Schulterherein ab wann?

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:Dann hat man dir die versammelte und versammelnde Schrittarbeit wohl einfach noch nicht nahe gebracht, Cubano. *auch zwinker*
Oder wir beide haben schlicht andere Vorstellungen von Versammlung. Grien…
Ne, mal im Ernst: Ich denke mal, hier sind einfach die Prioritäten so unterschiedlich, dass man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Für mich steht nun mal der versammelte Schritt ganz, ganz weit hinten auf dem Weg zu Versammlung. Eben WEIL für mich der Schwung der Schlüssel zu vielem in der Reiterei ist.
@Gaiwan: Glaube ich unbesehen. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass Schwung, so wie wir ihn heute definieren, etwas ist, mit dem sich die Altklassiker nur wenig befasst haben. Das ist sozusagen eine reiterliche "Erfindung" der Neuzeit – und für mich eine sehr gute…
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben:Aber ich bin auch davon überzeugt, dass Schwung, so wie wir ihn heute definieren, etwas ist, mit dem sich die Altklassiker nur wenig befasst haben. Das ist sozusagen eine reiterliche "Erfindung" der Neuzeit – und für mich eine sehr gute…
Und warum wurde der Schwung "erfunden" und was ist der Vorteil gegenüber dem Reiten der Altklassiker? Die Frage ist jetzt nicht ironisch gemeint, mich würde eine Erklärung wirklich interessieren, da ich mit dem Begriff "Schwung" etwas Mühe habe (ähnlich wie mit den "Gängen", die Pferde angeblich haben sollten).
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horsman
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Beitrag von horsman »

Wann wurde denn dann deiner Meinung nach der neuzeitliche "Schwung" erfunden ? Und woher nimmst Du diese Erkenntnis? Irgendwelche Fundstellen?
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

Kann es sein, dass die Diskussion daran krankt, dass einige das Arbeiten im Schritt nicht praktizieren bzw. auf ein absolutes Minimum beschränken?
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Gawan hat geschrieben:
Cubano hat geschrieben:Aber ich bin auch davon überzeugt, dass Schwung, so wie wir ihn heute definieren, etwas ist, mit dem sich die Altklassiker nur wenig befasst haben. Das ist sozusagen eine reiterliche "Erfindung" der Neuzeit – und für mich eine sehr gute…
Und warum wurde der Schwung "erfunden" und was ist der Vorteil gegenüber dem Reiten der Altklassiker? Die Frage ist jetzt nicht ironisch gemeint, mich würde eine Erklärung wirklich interessieren, da ich mit dem Begriff "Schwung" etwas Mühe habe (ähnlich wie mit den "Gängen", die Pferde angeblich haben sollten).
Für mich persönlich wurde der Schwung in der Pferdeausbildung genau in dem Augenblick "erfunden", in dem die Dehnungshaltung "erfunden" wurde. Denn Schwung kommt – zu Horsmän zwinkert – tatsächlich von Schwingen: von einem schwingenden Rücken nämlich. Aber ehrlich gesagt, weiß ich reithistorisch nicht genau, wer sie nun gefunden hat.
Der Gegensatz zu den Altklassikern ist in meinen Augen schlicht der, dass dieses eine Schule der Tragkraftschulung war. Was sich übrigens leicht erklären lässt,wenn man sich vor Augen führt, dass die altklassische Lehre auf den Lektionen auf kleinem Raum in der Mann-gegen-Mann-Reiterei entstanden ist. Im Gegensatz dazu steht halt die schwungbetonte Vorwärts-Schule eines Steinbrecht.
In wie weit hast Du denn ein Problem mit den Gängen, die ein Pferd hat?
Sinsa: Nö :wink:
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esge
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Beitrag von esge »

Entschuldige Cubano, aber "altzeitlichen" oder "neuzeitlichen" Schwung - das ist Unsinn. Es sei denn, man würde mit neuzeitlichem Schwung die permanenten Spanntritte der aktuellen Olympiamatadoren meinen.

