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Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:10
von Lilith79
Rapunzel hat geschrieben:Ich hab nicht gesagt, dass ich das gut so finde oder genau so machen würde oder sonstwas. Nur dass es keine Rollkur ist und ein Aufschrei a la "Katastrophe und Grusel" leicht übertrieben und einer produktiven DIskussion abträglich.
Vielleicht könnte man dank Internet Steffen Peters einfach mal fragen, warum er das macht und welche Ausbildungsprobleme er mit diesem Pferd hat und wie es sich entwickelt.
Naja, klar können wir jetzt lauter Mails an Maria Roob, Bent Branderup, Philippe Karl, Rabea Schmale und Steffen Peters schreiben, aber ich weiß nicht ob dadurch in diesem Forum mehr Diskussionen zu stande kommen, wenn dann alle hier rumsitzen und auf potentielle Antworten warten
Warum ich nachgefragt hatte war halt, weil du geschrieben hattest
sieht man, dass die Zügelführung zum allergrößten Teil sehr fein ist und die Zügel oft sogar durchhängen. Sprich, das Pferd verkriecht sich ...
Für mich klingt das als ob sich das Pferd eben TROTZ der feinen Zügeleinwirkung des Reiters verkriecht. Und ich habe mich gefragt, ob die Zügeleinwirkung eben nicht gerade mit ein Grund dafür ist, dass sich das Pferd verkriecht.
Und "die Zügel oft sogar durchhängen" impliziert für mich, dass durchhängende Zügel irgendwie ein Indikator dafür sind, dass der Reiter fein einwirkt. Kann ja sein, dass das alles nur nicht so optimal formuliert war, aber für mich ist der Satz so nicht schlüssig.
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:21
von Rapunzel
Okay, dann formuliere ich es anders: Gruseln und schreien würde ich, wenn er das Pferd aktiv mit grober Handeinwirkung hinter die Senkrechte ziehen würde. Das tut er aber keinesfalls. Ebensowenig wie er mit den Beinen bolzt oder mit den Sporen hackt.
Wegen dem Fragen: Wenn´s einen wirklich interessiert, wäre es doch sinnvoll, warum nicht? Schlechtestensfalls bekommt man keine Antwort, aber oft schon.
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:28
von FNB
Och Herrn Karl kann man mehrmals jährlich auf diversen Treffen persönlich fragen

. Vielleicht ein Grund, warum er mir symphatisch ist.
LG FNB
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:34
von Rapunzel
Wie gesagt: Wenn´s mich interessiert, frage ich

Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:40
von marquisa
cajujo hat geschrieben:esge hat geschrieben:Sehr, sehr schön.
Eine fachlich gemeinte Frage an die Leute, die sich in der Szene auskennen: warum sehen bei einem Pferd, das so schön vor dem Reiter ist, die Piaffen so vergleichsweise schwach aus? Hier kippt das Pferd "hinter" den Reiter. Irgendwie passt das für mich nicht. In allen Lektionen ist dieses Pferd vorbildlich vor dem Reiter - dabei losgelassen, zufrieden und trotzdem ausdrucksstark, richtig, richtig schön!!!
Und in der Piaffe verließen sie ihn. Liegt es an der Methodik, in die Piaffe zu kommen? Fehlt hier das Konzept und man stülpt sie halt nur auf die übrige Ausbildung drauf, weil der blöde GP die so haben will, nutzt sie aber gymnastisch überhaupt nicht? Diesen Eindruck habe ich immer. Piaffe, das muss man halt am Ende der Leiter "machen". Irgendwie. Korrigiert mich, wenn es anders ist.
Aber nochmal: Sehr, sehr schönes Reiten!
Ich komme nicht aus der Szene und kenne mich folglich auch nicht aus. Deshalb schreibe ich wahrscheinlich für die Tonne aber ich habe mich das auch schon gefragt warum die Piaffen, bei ansonsten schönen Paaren, für mein Auge oft etwas mau sind. Eine Bekannte, die auf relativ hohem Turnierniveau reitet, hat mir erklärt, dass es gut bewertet wird wenn die Hinterbeine hochtreten und weit aus dem Sand kommen. Nach ihrer Einschätzung wird dieses Kriterium oft höher bewertet wie ein "Setzen" und Versammlungsbereitschaft, in denen die HH vortritt. Zusammen mit dem modernen Sportpferdetyp und dem Bemühen um hoch, ist das dann das Ergebnis oder "Zwischenergebnis".
Konkret bei ihr haben mir die Anfänge des Piaffelns besser gefallen. Die Idee, die das Pferd hatte kamen meinem Schönheitsideal und Vorstellungen näher.
In der Sportreiterei werden die Übergänge zwischen Pi und Pa doppelt gewertet und viele,die sich in Pi schön setzen,kommen dort nicht mehr geschmeidig in die Pa. Zudem erfolgt die Ausbildung dieser Elemete in der Tat erst sehr spät und werden selten als Ausbildungsinstrument genutzt,leider!
Schade,ich denke,es gibt viel mehr Pferde mit toller Pi Veranlagung,die jedoch darin nie wirklich geschult wurden,man sieht sehr häufig Pseudopiffelei.
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 11:44
von Spielnase
Also Rapunzel das verstehe ich auch nicht. Für dich ist die Zügelführung also besonders fein, wenn die Zügel durchhängen – in welcher Position sich Kopf und Hals befinden ist egal?
Für mich sind durchhängende Zügel nur wünschenswert, wenn die Nase dabei an der Senkrechten bis eine handbreit davor ist, nur so möchte ich die Selbsthaltung fördern.
Das Pferd von Steffen Peters hat (meiner Meinung nach) oft genug die Erfahrung machen müssen, dass es der Reiterhand nicht trauen kann, weil die Hand zu hart einwirkte. Deswegen verkriecht es sich jetzt und meidet die Anlehnung! Wenn ich dann Szenen sehe, in denen der Reiter die äußere Hand bis zur Hüfte und sogar bis zum Knie zieht, ist das für mich Erklärung genug.
Wie eng das Pferd schonmal geritten wurde ist anhand einiger kurzen Sequenzen auch gut genug zu erkennen.
Was mir auch gar nicht gefällt sind die Ohren des Pferdes. Sie sind nicht konzentriert nach hinten gerichtet, sie wechseln auch nicht zwischen Umgebung wahrnehmen und Konzentration, sondern sie baumeln trostlos seitlich herab, sie wackeln sogar im Takt!
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 12:00
von amara
Lilith79 hat geschrieben:
Hmmm, aber denkst du nicht dass die Zügelführung ein verkriechen bzw. rückwärst/abwärts begünstigt?
Ich meine, der Reiter führt die Zügel beim Abreiten (fast) die ganze Zeit tief und breit und normalerweise sind sich doch immer alle einig, dass man die Zügel nicht tief und breit führen sollte.
Kannst du mal erklären, warum diese breite und tiefe Zügelführung gut ist?
Also ich meine (zur Veranschaulichung) z.B. die Zügelführung bei Minute 0:29 ff , 0:35 und 1:00 ff in diesem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=QoMWBn1x75s
Peters ist ein Profi, und er tut das nach größter Wahrscheinlichkeit nicht weil es ihm "halt so passiert" wie mir z.B.. Von daher denke ich, das ist eine bewusste Entscheidung.
Wenn ich mir das Video - das ich weder gruselig noch ideal finde - ansehe geht es mir wie Rapunzel. Der Kerl verkriecht sich halt von selber, die Zügelführung ist allgemein sehr fein, eher immer am durchhängenden Zügel als straff.
Man sieht auch, dass Peters eher Probleme hat, ihn in der tiefen Haltung nach vorne zu bringen. Eine tiefe breite Hand kann (!) dann helfen, das Pferd nicht noch mehr "verkriechen zu machen". KANN, nicht muss. Tiefe Hand bäumt, hohe Hand zäumt. Die breite Führung kann bei einem solchen Pferd mit der Neigung sich zu rollen auch einen weiteren, wichtigen Grund haben: Bei Aufforderung nach Stellung und Biegung beantwortet so ein Pferd das oft mit NOCH MEHR rollen. Statt stellen. Meiner macht das auch. Heisst - er lässt dir die Wahl zwischen Rausheben und Aufrollen, und fragst du ihn nach Stellung, rollt er sich erstmal lieber als in Stellung zu gehen. Ganz klar, der ist ja nicht dumm, das ist viel einfacher.

Vielleicht auch eine Kindergartenmarotte, die Ravel sich bei Gal angewöhnt hat. Oftmals kriegt man das, was die Pferde im Kindergarten lernen, ja nie wieder ganz raus.
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 12:07
von amara
Spielnase hat geschrieben:
Wie eng das Pferd schonmal geritten wurde ist anhand einiger kurzen Sequenzen auch gut genug zu erkennen.
Was mir auch gar nicht gefällt sind die Ohren des Pferdes. Sie sind nicht konzentriert nach hinten gerichtet, sie wechseln auch nicht zwischen Umgebung wahrnehmen und Konzentration, sondern sie baumeln trostlos seitlich herab, sie wackeln sogar im Takt!
Ach, DU KENNST Ravel ja richtig gut, was?? Wie gesagt, vielleicht auch ein Kindergartenproblem aus Edward Gals Zeiten, schon mal daran gedacht (wenn man schon alles aus Videos heraus-hypnotisieren kann)?
Und, wenn bei MEINEM die Ohren im Takt wackeln, DANN IST ER ENDLICH mal TIEFENENTSPANNT.
Vielleicht sollte man auch etwas Hengsterfahrung mitbringen, wenn man darüber urteilt - wenn meiner konzentriert die Ohren nach hinten gerichtet hat, ist er kurz davor wegen MIR zu explodieren oder er wartet auf einen Zuckerer in meinem Hintern wegen dem er dann überreagiert. Und wenn er zwischen Umgebung und mir "hin und her"-ohrt, macht ihm gerade was draußen Sorgen und er guckt, ob ich es schon wahrgenommen hab und ob er jetzt trotzdem brav weiterlaufen soll oder muss, oder nicht. Oder es steht da eben ein süßer Damenpo.
Das Ohrenspiel ist SO individuell, abgesehen von den extremen wie stark angelegte oder stark gespitzte Ohren, dass man mM ohne ein Pferd GUT zu kennen da nur ungefähr etwas rauslesen kann.
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 12:10
von amara
ach so - und was willst du uns mit dem Bildschirmfoto zeigen? die Ohren?
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 13:15
von Jafaar
Öhm... ich bin ja was das Erkennen von Feinheiten in der Bewegung angeht ein echter Blindfisch....

Darum liebe ich diese Diskussionen
Mich fasziniert vor allem der Kontrast zwischen dem Linsenhoff-Video von 72 und dem Steffens-Video von 2013. Mir gefällt das, was vor über 40 Jahren war besser. Ich finde es geschlossener, athletischer und natürlicher. Das Steffens-Video finde ich nicht gruselig... aber irgendwie finde ich es auch nicht toll. Ganz im Gegensatz zum Stil von 72. Nur mal so am Rande....
Sehr schlüssig die Erklärung mit der Piaffe, danke marquisa!
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 13:15
von Motte
Du liebe Güte....sind schwarz-weiß-Brillen gerade mal wieder irgendwo im Angebot??
Die Tatsache, dass Ravel vielleicht eine eigene "Historie" mitbringt, kommt dem ein oder anderen hier nicht vielleicht in den Kopf? Sprengt das die eigene Vorstellungskraft oder den eigenen kleinen Erfahrungsschatz? Ja, schade aber auch. Dann sollte man erst recht mal den Ball flach halten...
Ein Reiter, der so eine Darstellung bietet, wie in diesem Video
https://www.youtube.com/watch?v=P1AlfcYWo1s
kann jetzt SO grottig nicht sein, oder?
Achso - und man beachte die hochgezogenen Knie und ständig bollernden Schenkel....

Verfasst: Do, 20. Nov 2014 13:19
von Rapunzel
Dass das ein Zeichen für ein entspanntes Pferd ist, wenn die Ohren locker "schlabbern", ist dir wohl nicht in den Sinn gekommen ...
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 13:38
von Motte
Verfasst: Do, 20. Nov 2014 14:18
von Jafaar
Jupp

Verfasst: Do, 20. Nov 2014 15:02
von amara
Jafaar - man kann ja nicht ein weniger gutes Warmreiten mit einem Spitzenritt von Linsenhoff vergleichen (von der es auch weniger glückliche Vorstellungen gab - wie bei jedem Reiter, der noch Mensch ist!

).
Ich finde z.B. die Pirouetten nicht so prickelnd, technisch finde ich die Pirouetten wie heute geritten schöner, balancierter.
@Motte: ja das ist ein tolles Pferd!! Und ein guter Ritt!