Ich habe das Thema vor kurzem erst gefunden und finde es außergewöhnlich spannend.
Zum Thema Tölt und Dressur wird es immer kontroverse Meinungen geben, aber ich bin mir ganz sicher, dass sich beides nicht ausschließt!
Im Gegensatz, eine dressurmäßige Gymnastizierung ist für einen schönen Tölt unumgäglich.
Bin mir aber ganz sicher, dass auch „Freizeitreiter“ ihr Pferd korrekt reiten lernen müssen!!
Auf dem Hof, auf dem ich mein Pferd stehen hatte, war es für Reitschüler selbstverständlich Schulterherein, etc zu lernen und zwar auch mit den Hintergründen WARUM sie das tun, wie sich das auf den Tölt, bzw Versammlung , das ganze Pferd halt, auswirkt.
Warum Schulterherein und Traver auch im Tölt anzustreben ist, wo Schwierigkeiten bei Pferden mit verschiedenen Gangveranlagungen entstehen können, usw usw.
Und die Schulpferde waren ordentlich ausgebildete, regelmäßig Korrekturgerittene Verkaufspferde.
Natürlich gibt es in Island und wegen mir auch in Süd-/Nordamerika (da kenne ich mich gar nicht aus!) Pferde, die nicht gymnastiziert werden und denen geht es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht schlechter als einem mit Schlaufis zusammengezogenem Dressurpferd oder einem mit Springkandarre maltretierten Springpferd (die Übertreibungen waren bewusst, bitte nicht irgendwie falsch verstehen!). Aber nur weils funktioniert, kann man ja trotzdem etwas „schöneres/besseres“ anstreben.
Ich denke ein Pferd kann bei gutem Körperbau und passender Gangveranlagung auch ohne Gymnastizierende Übung ein langes, glückliches Leben haben, ohne Rückenschmerzen, etc.
Man darf dabei aber nicht vergessen, dass bsp. Pferde in Island sich bedeutend mehr selbstständig bewegen, und auch bedeutend bergigeres Gelände haben, was sehr! viel an Muskelmasse an den wichtigen Stellen ausmacht.
Desweiteren wird dort auch sehr viel „aussortiert“ (schlimmes Wort für Lebewesen!!!). Die Pferde werden als „Selbstläufer“ gezüchtet und selektiert.
Man muss bei der gesamten Diskussion Dressur und Tölt „einfach“ die GANGVERANLAGUNG des EINZELNEN Pferdes als Grundlage für eine solche Diskussion machen.
Es ist halt nicht so, dass ein schön töltendes Pferd auch eine gute Trabveranlagung hat, das wird ganz ganz oft vergessen bzw nicht gewusst.
Ein Pferd mit wenig Trab ist nicht geholfen, wenn es krampfhaft als einen der ersten Ausbildungsschritte traben unter dem Reiter lernen soll.
Ein stark dreigängiges Pferd sollte wohl nicht zuerst tölten lernen.
Natürlich hat die Ausbildungsskala (Takt finden, etc) etwas für sich, aber wenn es ein Patentrezept gäbe, wäre Reiten simpel.
Wenn ein Pferd zu Anfang tölten will, dann soll es halt erstmal tölten und wenn es traben will/kann, soll es ersteinmal Traben. Meine Meinung...
Gymnastizieren lässt sich in beiden Gangarten! Viele Wege führen nach Rom!
Mein Wallach ist unter dem Reiter zu Anfang (er war 14 Jahre, völlig verritten gewesen) nur Schweinepass gegangen und zwar langsam, mittel und schnell. Es war seine einzige Gangart! Stehen war auch nicht so seins.
An Schritt war nicht zu denken – zum einen war er dato zu heiß dafür – er neigte und neigt noch heute ausgesprochen zur Hysterie und zum anderen war er zu verspannt dafür.
Er rannte nur weg.
Ich habe ihm, mit dauernder Hilfe einer super Reitlehrerin, bis ich das erste mal drauf saß gut ein Jahr Bodenarbeitszeit gegeben! Er wurde bis zum ersten Reiten viel an der Doppellonge gearbeitet an der Longe trabte und galoppierte er nach ca. einem Jahr Arbeit gut gut flüssig, annähernd ohne Taktprobleme.
Unter dem Reiter ging er aber weiterhin nur Pass, also habe ich ihn im „Schritttempo Pass“ Anhalten, Antreten, Tempovarianten Schulterherein, Travers und einiges anderes näher gebracht und siehe da der Takt wurde besser. Er begann sich zu dehnen und ich spürte den Rücken, je besser der Rücken wurde, desto besser der Takt usw. Gleiches Spiel habe ich im Trabtempo Pass betrieben, mit der Zeit wurde es zum Tölt und als der Tölt sicher und abrufbar war begann ich mit dem Traben und zwar in dem ich ihn vom relativ gesetzten Tölt die Zügel aus der Hand kauen ließ, er ließ sich „fallen und wechselte immer selbstverständlicher in den Trab, einen schönen, taktklaren Trab. Irgendwann ging das auch aus dem Schritt, aber das dauerte bedeutend länger!!! Denn hier musste ich ihn Treiben um das Tempo Richtung Trab zu erhöhen und das konnte er noch nicht ohne Stress zu empfinden.
Ohne sicheren, reellen Tölt wäre er niemals zum Traben gekommen!!!!
Inzwischen können wir Achten Traben, können die Gänge problemlos wählen.
Es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt.
Wir haben „das Pferd von hinten aufgezäumt“ aber es hat geklappt!
Aber um zur Frage des Anfangs von
Susanne zurückzukommen.
Auch meiner nutzt Schweinepass und/oder Tölt noch heute zur „Flucht“ wenn ihm etwas zu schwierig ist, das ist dann aber kein ordentlicher Tölt, sondern im Allgemeinen nöliger Zwei- bis Viertakt ohne Rücken. Das übergehe ich und beginne erneut. Irgendwann lässt er es und macht artig mit. Auch Pferde sind ja nun nicht doof, sondern finden schnell Wege sich die Arbeit zu erleichtern. Die wären ja auch blöd, wenn nicht!
Und was irgendwo ganz zu Anfang gesagt wurde, es ist wirklich so, dass ein stark töltveranlagtes Pferd über den Tölt einen besseren Trab bekommt. Ist schließlich auch nicht unlogisch, wenn man das Pferd in der Gangart arbeitet, die ihm am leichtesten fällt, löst es sich besser und es kann sich auf neue Aufgaben besser vorbereiten, weil ihm der Takt leichter fällt, woraus eine bessere Versammlungsfähigkeit resultiert.
Bezüglich dem Galopp-“Problem“: dass der Galopp dadurch schlechter wird, kann ich nicht bestätigen. Mein 5-Gänger(! mit viel lateral Tendenz!) galoppiert problemlos 10m Volten. Der Weg dahin ist natürlich schwieriger, aber wenn ich sehe, wie einige (das betrifft jetzt natürlich keinen im Forum, sondern ist nur das, was ich persönlich erleben „durfte“) ihre Pferde im Galopp arbeiten, wundert es mich nicht dass ein weiteren Gang dann Probleme macht. Bei einem Gangpferd fallen Probleme mit Verspannungen halt schneller durch Gangsalat auf.
Ich merke über den Galopp bei meinem Wallach bedeutend schneller, ob er verspannt ist, als in jeder anderen Gangart, denn wenn er einen 4Schlag bekommt, mache entweder ich etwas falsch, oder er ist nicht ok, oder irgendetwas anderes stört/behindert ihn, etc.
So, dass war nun sehr viel Text, aber das wollte ich mal loswerden.....
Ich hoffe euch nicht allzusehr gelangweilt zu haben!
Liebe Grüße, Linn

Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, werden Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken