Ennah2 hat geschrieben:@Cubi:
Schubkraft nach oben? Ist das noch Schub?? M.E. ist Schub immer nach vorne gerichtet. Ich überlege gerade, wie man den "Schub" nach oben nennen könnte - Federkraft, oder Sprungkraft?
Leider, leider sieht man hier in den deutschen Landen (vielleicht bin ich darauf ebenso negativ fixiert, wie du auf die Strampel- Piaffen) sehr oft schreckliche, auf die Vorhand gemangelte Trabverstärkungen, bei denen sich die Pferde nicht im Gleichgewicht befinden. So etwas hat für mich nichts mit einer reellen Verstärkung zu tun, wird aber heirzulande oft nicht entsprechend kritisch bewertet.
Da ist man mal ein paar Tage nicht am Rechner und dann schreibt ihr hier Romane ! Jetzt schaffe ich gar nicht auf alles , worauf ich eingehen würde wollen einzugehen
Zunächst zu dir Steffen : zu deiner Frage, ob mir "das Gereite " auf den CDs gefällt und ob ich sage :" ja, zu dem System stehe ich, so will ich reiten!" : Ja, zu dem System stehe ich und so will ich reiten !
Nur, natürlich so, wie ICH reite. Man gibt ja nicht in dem Moment, wo man eine Sache inhaltlich gut findet die eigenen Empfindungen für die Interpretation ab ?!
Schließlich möchte ich ja nicht eine schlechte Kopie eines PK werden.
Aber das System selbst ? Ja klar, DAS ist schlicht genial ! Vor allem, wenn man die ganzen nicht ausgesprochenen Komponenten, ( so wie das immer ist, wenn jemand seine Ideen zu Papier bringt, er nicht alles schreibt, was es an Möglichkeiten gibt, weil er subjektiv- wie ein Mensch eben ist- vieles als selbstverständlich voraussetzt) beisteuern kann.
Dann finde ich die Diskussion hier zum Thema Schub und Tragkraft sehr interessant. Daher das Zitat von Ennah.
Darüber habe ich mir auch schon sehr viele Gedanken gemacht....
Bewegung funktioniert ja immer mit sich entgegenwirkenden Muskelzügen.
Im Rahmen der Schubkraft bedeutet das, daß das Hintenhinausziehen der Hintergliedmaßen über die OBERE Muskelkette ( Rücken und großer Gesäßmuskel) des Pferdes ( oder auch des Menschen) erwirkt wird, wärend das Nach-Vorne Ziehen über die UNTERE Muskelkette ( Bauch- und tiefe Beckenmuskeln) erwirkt wird.
Daher kann man feststellen, daß die Kraft die mit Vorwärts zu tun hat, immer aus dem Zug / Verkürzen des Rückenmuskels resultiert, wärend das Vorschwingen aus dem Bauch erfolgt.
Gleichzeitig muß der entsprechende Gegenmuskel aber loslassen.
Als zweite Komponente kommt dann die BEUGUNG des Beines hinzu.
Auch hier gibt es Muskelzüge zum Beugen, bei denen dann der Strecker loslassen muß u.u.
In den Bewegungen, in denen viel Vorwärtsbewegung erzielt werden soll, ist die Beugung absolut untergeordnet. Extrembeispiel hierfür ist die Bewegung des Renngalopps oder -trabs, bei dem die Hintergliedmaße nahezu vollständig gestreckt nach vorne geworfen wird. ( daher hier auch die höhere Stützkraft der Vorhand, denn das gerade Hinterbein braucht Platz nach oben, um vorgeführt werden zu können.)
Die Bewegung in Versammlung benötigt dagegen mehr die Zugleistung der beugenden Muskulatur.
In Kombination mit der Hauptbewegung des Hinterbeines - nämlich über Rücken und Kruppe-nach hinten und über Bauch- und Beckenmuskeln nachvorne, kommt dann je nach deren Gewichtung
1.) Ein Strecken in Kombination mit Betonen der Hintenhinausziehens über Rücken und Kruppenmuskel ( wie eben im Renngalopp, -trab oder -pass)
2.)ein Strecken mit Betonung der Bauch-Beckenmuskelgruppe ( wie beim Sliden oder beim stop-zum Roll-back oder oft im Tölt)
3.) Ein Beugen der Gliedmaße / Hanke mit Betonung des Zuges der Bauch-und Beckenmuskulatur nach vorne ( wie bei der Piaffe oder dem Redopp oder in einer Piruette oder auch beim versammelten Halten)
und zuletzt
4.) Ein Beugen in Kombination mit Betonung der Zugkraft der Rücken und Kruppenmuskulatur ( wie bei der Passage, und einigen Schulsprüngen)
zustande.
Je nach Gewichtung der einzelnen Züge und nach Trainingszustand der jeweiligen Muskelgruppen geht die Bewegung optisch in eine dieser 4 Richtungen.
Desweiteren werden alle diese Bewegungen optimiert mit der Fähigkeit der Optimalen Korrespondenz. Also immer denn wenn der Eine Muskel Kraft entwickelt, muß der Gegenspieler loslassenkönnen. Auch das loslassen können ist etwas, was trainiert sein will.
In soweit hat das Reiten von Verstärkungen durchaus seine gymastizierende Berechtigung, denn hier wird eben die Dosierung von Zugkraftentwicklung und Entspannung "geübt" / abgestimmt , wobei weniger die Strecke , welche in der Verstärkung zurückgelegt wird relevant ist, sondern vielmehr der Übergang innerhalb des Zulegens und dann auch wieder die Rückführung. In soweit haben mehrere Tempiwechsel innerhalb einer Gangart einen gymastizierenden Effekt, wärend die Ausführung der Verstärkung als Lektion- z.B. über eine ganze Diagonale, mehr eine Funktion der Überprüfung der erworbenen Fähigkeit darstellt.