Therapie der örtlichen Volkshochschule in Anspruch zu nehmen.

Ich reite in Zukunft mit Kandare, punkt. Fürs Gelände mit meiner Tochter die Trense. Bis es normal wird daß ich im Zweifelsfall das As im Ärmel hab.
Ich will doch nur reiten. :oops:

Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 13:33
von Susanne
pepe hat geschrieben: Ich will doch nur reiten. :oops:


Da hast Du die Grundthese meiner reitlerlichen Laufbahn schön formuliert! Daß Du nun erst mal auf Kandare reitest klingt vernünftig. Ich würde nur, wenn das mit dem As im Ärmel geklärt ist, wieder zur Trense greifen (hat Steffen ja schon ausführlich geschrieben und begründet). Grüß das Schecktier von mir!

lg Susanne

Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 13:40
von Colloid
So wie´s aussieht "braucht" dein Stinkstiefele das wohl, um die Situation ernst zu nehmen...auch, wenn du die Kandare gar nicht gebrauchst. Vielleicht probierst du es nochmal mit Kandarenzügel zusammengeknotet auf dem Hals liegen lassen, dann weißt du, ob es nur das Gebiss an sich ist, oder doch eine Einwirkung.
Ansonsten schließ ich mich Susanne an...wenn Pepe es kapiert hat...
LG
Colloid

Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 18:41
von Junito
Hm, nach unserem Umzug hatte ich wohl eine ähnliche Situation. Ein neuer Stall, andere Haltung - und vor allem eine andere Halle!

Der Eingang steht tagsüber ständig offen, ein großes Tor mit Blick zum Parkplatz und zu den anderen Pferden ist auch stets offen. Als Geräuschkulisse ständig vorbeifahrende Traktoren.

Die Aufmerksamkeit war natürlich total flöten. Ich habe selber gemerkt, wie ich immer gereizter wurde - und mein Sitz verkrampfter. Junito wurde immer hastiger und unsicherer - er begann so langsam sein Vertrauen zu verlieren, weil ich nicht mehr souverän war. Er hat auf jedes Geräusch, jeden vorbeifliegenden Vogel reagiert. Es war lästig.

Also was machen? Der Druck durch einen anstehenden Reitkurs kam noch dazu ("Der läuft wie ein Osterei.") Eine Freundin brachte mich runter: Entspann dich, schalt einen Gang runter, gehen wir erstmal ausreiten.

Genau das mache ich: Entspannen und damit endlich wieder locker sitzen. Es dauert zwar seine Zeit, aber ich merke, wie Junito wieder so läuft wie ich es kenne.

Daher würde ich gerade jetzt, wo er so unaufmerksam ist, nicht die Geduld verlieren und ein Hebelstangengebiss (egal ob Pelham oder Dressurkandare) benutzen. Denn dann würde das gehabte Drama wieder von vorn losgehen.

Habe lieber Geduld und laß' deinem Pepe Zeit. Eventuell braucht er auch mehr Abwechslung bei der Arbeit, so dass er keine Zeit hat, sich egal mit welchem Gebiß selbst zu beschäftigen?
Ich kenne euch nicht, ist nur so ein Gedanke - also bitte nicht böse sein, wahrscheinlich machst du das eh' schon.

Verfasst: Fr, 20. Okt 2006 20:04
von Sunknúni
Hm mir scheint es langsam eher so, dass sich ein Teufelskreis bei euch eingeschlcihen hat. Ganz viel beim Reiten hängt ja auch mit meiner Psyche zusammen. Und ich denke mir ,dass du mit Kandare mit mehr Erwartungen reitest und dich sehr viel mehr konzentrierst, feiner reitest, etc.#
Oft machen es ja auch schon die ersten Minuten aus - und bei Kandare ist es vermutlich so, dass Pepe schon zu beginn anders läuft (vielleicht schon mit mehr Aufrichtung, Aufmerksamkeit, was weiß ich), das wirkt sich natürlich wieder auf den Reiter aus, der nun lockerer und besser sitzen kann, Spaß an der Arbeit hat und optimistisch ist. Dann läuft ja auch alles wie geschmiert.

Und bei Trense ist es vielleicht so, dass man mit anderen Erwartungen rangeht, vielleicht minimal anders sitzt, das Pferd läuft dann anfangs nicht so gut, der Reiter versteift sich, versucht, was zu erzwingen und voila, alles geht den Bach runter!

Deshalb würde es euch vielleicht auch gut tun, wenn ihr generell etwas Abwechslung in euer Programm bringt, mal nichts erwarten und nur mit langen Zügeln auf dem Platz rumgurken, mal Ausreiten, mal während dem Ausritt locker einige Dressurübungen einfließen lassen...
Und sich nicht auf etwas versteifen, man MUSS nichts erreichen, aber manchmal wird einem ja was geschenkt...

