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Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 15:27
von saltandpepper
Motte hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:nunja, ich hätte schon gedacht, dass hinter dem Turnier-Prüfungswesen ein gewisser Sinn steckt ausser dem, Pferde übers Scheckheft teuerer zu reiten. Aber egal.
Ja klar, über A-Dressuren reitet man das Pferd teuer....
Na ja, mit 20 A-Plazierungen kost´ der Zausel schon was mehr, als ohne...

Und ja, da ist ein Sinn hinter. Nämlich die Rittigkeit zu überprüfen.
horsmän hat geschrieben: C.Dingens:
Ich weiss es ist eine andere Übung, aber es gibt ja auch noch das Überstreichen = bewusstes Aufgeben der Zügelverbindung. Insofern ist es nicht gleich schon eine Katastrophe für eine gute Anlehnung, die Zügelverbindung mal kurz aufzugeben :wink:
Wie du sagst: es ist eine ganz andere Übung mit einer ganz anderen Zielsetzung.
Nen Zirkel reite ich ja auch anders als ne Volte. Obwohl beides ein Kreis darstellt.
Wie denn anders ? Oder meinst du "kleiner" :lol: :lol: :lol:

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 15:36
von Motte
Ja sicher!
Vor allem kleiner!
8) 8) :wink:

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 16:42
von Rapunzel
Jetzt seh ich horsmän vor mir, wie er in einer A-Dressur sein eigenes Programm reitet, weil das dem Pferd gerade mehr entgegenkommt.

Das ZadHkL dient genau der beschriebenen Überprüfung, ob das Pferd der Hand folgt. Tut es das nicht, wirkt sich das negativ aus. Und zwar mit Recht. Entweder zeigt das, dass man es nicht so ganz richtig ausgebildet hat, oder es musste halt grad mal glotzen. Das ist dann Pech. Wenn man einen fliegenden Wechsel in der Aufgabe stehen hat, kann man ja auch nicht ´nen einfachen reiten und vom Richter erwarten, dass er das nicht so eng sieht.

Bei mir stand bisher jedenfalls stets in solchen Fällen im Protokoll "muss sich noch mehr an die Hand dehnen, Nase vor". Das führt übrigens nicht zu einer schlechteren Teilnote, da es die in der A noch gar nicht gibt, aber es fließt ebenso wie zig andere Dinge in die Gesamtnote ein. Und da interessiert es in dem Moment auch wenig, ob Lumpi das normalerweise zu Hause gaanz toll macht oder sonstwas - der Richter kann nur den augenblicklichen Stand bewerten.

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 16:59
von esge
Ja, entweder sieht man einen Sinn im Turniere reiten - nämlich, dass man findet, es diene der eigenen reiterlichen Überprüfung und der Überprüfung, ob man mit der Ausbildung seines Pferdes auf dem richtigen weg ist.
Nebenbei soll es Leute geben, denen Turniere einfach spaß machen und die die Würstchen so lecker finden... :wink:

Oder man findet halt nicht, dass Turniere einem bei oben genannten Punkten helfen, weil man vielleicht einen anderen Weg verfolgt oder der Meinung ist, dass man das Geld, was eine Turniersaison kostet, lieber in guten Unterricht anlegt. Das ist eine schlichte Entscheidungsfrage, die sich jeder stellen muss. Ich gehöre zur letzteren Kategorie. Zumal ich keine Würstchen mag...

Aber egal an welchem Spiel ich teilnehme, Turnier oder Kurs: Dann muss ich mich auch den Spielregeln beugen. sonst machts keinen Sinn.

Zügel aus der Hand kauen lassen finde ich z.B. eine höchst sinnvolle Übung in einer A-Dressur. und im täglichen Arbeiten...