Es gibt lediglich heute Pferde, die die schwunghaften Gänge sichtbarer zelebrieren als ehedem.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:Entschuldige Cubano, aber "altzeitlichen" oder "neuzeitlichen" Schwung - das ist Unsinn. Es sei denn, man würde mit neuzeitlichem Schwung die permanenten Spanntritte der aktuellen Olympiamatadoren meinen.

Es gibt lediglich heute Pferde, die die schwunghaften Gänge sichtbarer zelebrieren als ehedem.
Nö, Esge: Die Spanntritte stehen diametral zu meiner Argumentation von oben. Spanntritte entstehen aus einem FESTEN, nicht aus einem schwingenden Rücken. Und: Natürlich gibt es heute Pferde, die von Haus aus mehr "Gummi" mitbringen, sich also leichter schwungvoll reiten lassen. Aber meiner Meinung nach ist es gerade bei Pferden, die exterieurmäßig (kurzer, strammer Rücken) nicht so prädestiniert dafür sind, extrem wichtig, zunächst am Schwung, sprich am schwingenden Rücken zu arbeiten. Dass das prima funktioniert, sieht man übrigens am Olympiamatator Fuego :wink:
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horsman
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Beitrag von horsman »

wäre ja ev. mal einen eigenen "Wer oder was ist Schwung" Thread wert.

Ich seh das nicht so, das der "Schwung", auch der den die dt. Skala meint, bloss mit Schwingen (des Rückens) zu tun hat. Ein Rücken (und ein ganzes Pferd) welches in Losgelassenheit ist, schwingt. Ergo ist dieser Punkt mit dem Punkt Losgelassenheit "abgehakt".

Ich fürchte jedoch, dass der eigentliche Sinn des Punktes "Schwung", dem "Schwingen" nach und nach geopfert wird (wissentlich oder aus Unwissenheit sei mal dahin gestellt), weil das ganggewaltige natürlich stark schwingende Warmblut dies von sich aus mit bringt, und das Reiterlein sich dann keinen Kopf mehr drüber machen braucht.
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Beitrag von sinsa »

Ich grüble schon ne Weile, aber ich komme nicht drauf:
Wie passt es zusammen, dass man im Trab locker sein Pferd bis zum SH vorbereiten kann, und es dann auch reitet, aber im Schritt plötzlich nur Probleme sieht und hat? :kopfkratz:
Bei allem Verständnis dafür, dass Schritt reiten tatsächlich nicht bedeutet, dass man sich in dieser Gangart einfach nur tragen läßt und das man sich als Reiter hier eher noch zwei Gedanken mehr darüber machen sollte, wie das Pferd einen trägt, aber irgendwo setzt es da bei mir aus.
Die Aussage, das man Schritt-SH nicht reitet, weil der Rücken dabei mangels Schwebephase nicht schwingen kann ist irgendwie sehr ominös. Auch im Geradeaus hat der Schritt noch immer keine Schwebephase. Und nun? Rauf aufs Pferd und im Trab begonnen? :mrgreen:
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben: In wie weit hast Du denn ein Problem mit den Gängen, die ein Pferd hat?
Ich meine hier nicht die 3 Gänge, die die meisten Pferde haben, oder die 4-5, die manche Ponys haben, sondern die Gänge, die viele Ponys nicht haben, dafür aber hochgezüchtete Warmblüter. Da ich reiterlich gewissermassen im Ponyhof sozialisiert wurde (die normale Reitschule lag finanziell nicht drin), kann ich mit Ponytypen mehr anfangen als mit grossen Pferden. Die Gänge von Warmblütern sehen für mich zwar spektakulärer aus als das Laufen eines Ponys, zum Reiten finde ich aber letztere bequemer. Will ich also eindrucksvoll über eine Diagonale schletzen (selbst wenn ich dabei fast abhebe), brauche ich ein Pferd "mit Gängen", für einen Wanderritt (was mich persönlich mehr interessiert) ist eines "ohne Gänge" besser geeignet.
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Beitrag von Cubano »

