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Verfasst: Do, 04. Nov 2010 05:23
von sab
ja, in den alten Reitbüchern findet man diese Dehnungshaltung kaum. Ich habe sie auch bei Neindorff z.B. nur am Ende der Stunde erlebt; da mussten wir die Pferde sich am langen Zügel mit vorgebeugten Oberkörper im Trab dehnen lassen, das nannte der >dem Jagdhund auf der Spur>. Dabei war für einige Runden die Nase deutlich vor und tief. Ansonsten gab es während der Stunde keine Dehnungshaltung (ausser Schrittpausen am hingegebenen Zügel).
Bei Neindorff war die richtige Todsünde das hinter dem Zügel gehende, "auf den Kopf gestellte " Pferd. Mir ist das einmal passiert und ich musste solange in der Bahn bleiben bis ich das Pferd wieder vor der Senkrechten hatte.
LG
Sabine
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 06:46
von Lou mit Lucy
Zwar völlig OT, aber ich finds nett, dass das Pferd auf dem wunderschönen Piaffe-Foto ausgerechnet "The Flying Dutchman" heißt...
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 08:27
von Gast2
gawan,
danke für die Einstellung der Seiten. Das erste Bild, Abb. 112 "Pferd steht am Zügel" ist heutzutage leider für die allermeisten ein "über dem Zügel", leider.
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 08:31
von chica
baura hat geschrieben:Das erste Bild, Abb. 112 "Pferd steht am Zügel" ist heutzutage leider für die allermeisten ein "über dem Zügel", leider.
Wieso leider? Man darf nicht vergessen, dass die Rassevielfalt heute einfach viel größer ist und dieses Bild nun mal nur für das damalige "Durchschnitts-Warmblut" gedacht war. Ich finde, man darf das "am Zügel stehen" nicht von einem bestimmte Schema, sondern vom jeweiligen Pferd, dessen Körperbau und Ausbildungsstand abhängig machen.
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 08:45
von Priesel
Gawan hat geschrieben:
Da dies meine ersten Reitlernbücher waren, befremden mich viele der heute als normal dargestellten Kopfhaltungen.
Danke, sehr schön! Mich wundert es wirklich auch, wie
normal diese eng eingestellten Pferde für unser Auge geworden sind.
LG
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 08:55
von Motte
Gawan hat geschrieben:Und hier noch zwei Fotos aus Gregor v. Romaszkans Buch:
Wenn ich das Piaffe-Bild mit diesem hier vergleiche:
http://www.faz.net/m/%7B2E2D4E84-559C-4 ... icture.jpg
Und davon ausgehe, dass der Rappe durchaus LDR gearbeitet wird - wo ist da im Ergebnis der Unterschied?
Ich sehe da keinen.[/url]
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 09:01
von Priesel
Für mich ist da schon einer. Abgesehen davon, dass mir die Nasenlinie des Pferdes in der Piaff von Fräulein Haynes sehr viel mehr gefällt (reineweg nur bezogen auf die Diskussion hier im Thread!), hat das Pferd meiner subjektiven Meinung nach eine sehr viel "aufrechtere" Ausstrahlung.
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 09:18
von Alkasar
ich sehe auch einen unterschied. das pferd der dame zeigt eine deutlichere aufwärtstendenz!
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 09:29
von Cubano
Hmm, schwierig zu vergleichen. Bei dem klassischen Piaffe-Bild gefällt mir z.B. nicht,dass das Pferd in sich nicht ganz gerade ist.
Überhaupt nicht zu vergleichen finde ich allerdings die Aufrichtung und die Stirn-Nasenlinie. Aufrichtung ist immer relativ und richtet sich nach Ausbildungsstand und Exterieur. Und da unterscheiden sich beide Pferde nun immens voneinander. Man vergleiche nur mal die Halsmasse…
Übrigens finde ich den Hinweis auf das fehlende v/a von Sab ganz spannend. So kenne ich das nämlich auch noch: Geritten wurde Dehnungshaltung höchst selten - heute gilt sie als einer der wichtigsten Bausteine in der Pferdeausbildung, nicht zuletzt auch, weil sich die Reitlehre weiter entwickelt. Sicher in vielen Punkten zum Schlechten, aber offenbar in einigen Punkten auch zum Guten…
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 09:48
von Medusa888
Naja, was die Dehnungshaltung betrifft, so neigt man heute dazu, sein Pferd nur noch zu dehnen und nicht mehr zur Arbeit zu kommen, weil alle Welt über v/a redet.
