Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Ich sehe diese Reiter-Pferde-rücken-Kombination allerorten, wo auf "große" Tritte hingearbeitet wird. Offenbar kann man damit genau jene Art Mechanik aus einem talentierten Pferd herausarbeiten, die der Lusitano zeigt.

Nun ist es nicht sehr fair, dieses Paar ausgerechnet mit Altmeister Klimke zu vergleichen. Ich kenne den Hintergrund der Lusitanoreiterin nicht und weiß nicht, ob Zimbral das erste Pferd ist, das sie so weit fördert oder ob sie schon etliche Pferde auf GP-Niveau hatte oder gar Profi ist. Rapunzel, weißt du da mehr?
Ich gehe mal von erstem Fall aus: Reiterin und Pferd haben sich zusammen da hoch gearbeitet. Davor habe ich immer hohen Respekt. Es ist eine EIGENE Leistung und es wird nicht einfach ein fertig präparierter Gaul gekauft und benutzt. Ich denke mal, diese Reiterin steckt da genauso viel Herzblut und Nachdenken und vor allem Arbeit, Arbeit, Arbeit rein wie wir in unsere Zösslein auch. Und so werte ich auch die Piaffe. Da muss man sich halt erstmal reinfuckeln. Nur hat sie - zumindest in meinen Augen - halt leider die falschen Vorbilder und geht somit den falschen Weg. Was mir dann für so ein Paar umso mehr leid tut.

Aber Rapunzel, von den Idealen, die du vom Putz-Kurs so begeistert erwähnt hast, ist bei dem Paar zur Zeit leider wirklich gar nichts zu sehen. Trotzdem gebe ich zu, dass ich gern wüsste, wie man ein Pferd derartig hinten "an" kriegt. Leider scheinen die beiden im Grunde im gleichen Dilemma gefangen zu sein wie die meisten: Hinten 200 PS kriegen ohne die Losgelassenheit und das Weiche zu verlieren. Es ist wohl schlicht und ergreifend richtig schwierig... Herr Klimke konnte es. Tja.
Loslassen hilft
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

seh ich auch so.
WÜrden sich die Richter auf das besinnen, was in ihren eigenen RL steht, nämlich die Parallelität von Vorderbein-Röhre und Hinterbein-Röhre, gäb es so eine Reiterei nicht.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Genau, esge - geht mir ähnlich. Wäre toll zu wissen, ob´s da einen güldenen Mittelweg gibt oder ob man sowas eben nur zum Preis von Druck und Festigkeit kriegt.

Horsmän: Wenn du bei dem Video immer mal die Stopptaste bedienst, ist die Parallelität sogar meist gegeben.
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

"SOWAS" würde ich ja gar nicht haben wollen. Genau "SOWAS" provoziert halt den falschen Weg. mir wäre da eher Alizee Froment das Leitbild.
Na ja, ich werde das eine wie das andere nicht erreichen. Finde es aber wichtig, immer mal das zu sehen, was ansonsten so nebulös in der Fantasie vor einem hergaukelt.
Loslassen hilft
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

"Sowas" im Sinne von spektakulär-hochweiten Bewegungen fände ich schon schön - aber nicht zu jedem Preis.

Alizee Froment ist toll, aber auch nur bei den gebisslosen Videos und die Piaffe von Mistral ist noch viel, viel schlechter als die von Zimbral.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

"sowas" also spekatakuläre hoch-weit-Bewegung der Vorderbeine ohne zerquetscht zu sein, wäre dann ein gut ausgführter span. Trab, der durchaus auch ästhetisch aus sehen kann (erinnere da an Marc de Broussia mir seinem Guapo)
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

So ein Quatsch.
Benutzeravatar
Tossi
User
Beiträge: 786
Registriert: Mi, 03. Feb 2010 19:47
Wohnort: Allgäu

Beitrag von Tossi »

@ Rapunzel
Finde ich auch.

@ horsmän
Den von Dir zitierten Reiter schreibt man "Marc de Broissia". Das musste ich jetzt loswerden, denn ich hatte vor zwei Tagen das große Vergnügen, ihn beim Reiten zu beobachten.

LG Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

ok, ein Buchstabe falsch ... bei dem Namen keine schlechte Leistung. Aber Recht hast Du.

Aber was ist Quatsch daran, dass ein span. Trab ein Trab ist mit hoher/weiter Vorhandaktion und ohne auf Parallelität der VB-Röhre zur HB-Röhre zu achten???
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Hochweit geht auch ohne spanischen Trab, Talent des Pferdes vorausgesetzt. Aber halt nicht so exaltiert. Genau genommen IST es eine Art spanischer Trab, was die GP-Größen da alle produzieren. allerdings, ganz anders als Marc de Broissia, ohne es zu wollen und zu wissen...
Ich glaube, eine Piaffe habe ich von Froment überhaupt noch nicht gesehen.
Loslassen hilft
Benutzeravatar
Tossi
User
Beiträge: 786
Registriert: Mi, 03. Feb 2010 19:47
Wohnort: Allgäu

Beitrag von Tossi »

@ horsmän
ja, in solchen (und anderen) Sachen bin ich pingelig, besonders, weil es doch keine Mühe macht, die korrekte Schreibweise nachzusehen.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

Also ich teile die „vernichtende“ Meinung über Zimbal nur bedingt. Wenn man sich die Entwicklung dieses Paares mal anschaut, finde ich die Leistung, mit der der Trab erarbeitet wurde, schon nicht ganz schlecht. Immer mal vorausgesetzt, man mag dieses dynamische. Was zumindest mir mehr liegt als das allzu sanfte, was dann für mich ganz schnell was von schluffig und gelaufen hat. :P
Denn allein Gang und Schulterfreiheit machen diesen Trab nicht, dafür muss das Pferd in der Tat aufs Hinterbein. Und das finde ich hier schon gut gelungen. Hier wäre ein bisschen weniger halt mehr. Aber grundsätzlich finde ich das echt kleine schlechte Arbeit. Und vor allem: Ne, ich finde das Pferd nicht spannig. Der ist evtl. ein wenig zu sehr im Vorwärtsmodus und vielleicht auch ein wenig hot. Aber das ist ja auch oft genug eine Sache des Interieurs.
Alles in allem geht es mir wie Rapunzel: Ich mag die beiden, auch wenn ich gewisse Dinge kritisch sehe.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Sei froh, esge - die "Piaffe" war sehr irritierend, ich finde das Video aber auch nicht mehr, das ich gesehen hatte.

Ich finde es etwas völlig anderes, ob man versucht, das Maximum des natürlichen Raumgriffs aus einem Pferd herauszureiten (was sicher nur mit mehr oder weniger Druck/Zwang/Festigkeit geht) oder ob man ihm eine unnatürliche Bewegung wie den spanischen Trab andressiert (wobei es übrigens auch fest/gespannt ist). Aber das Thema hatten wir ja nun wirklich schon bis zum Erbrechen. Und wie gesagt, die Parallelität von VB und HB ist bei Zimbral sogar größtenteils gegeben.

Ich würde mir Reiterin und Pferd auch etwas geschmeidiger und weicher wünschen, aber ich denke, es ist ein sehr schmaler Grat, ein Pferd so "an" zu machen und unter (positive) Spannung zu setzen, dass es noch tanzt und sich an seiner eigenen Bewegungsfähigkeit erfreut oder dass es eben umschlägt in fest/spannig/unschön. Wäre toll, wenn man bei der Reiterin mal danebensitzen und zuschauen könnte, wie sie herumspielt und mit weniger Spannung arbeitet usw.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:Also ich teile die „vernichtende“ Meinung über Zimbal nur bedingt.
Was mich betrifft, so ist meine Meinung durchaus nicht vernichtend, aber mir gefällt das einfach nicht. Und ja, das ist eine Art spanischer Trab- was mitnichten ein Widerspruch zu "von hinten geritten" ist. Die Priorität liegt dabei in der exaltieren Bewegung der Vorhand und eben die Aufgabe des natürlichen Gangbildes eines versammelten Trabes mit viel Schwung. Bei diesem sollten nämlich die Stützbeine eine Parallele bilden und der vordere Unterarm mit dem hinteren diagonalen Röhrbein ebenfalls.
(Also nicht die Röhrbeine, horsemän.)

Das ist ja auch kein Problem, einen spanischen Trab reiten zu wollen, aber es ist eben kein versammelter Trab. Diesen sauber zeigen zu können, wäre mir für dieses Pferd erst einmal- lange vor dem spanischen Trab- das wichtigere Ziel. Die Tragkraftentwicklung steht für mich bei diesem Pferd, in keinem Verhältnis zur Ausformung der Vorhandmechanik.
Natürlich hat die Reiterin mit ihrem Pferd viel erarbeitet und natürlich reitet sie im Verhältnis zu den meisten Sportreitern, die man so sieht, sehr gefällig. Und natürlich kann die Frau REITEN !
Dennoch hat sie den Hebel des Oberkörpers angelegt und arbeitet über Spannung. Und das erarbeitete Gangbild des Pferdes, mag durchaus dem heutigen Geschmack entsprechen, für mich aber hat genau das viele der- so häufig negativ angeführten- Kriterien der Zirsensik.
Daher gefällt es mir einfach nicht. Wäre für mich kein Ziel, wäre für mich keine erstrebenswerte Entwicklung. Schulterzuck...
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:"sowas" also spekatakuläre hoch-weit-Bewegung der Vorderbeine ohne zerquetscht zu sein, wäre dann ein gut ausgführter span. Trab, der durchaus auch ästhetisch aus sehen kann (erinnere da an Marc de Broussia mir seinem Guapo)
Moins!
Jaaa, und diesen gut ausgeführten spanischen Trab kann man dann ab ca. 4:40 sehen. Hüstel :wink: :wink:

http://www.youtube.com/watch?v=Oze8_YxwfWI
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Antworten