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Verfasst: Do, 18. Apr 2013 10:43
von Kita
Beim Einschläfern lohnt es sich auch sich mit dem Mittel zu befassen: Wenn ich es im Falle eines Falles irgendwie vermeiden kann kommt mir kein T61 ins Tier.
Es soll wohl Narkosen geben je nach Mittel (z.B. Ketamin) die vor T61 gegeben werden und nur nur Muskulatur etc. lähmen aber nicht das Bewusstsein ausschalten (im Humanbereich soll es Fälle geben wo das Bewusstsein bei Gabe entsprechender Medikamente wohl trotz Narkose da war) bzw. nicht in allen Fällen zuverlässig, man sieht also keine Regung vom Tier, aber es bekommt die Lähmung der Atmung durch T61 und den Tod bewusst mit.
Andere Mittel zum Einschläfern wie Release oder Eutha77 haben die Tierärzte nicht immer dabei (größerer Aufwand und Dokumentation, da Release unter die Drogen fällt).
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 10:55
von Beza
BrauneStute32:
Ich frage euch mal, wenn ihr in einem Stall steht der im Monat viel Geld kostet, das Pferd nicht mehr so belastbar ist wie es der Mensch gerne hätte, ist die Entscheidung ein Pferd einschläfern zu lassen auch wegen des Geldes unverschämt?
In erster Linie meine ich dass Du diess Pferd gekauft hast und damit fuer sein Wohlergehen verantwortlich bist. Wenn Du sie nun nicht mehr so reiten kannst wie Du moechtest und aus Kostengruenden nicht einfach ein zweites Pferd halten kannst, wuerde ich doch auf jeden Fall erstmal schauen welche Optionen bleiben um dem Pferd noch eine gute Zeit zu geben. Als Beistellpferd zu jemandem geben der sich kuemmert und wo man hin- und wieder mal selbst vorbeischauen kann, waere das eine Moeglichkeit fuer Dich? Das sollte die Kosten deutlich verringern, und im besten Fall kann dann Deine Stute ein gutes Rentner-Dasein geniessen und Du Dir ein zweites Pferd leisten.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 11:37
von Nilspferd
Was ich noch nicht ganz verstanden habe: liegt das Problem in einer Atemwegserkrankung oder tatsächlich im Kehlkopfpfeifen? Beim Kehlkopfpfeifen kommt es zu einer Lähmung des N. laryngeus recurrens sinistra, also dem linksseitigen Nerv, der die Kehlkopfmuskulatur versorgt. Die Ursache ist noch nicht gänzlich bekannt, es gibt da verschiedene Theorien, dass sich der Nerv um den Aortenbogen schlägt und bei Belastungen dann gedehnt und dadurch geschädigt wird oder dass er Lymphknoten durchzieht, die bei Infektion anschwellen und dann ebenfalls den Nerv schädigen. Mit Nerven ist es ja so eine Sache, im Akutfall kann man (vielleicht) noch was retten, aber wenn die Schädigung schon länger besteht, sinkt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit der Rekonvaleszenz. Also würde ich hier auch die Cortisongabe abwägen... Besteht die Erkrankung schon länger, sehe ich da keine Chance dass das Cortison hilft - die Stimmfalte kann es schließlich nicht aus dem Weg nehmen
Ist das Kehlkopfpfeifen erst kürzlich aufgetreten, würde ich das durchaus in Betracht ziehen und vor allem dann mögliche Grunderkrankungen (COB) abklären und behandeln lassen! Ich habe auch von Fällen gehört, wo mittels Elektroakupunktur eine deutliche Verbesserung der Kehlkopfpfeifer-Symptomatik erreicht werden konnte - aber alles wird nunmal Geld kosten, das sollte einem bei der Anschaffung eines Tieres aber bewußt sein.
Aber wenn diese Symtomatik so stark wetterabhängig ist und die Leistung tatsächlich so immens eingeschränkt ist, würde ich mal in Erwägung ziehen, dass das Pferd an COB leidet und das muss behandelt werden (das geht auch mit Cortison, aber vielleicht muss man da nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen, je nachdem, wie ausgeprägt die COB tatsächlich ist) und vielleicht lässt sich so schon eine deutliche Erleichterung erreichen. Denn so hat das Pferd möglicherweise Probleme bei der Inspiration durch die gelähmte Stimmfalte und dann noch Probleme mit der Exspiration durch die COB... Und schön ist in der Tat dann was anderes...