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:09
von C.Dingens
esge hat geschrieben: Nebenbei soll es Leute geben, denen Turniere einfach spaß machen und die die Würstchen so lecker finden... :wink:
Die nicht…..aber die Pömmser mancher Orts *lechts*

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:16
von horsman
aber mal nachgehakt:

warum soll beim überstreichen das Pferd eigentlich nicht die Anlehnung nach vorne dehnend zur Hand weiter suchen - natürlich nicht plumsartig, sondern seine Haltung+Balance beihaltend? Oder soll es das?

Und wenn das Pferd beim Überstreichen (für 2-3 Pferdelängen) Haltung, Balance, Takt usw. auch völlig ohne Zügelkontakt halten kann (Überprüfung es am Sitz zu haben) , warum zweifeln dann so viele an korrekt möglicher Anlehnung mit halbgespannten Zügeln und bemängeln immer, das Pferd trete nicht richtig an die Hand heran? (Bitte nicht wieder reflexartig halbgespannte Zügel mit schlagenden Zügeln gleichsetzen) - oder einfacher gefragt: warum wird ein leicht durchhängender Zügel dann automatisch als negativ angesehen, obwohl doch zu schauen wäre, ob nicht gerade das Pferd am Sitz in Selbsthaltung steht, was ja durchaus positiv ist?

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:23
von esge
Das ist eine Frage des angestrebten Zieles. Und in der deutschen Reitlehre ist der durchhängende Zügel einfach kein Ziel, sondern eben die stete, leicht federnde Anlehnung zur Reiterhand.

In Reitweisen, die die einhändige blanke Kandare anstreben ist das was anderes.

Ich für mich habe es so entschieden: Wenn jemand ein Pferd derartig am Sitz haben kann, dass er es am Sitz sowohl verkürzen als auch im Hals länger machen kann, kann er mit seinen Zügeln machen, was er will! Am Ohr verknoten, auf den Hals legen, Häkeldeckchen damit anfertigen, was auch immer.
so lange ich das nicht kann, verlasse ich persönlich mich lieber auf die oben genannte Anlehnung.

In diesem sinne halte ich Zügel übertreichen allerdings auch für eine eher strittige Übung in einer Turnierprüfung, es sei denn vielleicht in S. DA wäre es allerdings sehr spaßig!

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:28
von C.Dingens
horsmän hat geschrieben:aber mal nachgehakt:

warum soll beim überstreichen das Pferd eigentlich nicht die Anlehnung nach vorne dehnend zur Hand weiter suchen - natürlich nicht plumsartig, sondern seine Haltung+Balance beihaltend? Oder soll es das?

Und wenn das Pferd beim Überstreichen (für 2-3 Pferdelängen) Haltung, Balance, Takt usw. auch völlig ohne Zügelkontakt halten kann (Überprüfung es am Sitz zu haben) , warum zweifeln dann so viele an korrekt möglicher Anlehnung mit halbgespannten Zügeln und bemängeln immer, das Pferd trete nicht richtig an die Hand heran? (Bitte nicht wieder reflexartig halbgespannte Zügel mit schlagenden Zügeln gleichsetzen) - oder einfacher gefragt: warum wird ein leicht durchhängender Zügel dann automatisch als negativ angesehen, obwohl doch zu schauen wäre, ob nicht gerade das Pferd am Sitz in Selbsthaltung steht, was ja durchaus positiv ist?
Weil reiten Dynamik ist und Pferde den für sich bequemsten Weg gehen.
Will sagen, es ist sicher möglich je nach Pferd und gemeinsamem Ausbildungstand ne lange Seite runter oder bei den göttlichen Gesäßen auch mal ne ganze Runde die Selbsthaltung am "leichten" durchhängenden Zügel zu halten. Aber es wird der Moment kommen wo das edel Ross fest stellt das es der Lastaufnahme entkommen kann, da vorne keiner mehr die Spannung erhält….. und schwupp die wupp fällt es auseinander. Dem Pferchen ist nämlich die hohe Kunst der Dressur völlig Wumpe. So bald es die Wahl hat, wird es den einfacheren Weg gehen. Da die meisten Reiter kein Göttliches Gesäß haben, erhalten sie das Pferd eben über eine konstante Anlehnung in der Arbeitsbereitschaft. Würde das Pferd alles selber machen, wäre das ja auch völlig ungerecht und die Zossen würden uns für gar nichts mehr brauchen. Schrecklicher Gedanke :wink:

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:29
von Cubano
horsmän hat geschrieben: oder einfacher gefragt: warum wird ein leicht durchhängender Zügel dann automatisch als negativ angesehen, obwohl doch zu schauen wäre, ob nicht gerade das Pferd am Sitz in Selbsthaltung steht, was ja durchaus positiv ist?
Ein leicht durchhängender Zügel wird beim Überstreichen nicht negativ gesehen. Es geht ja genau darum: die Anlehnung für einen Moment aufzugeben, UM zu sehen, ob das Pferd am Sitz ist oder nicht .Die Aufgabenstellung beim ZadHk ist doch eine ganz andere.

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 17:40
von grisu
esge hat geschrieben:Das ist eine Frage des angestrebten Zieles. Und in der deutschen Reitlehre ist der durchhängende Zügel einfach kein Ziel, sondern eben die stete, leicht federnde Anlehnung zur Reiterhand.

In Reitweisen, die die einhändige blanke Kandare anstreben ist das was anderes.

Ich für mich habe es so entschieden: Wenn jemand ein Pferd derartig am Sitz haben kann, dass er es am Sitz sowohl verkürzen als auch im Hals länger machen kann, kann er mit seinen Zügeln machen, was er will! Am Ohr verknoten, auf den Hals legen, Häkeldeckchen damit anfertigen, was auch immer.
so lange ich das nicht kann, verlasse ich persönlich mich lieber auf die oben genannte Anlehnung.

In diesem sinne halte ich Zügel übertreichen allerdings auch für eine eher strittige Übung in einer Turnierprüfung, es sei denn vielleicht in S. DA wäre es allerdings sehr spaßig!
Das sehe ich ähnlich. Das Problem ist einfach, dass in den meisten Fällen, wenn der Zügel durchhängt, das Pferd schlicht hinter dem Zügel und nicht mehr vor dem Bein ist. Das heißt aber nicht, dass es nicht möglich ist, ein Pferd am durchhängenden Zügel korrekt und sauber an den Hilfen zu haben - ich habe es nur fast noch nie gesehen.

Für mich als Otto-Durchschnittsreiter ist der durchhängende Zügel kein Ziel. Einfach deshalb, weil ich schon über 40 bin und nach meinem Lerntempo das korrekte und zielführende Reiten von höheren Lektionen in sauberer Anlehnung realistischerweise die restlichen 20 Jahre im Sattel sauber ausfüllen wird.

Zum Überstreichen habe ich allerdings eine andere Meinung als esge, es dient ja nicht nur zur Überprüfung des Pferdes, sondern letztlich der Überprüfung der Einwirkung des Reiters. Ich nutze es sehr häufig gerade in der Versammlung (vor allem im Galopp bei lebhaften Pferden), um sicherzugehen, dass ich nicht ins Ziehen komme.

Zudem hat das Überstreichen eine weitere positive Nebenwirkung - das Pferd kann sich das Gebiss wieder locker im Maul zurechtlegen (interessanter Hinweis von Karl-Friedrich von Holleuffer bei einem Seminar über Gebisseinwirkung).

