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Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 08:56
von C.Dingens
Melli wirklich sehr, sehr schön. Vor allem weil es sich um einen Arabären handelt, so vermute ich?!
Deinen Text unterschreibe ich ebenfalls ein wirklich schönes Plädoyer.

Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 12:17
von Yvonne
Auf dem Fotos von Melli das ist Sian Griffiths mit ihrem Piove (Pio). Er ist ein Vollblut Araber und stammt aus Frankreich. Er hat inzwischen viele 1000 km auf Distanzritten im In und Ausland absolviert, inklusive Championaten und ist inzwischen mit über 20 auch noch topfit. Er ist dressurmäßig sehr gut asugebildet und beherrscht z.B. auch Piaffe.

Sian ist eine gefragte Trainerin - nicht nur unter Distanzreitern. Ich reite seit 2001 regelmäßig Lehrgänge bei ihr. Sie zeichnet sich durch ihre feine Art zu reiten aus. Sie verlangt nie etwas, was das Pferd nicht zu leisten imstande ist. An erster Stelle steht immer das Pferd.

Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 13:08
von Kiruna Karmina
Toll!
Auch mir sind positive Entwicklungen im Distanzsport aufgefallen. Es scheinen sich immer mehr Reiter um Gymnastizierung zu bemühen. So sind hirschende Pferde mit Hängerücken nur noch selten zu sehen. Vor zehn Jahren war das noch anders, wenn ich mich recht erinnere.

Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 20:00
von Melli
Ich kenne Sian Griffiths nicht persönlich, aber sie war mit eine der ersten, die Wert darauf legte, dass ein Distanzpferd auch gut gymnastiziert wird.
Dieses Foto war lange in meinem Geist ein Ideal vom gesunden Streckenreiten, ich war überrascht, es gestern wiederzufinden.

Allerdings finde ich, es gibt immer noch viel (zu viel) "Gehirsche". :roll:

Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 20:19
von Yvonne
Ja, leider gibt es immer noch viele Distanzreiter, die nichts vom gymnastizieren halten, noch nie eine Reithalle oder einen Reitplatz betreten haben, es aber auch nicht für nötig erachten, weil die Pferdetrotzdem laufen. Man sieht auch heute noch des Öfteren schlechte Bilder, Pferde, die mit weggedrücktem Rücken laufen usw. Und das leider nicht nur bei den schnellen Rennen in Dubai und Co.

Trotzdem gibt es auch viele Reiter, die das anders sehen. Ich sehe mich auch nicht als reinen Distanzreiter. Ich bin Freizeitreiter, mir machen viele Sachen Spaß beim Reiten, Dressur, Distanz, Bodenarbeit, Wanderritte. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es viel angenehmer, weil entspannter und weniger anstrengend für den Reiter ist, wenn das Pferd eine gute dressurmäßige Ausbildung genossen hat und man dies auch beim Ritt anwenden kann. Das sind so Sachen wie einen fliegenden Galoppwechsel reiten. Wenn ich dazu in der Lage bin, vor der Abbiegung einen fliegenden Wechsel zu reiten, dann komme ich schneller, weil geschmeidiger um die Kurve, ohne mich auf die Nase zu legen oder durchzuparieren. Außerdem vermeide ich dadurch auch Überlastungen, wenn das Pferd gleichmäßig links wie rechts galoppieren kann. Mit leichten Übungen wie mal einem Schultervor oder Schulterherein kann ich das Pferd auf der Strecke wieder locker machen, wenn es sich mal verspannt, und ich kann es wieder geraderichten, wenn es z.B. schief geworden ist weil es müde wird.

Das sind alles kleine Dinge, die sich dann auf der Strecke auszahlen.

Ich selbst hab aber schon immer unheimlich viel Spaß am Dressurreiten, also tue ich das. Bei meinem Alten musste ich dabie z.B. auch immer aufpassen, dass sich beides die Waage hielt. Hab ich zu viel Dressurarbeit im Sinne von Versammlung / Kraft gemacht, dann hat er stark umgemuskelt und hatte dann auf der Strecke Nachteile (liegt daran, dass er eh schon ein schweres Pferd ist.) Beim Pony ist das etwas einfacher.

Verfasst: Fr, 24. Jan 2014 22:11
von Cappuccino
Yvonne hat geschrieben:Bei meinem Alten musste ich dabie z.B. auch immer aufpassen, dass sich beides die Waage hielt. Hab ich zu viel Dressurarbeit im Sinne von Versammlung / Kraft gemacht, dann hat er stark umgemuskelt und hatte dann auf der Strecke Nachteile (liegt daran, dass er eh schon ein schweres Pferd ist.)
Hallo Yvonne,

wie meinst du das mit dem Ummuskeln? Kannst du das vielleicht ein bisschen genauer erklären? Wieso hat er durch vermehrte Versammlungsarbeit Nachteile auf der Strecke?