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 11:39
von sab
Hallo,
aber das Weggeben als Beistellpferd halte ich für eine ganz, ganz schlechte Lösung. Wieso soll denn ein Fremder für ein krankes ,altes Pferd zahlen wenn dies schon der Besitzer nicht tun will ???? Das geht in den allermeisten Fällen schief, meist wird nur billig ein Reitpferd gesucht oder noch schlimmer, das Pferd wird weiterverkauft. Dann bitte lieber das Tier einschläfern lassen !
LG
Sabine
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:22
von Finchen
Heute ist mein Tag X.
Der alte Herr begrüßte mich zum ersten Mal in den 1,5 Jahren statt freudig brubbelnd mit einem deutlichen Wiehern. Mir wurde kalt, es war klar, da ist was nicht in Ordnung.
Mein altes Mädchen ist heute Nacht völlig überraschend und ohne irgendeine erkennbare Ursache gestorben.
Auch wenn ich immer auch diesen Gedanken im Kopf hatte, mitunter gehofft habe, dass es mal so sein wird, ich nicht eine Entscheidung treffen muss, womöglich Leiden einschätzen und abwägen, ob sie noch zumutbar und lebens-wert sind... nun ist es völlig erschreckend, wie machtlos man ist.
Ich bin erstaunt, wie gut ich alles regeln konnte, von dem ich vorher dachte dass ich damit nichts mehr zu tun haben wollen würde:
ich habe ganz nüchtern nach der ersten Trauer und Verzweiflung und meinem ganz intensiven Abschied meinen Chef informiert, dass ich anderes zu tun habe. Dann bin ich zu einem Pferdehof gefahren um zu fragen, wo ein Landwirt in der Nähe ist. Der Hofbesitzer kam direkt selber mit seinem Trecker, um Tindy aus Stall und Paddock zu der Wieseneinfahrt zu bringen. Ich musste nicht, weil meine Freundin inzwischen am Stall eingetroffen ist, aber ich konnte dabei sein, zusehen wie sie mit einem Seil am Kopf voran dort weggezogen wurde.
Wir haben Decken über sie gelegt, weil die Weide mitten in einem Wohngebiet ist. Ich habe den Abdecker informiert, dieser rief kurz darauf zurück, dass er in 20 Minuten da sein wird.
Ihm habe ich den Platz gezeigt und war sicher dann gehen zu wollen. Ich konnte es nicht. Nach fast 21 Jahren hatte ich das Gefühl ich muss alles was ich noch tun kann selber tun, dabei sein, es aushalten. Tindy wurde vor meinen Augen aufgeladen und das war an meinem heutigen Tag wie auch der Transport aus dem Stall über die Wiese das was am wenigsten schlimm war. Ganz anders als erwartet. Ich bin erstaunt über mich, wie distanziert ich das angehen kann. Und ich bin froh darüber. Es ist nur die Hülle. So habe ich es auch bei meinen Hunden und Katzen erlebt, so ist meine Einstellung.
Ich glaube trotz tausender Gedanken die grade kreisen bin ich irgendwie noch ganz dumpf, das Wahrnehmen wird wohl erst kommen.
Mein Tag X. Lieber hätte ich ihn erst nach Umzug ins neue Heim, nach schönen Jahren im neuen Offen-Laufstall erlebt. Danach fragt aber niemand. Vielleicht ist das auch gut so.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:26
von minou
@Kita
du machst mir Bauchschmerzen. 1998 mußte ziemlich überraschend mein erstes Pferd eingeschläfert werden. Der TA machte es mit T61 ohne Narkose.
