@Senselessme
OK, dann versuche ich es mal in kurz und als erstes etwas zu der Frage nach dem Stroh und dann im Artikel immer weiter:
@Stroh Wenn Stroh die Qualität hat, dass es als Futterstroh geeignet ist, dann ist es ungefähr so energiereich wie Heu und wird in der Bilanz gerechnet wie Heu. Stroh hat einen höheren Rohfaseranteil (ist im Gegensatz zu Heu beinahe schon holzig) und verlängert daher die Kauzeit. Man nimmt es daher ganz gerne, um bei portionierter Heu- oder Silagefütterung auf einen passenden Rohfaseranteil in der Nahrung zu kommen
Man sollte maximal!! ein Drittel der Heuration durch Stroh ersetzen um die Fresszeit zu verlängern.
Aber aufpassen: Es gibt Pferde die rühren Stroh so gut wie gar nicht an, es gibt Pferde die auch Stroh regelrecht inhalieren und Stroh macht sehr gerne Koliken.
@Sättigungsgefühl Ein Sättigungsgefühl stellt sich beim Pferd nicht ein. Es hört auf zu fressen, wenn die Kaumuskulatur ermüdet
@Rechnung Die richtige Formel lautet 1,5 Kilo Heu auf 100 Kilo Pferd!
Das ist die reine Erhaltung! Auch eine Stunde Schritt und ein bißchen Trab müssen angerechnet und die Ration entsprechend aufgestockt werden. Geliches gilt für Witterungsverhältnisse. Bei herbstlichem Regen und Wind und im Winter braucht das Pferd mehr. Jedenfalls wenn es kein Boxenpferd ist.
@Dauerfresser Es stimmt irgendwie und ist doch auch anders/falsch.
Der Körper des Pferdes ist auf die dauerhafte Zufuhr energiearmer Nahrung in kleinen Mengen eingestellt. Der Magen ist eher klein und produziert dauerhaft Verdauungssekrete.
Bezogen auf die Natur/das Wildpferd ist das auch richtig so, weil das Pferd ein Wanderfresser ist, das von Halm zu Halm laufend und suchend ständig Nahrung in kleinen!! Mengen aufnehmen würde. so es nicht kilometerweit unterwegs ist um zum Wasser zu kommen. Ist keine Nahrung im Magen, frißt er sich also regelrecht selber auf (Salzsäure ohne Nahrung, um diese zu neutralisieren ist halt keine gute Idee).
Das bedeutet für unser Hauspferd in den meisten Fällen dass das Futter zu leicht gefunden wird und es sich daher viel!!! zu wenig bewegt und das zusätzlich das Futter zu energiereich (und oft auch zu einseitig) ist.
Sämtliche modernen Ideen zur (Haus-)pferdehaltung versuchen daher diese Anforderungen etwas besser zu erfüllen (Lauf- und Aktivställe z.B.).
@oecone Anforderungen an den SB sinnvolles Grundfutter bereitzustellen
Da das Tierschutzgesetzt leider ein Gesetzt ist, dass sich in der Anwendung am aller untersten Niveau orientiert, hilft uns das wenig weiter. Wir leben aber im Kapitalismus und daher gilt bzw. hilft hier die Regel "Angebot und Nachfrage".
Natürlich hat der SB damit ein Problem! Das ist gar keine Frage.
Es betrifft aber auch einen selber, denn auch bei den meisten Pferdebesitzern muß dringend ein Umdenken stattfinden!
Wenn ich ein Pferd haben möchte, das gesund und schlank iist, dann muß ich meine eigenen Vorstellungen von dem was jetzt ist und dem was sein soll ändern.
Das Heu ist ja nur ein Teil des "Problems" in der Pferdehaltung/-ernährung.
Der zweite und mindestens genauso wichtige Teil ist die Bewegungsmöglichkeit/der Bewegungsanreiz. Man könnte ja z.B. bei dem Konzept Heu mehr oder weniger frei zur Verfügung bleiben, wenn man die Fläche auf der das Heu angeboten wird vergrößert. Das bedeutet aber extrem! viel mehr Fläche und unterschiedliches Gelände (also z.B. auch Wald) und viel mehr Aufwand um darin die Nahrung immer wieder vielen verschiedenen und auch wechselnden Orten in kleinen Mengen zu verteilen.
Ich halte aber jede Wette, dass die Forderung nach angepasstem Heu einfacher zu erfüllen ist, als die größere Fläche bei uns zusammen zu bekommen und den Aufwand zu betreiben dort das Futter zu verteilen.