Da meine Friesen ohnehin nicht ganz so einen langen Atem haben, muss ich mir über solche Dinge viel Gedanken machen. Lösearbeit ausreichend lange, damit alle Gelenke geschmiert sind, andererseits aber auch rechtzeitig zur Arbeit kommen, bevor die Pferde müde sind, denn dann geht die beste Arbeit auf die Gelenke, weil die Muskeln übermüdet sind.
Hier das richtige Maß zu finden, verlangt enorm viel Erfahrung und Geschick. Ich bin hier noch lange nicht am Ziel. Das "für meine Pferde geeignete" Lösen ist dann auch sehr individuell.
Allerdings reite ich fast alle Pferde heute von kurz nach lang und nicht von lang nach kurz. Und gerade den 4-jährigen reite ich eher von der Enge in die Länge. Er ist für einen Friesen mit 1,72 zu groß, ist viel Pferd und hat eine super schwache Hinterhand. Ich kriege den gar nicht "gepackt". Also habe ich ihn anfangs ganz sicher hinter der Senkrechten und versuche ihn daraus nach vorne zu arbeiten. Ich bin darüber nicht begeistert, aber es geht nicht anders. Wenn er mehr Kraft entwickelt, dann würde ich auch gerne einen anderen Weg gehen.
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 09:54
von Rosana
Wollte was zu dem Punkt sagen, dass heutzutage mehr kritisiert würde, wenn das Pferd HdS/hinterm Zügel ist, als wenn es überm Zügel ist.
Das mag in gewissen Kreisen (wie dem hiesigen

), die sich viel mit den aktuellen Diskussionen beschäftigen und sich weiterbilden, der Fall sein.
Für den Otto-Normalreiter gilt das aber ganz sicher nicht! Ich lebe hier "auf dem Land" wo das reiterliche Niveau sehr durchschnittlich ist und das theoretische Wissen äußerst bescheiden. Und da gilt noch immer: "Hauptsache Rübe runter". Und das ist dann eigentlich fast immer durch die Hand erzwungen und HdS.
Ich glaube man muss sich also in der Masse wirklich keine Sorgen darüber machen, dass die Leute inzwischen lieber über dem Zügel als hinterm Zügel reiten würden...
Es wäre viel mehr ein Segen, wenn Bilder wie das aus dem oben gezeigten Lehrbuch wieder mehr als Vorbild in den Köpfen verankert würde. Und das geschieht eben leider gerade nicht, wenn solche Vorbildpferde wie Totilas in Fernsehbeiträgen HdS vorgestellt werden (um wieder zum Thema zurück zu kommen

)
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 11:08
von Phanja
@Rosana
Genau so erlebe ich das auch zum Großteil - Hauptsache die Rübe ist unten. Und wenn die Rübe nicht unten ist, gilt man in in vielen Kreisen direkt als unverantwortlich, weil man ja bei weggedrücktem Rücken (und für viele gilt Kopf nicht unten = weggedrückter Rücken) dem Pferd beim Reiten Schmerzen zufügt
@Cubano
Wahrscheinlich kommt es hier wirklich darauf an, in welchem Umfeld man sich gerade bewegt. Ich fände es jedenfalls erbaulich, wenn die Leute sich häufiger ins Bewußtsein rufen würden, dass weder Rübe unten noch Rübe oben zwangsläufig etwas mit korrektem Reiten zu tun haben muss.
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 11:31
von Gast
Motte hat geschrieben:Gawan hat geschrieben:Und hier noch zwei Fotos aus Gregor v. Romaszkans Buch:
Wenn ich das Piaffe-Bild mit diesem hier vergleiche:
http://www.faz.net/m/%7B2E2D4E84-559C-4 ... icture.jpg
Und davon ausgehe, dass der Rappe durchaus LDR gearbeitet wird - wo ist da im Ergebnis der Unterschied?
Ich sehe da keinen.[/url]
Also da ist schon ein sehr grosser Unterschied, selbst wenn ich "nur" den Kopf betrachte. Weiter gesehen ist die gesamt Haltung des Perdes von Frau Haynes natürlicher und würdevoller als die eines Totilas.