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 00:17
von Melli
Das hab ich auch nie verstanden.
Im Distanzforum wurde bisweilen die Meinung vertreten, dass Dressurarbeit nur so lange gut fürs (Distanz-)Pferd ist, wie es davon keine "Dressurmuskeln" bekommt, weil das immer zu Lasten der Geschwindigkeit gehe.
Meine Argumente von VS-Pferden, die durchaus viel im Viereck gearbeitet und vorgestellt werden, zogen da nie.

Aber ich bin da auch keine Expertin, wenn man in Quatar gewinnen will, dann ist das vielleicht wirklich ein relevanter Faktor :wink:

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 00:19
von Licornia
Ich hätte auch gedacht, dass die Kräftigung der Hinterhand nicht hinderlich ist für einen Distanzritt?

Dass z.B. ein versammelter Galopp nicht wünschenswert ist, weil weniger raumgreifend, kann ich mir eher vorstellen.

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 08:56
von Kiruna Karmina
Naja, beim Menschen gibt es ja eine ähnliche Entwicklung. Waren früher die Marathonläufer klapperdürre Hungerhaken, so weiß man heute auch für Ausdauersportarten ein gezieltes Krafttraining immer mehr zu schätzen.

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 09:05
von Ulrike
Guten Morgen,


das ist ein spannender Aspekt, den ich z.Zt. auch bei uns beobachte:

Ein guter Freund und Nachbar und ich, wir reiten gerne und ausgiebig durch die Lande.

Mein Stübchen wird nun aber auch viel auf dem Platz geritten und seit einiger Zeit fällt ein gehöriger Tempounterschied auf, entweder wird sein Pferd schneller oder meine wird langsamer, auf alle Fälle passen die Tempi nicht mehr zusammen.

Er hat vor einem Jahr von einem englischen auf einen Westernsattel umgestellt, und ich bin der Meinung, unter dem läuft sie davon.

(Meine würde NIE und NIMMERNIE langsamer werden, nö! :evil: )


Es kann aber auch sein, das mein Stütchen nicht mehr so raumgreifend geht, weil sie ihr Gleichgewicht oder ihre Muskeln, so sie welche hat, anders einsetzt.


LG Ulrike

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 11:26
von grisu
Melli hat geschrieben:Das hab ich auch nie verstanden.
Im Distanzforum wurde bisweilen die Meinung vertreten, dass Dressurarbeit nur so lange gut fürs (Distanz-)Pferd ist, wie es davon keine "Dressurmuskeln" bekommt, weil das immer zu Lasten der Geschwindigkeit gehe.
Meine Argumente von VS-Pferden, die durchaus viel im Viereck gearbeitet und vorgestellt werden, zogen da nie.

Aber ich bin da auch keine Expertin, wenn man in Quatar gewinnen will, dann ist das vielleicht wirklich ein relevanter Faktor :wink:
Ich glaube bei dieser Diskussion geht es tatsächlich darum, dass für den Dressursport (den spezialisierten, es geht nicht um dressurmäßige Gymnastizierung!) gezieltes Krafttraining notwendig ist.
Dieses Krafttraining und die damit einhergehende Vergrößerung des Muskelumfangs wäre für aerobe Ausdauer eines Vielseitigkeits- oder auch Distanzpferdes hinderlich, deren Trainigsschwerpunkt nicht auf Muskelkraft, sondern auf Ausdauer liegt.

Es gibt ein sehr schönes Buch im Xenophon-Verlag über das Thema: "Trainingslehre für Dressurpferde", Knut u. Kristiane Krüger, 2010
Und für das Ausdauertraining "Pferde richtig trainieren" von Christine Heipertz-Hengst, 1999

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 15:20
von Cappuccino
Melli hat geschrieben:Das hab ich auch nie verstanden.
Im Distanzforum wurde bisweilen die Meinung vertreten, dass Dressurarbeit nur so lange gut fürs (Distanz-)Pferd ist, wie es davon keine "Dressurmuskeln" bekommt, weil das immer zu Lasten der Geschwindigkeit gehe.
Was sind denn die "Dressurmuskeln"?

