Verfasst: Do, 26. Dez 2013 10:22
Im Gegensatz zu wohl den meisten hier finde ich diese Diskussion jetzt nicht "abartig". Aber nicht weil ich hier BB nieder machen will, sondern weil ich seit langem wirklich sehr am Zweifeln bin, ob einige der alternativen "klassischen" Reitweisen (wie BBs) wirklich so pferdeschonend sind wie sie immer so verkauft werden. Ein heißes Eisen an das sich keiner rantraut (und wenn, dann gleich sehr verteufelt wird). Wenn es um die "bösen Turnierreiter" oder den armen Totilas geht, schreit jeder hier, aber im alternativen Sektor wird schnell das Mäntelchen darüber gehängt und jeder Kritiker gleich massiv angegangen und der Beleidigung des heiligen Klassikausbilders bezichtigt.
Warum geht ihr Meg so an, nur weil sie diese Videos einstellt? Wenn das Pferd schon vorher so körperliche Bein-Probleme hatte, also das frühe Versagen seiner Beine davon kam, dann frage ich mich warum es dann nicht entsprechend gymnastiziert wurde sondern diese ganzen, zum Teil noch mehr belastenden Übungen durchmachen musste? Dazu muss man weder Tierarzt noch Osteopath sein, um zu wissen, dass beispielsweise bei Kniearthrosen leichtes Joggen und vor allem Spazierengehen ein "Muss" ist und alle Knie-verdrehenden Aktionen oder Kniebeugen (=versammeln) absolutes Gift. Da brauchen wir alle nur unsere Omas und Opas zu fragen oder die eigenen Gelenke. Ich beobachte diese Entwicklung leider auch bei anderen klassischen Ausbildern, dass die Pferde gesundheitlich über die Jahre nicht unbedingt besser wurden durch die vielen Seitengänge, ausufernde Handarbeit und viel zu früh und exzessiv durchgeführten versammelnden Übungen. Klar ist Schulterherein eine geniale Übung zum Geraderichten, und Piaffe eine wunderbare Vorübung für den Galopp. Aber es geht genauso ohne. Und oft besser. Aber es dauert länger und ist weniger spektakulär. Und die Lehrer die einen dabei begleiten können, sind sehr rar und meist auch nicht sehr angesehen.
Das Dilemma ist doch, dass der ambitionierte "Durchschnittsfreizeitreiter", der sich ein bisschen mehr Gedanken über das Wohl und die Gesunderhaltung seines (vielleicht anatomisch nicht besonders begnadeten) Pferdes macht, im normalen Reitstall/bei vielen FN- Ausbildern wenig Unterstützung dabei erhält. Er wendet sich ab, auf der Suche nach Alternativen und landet halt dann früher oder später bei irgendwelchen dieser derzeitigen kassischen Ausbilder. Diese nehmen die Pferde und ihre Reiter an wie sie sind, bieten erst mal eine gute Alternative, man erhält Methoden an die Hand, die das Pferd erst mal geschmeidiger machen (oder zu machen scheinen) und ist begeistert. Und dann wird alles Nachfolgende plötzlich nicht mehr groß hinterfragt. Betriebsblindheit setzt ein. Und wenn dann das verbaute oder körperlich marode Weidepummelchen in der Reitstunde zur besseren Gymnastizierung die ersten „Piaffe“ trippeln darf, strahlt der Reiter übers ganze Gesicht, dass er ja ach doch ein so talentiertes Pferdchen hat. Und dann setzt überall der Egoschalter der Reiter ein. Dann ist plötzlich nicht mehr die Dressur für das Pferd da, sondern nämlich doch plötzlich das Pferd für die Dressur und für die Selbstdarstellung des Reiters. Ist ja auch o.k. (sofern es dem Pferd nicht schadet), warum auch nicht, wir haben Pferde um uns daran zu freuen. Macht jeder. Aber was mir immer sehr übel aufstößt, ist dieses Scheinalibi, dass wir das ja alles nur zur Gymnastizierung unserer Pferde machen. Und das ist Schwachsinn. Um ein Pferd gesund zu reiten, bedarf es sehr viel weniger. Und dabei ist oft mehr Arbeit an der eigenen „Gymnastizierung“ gefragt als Arbeit am Pferd. Ich bekomme immer wieder eine Gänsehaut wenn ich komplett schief sitzende, mit den Händen rudernde oder ruckelnde und ins Kreuz hängende Reiter an der "Geraderichtung" und Losgelassenheit ihres Pferdes arbeiten sehe und der Ausbilder dazu nur milde lächelnd in der Reitbahnmitte schweigt. Klar, wenn er dem Reiter sagen würde, jetzt nehmen wir Sie erst mal an die Longe (ev noch vor versammeltem Zuschauerpublikum) und dann versuchen sie erst mal gerade zu sitzen und nächstes Ziel ist erst mal einen schönen Zirkel im Arbeitstrab reiten zu können, würde sein Schüler bald nicht mehr zu diesem Ausbilder kommen. Konnte ich über die Jahre oft beobachten. Paar Stunden schwieg der Ausbilder und konzentrierte sich nur auf die Bearbeitung des Pferdes, da kam der Reiter regelmäßig. Kaum wurde dann doch mal sein Sitz kritisiert, blieb er weg. Vor allem Reiter, die selbst als „Ausbilder“ tätig waren, ertrugen dies für ihr Ego oft nicht.
Sabine, diese „Feldzüge gegen jedwede Reitweisen“ sind nicht fair, da gebe ich dir Recht, und bringen auch nichts außer dem üblichen Pingpongspiel hier. Aber so gar keine Kritik oder Grundsatzfragen äußern zu dürfen heizt solche Diskussionen natürlich noch mehr ein, da ja doch Diskussionsbedarf darüber besteht. Interessant finde ich z.B. Megs Video-Beispiel ja schon, zumal es sich mit meiner Beobachtung mancher Pferde halt deckt. Deshalb muss man nicht alles an BB verteufeln, aber eben auch nicht alles schönreden. Dieser Threat hier müsste eigentlich zweigeteilt sein: Welche Ritte einem gefallen und warum und ein zweiter „haltet ihr diesen Ritt/diese Reitweise Pferdschonend oder nicht“. Aber andererseits, wer will das schon beurteilen können. Dazu braucht es halt Langzeitbeobachtungen. Und Vorsicht bei der Beurteilung. So könnte ich bei BBs alten Hengsten deren Hängemattenrücken bemängeln (in dem Alter muss man noch keinen haben) andererseits weiß ich nicht wie diese Pferde jung ausgesehen haben. Vielleicht hatten sie diese Rückenform schon als sie jung waren. Dann würde ich BB Unrecht tun. Also... wie Beurteilen? Beurteilen und Interpretieren ist schwierig und oft nicht angebracht, aber Beobachtungen (oder Erfahrungen) machen und Mitteilen finde ich schon wichtig.
Warum geht ihr Meg so an, nur weil sie diese Videos einstellt? Wenn das Pferd schon vorher so körperliche Bein-Probleme hatte, also das frühe Versagen seiner Beine davon kam, dann frage ich mich warum es dann nicht entsprechend gymnastiziert wurde sondern diese ganzen, zum Teil noch mehr belastenden Übungen durchmachen musste? Dazu muss man weder Tierarzt noch Osteopath sein, um zu wissen, dass beispielsweise bei Kniearthrosen leichtes Joggen und vor allem Spazierengehen ein "Muss" ist und alle Knie-verdrehenden Aktionen oder Kniebeugen (=versammeln) absolutes Gift. Da brauchen wir alle nur unsere Omas und Opas zu fragen oder die eigenen Gelenke. Ich beobachte diese Entwicklung leider auch bei anderen klassischen Ausbildern, dass die Pferde gesundheitlich über die Jahre nicht unbedingt besser wurden durch die vielen Seitengänge, ausufernde Handarbeit und viel zu früh und exzessiv durchgeführten versammelnden Übungen. Klar ist Schulterherein eine geniale Übung zum Geraderichten, und Piaffe eine wunderbare Vorübung für den Galopp. Aber es geht genauso ohne. Und oft besser. Aber es dauert länger und ist weniger spektakulär. Und die Lehrer die einen dabei begleiten können, sind sehr rar und meist auch nicht sehr angesehen.