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 20:03
von Britta
@C.Dingens: Absolutes d'accord, damit rennst Du bei mir "offene Türen ein". Als Ex-Westernreiter habe ich oft genug ausprobiert, was passiert, wenn ich den (äußeren) Zügel mal lose lasse: Stütchen macht Pause, und hält eben nicht von sich aus (weil es so gut aussieht/weil es in den Richtlinien steht/weil Mama mir jedes Mal Möhren mitbringt) den Arbeitsmodus aufrecht. Seitdem gilt bei mir: Konstante Anlehnung, mit viel "Hand vor" um die Dicke nicht auszubremsen.
(Nebenbei, nur unter uns: Eine *wirklich* konstannte Anlehnung zu produzieren, also z.B. so gut wie ein paar Ausbinderzügel von Raiffeisen, finde ich mit meinem alterssteifen Becken und dem hochgradig schwingenden Kutschpferd unter meinem Hintern schon echt eine harte Nuss ...)
Viele liebe Grüßle
Britta

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 21:40
von *Krisi*
Britta hat geschrieben:... mit meinem alterssteifen Becken ...
:shock: ohgott Kindchen, was soll ich da sagen :lol: (musste grad herzlich lachen, danke).

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 22:26
von horsman
Ihr versteht mich falsch.
Auch mein Ziel ist es nicht, möglichst lange am durchhängenden Zügel zu reiten. Auch ich präferiere reiten in "Anlehnung". Ich habe das Überstreichen in die Diskussion geworfen, weil es anscheinend auch in der dt. Lehre (sogar FN-Turnier) doch gewollte und für positiv bewertete Zustände gibt, wo das kurzzeitige (hier sogar 2-3 Pferdelängen) Aufgeben des Zügelkontaktes kein Fehler, sondern Prüfstein und Gütezeichen ist.

Demnach heisst es, bitte mal genau hinzusehen, wann, wie lange und warum ein Zügel mal durchhängt, bevor man immer gleich reflexartig nach "Fehler-der tritt nicht an die Hand heran" schreit.

In dem Sinne plädiere ich eben dafür, auch mal hin und wieder etwas mehr Luft zu geben und abzuwarten was passiert, auch beim dehnen des Halses (was manche auch zadHk nennen) und keine so grosse Scheu davor zu haben, den Zügel auch mal kurz bis zum durchhängen vorzugeben. Balkenhol und Bemelmans sahen das ja übrigens ähnlich (siehe Videos "alte Meister" usw.), auch meine frühere Neindorff-Lehrerin forderte dies häufig. Insofern sehe ich mich mit diesem Standpunkt nicht als Exot. :wink:

Verfasst: Mi, 05. Feb 2014 22:52
von Sitara
esge hat geschrieben:Ich für mich habe es so entschieden: Wenn jemand ein Pferd derartig am Sitz haben kann, dass er es am Sitz sowohl verkürzen als auch im Hals länger machen kann, kann er mit seinen Zügeln machen, was er will! Am Ohr verknoten, auf den Hals legen, Häkeldeckchen damit anfertigen, was auch immer.
so lange ich das nicht kann, verlasse ich persönlich mich lieber auf die oben genannte Anlehnung.
Witzig, genau zu diesem Entschluß bin ich vor 2 Wochen nach dem BB-Kurs (als Zuschauerin) ebenfalls gekommen. Allerdings gefällt mir die Longen- und Bodenarbeit sehr, sehr gut. (BB empfand ich im übrigen als eine faszinierenden und sehr charismatischen Menschen, dem ich stundenlang zuhören könnte. Geballtes Wissen und Intelligenz, dafür bin ich echt empfänglich).

Ich find's toll, wenn andere das können, aber solange ich mit meiner guten alten deutschen Reitweise weiterkomme und Pferdchen sich prächtig entwickelt, sehe ich keinen Grund, die Reitweise zu wechseln.

Hat jetzt mit Überstreichen wenig zu tun, aber mußte ich mal loswerden :-)

Verfasst: Do, 06. Feb 2014 07:37
von Cubano
horsmän hat geschrieben:
Demnach heisst es, bitte mal genau hinzusehen, wann, wie lange und warum ein Zügel mal durchhängt, bevor man immer gleich reflexartig nach "Fehler-der tritt nicht an die Hand heran" schreit.
Komisch: Das hat meines Wissens hier auch niemand getan. Und falsch verstanden hat Dich in meinen Augen auch niemand.