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 19:57
von grisu
Cappuccino hat geschrieben:
Melli hat geschrieben:Das hab ich auch nie verstanden.
Im Distanzforum wurde bisweilen die Meinung vertreten, dass Dressurarbeit nur so lange gut fürs (Distanz-)Pferd ist, wie es davon keine "Dressurmuskeln" bekommt, weil das immer zu Lasten der Geschwindigkeit gehe.
Was sind denn die "Dressurmuskeln"?
Du hast bei jedem Säugetier drei Arten von Fasern in der Muskulatur:
1. Schnelle, kräftige dicke Fasern - diese ermüden schnell und verbrauchen Energie vor allem im anaeroben Bereich
2. Schnelle, dünne Fasern, ermüden langsam und verbrauchen Energie im aeroben und im anaeroben Bereich.
3. Langsame, dünne Fasern, diese ermüden fast gar nicht und verbrauchen auch wenig Energie (im aeroben Bereich)

Aerob bedeutet, dass der Muskel unter Anwesenheit von Sauerstoff Energie erzeugt, das ist sehr effektiv und die Abbauprodukte lassen sich gut entsorgen
Anaerob bedeutet, dass der Muskel ohne Sauerstoff Energie erzeugt, dass ist weniger effektiv und es entsteht Milchsäure, die abgebaut werden muss.


Bei einem Dressurpferd, das tatsächlich versammelte Lektionen gehen soll, ohne dass es zu Überanstrengungen der Knochen, Sehnen, Bänder etc. kommt, müssen die die erstgenannten dicken Fasern trainiert werden. Sie sind in der Lage hohe Kraft zu entwickeln, sind aber ungünstigerweise leicht zu ermüden und lassen sich nur durch gezieltes Training dazu bringen, zusammen mit den anderen Faserarten in einem idealen aerob/anaeroben Gleichgewicht zu arbeiten.
Wenn du dir ein Dressurpferd und ein Distanzpferdes betrachtest, kannst du im Idealfall sehen, dass das Dressurpferd stärker runde dicke kräftige Muskeln ausgebildet hat, beim Distanzpferd dagegen dünne lang gezogene Muskeln überwiegen.

Wird nun beim Distanzpferd oder Vielseitigkeitspferd zu stark die Kraftmuskulatur trainiert, beeinträchtigt das die Ausdauer des Pferdes, da die dicken Fasern viel Energie verbrauchen.

Wegen der Eigenart dieser "Dressurmuskulatur" muss man bei stark versammelnden Lektionen zu Anfang sehr vorsichtig sein, denn das Pferd befindet sich schnell im anaeroben Bereich, d.h. Milchsäure wird gebildet, kann nicht ausreichend schnell abgebaut werden, der Muskel "übersäuert"

Stellt man jetzt, die Frage, welche Muskeln das Dressurpferd besonders benötigt, ist die Antwort erstmal: alle ;)
Mann muss hier nicht einzelne Muskeln, sondern sogenannte Muskelketten betrachten. Wenn dich das interessiert, müsstest du tatsächlich etwas tiefer einsteigen,es gibt hervorragende Literatur zu diesen Themen.

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 20:59
von Melli
Wird nun beim Distanzpferd oder Vielseitigkeitspferd zu stark die Kraftmuskulatur trainiert, beeinträchtigt das die Ausdauer des Pferdes, da die dicken Fasern viel Energie verbrauchen.
Ja. Nur, ganz ehrlich, für das Gros der Distanzpferde ist das ein so hanebüchenes Argument - das ist, als würde mir mein Nachbar erzählen, nee, also ins Fitnessstudio geht er nicht, und er macht auch keine Rückenschule oder ähnliches, weil er die Volksläufe über 5 oder 10km in Niederfröhlichsheim und Sankt Kleinkaffersdorf mitläuft und zu viel Ausgleichssport seine Spitzengeschwindigkeit beeinträchtigt :lol:

Das gesündeste Sportprogramm ist immer das Vielseitige! Egal ob Mensch oder Pferd.

Verfasst: Sa, 25. Jan 2014 21:14
von grisu
Melli hat geschrieben:
Wird nun beim Distanzpferd oder Vielseitigkeitspferd zu stark die Kraftmuskulatur trainiert, beeinträchtigt das die Ausdauer des Pferdes, da die dicken Fasern viel Energie verbrauchen.
Ja. Nur, ganz ehrlich, für das Gros der Distanzpferde ist das ein so hanebüchenes Argument - das ist, als würde mir mein Nachbar erzählen, nee, also ins Fitnessstudio geht er nicht, und er macht auch keine Rückenschule oder ähnliches, weil er die Volksläufe über 5 oder 10km in Niederfröhlichsheim und Sankt Kleinkaffersdorf mitläuft und zu viel Ausgleichssport seine Spitzengeschwindigkeit beeinträchtigt :lol:

Das gesündeste Sportprogramm ist immer das Vielseitige! Egal ob Mensch oder Pferd.
Da stimme ich dir zu. Das trifft alles nur für wirkliche Spezialisierung zu (also Hochleistungs-Vielseitigkeitspferde sollten besser nicht gleichzeitig stark versammelt gearbeitet und trainiert werden).