Verfasst: Mi, 25. Okt 2006 19:20
von pepe
So, nun das Neueste zum Thema:
Nachdem letzten Freitag die Reiterei katastrophal war ging Pepe übers WoE nur Koppel. Bißchen Kraulen, bißchen Tüddeln, fertig. Montag Kandare, prima. Vor allem tolle Arbeit im Galopp. Dienstag die Trense.....richtig fein *staun* :shock: . Traversalen sehr schön, schöne Kadenz, Konzentration. Die Zungenfreiheit der einfachen Wassertrense scheint er genossen zu haben- eine leichte Führung verleiht ihm Freiheit....vorher doch zuviel Druck?

Heute bin ich wieder mit Trense geritten und hab mir dauernd das "innere Bild", dieses "Wie-verhalte-ich-mich-wenn-ich-weiß-daß-ich-stärker-bin", der Kandare ins Bewußtsein gerufen.
Kinder, mein Pferd ist noch nie, selbst in der letzten Kurseinheit mit Hinrichs vor ein paar Wochen, so schön gelaufen. Kadenz war da, abrufbar und das ruhige Schwingen nach oben steigerbar. Eine Ecke Passage....dann hab ich ihn mit der Hand gestört und hab mich im Rücken gegengespannt und es war leider weg. Ich wollts nicht nochmal riskieren und bin zu schönen Trab- Galopp-Übergängen gegangen. Flüssig, Bergauf, Hinterbein, Schwung. Zum Schluss nochmal Ziehharmonika im Trab- herrlich weiche Verstärkungen, das Gefühl nur die Hinterbeine zu reiten, vom Rücken ins Pferd hineingesogen zu werden...Kraft auf einen Gedanken hin. Hammer. Und vorne? Nur einen Hauch- ich darf ihn nicht stören! Diesen Zauber nicht kaputtmachen....

Vielen Dank für die vielen guten Tipps und Ratschläge. Am besten Wohl einerseits das Bestehen auf dem Urvertrag "Du Pferd, hast dich zu konzentrieren" und die Sache mit der Zungenfreiheit, die sich das Pferd selber schafft bei einer leichten Anlehnung (oder Kontakt, oder wie auch immer).
Ich könnte euch umarmen!!

Verfasst: Mi, 25. Okt 2006 19:27
von dshengis
Schön :D :D :D Und Glückwunsch! (und ein bisschen Neid)

Verfasst: Mi, 25. Okt 2006 19:29
von Jen
Wow, hört sich toll an...! :D :D :D

Verfasst: Mi, 25. Okt 2006 19:30
von chica
Ich hab Pipi in die Augen *snüff* Bin so stolz auf euch zwei!! Dickes Bussi.

Verfasst: Mi, 25. Okt 2006 19:34
von susiesonja
Irgendwann, ganz bestimmt irgendwann reite ich mein Büffeltierchen auch so fein! Ganz bestimmt! Und bis es soweit ist, freue ich mich über Dich und Pepe. :D :D :D

Verfasst: Do, 26. Okt 2006 06:45
von Saphiria
Schööön! *mitfreu* :D

Verfasst: Do, 26. Okt 2006 08:35
von Junito
Das freut mich ehrlich für euch! Hatte gestern auch so ein Erlebnis.

Für mich hat eine Dressurkandare etwas von der "Macht" in Star Wars: Es gibt einen scheinbar einfachen, schnellen Weg - den, den Darth Vader nach anfänglich besten Absichten gewählt hat. Der hat ihn aber letztendlich ins Verderben geführt. Das ist der Weg, wenn man meint, ohne vorherige reelle Ausbildung von Reiter und Pferd eine Dressurkandare benutzen zu müssen.

Der Weg, den du gehen willst (den ich auch gehe), ist der langwierigere, der mehr Geduld braucht. Aber vielleicht auch der lohnendere?

Möge die Macht mit euch sein! :D (Und uns allen)

Verfasst: Do, 26. Okt 2006 08:55
von lalala
Fein ! *mitfreu*

Verfasst: Do, 26. Okt 2006 09:01
von Josatianma
Hört sich toll an Danny!

Zu dem Thema Konzentration wollte ich noch was sagen. Ich bemerke oft bei mir und Pico, dass er genauso unkonzentriert ist, wie ich, d.h., wenn ich mich völlig auf ihn einlasse und die Umwelt ausschalte, haben wir unsere besten Reitergebnisse.

Gleiches merke ich bei einer Schülerin und ihrem Pferd. Sie achtet unglaublich viel auf ihre Umgebung, da sie ein sehr nachhaltig wirkendes Erlebnis mit dem Pferd hatte. Jeder Vogel der auffliegt verursacht bei ihr ein Zucken und bei der sensiblen Stute auch. Wenn ich das Pferd reite, versuche ich gar nicht auf die Umwelt zu achten und das Pferd läuft toll. Sobald ich etwas von aussen meine Aufmerksamkeit schenke, ist die Stute gedanklich ebenfalls weg.