2. Ausbildungsjahr-Erarbeitung Arbeitshaltung im Trab ;Fotos

Rund um die klassische Reitkunst

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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Die Problematik, die Max beschreibt, habe ich live erleben dürfen... nachdem mir jahrelang was von "weicher Hand" und ständigem "Spielen mit dem Zügel" gepredigt wurde habe ich mir eine schlabbrige Zügelführung mit Dauerfummeln angewöhnt. Mein Pferd lief weder in sauberer Anlehnung und auch am langen Zügel hielt er sich mit dem Unterhals fest :? Widerwillig setzte ich die Anweisungen von anderen RL um, die Zügel mal kürzer zu fassen und musste sehr überrascht feststellen, dass der Ausdruck von Ielke deutlich zufriedener wurde und inzwischen sowohl die Anlehnung in der Arbeitshaltung feiner geworden ist als auch erst jetzt ein reelles V/A mit entspannter Unterhalsmuskulatur umsetzbar sind.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

emproada hat geschrieben:@s&p: das habe ich jetzt aus Deiner Erklärung so geschlossen. :wink:
Ich denke irgendwie von der anderene Seite und verstehe es immer noch nicht. Erklär mal genauer mit deinen Worten, damit ich den Gedankengang nachvollziehen kann.
Max, schön geschrieben !
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emproada
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Beitrag von emproada »

@Max: dann bin ich ja froh, dass ich nicht nur chinesisch rede.

@Ielke: genau so ging es mir auch. :wink:

@s&p: mir geht es nicht darum, dass das 1.Pferd mit langem Hals durch den Sand geritten wird sondern das ich den Hals in der Arbeitshaltung zu gestaucht/kurz finde. Dass dies schwer zu reiten ist, weiß ich und das es lange dauert auch. Ich bezog mich dabei auch absolut nicht auf V/A und verstehe deshalb nicht ganz, warum mir das erklärt wird. :kopfkratz:
Viele Grüße Tina
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Naja, man setzt Anlehnung oft mit dem negativen "Ziehen" und dem Dauerdruck gleich, weil man das so oft sieht und im negativen (und falschen!) Sinn mit FN-Reiten gleichsetzt. Manchmal ist einfach eine Anlehnung, bei der man "ordentlich was in der Hand hat", besser, weil sie gleichmäßig und trotzdem weich (und nachgebend) ist.

Das Gegenteil ist die Art von "Anlehnung", ist die, bei der sich der Reiter eine feine Anlehnung vorgaukelt, aber in Wirklichkeit ist gar keine Verbindung mehr da.

Auch wenn man nur die Zügel in der Hand hält, muss das Pferd auf jedes Zucken des Fingers im Unterkiefer nachgeben, und man muss auch in der Lage sein, jederzeit kurz Druck aufbauen zu können (z. B. wenn man eine neue, noch schwierige Lektion reiten will), um das Pferd etwas mehr mit den Hilfen einzurahmen. Ich muss auch mal kräftiger durchstellen können, wenn es notwendig sein sollte oder Veränderungen in die Aufrichtung oder in die Tiefe reiten können. Wenn das Pferd sich bei solchen Veränderungen heraushebt, einrollt oder gar gegen den Zügel geht, war die Anlehnung vorher verloren gegangen.
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Und das hier ist der perfekte Traum einer feinen Anlehnung! Bewundern und jeden Tag ein Stückchen darauf hinarbeiten, auch wenn wir wissen, dass wir das niemals erreichen werden!
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Viele Grüße
Sabine
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Paula

Beitrag von Paula »

@Max, schönes Bild oben.
Ist das eine Piaffe oder eine Passage?
Von der Bewegung tippe ich auf Passage, aber von der Ruhe , der Stille, auf eine Piaffe*verwirrtbin*
marquisa hat geschrieben:
hier mal Bilder im Alter von 4 Jahren:

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ich beziehe mich nun auf den angeprochenen Sitz: ich sehe hier kein Sitzproblem, du?
Oder lüpfst du hier das Gesäß?
Dann ist das Pferd vermutlich nicht locker in dem Moment und wirft den Reiter?
welche Fotos sind aktueller diese oder die letzten mit dem Dutt und der hellen Reithose?
Ich kann das nicht einschätzen
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@paula: ich tippe auf den Übergang von Passage zur Piaffe.
Zum Sitz: das Pferd ist erst 4 Jahre alt! Manche Pferde lassen sich in jungen Jahren im Galopp viel schwerer sitzen als im Trab, weil sie zwar einen hervorragend durchgesprungenen Galopp besitzen, aber noch nicht genügend gesetzt unterspringen können. Sie "hebeln" dadurch den Reiter in einer bestimmten Galopp-Phase förmlich aus dem Sattel heraus (ich habe so ein Exemplar). Das gibt sich mit fortschreitender Ausbildung.
Viele Grüße
Sabine
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Paula,ach wenn das mal so einfach wäre.Ich neige schon dazu,mal etwas auf dem Oberschenkel zu sitzen,wenn ich das Pferd nicht vernünftig vor mir habe.Ich verspanne mich dann auch in der Schulterpartie.

Ich habe früher mal sehr stark hinten eingesessen mit viel "Kreuz",heute würde ich genau dies als druckvollen Sitz beschreiben und genau das möchte ich nicht mehr.

Ich möchte noch mal auf das,was Emporada angemerkt hat,eingehen:

Darf ein Pferd erst dann in Arbeitshaltung geritten werden,wenn es absolut zuverlässig und in allen Lebenslagen beständig und immer eine vom Aufrichtungsgrad unabhängige maximale Dehnbereitschaft der Oberlinie zeigt?

Für meinen Teil muss ich sagen,dass diese maximale Dehnbereitschaft der oberen Halslinie mein Ziel ist,die ich aber je nach Ausbildungsstand des Pferdes noch nicht immer beständig aufrecht halten kann.
Ich merke das bei mir immer,dass ich dazu das Pferd wirklich vorm Bein haben muss,was mit zunehmendem Gerittensein beständig zuverlässiger wird.
Wenn ich dieses Gefühl habe,so merke ich wie ein Pferd von hinten nach vorne durchschwingt und dann befähigt ist,seinen Hals selbst zu tragen.
Ich glaube dann,wirklich zu fühlen,wie das Pferd dann mehr und mehr sein Gewicht auf alle vier Füße verlagert.

Dieses Fühlen,wann ein Pferd wirklich über den Rücken von hinten nach vorne durchschwingt und nicht bloß unter einem daherläuft,war für mich ein Prozess,der mich viele Jahre gekostet hat und glich einem Aha-Erlebnis.

Ich denke,zuerst muss man das Hinterbein haben,um eine reelles Herantreten an die Hand erzielen zu können.

Ich sehe viel zu oft Reiter,die vorne herumfummeln,während das Pferd noch unter ihnen herumdümpelt oder davonläuft.Die entweder die Zügelverbindung wegschmeißen/aufgeben,oder wahlweise das Zergeln anfangen.

Es wird sich oft auf ein Pseudo-V/A berufen,was in Wirklichkeit keines ist.

Hat man dies aber erzielt,beginne ich auch schon beim jungen Pferd,phasenweise ein vermehrtes hinten- drunter- treten zu fordern und halte das beginnend mit 1/2 Zirkel und steigere das kontinuierlich.

Dadurch richtet sich das Pferd ja quasi von selbst auf,solange man es vorm Bein und am Sitz hat.
Kann ich dies nicht mehr gewährleisten (Kraft des Pferdes),gehts wieder in die Tiefe.

Schwierig wird das dann,wenn ich diese Art der "Aufrichtung" mit der Hand herbeiführen muss,dann ist sie immer kontraproduktiv und geht immer mit einem aufgeschupften Hals einher.

Bei der Stute von oben war das so,dass sie zu Beginn,als ich sie übernommen hatte,keinerlei Dehnungsbereitschaft im Hals zeigte.
Selbst am Kappzaum unausgebunden longieren war ein Fiasko,auch da rollte sie sich extrem ein.Aus dem Schritt antraben war grundsätzlich mit einem mächtigen Hüpfer nach vorne und dann ab die Post versehen.

Ich möchte das gar nicht weiter ausdehnen,aber die Anfangsphase mit diesem Pferd hatte nichts,aber auch gar nichts mit dem Anreiten und der Ausbildung eines rohen,unverdorbenen,nicht zu korrigierenden Pferdes zu tun.
Insofern habe ich dort bei der Stute den Weg als Ziel gesehen und die oben auf den Fotos gezeigte,noch nicht optimale Dehnbereitschaft angenommen und auch dort schon ein gewisses hinten unterschieben gefordert,solange ich vorne das Gefühl einer "guten" Anlehnung hatte. Zudem merkte ich,dass das Abtauchen dadurch weniger wurde und sie mehr Kraft bekam.
Also,warum nicht?
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

ach ja,auch der Kleine wird schon mal nach oben geritten

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Und ja,auch da sollte sich die Oberlinie noch mehr dehnen,der Genickwinkel noch mehr öffnen,aber das ist doch ein Prozess,oder was meint ihr?

