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Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 15:37
von Tess
horsmän hat geschrieben:wie macht man denn "Druck" mit dem Sitz? Wie soll das gehen?
Ich sehe den Druck unabhängig vom Gewicht, das im Sattel lastet. Der "Druck" entsteht dadurch, wie das Becken, der Hebel des Oberkörpers und die Spannung/Entspannung der Bauch/Rückenmuskulatur auf den Pferderücken einwirkt.
Das kann bremsende und treibende Wirkung haben, kann den Rücken und somit die Bewegung/die Hinterhand total blockieren oder durchlassen.
Ich glaube, wenn man gelernt hat den Rumpf richig einzusetzen hat man ein unheimlich wertvolles und effektives Werkzeug in der Hand.
Ich finde z.B. PK deswegen auch so gefährlich in seinen Aussagen. Er spricht so viel von der Hand. Und so wenig vom "Kreuz". Dabei hat er seine Pferde meines Erachtens nach EXTREM am Sitz, vermittelt das aber nicht. Seine Hand ist bei ihm selbst eigentlich nur nebensächliches Korrektiv.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 15:46
von horsman
ich denke, die vielbeschworene Effektivität des Sitzes hängt stark mit dem Konzept der main fixe zusammen und dass die Handeinwirkung hier dem Kreuz entspringt. Somit hätten wir auch einen Bogen geschlagen vom Thema Sitz/-Kreuz-einwirkung zum Thema leichte Anlehnung.
Eins noch: leichte Anlehnung wird es ohne nachgiebigen U-Kiefer nicht geben. Maultätigkeit und "main fixe" ist das Stichwort.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 16:42
von Nakim
ich hatte mein Ahaerlebnis beim Unterricht von Herrn Haberman. Das war damals jemand der bei Neindorff ritt. Ich hatte mein erstes Pferd angeritten und er war so ca. 1 Jahr unter dem Sattel. Ein Pferd mit sehr unsteter Anlehnung und eher als "maulig" zu bezeichnen. Wir ritten zu zweit in der Stunde und Herr Habermann ließ uns von Anfang bis Ende einhändig reiten. Mein Wallach war nach 5 Minuten am Zügel und hatte eine konstante Anlehnung wie noch nie zuvor. Und das bis zum Ende der Reitstunde. Danach war mir klar, daß ich bis dato mit der Hand mehr verkehrt als gut gemacht hatte.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 17:06
von esge
Wer meint, dass man mit dem Sitz keinen Druck ausüben kann, ist gern eingeladen, meine Schimmel zu reiten. die quittieren Druck im Sitz seismographisch und reagieren überwiegend negativ darauf.
Die gleichmäßige, leichte, federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul ist kein Mythos - aber halt richtig richtig schwer. Wie alles, was leicht sein soll.
Mit Zuppeln oder nicht Zuppeln hat das gar nichts zu tun. eine gänzlich ungezuppelte Anlehnung kann federleicht sein. oder auch etwas deutlicher. Entscheidend für mich ist, dass BEIDE Seiten, Pferd und Reiter, bestrebt sind, sie aufrecht zu erhalten. Der schöne Satz aus den Richtlinien - Anlehnung wird vom Reiter gewährt und vom Pferd gesucht - ist dabei in seiner Aussagekräftigkeit kaum zu toppen. Usus ist aber leider, dass Anlehnung vom Reiter erzwungen und vom Pferd entweder verhindert oder bestenfalls erduldet wird. Qualitätvoll und dann auch leicht wird sie in dem Augenblick, wo das Pferd aktiv an dieser Verbindung teilnehmen möchte. Dann sprechen wir von Leichtheit und zwar egal ob auf französisch oder deutsch oder südnepalesisch.
