hallo,
ich hatte heuer auch, zum ersten mal in meiner reiterlichen karriere, das problem, angst zu haben und zwar ziemlich, schon wenn ich zuhause war und wusste, dass ich reiten "muss" wurde mir fast schlecht.
ich habe seit dezember ein neues pferd, welches teilweise sehr heftig sein kann. war mein altes auch, das hat mir nie was gemacht, eher sogar gefallen. nun ist es aber so, dass ich mein altes pferd einfach extrem gut gekannt habe, ich wusste, wann er "verrückt" reagiert und auch, wie ich reagieren/agieren muss, um die kontrolle zu behalten und zum anderen, dass ich die letzten paar jahre fast gar nicht mehr zum reiten gekommen bin, aufgrund der krankheit meines alten pferdes.
mein neues pferd muss ich in situtationen, die stressen (das sind völlig andere, als beim alten) ganz anders reiten, da hab ich auch erst eine zeit gebraucht drauf zu kommen.
deshalb ist es mir auch passiert, dass ich im märz gestürzt bin, er ist mir in der halle durchgegangen, und zwar so, dass ich jegliche lenkung oder geschwindigkeitskontrolle verloren habe. eine zeit lang konnte ich mich noch halten, er hat dann angefangen auf die bande zuzurasen und immer erst im letzten moment in eine bestimmte richtung zu wenden, dabei hat er mich dann schlussendlich "verloren"- das hat ihn ziemlich verblüfft, ist ihm, glaub ich, noch nie passiert. mir in dieser form auch nicht, ich war schockiert. zudem hatte ich mir mein becken und den thorax geprellt, sodass an reiten zunächst nicht zu denken war.
ich hatte solche angst, dass sogar das longieren eine überwindung für mich war und ich hatte schon ernsthafte pläne, das pferd wieder herzugeben und das reiten komplett sein zu lassen.
alles gut zureden von anderen, von wegen, er sei halt noch jung, sowas komme vor, half nichts, ich wollte aufgeben.
eines tages entdeckte ich in einem katalog ein bild, wo eine junge dame meines alters fröhlich auf einem pferd galoppiert, das noch dazu ausschaut wie meines und mir schoss der gedanke "das könnte doch ich sein" durch den kopf und und von da an war ich bereit, an der sache zu arbeiten. klingt total bescheuert, aber so war es...
ich habe das glück, dass mir verschiedene kompetente (allerdings fn) leute zur seite stehen, die mich an die longe genommen haben, auf meinem pferd, auf fremden pferden, die mir mein pferd abreiten und mir rund um mut machen und sicherheit geben können.
(tja, das ist nebenbei auch die geschichte, wie ich nach langem ausflug in die klassik, doch wieder zur fn-reiterei zurückgekehrt bin, da ich dort einfach hilfe bekommen kann, klassiker gibt's bei mir einfach keinen, da wäre ich alleine....und so hätte ich es sicher nie geschafft)
mittlerweile bin ich soweit, dass ich an guten tagen auch von anfang an selber reiten kann und, nachdem wer anders abgeritten ist, auch am reitplatz draußen, wo das pferd doch viel aufgedrehter ist. ich hab gemerkt, dass wenn ich mein pferd an den hilfen habe, ein kleiner ausraster auch nur ein kleiner ausraster bleibt und nicht zur katastrophe ausartet, wenn ich nur beherzt weiterreite und nicht in eine "tu-ich-dir-nichts-tust-du-mir-nichts"-starre verfalle.
allerdings bin ich seit dem unfall nie mehr alleine geritten, immer nur mit unterricht. das kostest halt auch sehr viel, zu zeit geht mein gesamtes budget für pferd, reitunterricht und beritt drauf, aber ich denke, das ist wert- langfristig gesehen. wenn ich mit diesem pferd glücklich sein will, muss ich sicherer werden.
in letzter zeit hab ich aber schon ein paar mal gedacht, dass ich wieder gern mal alleine reiten möchte, vielleicht nach vorherigem ablongieren, zu einer zeit wo wenig los ist im stall....ich merk, dass mir nicht mehr jeder hüpfer meines pferdes, meine herzfrequenz in die höhe schnellen lässt und ich denke mir immer mehr, dass es eigentlich nicht notwendig ist, dass ich angst habe, schließlich habe ich ja eigentlich relativ gut reiten gelernt und bin eigentlich schon lange zeit kein anfänger mehr.
allerdings braucht es glaub ich auch noch ein bißchen, bis diese botschaft aus meinem kopf auch bei herz und bauch angekommen ist, aber ich merke deutlich, dass sich meine gefühle ändern. und wenn ich noch ein bißchen zeit geb, denk ich, dass die angst ziemlich verschwinden wird- wahrscheinlich nie ganz.
ich denke, dass es extrem wichtig ist, jemanden zu haben, der einem zur seite stehen kann und im zweifelsfall ist es egal, aus welchem "lager" derjenige kommt. ich denke mir auch, wenn ich früher schon hilfe geholt hätte, wäre es vielleicht gar nicht soweit gekommen, allerdings war es mir zu diesem zeitpunkt noch "zuwider", einen fn-ler um rat zu fragen, weil die sind ja grundsätzlich schlecht.....

nach dem sturz war ich aber quasi gezwungen, mich an diese zu wenden und ich muss ganz offen und ehrlich sagen, ich bin sehr positiv überrascht gewesen. nun reite ich halt nicht mehr nach streng klassischen grundsätzen sondern wieder nach richtlinien der fn, die wenn sie korrekt ausgelegt werden, wohl doch nicht so böse sind, wie gedacht...
ich wünsch euch allen, die dasselbe problem haben alles, alles gute und kann euch nur den rat geben, euch jemanden zu suchen, der euch mit der reiterei helfen kann, ich hätte es ohne hilfe sicher nicht geschafft.
lg theresa