Inzwischen klappt das immer besser,ich bekomme das Genick weiter von mir weg,er hat jetzt Kraft,um sich mehr und mehr selbst zu tragen.

Wie gesagt,ich bin kein Ausbilder,sondern Freizeit-Dressureiterin.

Um noch mal auf meine Eingangsfrage einzugehen:

Wie kommt ihr zur Arbeitshaltung,wie sieht die für euch aus?
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@marquisa von Freizeitreiter zu Freizeitreiter: ich finde Dein Vorgehen genau richtig und würde es genau so machen!
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

emproada hat geschrieben:@s&p: mir geht es nicht darum, dass das 1.Pferd mit langem Hals durch den Sand geritten wird sondern das ich den Hals in der Arbeitshaltung zu gestaucht/kurz finde. Dass dies schwer zu reiten ist, weiß ich und das es lange dauert auch. Ich bezog mich dabei auch absolut nicht auf V/A und verstehe deshalb nicht ganz, warum mir das erklärt wird. :kopfkratz:
Sorry, ich vermute, ich nerve, aber ich verstehe immer noch nicht, was du mir jetzt sagen willst- obwohl es beileibe nicht chinesisch ist... :wink: , denn :
offenbar gehen wir konform. Meine "Erklärung" sollte zeigen, daß ich ebenfalls den "kurzen Hals " sehe, aber daß ich der Meinung bin, daß das Längen des Halses bei der von Marquisa beschriebenen Anlehnungsproblemen zu dem Zeitpunkt wohl schwer besser hin zu bekommen ist. In diesem Sinne die Aufgabenstellung.
In soweit sollte das also keine "Belehrung " an dich sein. Sondern eher eine Bestätigung :D deiner Beobachtung.
Grüße S&P
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emproada
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Beitrag von emproada »

@s&p: ok, dann habe ich jetzt auch Dich verstanden. :wink: Ob das Längen des Halses zu diesem Zeitpunkt möglich wäre, kann ich aufgrund von ein paar Fotos absolut nicht beurteilen. Es war nur einfach das was mir aufgefallen ist und was ich mir auf so einem Foto wünschen würde.
Viele Grüße Tina
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

emproada hat geschrieben:@s&p: ok, dann habe ich jetzt auch Dich verstanden. :wink: Ob das Längen des Halses zu diesem Zeitpunkt möglich wäre, kann ich aufgrund von ein paar Fotos absolut nicht beurteilen. Es war nur einfach das was mir aufgefallen ist und was ich mir auf so einem Foto wünschen würde.
Fein, dann sind wir uns ja einig :)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Oilveira hin oder her, ich finde es nicht sonderlich erstrebenswert oder pferdefreundlich, mit so einer dünnen Kordel im Maul zu reiten!
esge
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Beitrag von esge »

Ach Rapunzel *seufz*, wetten, dass das Pferd in diesem Moment erheblich weniger Probleme mit der dünnen Kordel hatte als viele Pferd mit ihren ach so pferdefreundlich dicken, ergonomisch geformten, bei Neumond mit Kupfer belegten Teuer-Trensen?

Ich glaube, dass diese ständige Dehnungsbereitschaft etwas ist, an dem man ein Pferdeleben lang immer wieder arbeiten muss. Die Basis wird in der Dehnungshaltung gelegt, in die Arbeitshaltung hinübertransportiert, in die Versammlung hineingepflegt und je größere fortschritte das Pferd in allen anderen Dingen macht, desto mehr (sollte) sich auch die Dehnungsbereitschaft zur hand vervollkommnen. Aber ganz ehrlich? Ich halte es für eine seltene Sternstunde, wenn das Pferd eine Sequenz, bestehend aus allem was es kann, in optimaler Dehnung zur Hand absolviert, denn das bedeutet für mich auch, dass es in absoluter Durchlässigkeit, in Losgelassenheit und in Leichtheit durchschwingt.
Darum ist die Arbeit an dieser Dehnungsbereitschaft, an dem obenherum optimal gelängten Hals (auch in Aufrichtung) eben ein beständiger Prozess. Man kann bei einem Foto sagen "hier ist es noch nicht optimal erreicht" aber ich finde, dass man sowohl bei Marquisas Bildern sehr wohl sieht, dass akribisch dran gearbeitet wird. Mehr kann man kaum verlangen, oder?
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Klar, esge, das Pferd in dem Moment sicher nicht - das war ja schließlich der Oliveira. Trotzdem ist so ne Strippe weitaus "schärfer" als jedes Gebiss und das Ganze nicht so unbedingt zur Nachahmung empfohlen.
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