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Verfasst: Di, 02. Feb 2010 08:45
von esge
Es ist zwar müsig, aber warum gewinnen diese Pferde dann mit bockfesten Rücken reihenweise Prüfungen?
Ich gebe dir aber Recht: In der Reitlehrer gemäß den Richtlinien ist es nicht gewünscht und wird als Fehler angeprangert, wie in jeder anderen Reitlehre auch.
Aber nochmal eine Frage zum Thema: Wenn also bedingungsloses Vorwärts für euch gleich Schub ist: Was ist mit einem davoneilenden Pferd? Also eines, was von Haus aus eilt und in eher kleinen Tritten davonläuft? Das geht bedingungslos vorwärts, oh ja. Aber Schub? Wohl nicht. Bei WBs ist das Phänomen vielleicht seltener zu finden, aber bei Kleinpferden und Iberern oft.
Natürlich ist ein davonlaufendes Pferd auch nicht vor den Hilfen, sondern entzieht sich dem Treiben letztlich genauso wie das faule Pferd. Aber, es geht absolut vorwärts. Und hat keinerlei Schub, von Schwung mal gar nicht zu reden.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 09:07
von Josatianma
Mmmh, Herr Radtke müsste aber in die Richtung FN-Fraktion gehören. In seinem Buch "Dressur" habe ich gestern einen schönen Satz im Zusammenhang mit der Passage zu dem Thema gefunden :
"Die Trag- und Federkraft bewirkt dabei in Verbindung mit der teilweise zu energischem Schwung nach Vorwärts-Aufwärts umgewandelten Schubkraft und der elastischen Anspannung der schwingenden Rückenmuskeln ein kraftvolles Abschnellen der diagonalen Beinpaare." (Stefan M. Radtke, Dressur, S. 163)
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 10:38
von Catja&Olliver
esge hat geschrieben:Aber nochmal eine Frage zum Thema: Wenn also bedingungsloses Vorwärts für euch gleich Schub ist: Was ist mit einem davoneilenden Pferd?
Mehr Schub bedeuted mehr/laenger schieben, die Tritte verlaengern.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 10:43
von kallisto
Catja&Olliver hat geschrieben:esge hat geschrieben:Aber nochmal eine Frage zum Thema: Wenn also bedingungsloses Vorwärts für euch gleich Schub ist: Was ist mit einem davoneilenden Pferd?
Mehr Schub bedeuted mehr/laenger schieben, die Tritte verlaengern.
... bei gleichbleibenden Takt.
Das hat mit Eilen nichts zu tun @ esge.
LG Susi
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 10:50
von Bernie
Ein eilendes Pferd ist eben weder vor dem Schenkel, noch komme ich zum Treiben. Das fällt also absolut nicht in diese Definition des unabdingbaren Vorwärts. Das Vorwärts, das ich mir vorstelle, das ich haben möchte...hmm, das hat doch aber so gar nichts mit "eilen" zu tun? Sehe den Zusammenhang jetzt gar nicht, weil Du ja selbst auch schreibst, ist eben nicht vor dem Schenkel. Wenn dieses Kriterium noch nicht erfüllt ist, dann geht ein Pferd noch nicht korrekt vorwärts. Ob es jetzt klemmt, sich verhält oder eilt, ist doch einerlei, jedes Pferd entzieht sich auf seine Art.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 10:59
von Janina
Eben, das ist doch der Punkt: Es gibt Pferde, die fangen an zu eilen, wenn sie vorwärts geschickt werden und ja, ich behaupte, dass das bei Iberern (z. B.) schneller passiert als bei einem Warmblüter. Von Reitern, die beide Rassen ausbilden habe ich sehr oft gehört, dass sie die Erfahrung machen, dass die WBs grundsätzlich viel taktsicherer sind (ich habe nicht sooo viel Vergleichsmöglichkeiten, aber in diesen Fällen trifft das auch nach meiner eigenen Erfahrung zu).
Solch ein eilendes Pferd kann ich aber nicht über Vorwärts arbeiten, denn damit erreiche ich nichts...
Das muss dafür vorbereitet werden und ich denke, das ist es, was esge meinte.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 12:00
von Fiorella
Vielleicht hilft das ja weiter. Es geht um Steinbrecht:
Von Ihm stammt der in Deutschland häufig zitierte und leider meistens missverstandene Ausspruch: "Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade." Den unwissenden Reiter verführt er oft dazu, planlos, in völlig übereiltemTempo, mit auseinadergefallenem Pferd durch die Reitbahn zu hetzen, obwohl Steinbrecht in seinem bis heute unübertroffenen Buch "Das Gymnasium des Pferdes" ausführlich beschreibt, daß er genau das nicht meint.
