Hmm. Ich bin da ja durchaus pragmatisch und weniger romantisch verklärend veranlagt, und irgendwie kommt mir gerade der Spruch
"Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis weit höher als in der Theorie" in den Kopf....
Tess - der Unterschied ist doch eigentlich offensichtlich, oder? Herr Peters reitet doch sein Pferd nicht in "Rollkur-Manier" - sprich: er drängt das Pferd doch nicht in diese Haltung....
Sicherlich (und da bin ich mir ziemlich sicher!) wird er schon probiert haben, es in der Phase des Abreitens (!) korrekter zu reiten. Aber er wird seine Gründe haben, das Pferd in der Phase weitestgehend "in Ruhe" zu lassen und so laufen zu lassen, wie es nun mal läuft. Das bedeutet ja nicht, dass der den NUR so reitet!
Dazu fallen mir 2 Beispiele aus der Praxis ein:
eine gute Freundin von mir, die wirklich auf reelle Arbeit hohen Wert legt, ist mit ihrer Stute auf Turnieren immer mehr oder weniger "unter ferner Liefen" abgeschnitten. Zu Hause lief das Tier wie geschnitten Brot, aber auf Turnieren war die immer verspannt, festgehalten, glotzig und zeigte einfach lange nicht das, was zu Hause ohne Probleme abrufbar war.
Auf dem Weg zu einem Turnier hatte man dann eine Reifenpanne, was dazu führte, dass man fast zu spät auf dem Turnier aufschlug. Es blieb noch Zeit um Abladen, Sattel druff, Trense druff, 1 Runde auf dem Abreiteplatz außen rum und schwupps, rein in die Prüfung. Und was war? Die Stute lief wie ein Glöckchen! Und hatte die Prüfung gewonnen.
Aus der Erfahrung entstand Methode, also sparte sich meine Freundin im Großen und Ganzen den Abreiteplatz-Stress. Höchstens 5 Minuten außen rum und dann in die Prüfungen rein. Und was war? Das Pferd ist noch hoch erfolgreich bis M gelaufen.
DAS ist nun auch nicht klassisch, oder?
Was machst du da als Reiter? Denkst du dir: Puh, muss aber richtig gehen, also HAT die Stute mit dem Abreiteplatz zu leben? Oder sagst du dir: was soll ich dem Pferd den Streß antun, Pferd verkrampft total, es sieht immer unschön aus, das spare ich mir -wenn's auch anders funktioniert?
Oder: ein international reitender VS-Reiter, dessen eines Pferd er grundsätzlich für die Dressurprüfung 2 Stunden abreiten musste, damit das Pferd kopfmässig damit klar kam, dass "Dressur" angesagt war.
Auch nicht klassisch!
Und du kannst mir glauben - der Reiter hätte sich das auch anders gewünscht, wer reitet schon gerne 2 Stunden für eine 8 minütige Prüfung ab? Aber das Pferd tat es halt nicht anders - was machst du da als Reiter?