Anders sieht es mit den Wegen aus, das Pferd dazu zu veranlassen, diese Verbindung aktiv zu suchen. Meine gegenwärtige RL sagt so schön, dass man das Pferd nicht gehen machen kann, sondern es nur auffordern kann, selbst zu gehen. ich kann das Pferd also nicht in Anlehnung reiten, sondern ich kann es nur auffordern, sich selbst in Anlehnung zu begeben.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 17:20
von Paula
Esge, sehr schoen erklärt ! Eine Anmerkung dazu !Das Pferd drängt erst dann angenehm in die Hand wenn es losgelassen ist . Ist es das , ist die Anlehnung weich , elastisch, federnd und kein problem , wenn man Sitzen gelernt hat.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 18:49
von esge
d'accord - bedingt. Denn es ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Ein Pferd, das über die Anlehnung nörgelt, wird sich niemals ganz loslassen. Ein Pferd, das nicht losgelassen ist, wird niemals eine federnde Anlehnung suchen. Es ist nicht unbedingt eine zielführende Hilfe, die Zügel wegzuwerfen, denn die Spannungen mögen sich sofort wieder einstellen, wenn der Zügel aufgenommen wird.
Daher suchen Pferde, die viel natürliche Losgelassenheit und Takt mitbringen, auch in der Regel schnell und leicht die Reiterhand und sind bald in eine geregelte anlehnung zu bringen. Pferde, die von Haus aus zu Spannungen neigen und wenig Takt haben, haben somit auch große Probleme, die stete, weichfedernde Anlehnung zu suchen.
Man muss natürlich zuerst die Spannungen beseitigen. Und hier unterscheiden sich dann häufig die Wege in den verschiedenen Auffassungen der Schulen, wie. Wohl dem, der viele davon im Gepäck hat. (Um der zweitausendnunhundersten Auflage der Diskussion deutsch versus frz. vorzubeugen

)
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 19:09
von Paula
Im Prinzip gebe ich dir völlig Recht, esge Wieder finde ich , dass du es sehr gut erklärt hast und auf dem Punkt gebracht hast.
Mir schießt aber noch ein Gedanke durch den Kopf: Anlehnung ist ein Fachbegriff der Reiterei,wir denken an die Ausbildungsskala.Das was ich vorher habe, bevor das Pferd gelöst ist nennen wir Zügelkontakt..(hm,eigentlich ehr Kontakt zum Maul vorsichtig suchen), den Verbindungshaltenden Zügel zum Beispiel, oder die lose Verbindung.Zügel durchängen ist das nicht, der Zügel hängt nur mit hingegebenen Zügel durch.Am hingegebenen Zügel zum Beispiel hängt er nicht durch (ein Begriff , den Seunig erklärt) dann am langen Zügel hängt er auch nicht durch, am Zügel schon gar nicht.
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Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 19:20
von esge
Paula hat geschrieben: der Zügel hängt nur mit hingegebenen Zügel durch.Am hingegebenen Zügel zum Beispiel hängt er nicht durch .
Nun komme ich grad nicht mehr mit.
Wie ich es gelernt habe, gibt der Reiter am hingegebenen Zügel jeglichen Kontakt zum Pferdemaul auf. Am langen Zügel besteht Kontakt, das pferd darf jedoch weitgehend in der von ihm gewünschten haltung gehen. Am Zügel begibt sich das Pferd bereits in eine gewisse Beizäumung.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 20:10
von Paula
ja ist nicht so leicht zu durchschauen, Seunig erklärt es so, am hingebenen Zügel geht es zum Beispiel im starken Schritt( weil man da korrekterweise,nur noch die Zügelenden in der Hand hat, nach seiner Auffassung) oder am Ende beim Zügelrauskauen , wenn man nur noch die Schnalle in der Hand hat, aber das Pferd immer noch den Kontakt zur Hand sucht, wir also immer noch eine Verbindung oder "Anlehnung" haben...
mit hingebenen Zügel ,nur an der Schnalle , Zügel hängt durch.