Der Umstände wegen war ich natürlich extrem mit den Nerven am Ende und hab den TA noch wegen einer Narkose angesprochen, der meinte aber das wäre nicht nötig. Pferd fiel um wie ein gefällter Baum ohne noch eine Regung zu zeigen. Da dachte ich eigentlich, daß er sehr sanft gestorben sei. Du meinst, er hätte vielleicht das Ersticken noch gespürt? Da kommen mir nach sovielen Jahren noch die Tränen. Aber damals wußte ich leider nicht viel darüber.
Vom TA lass ich mich bestimmt nicht mehr überrumpeln. Deshalb ist dieser Thread ein gute Idee. Danke Braunestute.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:28
von Sascha
So wie ich das verstanden habe, ging es bei der Option Beistellpferd, nicht darum, das Pferd gänzlich in andere Hände zu übergeben, sondern nur darum, jemanden zu suchen, der einen Beisteller für sein eigenes Pferd sucht, so dass man so evtl. an einen güstigeren Platz kommen könnte, da es für beide Seiten dann Vorteile hat. Eigentum, Besitz und Haltereigenschaft blieben aber bei einem selbst, eben einfach ein günstiger Einstellplatz.
So eine Konstellation fände ich absolut okay, im Gegensatz zu einer Kostenabschiebung und Abgabe in neue Hände. Sowas geht für mich gar nicht.
Ob Schlachter oder Tierarzt, diese Wahl mag jeder nach eigenem Gewissen selber treffen. Für mich käme es auf keinen Fall in frage ein totkrankes Pferd noch vom Hof zu fahren. Meine Tiere sterben alle, wenn ich es ermöglichen kann, immer dort, wo sie gelebt haben. Das gilt auch für die Kleintiere.
Wenn jemand sein Pferd zum Schlachter fahren will, weil der Tierarzt sich noch weigert das Pferd, aufgrund noch vorhandener Lebensqualität, einzuschläfern, dann muss ich schon schlucken, aber jeder muss da seine eigenen Entscheidungen treffen, solange er dann von mir dafür keine Absolution möchte.
Wobei es da eben auch so viele Grautöne gibt.
Auf der einen Seite der, der sein Pferd jahrelang nutzte und es dann, sobald es eben nicht mehr nutzbar ist und Probleme macht, zum Schlachter fährt.
Und auf der anderen Seite vielleicht der, der bereits zwei alte Gnadenbrotpferde durchbringt und dessen Jungpferd nun, vllt durch einen Unfall, lebenslang unreitbar bleibt. Darf ich das dann verurteilen, wenn dieser Mensch sagt, sorry, aber das kann ich einfach nicht mehr?
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:28
von minou
Oh Finchen, das tut mir leid. Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:33
von Sascha
Oh Finchen, das tut mir so leid. Fühl dich gedrückt.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:33
von Medusa888
Finchen, ich drück Dich mal - das tut mir sehr leid für Dich!!
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:35
von Phanja
Finchen, ich drück dich auch mal. Ich kann in deinen Worten sehr gut mitfühlen
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:35
von Anchy
Ach Finchen, das tut mir ehrlich leid. Gerade noch diese Diskussion...
Greta, bin da ganz bei Dir. Abschiednehmen fand auch ich sehr wichtig. So wie es ablief, konnte ich loslassen. Alles war getan, alles ausprobiert, wie gerne hätte ich sie behalten, dieses alte, unbrauchbare und völlig unnütze Pferd. Nur einfach, dass sie auf der Wiese schmerzfrei SEIN darf.
Solange das gewährleistet ist, geht keines meiner Pferde in den Himmel.
Ich reite für mein Leben gerne, am liebsten 2 x am Tag, aber in erster Linie mag ich meine Pferde. Mir hüppt das Herz vor Freude wenn ich sie sehe.
Als der zweite kam, war mir schon bewußt, wenn alles schlecht läuft könntest Du 2 Rentner zu versorgen haben, davon ener, der ein gaaaanzes Leben noch vor sich hat. Würdest Du das tun können?
Und da meine innere Antwort positiv ausfiel, habe ich mich dafür entschieden.
Eigentlich denke ich, jeder Pferdebesi sollte sich vor der Anschaffung diese Frage stellen und das bis zu den bitteren Konsequenzen durchdenken.
