Bei
ranghohen aber gleichzeitig schreckhaften/ängstliche Pferden möchte ich noch eines dazufügen:
Viel ergibt sich aus der Herdenstruktur. Ihr dürft NIE vergessen, dass ein Pferd in einer Herde einen Rang hat (im Offenstall macht das 23h aus), und dann kommt der Reiter und sagt *jawollja, ich bin nun der Chef und passe auf dich auf* - 1h am Tag. Das KANN gar nicht immer gut gehen. Denn in der Konstellation ranghoch UND gleichzeitig schreckhaft und nervös habe ich zig Mal festgestellt, dass das oft Tiere sind, die an sich gar keine Alphas sind aber zwangsweise in die Position gerutscht sind, weil wir diese Herden nunmal "manuell" zusammenstellen. uU ist also das ranghöchste Tier vielleicht gar kein besonders selbstbewusstes Tier, aber unter allen anderen Herdenmitgliedern der stärkste und höchste. Oft sind das Tiere, die gerne im höheren Mittelfeld wären, aber leider gibt es keinen der drüber steht. Wirkliche echte Alphas sind nicht ängstlich, und vermutlich würden sich solche ängstlichen Ranghohen einen Anführer suchen, der diese Souveränität im Blut hat. Können sie nur nicht, weil eben keiner da ist. Dann sind sie mit dieser Position schlichtweg überfordert.
Ich habe auch 2mal sowas erlebt. Im letzten Stall war ein recht ranghoher, aber gleichzeitig eher schreckhafter Wallach schon lange Chef. Bis mein Warmblüter kam, der sowas wie ein geborener Alpha ist… nach einigen Auseinandersetzungen musste der alte Boss abrücken.
Die Reiterin hat sich ZIGfach beim mir bedankt, weil zum einen die Diskussionen mit dem Wallach auf 20% geschrumpft waren und v.a. aber seine ätzende Schreckhaftigkeit vor dem Hallenbuchstaben A wie ausgelöscht waren. Die war nach 2 Monaten wieder da als wir dort ausgezogen sind und der alte Chef wieder an Position 1 gerückt ist.
Natürlich kann man jetzt nicht sagen: Such eine neue Herde für dein Tier. Aber es hilft, das vielleicht etwas zu berücksichtigen und zu verstehen, weil es dann den meisten Pferden WEDER hilft, es hart strafend durch die Ecke zu pressen, NOCH hilft es mit Fahrleinen das Pferd dem Stress zu überlassen – weil sie damit eh schon ständig überfordert sind.
Bei meinem neuen ist es so, dass er sich ab und an irgendeiner Sache festguckt. Da hilft nur nicht sauer werden, aber bestimmt weiterreiten und so tun als ob nichts gewesen wäre, und wenn wir 1000mal das Eck anreiten. Ich schau drum, dass er schön mit den Hilfen eingerahmt ist, dass er schöne Innenstellung hat (bzw. immer weg vom Gruselmonster) und ich mit dem inneren Bein durchkomme, und dann hinreiten, hinreiten, hinreiten. Dreht er um, kein Thema, ich sammel ihn ein und reite WIEDER so zum Eck, als wäre es das allererste Mal. Und das mach ich 200mal wenn es sein muss. 200mal so tun, als ob es das erste Mal wäre, dass man in das Eck reitet (Die Buddhisten nennen das _echten_ Anfängergeist *gg*). Man wundere sich - aber irgendwann ist der Grusel völligst ungruselig, und die Verspannung urplötzlich zu 100% weg, und danach kann man tun was man will, aber das Eck ist nimmer gruselig, nichtmal wenn da einer seine Abschwitzdecke in der Zwischenzeit reinwirft.
Beruhigend: Beim letzten Mal musste ich nur 3mal so hinreiten…
Unangenehmerweise wechselt mein Pferd diese Stellen. Heute ist es C, morgen ist es das Eck an der Tribüne, mal ist es das Eck vorne links, --- zur KRÖNUNG war es am Wochenende Mitte (!) der geraden Seite (da gibt es NICHTS, wovor man erschrecken könnte… naja, ein Fleck an der Bande vielleicht??).
Ich tue wirklich so, als ob ich das überhaupt gar nicht mitbekomme, dass was war, und reite ihn an die Hilfen gestellt weiter, mehr aber nicht. Nach Möglichkeit versuche ich ihn, mit der Zeit immer tiefer einzustellen (also Dehnungshaltung, NICHT Nase an Brust). Mit alleine-lassen ist er noch mehr überfordert, mit zu großer Härte und dem Gedanken „DU MUSST“ flippt er aus weil er den Druck nicht ertragen kann.