Kein Kontakt zum Maul.Am langen Zügel ist zum Beispiel in der Schrittverstärkung laut Seunig , laut Paul Stecken ist das das Reiten in der Dehnungshaltung bzw Vorwärts-Abwärts.
also wieder mit Zügelkontakt Zügel hängt nicht durch, Pferd tritt an den Zügel heran.
Zugegeben mische ich das umgangsprachlich, ich sag am hingebenen Zügel und meine mit hingebenen Zügel...
Fiel mir nur gerade ein,als ich deinen Beitrag las, soo wichtig ist das nicht, wie geschrieben, du hast es gut auf den Punkt gebracht!
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 22:01
von Cubano
esge hat geschrieben:
Mit Zuppeln oder nicht Zuppeln hat das gar nichts zu tun.
Moin,
doch, finde ich schon, Esge. Nämlich in dem Sinne, dass gezuppelt eben keine leichte, federnde, konstante, sozusagen reelle Anlehnung entstehen kann. Das ist für mich mittlerweile auch eine Form von Selbstbetrug und beide meiner Pferde bestätigen mir das auch – im Umkehrschluss nämlich, wenn ich mal nicht in alte Zuppel- und Klingel-Gewohnheiten zurückfalle. Seufz…
Zur Effektivität des Sitzes: Die merkt man doch schon, wenn man z.B. mal zwischen entspannter "ich-bin-fertig-mit-Reiten-Haltung" und "sich-aufrichten" auf dem Pferd hin und herwechselt.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 22:01
von esge
ok, ich verstehe jetzt immerhin, was gemeint ist.
Verfasst: Mi, 23. Mär 2011 22:06
von birdy
Habe ich jetzt etwas überlesen??
--- das meinst du aber nicht ehrlich, oder? Das ist doch kein vorbildliches Reiten

Verfasst: Do, 24. Mär 2011 07:37
von Phanja
birdy hat geschrieben:
Habe ich jetzt etwas überlesen??
--- das meinst du aber nicht ehrlich, oder? Das ist doch kein vorbildliches Reiten

Also mit leichter Anlehnung hat das für mich jetzt auch nicht viel zu tun - sieht für mich eher danach aus, dass der Reiter eine Übung durchsetzen will, für die das Pferd noch nicht bereit ist. Da fehlt einfach noch ein bisschen Versammlungsbereitschaft, die im Video damit ausgeglichen wird, dass der Reiter vorne festhält

Verfasst: Do, 24. Mär 2011 07:56
von Motte
horsmän hat geschrieben:ich denke, die vielbeschworene Effektivität des Sitzes hängt stark mit dem Konzept der main fixe zusammen und dass die Handeinwirkung hier dem Kreuz entspringt. Somit hätten wir auch einen Bogen geschlagen vom Thema Sitz/-Kreuz-einwirkung zum Thema leichte Anlehnung.
Könntest du das bitte nochmal erklären - ich verstehe da leider nur Bahnhof.
Und meiner Meinung nach, kann der Sitz durchaus einen grossen Einfluss auf das Mass der Anlehnung haben. Es ist immerhin eins der Kommunikationsmittel, die ich als Reiter habe (Kreuz -> Schenkel -> zur Hand). Vernachlässige ich dieses, bleiben mir nur noch 2 Kommunikationsmittel, die ich dann mit grosser Wahrscheinlichkeit deutlicher einsetzen muss, weil mir ja ein Wichtiges fehlt.
Oder andersherum ausgedrückt:
Je besser ich das Pferd "am Kreuz" habe, desto weniger/dosierter/feiner kann ich die anderen Kommunikationsmittel einsetzen.
Verfasst: Do, 24. Mär 2011 08:11
von Tipolino
Ich hoffe für Gast dass er meint dass er das "grausige" Video noch toppen kann mit noch "grausigerem".....?????
Keine Ahnung, aber ich schließe mich Phanja an, denke das Pferd ist noch nicht so weit, aber wunderschöööööön *find*