Sowohl das Grundfutter als auch die Bewegung sind aber nicht nur ein "Problem" für den SB sondern auch für den Pferdehalter, denn mal Hand aufs Herz: Wer hätte Lust im Winter nach der Arbeit im dunkeln kilometerweit durch ein riesiges Gelände zu tapern und dort sein Pferd zu suchen? Oder wer hat alternativ Zeit und Möglichkeit sein Pferd täglich mindestens 2 Stunden und/oder am besten mehrfach zu bewegen?
Aber selbst wenn der SB energieärmeres Heu bekommt, hat er noch immer "Ärger". Wie oft wird im Stall über Heu gesprochen. Die Besitzer freuen sich z.b. über den Ballen mit dem wirklich netten Heu (schön grün und lecker riechend) und sie beschweren sich, wenn im Heu z.B. auch mal Schilf ist und die Pferde das nicht so gerne fressen.
Ganz ehrlich? Ja sorry, dann frißt das Pferd das halt nicht so gerne.
Aber bei der Wahl Schokotorte oder trockene Stulle gewinnt in der Ernährung (wenn es um eine gute Figur geht) nunmal die Stulle. Weder verhungert der Mensch an der Stulle noch das Pferd daran, dass es sein Heu erst zwischen dem Schilf raussuchen oder eben auch mal ein wenig! Schilf fressen muß.
Der Ballen mit dem wirklich verlockendem Heu ist nichts weiter als eine Schokotorte für Pferde. Teilweise recht kurzstängelig, eher Blattreich. Es fehlt Rohfaseranteil, das Zeug kann regelrecht inhaliert werden, das Kauen (das Teil des Verdauungsvorgangs ist) kann annähernd eingestellt werden.
Ja, das ist wunderbares Heu! Aber ich bin dann doch froh, wenn bei mir in der Regel "nur" "normal gutes" (eher langstielig, weniger Blattanteil, mehr Rohfaseranteil, muss gekaut werden) Heu in der Raufe landet und der Ballen mit dem Schokoheu ganz selten mal dabei ist.
Angebot und Nachfrage klappt also auch nur, wenn die Nachfrage ihre Position überdenkt. Sie kann dann aber durchaus funktionieren.
Der Heulieferant ist da beinahe noch mein kleinstes Problem.
Wenn es sich lohnt/die Anfrage hoch genug ist, und die regionalen Heubauern ihr Milchleistungsheu nicht mehr an Pferdeställe verkaufen können, werden sie wohl in eine Neuansaat investieren und das Risiko auf sich nehmen, dass sie nicht mehr jeden verregneten Dreck verkaufen können, sondern besser planen müssen. Als in meiner Region letzes Frühjahr der Aufwuchs durch die Trockenheit so schlecht war, hätte man sich mit Pferdeheu eine goldene Nase verdienen können. Es lohnt also durchaus pferdetaugliches Heu anzubauen. Ich sehe auch immer mehr SBs, die ihr Heu selber machen und entsprechende Saaten bzw. Flächen verwenden oder die rigoros ihre Lieferanten wechseln und somit das "Problem" mit dem Heu auch sinnvoll weiterreichen.
Noch so ein Beispiel, bei dem ein Umdenken lohnt:
Decken! Vorneweg: auch meiner hat (diverse

) Decken. Er trägt sie aber nur wenn es wirklich notwendig ist und das sind sehr! wenige Tage im Jahr.
Ein Pferd in der Herbstsaison, wo sich alle versuchen ihren Winterspeck anzufuttern (und im übrigen auch der Körper darauf eingestellt ist, genau das zu tun) bei 15°C dauerhaft einzudecken ist, was die Figur betrifft absoluter Blödsinn. Da muß man sich dann nicht wundern, wenn die sinnvollerweise aufgenommene (Mehr-)Energie direkt in zuviel Fett umgewandelt wird.
Es sind oft die Kleinigkeiten über die wir gar nicht mehr nachdenken bzw. bei denen wir unser Verhalten nicht überdenken - aber auch die machen sich in der Bilanz bemerkbar. Hier ein Müsli, da ein Leckerchen und dann die Decke drauf, weil es den Besitzer friert und dann ja wohl auch das Pferd frieren muss. Fragt mal rum, wer alles weiß, wo die Wohlfühltemperatur beim Pferd liegt. Das sind durchaus keine 20°C.