sinsa hat geschrieben:Ich grüble schon ne Weile, aber ich komme nicht drauf:
Wie passt es zusammen, dass man im Trab locker sein Pferd bis zum SH vorbereiten kann, und es dann auch reitet, aber im Schritt plötzlich nur Probleme sieht und hat? :kopfkratz:
Bei allem Verständnis dafür, dass Schritt reiten tatsächlich nicht bedeutet, dass man sich in dieser Gangart einfach nur tragen läßt und das man sich als Reiter hier eher noch zwei Gedanken mehr darüber machen sollte, wie das Pferd einen trägt, aber irgendwo setzt es da bei mir aus.
Die Aussage, das man Schritt-SH nicht reitet, weil der Rücken dabei mangels Schwebephase nicht schwingen kann ist irgendwie sehr ominös. Auch im Geradeaus hat der Schritt noch immer keine Schwebephase. Und nun? Rauf aufs Pferd und im Trab begonnen? :mrgreen:
Also nun grüble ich auch schon eine Weile – und ich komme ebenfalls nicht drauf. Nämlich darauf, warum Du meine Argumentation nicht verstehst. Teilen musst Du sie ja nicht :wink:
Also versuche ich es noch mal. SH im Schritt kommt für mich nach dem SH im Trab. Warum? Weil sich für mich Versammlung nicht im Schritt ausbilden lässt. Sondern im Trab. Weil dieser halt Schwung mit bringt. Will heißen: Für ein SH im Schritt sollte in meinen Augen das Pferd schon weiter fortgeschritten in der Versammlung sein. Ausnahme. Ich zeig dem Pferd mal die Bewegungsabläufe – was aber tatsächlich nur dazu dient und dann auch nicht weiter verfolgt wird.
Und: Yep, für mich ist und bleibt der Trab die wichtigste Ausbildungsgangart. Was aber nun nicht heißt, dass ich gar keinen Schritt reite oder nur pausenlos über irgendwelche Diagonalen schrubbe.
©Gawan - okay, nu verstehe ich, was Du meinst.
:wink:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Cubano hat geschrieben:
esge hat geschrieben:Entschuldige Cubano, aber "altzeitlichen" oder "neuzeitlichen" Schwung - das ist Unsinn. Es sei denn, man würde mit neuzeitlichem Schwung die permanenten Spanntritte der aktuellen Olympiamatadoren meinen.

Es gibt lediglich heute Pferde, die die schwunghaften Gänge sichtbarer zelebrieren als ehedem.
Nö, Esge: Die Spanntritte stehen diametral zu meiner Argumentation von oben. Spanntritte entstehen aus einem FESTEN, nicht aus einem schwingenden Rücken.
Äh, so hatte ich Esges Aussage aber auch verstanden - Schwung gab es früher und gibt es heute, ein Unterschied nur dann, wenn dieser Nicht-Schwung mit dem Begriff Schwung gemeint sein soll!?
Phanja

Beitrag von Phanja »

Weil sich für mich Versammlung nicht im Schritt ausbilden lässt. Sondern im Trab. Weil dieser halt Schwung mit bringt.
Genau da versteh ichs irgendwie nicht :shock:
Ich seh keinen Grund, wieso man Versammlung nicht im Schritt ausbilden können soll. Ich kann einem Pferd im Schritt genauso erklären, was es tun soll, wie im Trab. Nur dass ich im Schritt meistens sehr viel mehr Zeit für eine Korrektur habe, weil das Ganze langsamer abläuft.
Allerdings fällt mir auch grade im Moment auf, dass das wahrscheinlich zu weit vom Thema wegführt :oops:
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Phanja: Ich versuch das mal anders. Wodurch entsteht Versammlung?

Finchen: Nein, der Unterschied in Esges und meiner Argumentation ist der, dass ich nicht glaube, dass Schwung in der Versammlungsschule der Altklassiker keine Rolle gespielt hat – s. meine Argumentation von heute morgen…
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Beitrag von Finchen »

@Cubano:
deine Argumentation verstehe ich - aber Esge hat die nicht "umgedreht" durch die Aussage bzgl. Spanntritten als Schwung definiert. Du meintest die Spanntritte nicht, aber das hat Esge ja nicht geschrieben. :wink:
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