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Verfasst: Di, 09. Sep 2008 07:52
von Jen
Bernie hat geschrieben:Jen, bin gerade wirklich verwundert, ich habe Dich doch gar nicht gemeint? Mein Beitrag war allgemein gehalten. Scheinbar hast Du Dich aber angesprochen gefühlt, weil Du mich jetzt direkt ansprichst in Bezug auf Dein Pferd (die Fotos sind mir nicht bekannt)?
Morgen!

neinein, keine Angst, ich habe mich nicht persönlich angegriffen gefühlt. Ich bringe nur ein konkretes Gegen-Beispiel statt nur Theorie, weil du geschrieben hast, effektive Muskeltätigkeit produziert Schweiss. Und den Umkehrschluss, dass wenn man nicht schwitzt, eben nicht effektiv gearbeitet hat. Das kann ich so nicht bestätigen. Es kommt eben darauf an WIE die Muskeltätigkeit ist.
Bernie hat geschrieben:Arbeitet ein Organismus und die Muskulatur effektiv und an der Leistungsgrenze, ist die Schweißproduktion etwas ganz Normales. Hier wären wir wieder beim Thema "fein reiten" vs. "in Schönheit sterben".
Und auch das entspannt sitzen vom reiter = in schönheit sterben. Das stimmt so auch nicht. In dieser Piaffe auf den Fotos (das konkrete Beispiel, das ich angesprochen habe, siehe Fotoalbum) war ich super entspannt, meine RL sagt mir mit jedem Tritt: noch mehr entspannen, noch mehr hineinsinken, aber noch mehr Energie. Entspannung und Energie schliesst sich nicht aus! Aber genau diese Kombination ist so schwierig und herausfordernd (und dabei kann eben die chinesische Kampfkunst helfen ;) ). Aber schafft man dies, dann fliesst es, dann wird es einfach nur geil. Das ist dann genau das, was süchtig macht :D Es hat aber nichts mit schlaffheit oder nicht an die Grenze gehen zu tun.

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 09:17
von smilla
Pauline hat geschrieben: Wenn mir nicht der Schweiß über den Rücken rinnt, bin ich nicht richtig geritten.
Mir geht es bei dem Satz so, das ich ihn mit "gegen das Pferd arbeiten" verbinde. Das hat wahrscheinlich mit Erfahrungen mit früheren Reitlehrern zu tun- und soll absolut nicht verallgemeinernd sein. Für mich vermittelt der Satz aber ein Gefühl, bei der ich meine ganze Energie dazu aufbringe, das Pferd "richtig zu arbeiten", bis es schwitzt. Dabei macht der Körper anstrengende, große Bewegungen und man ist innerlich auf müde machen oder vielleicht sogar kämpfen eingestellt.
Das ist aber schon lange nicht mehr mein Ziel. Ich möchte mich gemeinsam bewegen, das ist eine ganz andere Energie, die ich da aufwende. Nicht weniger, aber weniger gegens Pferd ("Ist ja nur zu seinem besten."- ja klar).

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 09:24
von Bernie
Jen, da kann ich Dir zustimmen. Die Energie in der Entspannung ist für mich das Schwierigste an der Reiterei überhaupt. Aber wenn es mal für einige Sekunden wirklich funktioniert, das hat wirklich Suchtfaktor.
Aber da habe ich noch einen langen Weg vor mir. :wink:

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 09:31
von Jen
Bernie hat geschrieben: Aber da habe ich noch einen langen Weg vor mir. :wink:
hach ja, geht uns doch allen so! ;) :roll: 8) :wink:

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 11:00
von Carmen
Ich komme beim Reiten relativ schnell ins Schwitzen. Nicht, weil ich so ackere - bin von Natur aus eher faul :wink: - sondern vor Konzentration. Eine gewisse Grundspannung im Körper muss man ebenfalls aufrechterhalten, trotz aller Entspannung. Wie Jen ja sagte. Mir reicht das schon, um ins Schwitzen zu geraten. :roll:

Klatschnass waren meine Pferde allerdings noch nie. Ein bisschen Schweiß oder gar Schaum zwischen den Schenkeln. Manchmal, wenn es warm ist, am Hals. Das war's.

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 14:41
von Rapunzel
es gibt pferde und menschen, die schwitzen recht viel und andere, die kaum schweiß produzieren. mein hengsti schwitzt sehr schnell und viel, und das ganz sicher nicht durch stress (er ist ein sehr lockerer typ).

ob ich auf dem pferd schwitze, kommt sehr darauf an, welches pferd und wie ich reite. aragon ist ein pferd, das man nicht immer mit leichten hilfen reiten KANN (zügel ja, aber bein nicht). würde ich das tun, würde ich mit meinen hilfen nie durchs ganze pferd durchkommen. und genau daraus entstehen dann die "in schönheit sterben"-bilder, denn er geht dann nicht unästhetisch oder so, aber eben überhaupt nicht "durchlässig" im wahrsten sinne des wortes. ihn zu reiten ist extrem anstrengend, körperlich und geistig, weil er imemr 100 % konzentration und koordination erfordert und im moment noch kaum ein paar meter ohne ständige begleitung und unterstützung durch x hilfen gehen kann - jedenfalls geht er dann nicht so, wie ich es gern hätte, nämlich gerade, vorwärts, taktmäßig und über den rücken schwingend. dazu kommt, dass er extrem schwungvolle gänge hat. wenn ich den allein reite, wird mir gut warm. wenn ich auf ihm reitstunde habe, bin ich danach total kaputt - vor allem geistig.

bei atavio, meinem wallach, ist es genau umgekehrt - der macht bei mehr als hauchzarten hilfen einfach zu und rennt nur noch. auf dem habe ich noch nie geschwitzt. hat allerdings auch so gut wie keine gänge.

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 14:45
von Pauline
Ist ja schön, daß die von mir genannten Zitate eine Diskussion entfachen :). Aber ich fürchte, die Sache mit dem Schweiß wird an manchen Stellen doch zu wörtlich genommen. Natürlich darf man schwitzen. Aber Schwitzen kann doch positiv oder negativ sein - Anstrenung oder Überanstrengung - Verspannung oder Anspannung?

Deshalb nochmal aus meiner Sicht:

1) "Wer auf dem Pferd schwitzt hat da nichts verloren"
Ich glaube nicht, daß damit gemeint ist, daß man nicht ein wenig ins Schwitzen kommen darf. Das Pferd ist in dem Zitat aber ausgegrenzt, es geht m.E. nur um den Reiter! Und ich interpretiere es so, daß man auf dem Pferd nicht ackern soll im Sinne von Gewalt/Kraft einsetzen. Man sieht das ja leider oft, daß Pferde nur noch unter ständigem Treiben vorwärts bewegt werden können während die Reiter schnaufend mit hochrotem Kopf und zusammengebissenen Zähnen sich abrackern. Wenn ich mein Pferd so ausbilde, daß es ohne ständiges Begleiten keinen Schritt mehr tut, ist das kein Wunder. Wenn ich ihm beibringe, daß es auf einen Impuls reagiert und dann solange weitermacht bis der nächste Impuls kommt - dann hab ich ständig Pause 8). Übertrieben gesprochen. Die berühmte Freiheit auf Ehrenwort, die ein Pferd und ein Reiter natürlich auch erst lernen müssen! Aber das ist für mich ein Sinn hinter diesem Satz.

2) "Wenn mir der Schweiß nicht nach dem Reiten den Rücken runterrinnt, bin ich nicht richtig geritten"
Das drückt eben genau das aus: hier ist eine Reitweise gefragt, die dem Pferd nicht einen selbständigen Schritt erlaubt und ein Reiter, der immer jederzeit und unter Einsatz seines kompletten Körpers führt und hart ausgesprochen auch zwingt. Das Pferd wird so ausgebildet, daß es ohne spürbare Anwesenheit der "Hilfe" (die dann keine Hilfe sondern vielmehr eine Krücke ist) gar nichts mehr tut.

Leider wird die erfolgsorientierte Sportreiterei oft genau auf den zweiten Satz hin ausgelegt. Aber es geht auch anders! Selbst bei den Turnierreitern. Und die FN will das in ihren Richtlinien so sicher auch nicht.

Ich hab mir in meinem Stall auch schon seltsame Blicke eingehandelt wenn ich gesagt hab: boih, du siehst ja ganz schön angestrengt und geschwitzt aus. Soll Reiten nicht eigentlich Spaß machen? Und das schönste Lob für mich ist, wenn mich jemand anspricht und sagt: Also bei dir hat das so leicht und harmonisch ausgehen, die meisten anderen haben doch eigentlich nur gekämpft, das ist doch nicht schön (kürzlich geschehen :)). So etwas ist schöner als jede goldene Schleife für mich. Blumentöpfe hab ich eh genug :wink:

Verfasst: Di, 09. Sep 2008 17:12
von Santana
Pauline hat geschrieben: Da sagte nämlich eine aus meinem Stall, daß eine bestimmte Reiterin nicht gut war, weil man gar nicht gesehen hätte das sie einwirkt.8).
nun, vielleicht meinte sie es aber in dem Sinne, dass eben klar wurde, dass das Pferd von sich aus gelaufen ist und den Parcours als Selbstläufer absolviert hat, derweil die Reiterin als passiver Passagier oben drauf saß und in Schönheit erstarb..
:wink: