maulfrei :o) hat geschrieben:saltandpepper hat geschrieben:
Maulfrei, nix für ungut, aber das aktive Hochreißen der ( Vorder-) Beine ist genau das, was bei einer Passage ohne Schwung stattfindet-!!!
@S&P: In meinen Augen reißt High Noon keineswegs die Vorderbeine nach oben, sondern sie schwingen eher dorthin. Die Bewegungen sind weicher/fließender und deutlich weniger athletisch als die der heutigen deutschen Dressurpferde, die ihre Beine m.M. nach mit deutlich mehr Kraft aktiv nach oben heben. Mich stören bei den "modernen" deutschen Passagen ganz besonders auch die Hinterbeine, die in meinen Augen nach oben "zucken" und dort kurz verharren - der Bewegungsfluss ist in dieser Phase dann unterbrochen und der Takt gestört.
Was hältst du denn von der Passage von Klimke/Ahlerich? Mir gefällt sie aus den oben genannten Gründen:
https://www.youtube.com/watch?v=fBq5rJM4XvI
max hat geschrieben: Aus diesem Grund wünsche ich mir für einen Durchschnittsreiter eine Einstellung, die ein klein wenig tiefer und etwas runder ist - sie ist einfach weniger fehleranfällig.
Mir ergeht es genau anders herum: Ich finde dass die etwas rundere und tiefere Einstellung extrem fehleranfällig ist - denn Genick zu tief/hdS ist ja genau das, was man heutzutage überall sehen kann.
Die kleinen Arbeitspassagen, die Ahlerich hier zeigt, ist zu jedem Zeitpunkt geschlossen. in den Übergängen zur Piaffe bricht teilweise der Spannungsbogen leicht- da kommt das Pferd ganz kurzzeitig in eine vergleichbare Haltung, wie High Noon sie zeigt. Die Rückführung nimmt Ahlerich noch nicht geschmeidig genug im Hinterbein auf, daher passiert dieser "Fehler" im Sinne des Spannungsbogenerhaltes. Die Passage von Klimke ist eine mit Schwung.
Die Bewegungen sind hier so klein gestaltet, weil die ganze Sequenz eine Klein-Klein-Arbeit darstellt, dabei geht es nicht um die Entfaltung der Schwungkraft, sondern um die Durchlässigkeit und die Verbesserung der Beugefähigkeit der Hanke- die noch verbesserungswürdig ist, wie man eben an besagten Rückführungen in die Piaffe sieht.
Die beiden Passagen sind nicht das gleiche!
Das "Hochreißen" ist nicht im optischen, sondern im funktionellen Sinne zu sehen. Es geht darum,
wie die Mechanik des Vorderbeines entsteht.
Bei High Noon kommt der AUFtrieb nicht aus dem Hinterbein, dieses schiebt dafür nämlich zu weit nach hinten. Die Schubphase findet dafür zu wenig unter dem Körper des Pferdes statt. In dieser Passage "macht" das Hinterbein lediglich "das Vorwärts". Das Vorderbein wird aus Hals und Rücken "gerissen" ( so nennt man das Anheben eines Gewichtes ohne Schwung/Auftrieb).
Bei den Passagen, die man häufig in den großen Prüfungen sieht, werden alle 4 Füße hochgerissen Das ist die höchste Ausformung von Spanntritten und hat von einer klassischen Passage nicht viel außer dem Charakter der Bewegungsabläufe : langsame Frequenz- schwebende Optik. High Noon reißt nur die Vordergliedmaßen nach oben vorne. Er macht keine Schwebetritte.
Bei der Ahlerich-Passage werden die Vorderbeine ebenfalls hochgenommen ( klar, sonst ginge es ja nicht) aber eben nicht groß über die normalen Maaße einer natürlichen Bewegung hinaus. Der Auftrieb kommt schon Großteils aus dem Hinterbein und wäre steigerbar , wenn dies hier gewünscht wäre.
Dann hätte man eine schön große Schwungpassage... warum ? Weil das Hinterbein angeschlossen ist, das Becken abgesenkt, die Hanke gebeugt und die Lende sich aufwölbt. Der Schub setzt durch die relative Aufrichtung weiter vorne in Richtung Schwerpunkt ein und wird nicht so weit hinter dem Pferd beendet. Der Rumpf erfährt über diese Mechanik- den Schwung nämlich- Auftrieb, wird hochkatapultiert und die Vorderbeine müssen -überspitzt ausgedrückt- nur noch nach vorne bewegt werden, um die erhaben Optik zu haben.
Zwar ist auch Ahlerich sehr weit aufgerichtet, aber eben nicht so weit, dass der Spannungsbogen bricht. Das ist der Unterschied.