@Gawan
Danke für die Bilder und Zeichnungen, sehr anschauchlich!
@Medusa888
Allerdings reite ich fast alle Pferde heute von kurz nach lang und nicht von lang nach kurz. Und gerade den 4-jährigen reite ich eher von der Enge in die Länge. Er ist für einen Friesen mit 1,72 zu groß, ist viel Pferd und hat eine super schwache Hinterhand. Ich kriege den gar nicht "gepackt". Also habe ich ihn anfangs ganz sicher hinter der Senkrechten und versuche ihn daraus nach vorne zu arbeiten. Ich bin darüber nicht begeistert, aber es geht nicht anders. Wenn er mehr Kraft entwickelt, dann würde ich auch gerne einen anderen Weg gehen.
Warum geht es nicht anders? Was hast Du denn alles versucht es anders zu tun? Warum verfällst Du dann in ein nicht klassische Muster? Weil es sonst zu lange dauert? Und nur weil es ein größerer Friese ist, heisst das noch lange nicht das er nicht die Kraft und Kondition entwickeln kann auch länger zu arbeiten - braucht halt nur länger als bei einem WB oder VB. Aber das ist klar bei solchen Rassen, mein Shire braucht auch länger um sich kraftmässig zu entwickeln, aber ich kenne Shire, die reiten von der Kondition ein WB im Dressurviereck in Grund und Boden.
Schlüsselfaktor ist doch einfach: Zeit geben...
Verfasst: Do, 04. Nov 2010 11:42
von Cubano
Phanja hat geschrieben:@Rosana
Genau so erlebe ich das auch zum Großteil - Hauptsache die Rübe ist unten. Und wenn die Rübe nicht unten ist, gilt man in in vielen Kreisen direkt als unverantwortlich, weil man ja bei weggedrücktem Rücken (und für viele gilt Kopf nicht unten = weggedrückter Rücken) dem Pferd beim Reiten Schmerzen zufügt
@Cubano
Wahrscheinlich kommt es hier wirklich darauf an, in welchem Umfeld man sich gerade bewegt. Ich fände es jedenfalls erbaulich, wenn die Leute sich häufiger ins Bewußtsein rufen würden, dass weder Rübe unten noch Rübe oben zwangsläufig etwas mit korrektem Reiten zu tun haben muss.
Phanja, definitiv.
Wobei ich offen zugeben muss, der Begeriff der "Otto Normalreiter" stört mich in diesem zusammenhang immens. Was mich angeht, betrachte ich mich als eben solchen, ich wüsste auch nicht, was nun mein Gereit so besonders machen würde

Verfasst: Do, 04. Nov 2010 12:08
von Tess
hmmm ... ich finde ja bei "RÜbe zu hoch" (und da schliesse ich die absolute Aufrichtung mal mit ein) ist die Gefahr des durchgedrückten Rückens deutlich höher als bei "RÜbe zu tief".
Man mache da mal den Selbsversuch ...
Derzeit akzeptiere ich bei meinen Pferden, dass sie zeitweise zu eng kommen. Das passiert nämlich genau dann, wenn ich die Hinterhand verstärkt anspreche und sie richtig Kraft aufwenden müssen. Die Muskelkraft fehlt einfach und sie versuchen das, über den Bandapparat zu lösen ... Ich animiere sie dann dazu, sich im Genick wieder zu öffnen, indem ich diese schwierigen, meist versammelnden Reprisen nur kurz anteste und sie dann relativ schnell ins Vorwärts entlasse. Von Kopf hochzuppeln, damit sich das Pferd die doofe Haltung nicht angewöhnt halte ich nix ... das fehlt mir der "von hinten nach vorne reiten" Aspekt.
Ich denke, ohne immer wieder mal an die "Grenze" zu gehen bekomme ich die Muskeln nicht gestärkt, die ich stärken will. Wichtig ist halt, dass nach Anspannung auch wieder Entspannung kommt.
Ganz klar, das dauert. Meine Ponies sind 12 Jahre alt und schaffen es kräftemässig immer noch nicht konstant in allen Lektionen und Situationen in korrekter Anlehnung zu gehen. ABER: es wird immer besser. Und das ist es was zählt finde ich.
Und wer das LDR nennt ... nun denn ...