Das Dilemma ist doch, dass der ambitionierte "Durchschnittsfreizeitreiter", der sich ein bisschen mehr Gedanken über das Wohl und die Gesunderhaltung seines (vielleicht anatomisch nicht besonders begnadeten) Pferdes macht, im normalen Reitstall/bei vielen FN- Ausbildern wenig Unterstützung dabei erhält. Er wendet sich ab, auf der Suche nach Alternativen und landet halt dann früher oder später bei irgendwelchen dieser derzeitigen kassischen Ausbilder. Diese nehmen die Pferde und ihre Reiter an wie sie sind, bieten erst mal eine gute Alternative, man erhält Methoden an die Hand, die das Pferd erst mal geschmeidiger machen (oder zu machen scheinen) und ist begeistert. Und dann wird alles Nachfolgende plötzlich nicht mehr groß hinterfragt. Betriebsblindheit setzt ein. Und wenn dann das verbaute oder körperlich marode Weidepummelchen in der Reitstunde zur besseren Gymnastizierung die ersten „Piaffe“ trippeln darf, strahlt der Reiter übers ganze Gesicht, dass er ja ach doch ein so talentiertes Pferdchen hat. Und dann setzt überall der Egoschalter der Reiter ein. Dann ist plötzlich nicht mehr die Dressur für das Pferd da, sondern nämlich doch plötzlich das Pferd für die Dressur und für die Selbstdarstellung des Reiters. Ist ja auch o.k. (sofern es dem Pferd nicht schadet), warum auch nicht, wir haben Pferde um uns daran zu freuen. Macht jeder. Aber was mir immer sehr übel aufstößt, ist dieses Scheinalibi, dass wir das ja alles nur zur Gymnastizierung unserer Pferde machen. Und das ist Schwachsinn. Um ein Pferd gesund zu reiten, bedarf es sehr viel weniger. Und dabei ist oft mehr Arbeit an der eigenen „Gymnastizierung“ gefragt als Arbeit am Pferd. Ich bekomme immer wieder eine Gänsehaut wenn ich komplett schief sitzende, mit den Händen rudernde oder ruckelnde und ins Kreuz hängende Reiter an der "Geraderichtung" und Losgelassenheit ihres Pferdes arbeiten sehe und der Ausbilder dazu nur milde lächelnd in der Reitbahnmitte schweigt. Klar, wenn er dem Reiter sagen würde, jetzt nehmen wir Sie erst mal an die Longe (ev noch vor versammeltem Zuschauerpublikum) und dann versuchen sie erst mal gerade zu sitzen und nächstes Ziel ist erst mal einen schönen Zirkel im Arbeitstrab reiten zu können, würde sein Schüler bald nicht mehr zu diesem Ausbilder kommen. Konnte ich über die Jahre oft beobachten. Paar Stunden schwieg der Ausbilder und konzentrierte sich nur auf die Bearbeitung des Pferdes, da kam der Reiter regelmäßig. Kaum wurde dann doch mal sein Sitz kritisiert, blieb er weg. Vor allem Reiter, die selbst als „Ausbilder“ tätig waren, ertrugen dies für ihr Ego oft nicht.
Sabine, diese „Feldzüge gegen jedwede Reitweisen“ sind nicht fair, da gebe ich dir Recht, und bringen auch nichts außer dem üblichen Pingpongspiel hier. Aber so gar keine Kritik oder Grundsatzfragen äußern zu dürfen heizt solche Diskussionen natürlich noch mehr ein, da ja doch Diskussionsbedarf darüber besteht. Interessant finde ich z.B. Megs Video-Beispiel ja schon, zumal es sich mit meiner Beobachtung mancher Pferde halt deckt. Deshalb muss man nicht alles an BB verteufeln, aber eben auch nicht alles schönreden. Dieser Threat hier müsste eigentlich zweigeteilt sein: Welche Ritte einem gefallen und warum und ein zweiter „haltet ihr diesen Ritt/diese Reitweise Pferdschonend oder nicht“. Aber andererseits, wer will das schon beurteilen können. Dazu braucht es halt Langzeitbeobachtungen. Und Vorsicht bei der Beurteilung. So könnte ich bei BBs alten Hengsten deren Hängemattenrücken bemängeln (in dem Alter muss man noch keinen haben) andererseits weiß ich nicht wie diese Pferde jung ausgesehen haben. Vielleicht hatten sie diese Rückenform schon als sie jung waren. Dann würde ich BB Unrecht tun. Also... wie Beurteilen? Beurteilen und Interpretieren ist schwierig und oft nicht angebracht, aber Beobachtungen (oder Erfahrungen) machen und Mitteilen finde ich schon wichtig.