Am Ende muß jeder mit seiner Entscheidung leben können und es gibt nun einmal so etwas wie die persönlich finanziellen Grenzen. Niemanden würde ich deswegen verurteilen, der eine 7000 Euro OP nicht zahlen kann.
Aber wenn es nur unbequem wird... dann hat der Tag x für mich ein Geschmäckle
Möge er für uns alle fern sein!
Anchy
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 12:53
von Cappuccino
greta j. hat geschrieben:
Braunestute32 hat geschrieben:Ich frage euch mal, wenn ihr in einem Stall steht der im Monat viel Geld kostet, das Pferd nicht mehr so belastbar ist wie es der Mensch gerne hätte, ist die Entscheidung ein Pferd einschläfern zu lassen auch wegen des Geldes unverschämt?
Für mich käme das nie in Frage. Ich denke, es spricht nichts dagegen, wenn man sich mit einem Rentnerpferd aus Kostengründen einen guten (rentnergerechten) Stall sucht, der keine Halle, keinen großen "Luxus" bietet, solange das Pferd den Umzug noch gut verkraftet, aber ein Pferd einschläfern zu lassen, weil ich es nicht mehr so nutzen kann wie ich gerne wollte – nein, würde ich nicht machen.
Als ich mein Pferd gehen lassen musste, hatte ich aber auch nicht das Reiten etc. vermisst, sondern mein Pferd.
So seh ich das auch! Mein 13jähriges Pferd nähert sich ja leider auch dem Frührentnerdasein und natürlich habe ich auch schon darüber nachgedacht, was für ihn das Beste ist, wenn er nicht mehr geritten werden kann. Solange er noch Lebensfreude und -qualität hat, käme Einschläfern für mich nicht in Frage.
Da er sein Leben lang in Boxen mit ausreichend Weidegang gelebt hat, bezweifele ich allerdings, ob ich ihm ausgerechnet, wenn es ihm schlecht geht, einen Gefallen tue, ihn in einen Offenstall zu verfrachten.
Auch auf eine Halle würde ich ungern verzichten, weil sie gerade für ein krankes und/oder altes Pferd doch eine adäquate Bewegungsmöglichkeit darstellt, insbesondere im Winter bei Eis und Schnee.
Ich bin inzwischen ziemlich sicher, dass Cappuccino bis zu seinem Lebensende auch weiterhin seine Paddockbox bewohnen wird, auch wenn er nur noch am Strick geführt werden kann.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 13:16
von Kosmonova
Finchen, mein Beileid.
Verfasst: Do, 18. Apr 2013 15:37
von greta j.
Oh Finchen, das tut mir auch sehr leid...
*KerzefürTindyhinstell*
Finchen hat geschrieben:Ihm habe ich den Platz gezeigt und war sicher dann gehen zu wollen. Ich konnte es nicht. Nach fast 21 Jahren hatte ich das Gefühl ich muss alles was ich noch tun kann selber tun, dabei sein, es aushalten. Tindy wurde vor meinen Augen aufgeladen und das war an meinem heutigen Tag wie auch der Transport aus dem Stall über die Wiese das was am wenigsten schlimm war. Ganz anders als erwartet. Ich bin erstaunt über mich, wie distanziert ich das angehen kann. Und ich bin froh darüber. Es ist nur die Hülle.
Das versteh ich!! Ich hätte auch unbedingt dabei sein wollen, obwohl alles versuchten, es mir auszureden.
Ich hatte in der Früh angerufen und darum gebeten, dass mich der Fahrer anruft, sobald er ungefähr weiß, wann er kommt. Die Dame am Telefon wollte es mir erst ausreden und meinte, man könne nicht sagen, wann der Fahrer eintreffen wird. Irgendwann im Laufe des Tages, kann früh, kann nachmittags sein oder erst gegen Abend. Ich hab weiterhin darauf bestanden, dass er mich anruft, was mir dann auch versprochen wurde. Angerufen wurde ich nicht und sie wurde gleich in der Früh abgeholt.
Es hat anscheinend so sein sollen, aber glücklich darüber war ich nicht.
Ich hatte ein bisschen das Gefühl, sie bei diesem letzten Schritt im Stich gelassen zu haben.