Senselessme hat geschrieben:Zunächst mal: ich finde eure Diskussion extrem interessant und lese ganz gespannt mit!
Ich habe da mal zu eine Frage und hoffe dass es hier erlaubt, wenn nicht einfach löschen. Meine Friesenrb hat ja schon gebaudetechnisch Schwierigkeiten mit dem v/a. Das erarbeiten in soweit klappt, ich stelle ihn und gebe dann nach, er folgt dem Zügel nach unten. Das hält ein paar Sekunden, dann gibt es zwei Möglichkeiten: er reißt den Kopf ruckartig runter, das macht er aber nur wenn ich draufsitze, also geh ich mal davon aus, dass ich ihn störe mit meinem Sitz. Zweite Möglichkeit das passiert sowohl mit mir drauf als auch in der bodenarbeit: er nimmt ganz in friesenmanier den Kopf in die Wolken und man hat gefühlt 20 m Zügel rumschlabbern. Der Friese ist seit Jahren geritten, geht im Moment nur Schritt wegen sehnenschaden, deswegen vermehrt bodenarbeit. Fällt euch dazu was ein?
Liebe Grüße
Senselessme, das von dir beschriebene Verhalten, ist ( sorry an alle Friesenfreunde - zu denen ich auch gehöre

) ziemlich "Friesen-typisch". Ein Friese ist ein Friese, bleibt ein Friese, ist ein Friese.
Diese Pferde sind wundervoll, klug, charakterlich sehr oft, sehr eigen und sehr spezialisiert im Exterieur. Viele, viele Jahre züchterisch auf diese Fähigkeit selektiert die Oberlinie so zu spannen, dass exaltierte Bewegungen produziert werden können, bei gigentischem Schub. Die Silhouette eines Friesen ist speziell - so speziell, dass alleine Schattenriss ermöglicht zu erkennen, dass ein abgebildetes Pferd eben genau dieser Rasse angehört.
In soweit ist es eine nicht ganz einfache Aufgabe, die Silhouette bzw. die zugrundeliegenden natürlichen Spannungsmuster dahingehend zu modifizieren, dass ein Friese eine "Reitpferdesilhouette" dauerhaft zur Verfügung stellt.
Man muss daher sehr sorgsam und genau arbeiten- deutlich genauer, als bei einem Pferd, dem diese Haltung von Natur aus besser liegt.
Oder, um es mit anderen Worten zu sagen, ein Friese benötigt meist eine/-n sehr klar/-e, konsequente/-n Hilfengebung/Rahmen. Ist häufig deutlich anspruchsvoller dem Reiter gegenüber.
Ganz allgemein und ab von dem Spezial "Friese", passiert das, was du beschreibst gerne, wenn die Hand nach der erfolgten Eiwirkung mit dem gewünschten Erfolgt, dass das Pferd den Hals fallen lässt, ZU VIEL Zügel gibt. Ja, auch das ist oft ein schwerwiegender Fehler.
Weiter vorne habe ich etwas zu allgemeinen Charakter von Zügelhilfen geschrieben. In diesem Fall, schaffst du es vermutlich nicht, nach der Einwirkung und der Reaktion des Pferdes, wieder den neutralen Grundkontakt zu bieten.
Ich verwende gerne dafür diese kleine Metapher :
Deine Hand fragt an = Telefonanruf :" Hallo Friese, hier ist Semlessme, kannst du bitte den Hörer abnehmen und dich mit mir unterhalten ?!" , darauf Friese : " Hallo, hier ist Friese, was möchtest du?" , dann du : " Hallo Friese, könntest du dich bitte lang nach vorne machen?", darauf er : " ja, gerne, wie weit nach unten vorne möchtest du mich denn haben ??? " , du : " stille" , er : " sooo weit ???" , du hast aber aufgelegt, die Leitung gekappt, die Verbindung aufgegeben, es kommt kein Rahmen, keine Anweisung mehr. Darauf er : " ok, wenn sie nicht weiß, was sie möchte und auflegt, bin ich eben wieder ein Friese

!"
Bei Zügelhilfe funktioniert das Prinzip "Zug erzeugt Gegenzug" Wenn das Pferd ziehen soll, aber keinen Gegenzug / keinen Rahmen findet, weil deine Hand zu viel Zügel gibt, muss es sich selbst dort stabilisieren. Je nach Pferdetyp, ist das aber nur extrem schwer möglich. Es gibt viele Pferde die einen Zügel benötigen um sich innerhalb des durch diesen gegeben Rahmen zu organisieren. Das Pferd kann nicht angenehm an den Zügel/ zum Gebiss drängen, wenn es keinen findet

.
Ich nehme nicht an, dass du im Schritt dein Pferd mit dem Sitz so behinderst, dass ein Pferd den Hals für den Balanceerhalt hochreißen muss. Ich vermute auch nicht, dass du so unpassend treibende Impulse setzt, dass dies passiert. Ich vermute also vielmehr, dass du deinem Pferd nach einer ersten Anfrage keine passende Anweisung mehr gibst, was genau du dir wünscht, und er sich daher in seine ihm eigenes, natürliches - spezialisiertes Spannungsmuster begibt.
Das alles hier sind allerdings reine Hypothesen. Es könnte natürlich auch ganz anders sein, und du erwirkst bereits das Fallenlasen des Halses falsch.
Deswegen solltest du dich hilfesuchend an eine guten Reitleherer vor Ort wenden und ihm um seine Einschätzung und Hilfestellung bitten.
Oder aber du traust dich und stellst einen Clip mit diesem Ablauf hier ein, dann kann man sich tatsächliche ( im wahrsten Sinne) eher ein Bild machen.
Gruß S&P