Ich möchte für Stacy Westfall in die Bresche springen.
Man kann sich anhören, wie sie selbst ihren Ritt kommentiert
http://www.youtube.com/watch?v=acEcvkT7xQA
und sie bei der Arbeit sehen
http://www.youtube.com/watch?v=gzAELlTuCUo
Ich finde auch, dass Roxy auffallend viel ihr Maul leckt, aber da ich das Pferd nicht fragen kann und SW auch nie selbst erlebt habe, unterstelle ich jedenfalls nicht per Ferndiagnose, dass sie das Pferd schlecht behandele.
Dass das Pferd "tot" wirkt, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Es ist in reger Kommunikation mit seiner Reiterin, und nur weil es nicht den Hals groß und rund macht und große Augen kriegt, heißt das nicht, dass das Pferd "tot" ist.
Es ist Reining (....meins ist das auch nicht...), und es ist ein QH-Stütchen (Mama mehrerer Fohlen) - Pignon macht Show-Freiarbeit mit Friesenhengsten. Wenn zwei Dinge von den Grundvoraussetzungen so verschieden wie nur möglich sein könnten, dann kommt das hier dem ziemlich nah.
Das Kauen und Lecken an sich sehe ich schlicht als Zeichen nachlassender Anspannung und/oder Emotionen (durchaus auch solcher, die der Mensch lösen konnte, wie Aggression, Angst, Unsicherheit), das kann ein Schreck sein, eine frickelige Aufgabe, eine deutliche Hilfe oder körperliche Anstrengung.
Zu sehen bekommt man das tätige Maul freilich nur, wenn man dem Pferd die Zeit gibt, entsprechend runterzufahren. Manche Pferde, die ich in die Hand bekomme, brauchen anfangs zT eine Minute oder (viel) länger, bis sie sich so loslassen, dass sie tief durchatmen/seufzen und/oder kauen/lecken (ich sehe beides in einem sehr engen Zuammenhang). Diese Zeit muss man ihnen geben (es geht nicht um mehr Druck, sondern um mehr warten) und anfangs wird das vermutlich fast nur im Stehen passieren (nicht in einer Schrittrunde).
In der klassischen Dressur wird ja eher wenig angehalten während der Einheit, um eine Pause zu geben, zudem oft mit Sperrriemen geritten, und daher ist dieses Verhalten wohl auch vielen Reitern so fremd.
Mit der Zeit und einem guten Timing für Release (das Nachlassen der Hilfen) fahren Pferde schneller herunter und kauen/lecken bald augenblicklich und später auch in Bewegung. Es entsteht emotionale Flexibilität. So schnell muss man ohne Zügel ja erstmal galoppieren (bitte ausprobieren - die meisten, mich eingeschlossen, werden schon daran scheitern, das Pferd in der Bahn überhaupt auf dieses Tempo zu beschleunigen - im Gelände ist das mit dem Tempo oft einfacher, dafür wird das anschließende Stillstehen schwieriger) und danach stoppen und ein vielleicht außer Atem geratenes, aber entspanntes Pferd in der Bahn stehen zu haben. Dieses Pferd steht nicht unter Strom still, weil ihm jemand verboten hat, seine Füße zu bewegen.
Das Kauen und Lecken ist ein selbstbelohnendes Verhalten, darum wird es immer häufiger gezeigt, je häufiger man es ermöglicht.
Vielleicht sind Kuhpferde (denn für die ist das blitzschnelle entspannen zwischen blitzschnellen Aktionen ziemlich hilfreich) die Erfinder des Power-Nap.
Und wer Pignons Training mit dem von Stacy Westfall vergleichen möchte, sollte vielleicht bei beiden einen Kurs belegen.
Vom Hörensagen her liegen die beiden nämlich für mich viel weniger weit auseinander, als es hier dargestellt wird.
Btw - und bei 5:20 füttert Pignon keine Leckerli? Und bei 9:01?
Und wieso würde das nicht zu ihm passen? Oder war das nicht ernst gemeint?
Ausdruck - Für mich ist es wie ein Vergleich zwischen einem Service Dog und einem Agility Hund. Zwischen Tai Chi und Samba.
Lieben Gruß mit der Hoffnung auf mehr Toleranz und Offenheit
Melli.