Wie erreicht man eine konstante Anlehnung?

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

sinsa
User
Beiträge: 882
Registriert: Di, 13. Nov 2007 19:32
Wohnort: berlin

Beitrag von sinsa »

Ich würde versuchen umzudenken. Nicht das Zügelmaß ist das Problem, sondern der Sitz. Ich falle auch nur zu gerne im Trab nach vorne. Sobald ich mich "hinsetzte" und die Schulterblätter locker hinter mich fallen lassen (Ellenbogen bleiben auf Körperhöhe) tritt meiner auch schön unter.
Als Schmankerl werden die "Hände automatisch weicher" :D

Das klingt zwar diametral entgegengesetzt zu Colloids Beitrag :lol:
ist aber meiner Meinung nach etwas einfacher als inneres Bild, wenn man eh zum nach vorne fallen neigt, da man gleichzeitig mit dem nach vorne fallen fast immer auch im Arm Zügel vorgibt.
Benutzeravatar
Celine
User
Beiträge: 1212
Registriert: Di, 26. Sep 2006 11:27
Wohnort: Burgwedel

Beitrag von Celine »

@Colloid: Das werd ich mal versuchen. Hatte mir eine RL schonmal gesagt, aber man vergisst ja immer so vieles....Kaum versuche ich, mit dem Knie nicht mehr zu klemmen, fall ich nach vorn und krieg starre Ellenbogen...lass ich die locker, zieh ich vermehrt die Hacken hoch.
Tja, Reiten ist nicht einfach.
Ich merke das mit den Händen gar nicht, wenn ich oben sitze. Vielleicht werd ich die mal spaßeshalber irgendwie fixieren, damit ich das Gefühl dafür bekomme, wo sie bleiben müssen. Eine am Stall arbeitet mit Therabändern, vielleicht hat die da eine Idee.

Am Oberkörper hab ich in letzter Zeit vermehrt gearbeitet, ich denke, da ist auch schon eine Verbesserung in Sicht. Ist aber ein guter Hinweis, dass das Problem schlicht und ergreifend am Sitz liegen kann.
Gast

Beitrag von Gast »

Seldom hat geschrieben:Wenn ihr mit den langen Zügeln die HH ordentlich aktiviert, schiebt ihr eure Pferde doch permanent auf die Vorhand?
Nein, denn sie sind von natur aus bereits auf der Vorhand. Insofern kann man sie dort auch nicht mehr hinschieben.

Wenn sich das Pferd jedoch nach v/a streckt und in diesem Moment der Schub von hinten kommt, dann wird es sich vorne aufrichten, weil zuviel Spannung im Nackenband entsteht. Die Schulter kann sich heben, weil sie freier wird und die Last verlagert sich etwas nach hinten.

Gruß
Manfred
Benutzeravatar
Anchy
User
Beiträge: 1063
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:01
Wohnort: Sprockhövel

Beitrag von Anchy »

Auf der Vorhand können die nur unbeschadet ohne Reiter durchs Leben laufen.

Sobald dieser dann jedoch diverse Hufschlagfiguren verlangt und mit seiner schwankenden Masse stört, ist Schluss mit lustig.

LG
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Gast

Beitrag von Gast »

Seldom hat geschrieben:Du denkst du hast ja eine Verbindung zum Pferdemaul, aber es ist doch bloß das Eigengewicht der Zügel und des Gebißes. Es ist in der Art viel unangenehmer für das Pferd. Es trägt auf der anderen Seite nämlich deine Hände mit.
Das habe ich nicht verstanden.

Natürlich sollten die Zügel auch nicht wild umherschlackern. Das wäre in der Tat sehr unangenehm, weil sich dabei Impulse auf das Gebiss übertragen, die wie kleine Stöße wirken.

Dies ist aber auch bei einer kürzeren Zügelverbindung leicht möglich, wenn die Hände des Reiters nicht exackt mit dem Pferdemaul mitgehen. Und das ist super schwer, denn die durchschnittliche Reaktionszeit des Menschen ist doppelt so lang als die des Pferdes. Insofern wird er immer später reagieren und sich anpassen. Beim leichttraben kommt dann noch die heftige Bewegung seines eigenen Körpers hinzu. Ist fast unmöglich da dann noch den Bewegungen des Pferdemaules zu folgen, meine ich.

Auf dem Video war das deutlich zu sehen. Zudem kam noch Spannung in die Oberarme, die diese abstehen ließ. Bei mir sah das ganz genau so aus. Und meine Trainerin hat mit Sofbälle in die Achseln gesteckt. Die sind dann immer rausgefallen oder wurden zusammengepresst. Es war mir nicht möglich all diese Dinge gleichermaßen zu koordinieren und das Pferd musste es immer wieder mit seinem Maul ausgleichen bzw. abfangen.

Erst beim richtigen Festhalten war es möglich mehr Ruhe reinzubekommen, doch das ging voll zu Lasten des Tieres. Also habe ich mich entschlossen die Zügel leicht durchhängen zu lassen aber eben nur soweit, dass sie nicht umherschlackern können (ähnlich wie bei der Longe).

Gruß
Manfred
Gast

Beitrag von Gast »

Anchy hat geschrieben:Auf der Vorhand können die nur unbeschadet ohne Reiter durchs Leben laufen.

Sobald dieser dann jedoch diverse Hufschlagfiguren verlangt und mit seiner schwankenden Masse stört, ist Schluss mit lustig.

LG
Wohl wahr!

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum Solinski seine Pferde erst vom Boden aus soweit gymnastiziert hatte, dass sie in der Versammlung gehen konnten und mehr Last mit ihrer HH aufnahmen, bevor er sich draufgesetzt hatte.

Das würde jedoch bedeuten, dass zunächst einmal einige Jahre Bodenarbeit angesagt sind, bevor man mit dem Reiten anfängt. Den Pferden würde das sehr gut tun und sie könnten sich ohne Last im Kreuz entwickeln. Doch kaum ein Mensch würde sich da noch welche halten, denke ich. Siehe das Mädchen des Nachbarn dessen Pferd er augebildet hatte und die immerzu nur Reiten wollte und schon sauer wurde, dass er noch nicht soweit war.

Mit drei Jahren sind diese Tiere noch Kleinkinder und erst mit 7 ausgewachsen. Da ist genügend Zeit, sie gut auf das Gewicht des Reiters schonend vorzubereiten. Und selbst dann muss man immer noch nicht täglich im Sattel sitzen, wenn einem bewusst ist, welche Belastung das für das Tier bedeutet, das von Natur aus nicht dafür gebaut ist.

Viele Grüße
Manfred
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Celine hat geschrieben:Am Oberkörper hab ich in letzter Zeit vermehrt gearbeitet, ich denke, da ist auch schon eine Verbesserung in Sicht. Ist aber ein guter Hinweis, dass das Problem schlicht und ergreifend am Sitz liegen kann.
Ich hab das gleiche Problem. Mir hilft da immer sehr die bildliche Denke nach Sally Swift, dieses Geerdet-Sein (Vorstellung: die Füße stehen fest auf dem Boden) und das Bild, daß Dein Körper aus verschiedenen Bauklötzchen besteht, die alle entsprechend aufeinander gestapelt sein sollen, damit man gerade, aber dennoch geschmeidig sitzt.

lg, Tanja
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
Feendrache
User
Beiträge: 277
Registriert: Di, 01. Mai 2007 14:56
Wohnort: Rheinbach
Kontaktdaten:

Beitrag von Feendrache »

für die wackenden Hände hab icih mit einer Reitschülerin mal den Lederriemen genutzt, den manche Sättel vorne haben (dieses Ding, was manche einschnallen, um sich notfalls dran festhalten zu können) ...
Na auf jeden Fall kann man Am Sattel irgendwo ein dünnes Seil oder so befestigen, dass man mit in die Hand nimmt (von unten dann) ... es sollte dünn sein, damit es die Hand nicht stört. Man nimmt das Seil auf der entsprechend richtigen Länge in die Hand und reitet damit, immer wenn die Hand nach oben kommt durch die Bewegung des Menschen, zieht es an der Hand.
Das hilft zwar nur in die eine Bewegungsrichtung (aufwärts), aber es macht einem schon mal deutlich, wann sich die Hand bewegt... das hilft vielleicht schon. Damals hat es zum bewußt machen gereicht.
Ich glaub wir haben damals ein Strohbänsel genommen oder so
In nur vier Zeilen was zu sagen
erscheint zwar leicht; doch es ist schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
die meisten Dichter brauchen mehr ... (Heinz Erhard)
Benutzeravatar
Seldom
User
Beiträge: 88
Registriert: Do, 31. Jan 2008 10:27
Wohnort: Villingen

Beitrag von Seldom »

@Mannimen
Auf dem Video war das deutlich zu sehen.
Genau das habe ich gemeint. Und das Pferd reagiert mit auf der VH Gelatsche, die HH ist nach hinten hinausgestellt und schlurft träge durch den Sand, keine Reaktion auf die sehr deutlich treibenden Hilfen. Es läuft wortwörtlich dem Gebiß Richtung Boden hinterher.

Ein nur wenige cm kürzerer Zügel würde beide, Pferd und Reiter in eine bessere Grundhaltung bringen. Das Pferd könnte sich dem neuen Zügelmaß anpassen und hat keine Veranlassung, mehr Gewicht darauf zu legen. Zuviel Gewicht auf den Zügel kommt ja doch wieder von einer ausgeschalteten HH.

Zeig mal Fotos oder ein Video von Dir. Mag das mal sehen mit den durchhängenden Zügeln. Bitte.

LG Seldom
Benutzeravatar
Celine
User
Beiträge: 1212
Registriert: Di, 26. Sep 2006 11:27
Wohnort: Burgwedel

Beitrag von Celine »

@Seldom
Findest du wirklich, dass das Pferd übermäßig vorhandlastig ist, die Hinterhand nach hinten rausgestellt und es schlurft träge durch den Sand?
Klar ist es nicht perfekt, aber so schlimm hätte ich es jetzt nicht erwartet. Für ein durchschnittliches Freizeitpferd?
Benutzeravatar
Alix_ludivine
User
Beiträge: 2140
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 07:06
Wohnort: Annaberg im schönen Erzgebirge
Kontaktdaten:

Beitrag von Alix_ludivine »

Seldom hat geschrieben:Ein nur wenige cm kürzerer Zügel würde beide, Pferd und Reiter in eine bessere Grundhaltung bringen.
Entschuldige bitte. Aber das ist Quark.. Ein Reiter sitzt und dann sitzt er. Egal ob am langen oder kurzen Zügel. Man verbessert die Reiterliche Grundhaltung nicht, indem man die Zügel kürzer fassen läßt..
Das Pferd könnte sich dem neuen Zügelmaß anpassen und hat keine Veranlassung, mehr Gewicht darauf zu legen.
Dat muss das Pferd aber erstmal lernen. Nur Zügel kürzer und dann "Treiben" bringt ein Pferd nicht vom Zügel weg..

Und ich finde nicht, dass das Pferd übermäßig auf der VH läuft..

LG Alix
Zuletzt geändert von Alix_ludivine am Do, 07. Feb 2008 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
Benutzeravatar
Celine
User
Beiträge: 1212
Registriert: Di, 26. Sep 2006 11:27
Wohnort: Burgwedel

Beitrag von Celine »

Zum "vielen Treiben": Ich treibe eigentlich gar nicht viel. Ich kann nur meine Beine noch nicht ruhiger halten. Ist finde ich ein Unterschied.
Benutzeravatar
Colloid
User
Beiträge: 847
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 09:53
Wohnort: Karlsruhe

Beitrag von Colloid »

Seldom hat geschrieben: Und das Pferd reagiert mit auf der VH Gelatsche, die HH ist nach hinten hinausgestellt und schlurft träge durch den Sand, keine Reaktion auf die sehr deutlich treibenden Hilfen. Es läuft wortwörtlich dem Gebiß Richtung Boden hinterher.

Ein nur wenige cm kürzerer Zügel würde beide, Pferd und Reiter in eine bessere Grundhaltung bringen.
Und genau das bezweifle ich sehr!
Mit mehr Hand würde sie lediglich erreichen, daß die HH noch weiter hinten raussteht, weil sie sie nämlich blockieren würde.
Das Hauptproblem hier ist die mangelnde Reaktion auf die treibenden Hilfen, bevor dieses Problem nicht geregelt ist, hat ein mehr an Hand hier überhaupt keinen Sinn!
*meine Meinung*
LG
Colloid
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
Benutzeravatar
Seldom
User
Beiträge: 88
Registriert: Do, 31. Jan 2008 10:27
Wohnort: Villingen

Beitrag von Seldom »

@celine

Hmmmm. Er läuft halt auch wie ein durchschnittliches Freizeitpferd, das geht aber viel besser! Von Euch beiden! Ich habe es aber auch wirklich sehr streng formuliert, nimm es Dir also bitte nicht so sehr zu Herzen. Probier doch mal ein kürzeres Zügelmaß aus. 5 cm kürzer als normal und berichte was nach 2x reiten anderst war. Aber auch die ganz Zeit drann denken, das es nicht wieder länger wird.

@Alix

Das Pferd läßt dich sitzen, oder auch nicht! Ist dein Pferd losgelassen und locker im Rücken zieht es dich regelrecht in die Bewegung mit in den Sattel hinein. Du sitzt wie mit doppelseitigem Klebeband festgepappt. Ist es fest, schmeißt es dich fast aus dem Sitz.

Und mußt Du so dolle treiben, wie celine, verlierst du deinen ganzen Sitz, die komplette Balance, jegliche Einwirkung und fällst nach vorne dem Ross hinterher.

Etwas kürzere Zügel, werden des Pferd zur mehr Mitarbeit der HH anregen, da alleine schon der leichte Hebel des dann etwas mehr aufgerichteten Halses die Last leicht nach hinten verschiebt. Durch den ihr etwas (Betonung liegt hier auf etwas, wie im richtigen Maß!) entgegen kommenden Hals, bekommt auch celines Oberkörper die Möglichkeit automatisch gestreckter, aufgerichteter zu sein, sie kommt besser im Schwerpunkt des Pferdes zu sitzen, die Hände werden ruhiger und sie kann von hier besser einwirken.

Dann kann sich das Pferd weiterentwickeln und kann trainiert werden, anstatt nur bewegt.
Und ich finde nicht, dass das Pferd übermäßig auf der VH läuft..
Das ist der Aspekt, den ich weiter vorne in einer meiner Antworten schon kurz angesprochen hatte. Wann ein Pferd auf der VH läuft.
Benutzeravatar
Celine
User
Beiträge: 1212
Registriert: Di, 26. Sep 2006 11:27
Wohnort: Burgwedel

Beitrag von Celine »

Also was ist das Hauptproblem: Mein Sitz oder die mangelnde Reaktion auf die treibenden Hilfen?
Ich kann eigentlich nicht sagen, dass er nicht auf treibende Hilfen reagiert. Ich denke, was ihr für Treiben haltet ist eher Wackeln mit den Beinen, und daran hat er sich gewöhnt und reagiert nicht drauf.

Ich hab es bislang so gehandhabt, dass ich statt mehr zu treiben versucht habe, im Training mehr Kraft aufzubauen und durch Gymnastizierung die Hinterhand flott zu machen. Was mir auch gelungen ist, wenn man nicht nur den "ist"-Zustand sieht sondern den Werdegang kennt. Das Pferd muss ja auch erstmal in der Lage sein, die treibenden Hilfen umzusetzen.
Ich denke, wenn überhaupt müsste ich das Treiben besser dosieren.
Antworten