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Verfasst: Mo, 16. Okt 2006 23:41
von Manfred
DynaMitreiterin hat geschrieben:Im Große und Ganzen, lieber Manfred, lese ich aus Deinen Beiträgen doch auch heraus, dass Du wie alle anderen mit Deinem Pferd arbeitest und dabei auch mal den Ton angibst. Was ist so schlimm daran, das mal zu tun?
Überhaupt nichts, solange keine Gewalt angewendet wird. Gewalt im Sinne von Angst einflößen und Schmerzen zufügen. Davon möchte ich mich distanzieren und es nicht verherrlichen.

LG
Manfred

PS.
Wenn ich nicht da bin, kümmert sich die Hofbesitzerin um ihn, wenn ihm was fehlen sollte. Sonst könnte ich ihn nicht soweit weg von mir halten.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 07:30
von Alix_ludivine
Manfred hat geschrieben:Überhaupt nichts, solange keine Gewalt angewendet wird. Gewalt im Sinne von Angst einflößen und Schmerzen zufügen. Davon möchte ich mich distanzieren und es nicht verherrlichen.
Hm.. Und wo ist da der Unterschied zu den restlichen Forumsteilnehmern??

LG Alix

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 08:19
von dshengis
Alix_ludivine hat geschrieben:[
Hm.. Und wo ist da der Unterschied zu den restlichen Forumsteilnehmern??
Der liegt darin, dass sich Manfred nicht dominant verhält, wenn er den Ton angibt :P

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 08:36
von DynaMitreiterin
Manfred hat geschrieben: Dominanz im Umgang mit Tieren hat auch etwas mit Kontrolle, Macht, Gewalt und Strafe zu tun.

Guten Morgen!

Aber genau das versuchen wir ja aufzulösen. Nur weil es bei LTJ oder bei clickertrainng.de steht, heisst es nicht, dass es der Weissheit letzter Schluss ist. Nu weil auf der Packung Cornflakes steht, dass man sie auch mit O-Saft essen kann, muss ich das ja noch lange nicht machen.
Ich frühstücke jetzt- hoch die Tasse!

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 09:13
von Saphiria
Manfred: Ich habe ja diese unterteilte Betrachtung der verschiedenen populärsten Bodenarbeitssysteme nicht ohne Grund gemacht. Daraus geht ja hervor, dass es sich bei LTJ und Clickertraining um völlig andere Systeme handelt. Dass diese dann Parelli kritisieren und gänzlich gegen "Dominanz" wie auch immer man sie definieren mag argumentieren ist doch logisch!
Dabei ist es so schade, denn der Körpersprache-Aspekt bei Parelli ist, finde ich ein sehr guter und der Ansatz (Clickertraining)"positive Bestärkung" ist ebenfalls gut und aus beidem gemeinsam kann man viel gewinnen.

Mal ein Beispiel. Ziel ist es, dass das Pferd auf der Weide zu einem hinkommt wenn man es ruft, damit man nicht immer zu ihm hinlaufen muss.
Wenn z.b. jemand durch Körpersprache seinem Pferd deutet ihm zu folgen, und das Pferd dies tut, dann bedeutet es ja nicht, dass man es ansonsten geknebelt und geschlagen hätte? Wenn man sein Pferd im anderen Falle solange im Schritt vor sich hertreibt (z.b. auf der Weide) und dabei selbst etliche 100 Meter zurücklegen muss, bis das Pferd schliesslich zu dem Schluss kommt dass es einem doch lieber folgt, dann sehe ich dabei auch noch keine Qual für das Tier, eher vielleicht sogar für den Menschen der da echt Durchhaltevermögen beweisen muss. In dem Moment hat man zwar ein wenig Druck aufgebaut, kann dann aber wenn das Pferd bis zum Tor mitgekommen ist genauso gut loben und z.b. ein Leckerli geben um positiv zu verstärken.
Mit positiver Bestärkung allein müsste ich warten, bis das Pferd rein zufällig mal am Tor steht und es dann z.b. füttern und wenn es da nicht steht, müsste ich es eben auf der Weide stehenlassen.
Ich persönlich habe ja auch schon viel mit Clickertraining gemacht und man kann damit wirklich erstaunliches erreichen, vorallem hat man ein hochmotiviertes Pferd. Aber für alles sehe ich keine Lösungen komplett ohne ein wenig Druck/ Wegweisung und wenn es nur vom Sattel aus ist.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 12:16
von Celine
Also ehrlich gesagt funktioniert vieles meiner Meinung nach mit gesundem Menschenverstand und konsequentem Verhalten. Ich muss mir doch gar nicht so den Kopf über 1000 verschiedene Ausbildungsmethoden zerbrechen, wenn ich mich "logisch" verhalte. Wichtig ist, dass mein Pferd mich einschätzen kann, ich also nicht unbeherrscht oder unberechenbar bin. Ansonsten guck ich mir schon das Verhalten der Pferde untereinander ab, denn diese Sprache kennen sie, auch wenn sie natürlich wissen, dass ich kein Pferd bin.