Unter dem Vorwärtstreiben verstehe ich nicht ein Vorwärtstreiben des Pferdes in möglichst eiligen und gestreckten Gangarten, sondern vielmehr die Sorge des Reiters, bei allen Übungen die Schubkraft der Hinterhand in Tätigkeit zu erhalten, dergestalt, daß nicht nur bei den Lektionen auf der Stelle, sondern sogar bei Rückwärtsbewegungen das Vorwärts,
nämlich das Bestreben, die Last vorwärts zu bewegen, in Wirksamkeit bleibt. Ferner verstehe ich unter der geraden Richtung des Pferdes nicht seine völlig ungebogene auf die abzuschreitenden Linien, sondern daß es unter allen Umständen, selbst bei stärkster Biegung seines Körpers und in den Lektionen auf zwei Hufschlägen, mit seinen Vorderfüßen den Hinterfüßen vorschreitet, die ihrerseits wiederum jenen unbedingt folgen.
Das Buch wird zwar von Jedermann erwähnt aber gelesen haben es wohl nur wenige, da dies wegen des umständlichenund weitschweifenden Schreibstils sehr mühsam ist.
Quelle:
http://www.reitlehre.de/steinbrecht.htm
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 13:18
von Fliehendes Pferd
Danke, das Zitat paßt perfekt.
Dass Davoneilen nichts mit Vorwärts zu tun hat, wurde ja schon mehrfach geschrieben.
@esge: Ich kenne keine Pferde mit bockfestem Rücken, die reihenweise Prüfungen gewinnen. Sicher kenne ich Pferde, die nicht ideal gehen und trotzdem Schleifen abkriegen. Das heißt aber nur, dass sie an dem Tag in dieser Prüfung besser waren als die Mitkonkurrenten. Von einer 10,0 sind die Starter regelmäßig weit entfernt, egal in welcher Klasse.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 16:52
von esge
Janina hat mich verstanden.
Ich saß heute morgen auf meinem Beritt-WB. Und konnte verstehen, warum mich hier so viele nicht verstehen. Bei dem spielt Schub eine gewisse Rolle. Wenn auch bei weitem nicht die, die dem Schub immer zugedacht wird. Und wenn dieses Pferd am Bein zündet (was ein harter Weg war!) dann tritt es automatisch auch länger und energischer vor. Das kann man bei Zwockelponys (egal ob iberischer, haflingoider oder sonstiger Natur) aber vergessen!
Der Wallach war eine absolute Ruine und ging überhaupt nicht vorwärts. er war halblahm, unbemuskelt, steif und unwillig. Ihm Go zu geben hat ein halbes Dutzend anderer Probleme automatisch mit erledigt. Aber das funktioniert nur bei einem im Grunde begabtem Pferd wie diesem.
Hätte ich meinen Luso so geritten, wäre nie !!!! irgendwas gescheites dabei herausgekommen.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 17:41
von babs
Und wenn dieses Pferd am Bein zündet (was ein harter Weg war!) dann tritt es automatisch auch länger und energischer vor. Das kann man bei Zwockelponys (egal ob iberischer, haflingoider oder sonstiger Natur) aber vergessen!
mh und was macht man dann bei diesen rassen?
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 18:23
von Bernie
Sandra, aber genau das meinte ich eben, dass man den individuell passenden Weg für das jeweilige Pferd finden muss und eine Schule hat für mich eben genug Werkzeuge in petto, dass es für mehrere Rassen oder sagen wir unterschiedliche Pferdetypen passt.
Verfasst: Di, 02. Feb 2010 19:59
von esge
Babs: Langsam und klein schwingen lassen, die Oberlinie dehnen, die HH kräftigen und drei bis fünf oder mehr Jahre einfach vergessen, dass es verstärkte Tempi gibt. Seitengänge, Piaffe und eventuell passage erarbeiten und dann mal vorsichtig anfragen, ob auch Tritte verlängern drin ist. Und vorher alle Kommentare, dass Versammlung ohne Verstärkung nichts wert sein kann, geflissentlich ignorieren (Umgekehrt gilt es für mich allerdings schon...)
Übrigens hat es natürlich nicht unbedingt was mit der Rasse zu tun - es gibt inzwischen Iberer mit enormem Schub und es großartig gängige Haflinger und andere Kleinpferde. Und es gibt sicher auch "zwockelige" WBs. Aber man findet halt MEHR Exemplare bestimmter Qualitäten unter bestimmten Rassen. Darum sei mir die Verallgemeinerung bitte erlaubt.
Ich halte den Weg über das langsame, nicht schubbetonte Schwingen einfach für ungefährlicher als den Weg über die schubbetonte Arbeit. Ungefährlicher für Sehnen und Gelenke. Verschleißärmer.
Verfasst: Mi, 03. Feb 2010 07:36
von babs
@esge: ja klar das mit den rassen ist absolut logisch,hab mit deiner verallgemeinerung auch kein problem
mit dem zünden am bein haben wir gerade ein paar kleine problemchen,da zündet nicht viel...
aber wir sind ja noch weit am anfang