Ich mach auch viel mit Lob, aber wenn eindeutig über ein Kommando hinweggesehen wird, werd ich auch mal unangenehm. Dafür sind keine Schläge notwendig. Aber wenn mein Pferd mir so wie neulich auf den Fuß latscht (macht es sonst nicht, ich war also sehr überrascht) dann erntet es auch einen Tritt.

Zu Parelli: Ich kenn mich damit nicht aus, aber die einzige Frau, die ich kenne, die ihre Pferde "nach Parelli" arbeitet, hat ungezogene Pferde, wie ich finde.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 13:35
von Saphiria
Celine hat geschrieben:Also ehrlich gesagt funktioniert vieles meiner Meinung nach mit gesundem Menschenverstand und konsequentem Verhalten. Ich muss mir doch gar nicht so den Kopf über 1000 verschiedene Ausbildungsmethoden zerbrechen
Bei mir ist es so, dass ich mir vieles ansehe und was mich in irgendeiner Weise in der Reiterei/ Bodenarbeit interessiert, dazu lese ich auch mal ein Buch oder spreche mit denen die es anwenden. Dadurch beschäftigt man sich automatisch etwas damit und bei der Bodenarbeit hatte ich persönlich auch nie einen Trainer der mich permanent unterrichtet hat (anders als beim Reiten da hatte ich einen tollen Reitlehrer, was auch gut so war). Also musste ich mir zur Bodenarbeit woanders die Impulse holen, eben u.a. aus Büchern oder bei kurzen Besuchen von anderen Bodenarbeitenden.

Woher nimmst Du denn Dein Wissen über Bodenarbeit, hast Du einen Trainer der Dir jeweils zeigt wie es weitergeht?

Ich habe die drei verschiedenen Varianten auch nur mal aufgezählt, weil Manfred Parelli kritisierte, nach Bruns quasi das Schmiedeproblem seines Pferdes löste (zumindest mit ihrer Methode des "langsam herantastens") und es um reine positive Verstärkung ging und dazu passt das Clickertraining.
Wenn man mal alle Gurus und Trends beiseite lässt und die klassische Longenarbeit betrachtet, so baut man ja auch wieder Druck auf (Longiergerte), fordert das Pferd zum "weichen" (Gerte) und wirkt mechanisch auf Stellung und Biegung ein (Longe/ Kappzaum), positive Verstärkung bekommt das Pferd über Stimme (Lob), streicheln und ggf. Leckerlis.
Ich sehe keine Methode bei der man alles ohne Druck erreicht und ob ich das nun "Druck" nenne, oder Dominanz, oder mal ganz peacful "gutgemeinten Vorschlag"... es kommt immer aufs selbe hinaus. Partnerschaftlichkeit, wie Manfred es nannte, liegt im Auge des Betrachters.
Ich persönlich sehe mich als "Ausbilder" meines Pferdes, wohl auch weil ich es von "gerade angeritten" an hatte. Trotzdem lerne ich selbst auch verdammt viel von ihm.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 14:02
von Celine
Saphiria hat geschrieben:
Woher nimmst Du denn Dein Wissen über Bodenarbeit, hast Du einen Trainer der Dir jeweils zeigt wie es weitergeht?
Ich hab das jetzt vor allem auf den täglichen Umgang bezogen. Also z.B. "Hufe geben" etc. Was die Ausbildung angeht, lass ich mir von meiner Trainerin oder in Kursen was zeigen und lese natürlich auch jede Menge Bücher, ich hab auch Monty Robrets und LTJ und Nathalie Penquitt, sogar Hempfling gelesen, und von überall bleibt was hängen, und das versuch ich in meine Umgangsweise zu integrieren.

Wir widersprechen uns nicht, Saphiria, im Gegenteil. Ich wollte damit nur sagen, dass das Vorgehen nach einer bestimmten Trainignsmethode von einer bestimmten Person nix für mich ist, Einflüsse von diversen Seiten natürlich da sind. Aber letztendlich muss ich vor allem kompetent und ernstzunehmend für mein Pferd sein, und das hat ja auch mit natürlicher Ausstrahlung zu tun, ob ich verunsichert bin oder weiß was ich tue etc.

Manches kann ich mir auch von ganz normalen anderen Reitern abgucken.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 14:19
von pepe
Ich bin auch eher skeptisch wenn Wissen nur angelesen ist. Lieber ein Autodidakt und eigene Fehler machen. Klar geht gerade im Umgang mit Pferden und der Reiterei ohne Theorie und ohne Plan wenig, aber gesunder Menschenverstand ist mir zehnmal lieber als Methode X, kombiniert mit Schule Y.
Natürlich ist so eine Freiheitsdressur erstmal spannend: boah, der macht das mit nacktem Pferd! Aber: lernen das Pferd zu lesen! Und dann für sich werten.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 14:29
von Saphiria
Glaube da sind wir drei uns einig, ich halte vom Guru-hinterherhecheln auch wenig. Für mich persönlich ist es im übrigen auch von wenig Wert "Showveranstaltungen" zu besuchen.

Autodidakt war ich notgedrungenermaßen, gerade was Bodenarbeit angeht seit 1993 sehr lange. Da wünschte ich mir manchmal einen versierten Trainer. Mittlererweile bin ich was das angeht schon viel weiter, dazu haben mir einige persönliche Begegnungen mit anderen Bodenarbeitenden Reitern (nicht Gurus) aber schon auch oft sehr wertvolle Impulse gegeben.

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 18:37
von Manfred
Hallo Leute,

na wer hätte das gedacht, nun befinden wir uns ja schon auf einem Weg der Annäherung. Auch ich möchte die jeweiligen "Gurus" nicht überbewerten und suche mir überall das raus, von dem ich denke, dass es gut zu Antares und mir passt. Aber letztendlich muss ich meinen eigenen Weg finden, denn nur so kann ich mein Pferd überzeugen.

Ich hab mir das gerade mal vorgestellt, mit einem Buch in der Hand, das entsprechende Werkzeug griffbereit und ein leicht irritiertes Pferd. Nee Leute, das wär ein klasse Bild. :wink:

Zwar lässt sich das Savvy-System von Parelli anfangs in einem Heimstudium erlernen und bietet vielen Leuten, die sich einen Trainer z. B. nicht leisten können, auch ganz gute Erfolgschancen, doch es kann dabei auch sehr viel schief gehen, wie bei anderen Ausbildungsmethoden auch, wenn diese ohne fachkundige Anleitung praktiziert werden.

Ich denke, dass ein Trainer gerade bei der Pferdegrundausbildung unersätzlich ist. Und ich begrüße es sehr, wenn die dann auch noch über ihren Tellerand hinausschauen können.

Das hatte ich ja seinerzeit so nicht erfahren und meinte schon dass das Schlagen mit der Gerte z. B., um sich durzusetzen, einfach nötig ist. Bis mir mal eine fremde Reitlehrerin ganz entsetzt gegenüberstand, als ich gerade dem Reitschulpferd die Gerte überzog, weil es überhaupt nicht fleißig vorwärtsgehen wollte und ich mich da oben wie sonst was abrackerte. Diese Frau fragte mich äußerst vorwurfsvoll, warum ich das Pferd schlagen würde und ich meinte nur, damit er endlich aufwacht und vorwärts geht. :shock:

Der folgende Dialog regte mich sehr stark zum Nachdenken an und ich wusste, dass ich bislang mein Geld für klassische FN-Reitstunden in all den Jahren regelrecht zum Fenster rausgeworfen hatte. Dieses arme Tier wusste überhaupt nicht, was ich von ihm will, es gab keine Basis für das was ich von ihm verlangte und es fehlte jede Kommunikation, die ihm hätte helfen können.

Also fing ich an mich mit eben dieser Frage mehr zu beschäftigen. Ich wollte wissen, wie ich einen Zugang zu meinem Pferd bekomme etc. Und ich schaute mir verschiedene Möglichkeiten dazu an.

Als ich Susanne Salzmann kennenlernte http://www.modern-riding.de/, bekam ich endlich Antworten auf all meine Fragen und sie erwies sich als äußerst flexiebel (nicht nur auf eine Sache festgelegt). Aus vielen Bereichen gab sie mir Tipps und wollte dann wissen wofür ich mich entscheide bei der Grundausbildung meines Pferdes, damit sie mir zielgerichtet weiterhelfen könne. 8)

Hätte ich mich für eine Westernausbildung entschieden, dann würde sie mich an jemanden weiterempfehlen, der das in ihren Augen sehr gut macht, denn alles kann sie auch nicht können.

Wie ihr wisst, habe ich mich dann für die klassisch-barocke Ausbildung bei Antje Kreutzer entschieden http://www.hof-repente.de/, welche Susanne schon alleine vom Hörensagen her sehr unterstützt. Sie meint, dass das gut zu uns passen würde und sie möchte Antje gerne auch mal persönlich kennenlernen.

Bei beiden Trainern sind die jeweiligen "Gurus" auch nur richtungsweisend. Entscheidend ist einzig und alleine das jeweilige Team in der auszubildenen Mensch-Pferdbeziehung, denn nicht nur das Pferd hat hier etwas zu lernen, sondern vor allem der Mensch. Und da muss man schauen, was er bereit ist von ganzen Herzen anzunehmen.

Wenn ich von dem, was ich tue nicht überzeugt bin, dann sollte ich es besser gleich lassen, denn eine halbherzige Nachahmung wird mein Pferd sofort bemerken und mir daher nicht vertrauen. Hier ist also Offenheit und Ehrlichkeit gefragt. Ich kann mich meinem Pferd gegenüber nicht verstellen und ihm etwas vormachen. Das würde es bemerken und bei der erstbesten Gelegenheit das Weite suchen, wenn ich ihm Angst einflöße, oder mich einfach verdrängen, wenn ich ängstlich bin. Unter solchen Umständen kann es sich bei mir auch nicht sicher fühlen und wird sich nach seiner Herde zurücksehnen, usw.

War echt nett mit euch darüber so angeregt zu diskutieren :)
Manfred

Klarstellung

Verfasst: Di, 17. Okt 2006 23:35
von Manfred
Hallo Leute,

aus gegebenem Anlass möchte ich hier mal etwas klarstellen. Ich bin weder ein Parelli-Student noch ein Spilker-Schüler und ich möchte auch nicht einfach so in eine "Guruschublade" gesteckt werden.

Ich habe halt überall mal reingeschnuppert und die größte Akzeptanz fand ich bei den TTeam-Leuten, zu denen ich auch sehr stark hintendiere. Doch dort fehlt mir dieser rege Gedankenaustausch, der einen letztlich auch wieder ein Stück weiterbringt.

Am lebhaftesten ging es bei den PNH-Leuten in deren Forum zu, wo ich inzwischen auch ein Standing gefunden habe. Das bedeutet aber nicht, dass ich das mache. Ich bin dort über Level 1 aus ganz bestimmten Gründen nicht hinausgekommen, weil ich das mit meinem Pferd so einfach nicht machen möchte.

Dennoch werde ich dort nicht abgeschoben, sondern bekomme weiterhin Unterstützung auch in anderen Fragen. Gleiches erhoffe ich mir von diesem Forum, denn ich bin hier, um etwas von euch zu lernen. Allerdings nicht, ohne es kritisch zu hinterfragen bzw. auch abzulehnen, wenn es nicht zu meinen Vorstellungen passt.

Insofern werde ich eine Methode (egal welcher Art) auch sicher nicht 1:1 übernehmen, sondern immer nur daraus etwas annehmen / übernehmen und es je dach Bedarf individuell einsetzen.

Und die Pferde haben sich deswegen bei mir bislang noch nicht beschwert. :wink:

Viele Grüße
Manfred

Verfasst: Mi, 18. Okt 2006 08:12
von susiesonja
Manfred hat geschrieben:Hallo Leute,

na wer hätte das gedacht, nun befinden wir uns ja schon auf einem Weg der Annäherung. Auch ich möchte die jeweiligen "Gurus" nicht überbewerten und suche mir überall das raus, von dem ich denke, dass es gut zu Antares und mir passt. Aber letztendlich muss ich meinen eigenen Weg finden, denn nur so kann ich mein Pferd überzeugen.

Ich glaube wir waren nie "Abwegig"... :wink: