V/A in der klassischen Ausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Motte
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Beitrag von Motte »

Hallo zusammen -

erstmal: ich finde das eine sehr interessante Diskussion hier.

Allerdings drängt sich mir eine eher "generelle" Frage auf:

Hier wird unterschwellig (oder direkt) unterstellt, dass ein dauerndes v/a in irgendeiner Reitweise propagiert wird. Insbesondere wohl auch in der "vorherrschenden" Reitweise.

Ganz ehrlich: das ist mir neu!

Man sieht natürlich öfter Reiter, die über ein einigermassen gerittenes v/a nicht hinwegkommen und in dieser "Haltung" verharren - wobei diese meist noch nicht mal wirklich korrekt ist.
Das widerrum ist doch aber einfach nur fehlendes Reiterkönnen!

Ich kenne das "gen v/a-Reiten" zum Lockern in der Aufwärmphase (in welcher Form genau ist natürlich auch abhängig von den jeweiligen "Problemzonen" des Pferdes) und zum Abstrecken (Zügel aus der Hand kauen lassen) am Schluss einer Reiteinheit.
Dazwischen wird es höchstens nochmal als konkrete "Korrekturmassnahme" bzw. Überprüfung innerhalb einer Arbeitseinheit geritten.
Sobald ich doch nach dem Abreiten anfange, das Pferd zu "arbeiten", komme ich doch automatisch in die "Arbeitshaltung". ??!!
Wenn mein Arbeiten natürlich lediglich so aussieht, dass ich nur ganze Bahn rechtsrum, linksrum, oder höchstens noch mal nen Zirkel mit einbaue, kann es natürlich gut sein, dass ich in dieser ständigen v/a-Haltung steckenbleibe.

Gruß
Motte
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Jen hat geschrieben: Solange der Widerrist aufgewölbt und angehoben ist, ist es egal auf welcher Höhe der Kopf ist?
*unterschreib*
+ Sobald das Pferd "über den Rücken" geht, ist egal auf welcher Höhe der Kopf ist. (die Kopfhöhe hängt dann vom Grad der Versammlung ab.) Auch dazu ist ein aktives Arbeiten des Trizeps notwendig...
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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Jen
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Beitrag von Jen »

glovedrider hat geschrieben:
erst einmal ist es sehr schwer festzustellen, ob der Widerrist angehoben worden ist.
Das finde ich jetzt nicht, denn erstens spürt man das recht gut und zweitens man kann es auch an der Halsmuskulatur sehen. Der Widerrist wird nur angehoben, wenn der Halsansatz angehoben ist und das zeigt sich, wenn die obere Halsmuskulatur an der gesamten Halsoberseite breit bleibt. Beispiel Oft sieht man ja, dass der Halsmuskel breit hinter dem Genick ist und dann schmaler wird und wie zu einer Spitze verläuft, je näher an der Schulter. Dann ist der Ansatz der Halswirbelsäule unten. Beispiel
Auch bei einer Überzäumung Pferdes könnte es zu einem Anheben des w. kommen. Überzäumung beeingrächtigt aber Atmung , Sehfähigkeit und Gehlust
Bei einer überzäumung wird in der Regel die S-Form der Halswirbelsäule stärker gestaucht und der Widerrist nach unten gedrückt. Der Rücken wird zwar nach oben blockiert, aber das Pferd geht trotzdem im Widerristbereich dann nach unten. Mit all deinen negativ erwähnten Aspekten natürlich...
Bei einem über dem Zügel gehendem Pferd wäre das auch möglich, sofern es nach den zuvor angegebenen Steinbrechtschen Grudnsätzen mit der HH trägt..
Würde ein über dem Zügel gehendes Pferd nicht in der Halsoberlinie kontrahieren? Wenn es diese Dehnen würde, würde es an den Zügel treten. Also wieder kann der Widerrist gar nicht nach oben, auch wenn die HH gut mitarbeitet.
Bei allen Überlegungen hinsichtlich Beizäumung-Aufrichtung darf die
Gehlust nicht verloren gehen. Wir wollen ja nicht nur auf einem 13m Kreis reiten.

Da kommen wir zu einem Punkt , wo überlegt werden muß ob und wieviel Beizäumung tatsächlich nötig ist. :lol: :lol: :lol:
ja, da stimme ich dir zu. Ich glaube auch, dass der Punkt der Beizäumung oft zu stark betont wird. Das wäre ok, wenn alles andere auch das gleiche Mass an Beachtung finden würde. Aber manchmal dünkt es mich auch fast zuviel des Guten. Aber es ist halt für viele der "sichtbarste" Teil des Pferdes... und wo fangen wir beim Fohlen an? Am Kopf. Wir halftern es auf, führen es etc.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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amara
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Beitrag von amara »

Gloverider: hä? Aber wir haben doch schon festgestellt, dass das nicht nur ein JCR macht, sondern zig andere Leute auch... Ich verstehe immer noch nicht, warum du dich an JCR so festbeisst.


Motte: Z.b. wird in der FN Reitlehre SEHR WOHL das v/a und die Dehnungshaltung zum Erbrechen für junge Pferde empfohlen. Podhajsky schreibt dagegen, dass es zwar viele junge Pferde sind, die das brauchen, dies aber an anatomische Gegebenheiten gebunden ist (Unterhals, schwacher Rücken, etc.pp-). Von vielen FN Reitlehrern und z.b. bei mir auch von einer BBlerin wird dieses v/a geradezu blind gelehrt. Mein Pferd braucht alles mögliche, aber lange, ultratiefe v/a-STrecken ganz sicher nicht! Hat aber kein Mensch berücksichtigt, weeeeeil --- das ist ein junges Pferd, das muss jetzt erstmal 1 Jahr v/a geritten werden. Oder am besten länger.
Zusätzlich, aber das hat nichts mit v/a zu tun, hat die Veränderung den Motor extrem angeschmissen und mich von diesem Beizäumungstick befreit... egal.... :wink:
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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

Amara: es schreiben aber nicht alle Leute schlaue Bücher.
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Beitrag von Motte »

amara hat geschrieben: Motte: Z.b. wird in der FN Reitlehre SEHR WOHL das v/a und die Dehnungshaltung zum Erbrechen für junge Pferde empfohlen.
Echt? Wo genau?

amara hat geschrieben: Von vielen FN Reitlehrern und z.b. bei mir auch von einer BBlerin wird dieses v/a geradezu blind gelehrt. Mein Pferd braucht alles mögliche, aber lange, ultratiefe v/a-STrecken ganz sicher nicht! Hat aber kein Mensch berücksichtigt, weeeeeil --- das ist ein junges Pferd, das muss jetzt erstmal 1 Jahr v/a geritten werden. Oder am besten länger.
Mindestens 1 Jahr lang v/a reiten propagiert die FN?? Oder dein FN-Reitlehrer??
Ja was reitest du denn ein Jahr lang? Nur Zirkel und Geradeaus?
Was machst du denn innerhalb dieses Jahres im Gelände? Gerade junge PFerde sollten viel im Gelände gehen und auch lange Strecken galoppieren - aber gewiss nicht im v/a - das könnte ziemlich kontraproduktiv werden.....

Vor nicht allzulanger Zeit wurde bei Jungpferdeprüfungen eigentlich ständig bemeckert, dass da junge Pferde vorgestellt werden "wie die Großen". Da wurden Pferde, die in einer "normalen", dem Alter und dem Ausbildungsstand entsprechenden Remontehaltung liefen, eher weniger hoch bewertet. Das widerspricht ja nun ganz deutlich deiner Aussage, dass die FN jahrelanges v/a Reiten propagiert!

Gruß
Motte
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Celine
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Beitrag von Celine »

Mir geht es wie Motte: Ich kenne das "ewige v/a" eigentlich auch nicht aus FN-Richtung. Die FN-Reiter oder Turnierreiter, die ich kenne, reiten kein v/a, aber sie stellen oft ihre Pferde sehr tief ein - das ist doch nicht annähernd dasselbe?
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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

amara hat geschrieben:

Motte: Z.b. wird in der FN Reitlehre SEHR WOHL das v/a und die Dehnungshaltung zum Erbrechen für junge Pferde empfohlen. segal.... :wink:
ichbesitze nur die FN Rl , aber die haben noch mehr Bücher herausgegeben.
Sag mir doch bitte die Fundstelle .
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amara
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Beitrag von amara »

Da habt ihr recht, in den Richtlinien hab ich konkret jetzt auch nicht nachgesehen, ich schrieb ja in der FN Reitlehre. Ich ging mehr nach den FN Reitlehrern hier, die ja die FN Reitlehre vertreten (und ich meine nicht Hinz und Kunz, sondern welche "mit Stempel", Trainer A, B, C, Pferdewirtschaftsmeister, etc. ). Wobei die Auffassung, WAS v/a ist, maßgeblich von dem abweicht, was ich so als v/a sehe (sehr tief, Kopf eher hinter der Senkrechten, etc., aber das sieht man ja schon in Klimkes Buch!).

@Motte: ich finde das gar nicht konträr. Ich sehe da 2 Richtungen, meinetwegen die eher Turnier-orientierte Fraktion, die zu früh in Aufrichtung beigezäumt reitet, die andere, die eben ultratief einstellt, oder v/a bis ans lebensende propagiert, "um den Rücken zu bekommen".
Beiden GEMEINSAM ist, dass es keine Gebrauchshaltung mit offenem Genick mehr gibt!
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glovedrider
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Beitrag von glovedrider »

amara hat geschrieben: Beiden GEMEINSAM ist, dass es keine Gebrauchshaltung mit offenem Genick mehr gibt!
da wirst Du recht haben.
zzebra

^

Beitrag von zzebra »

(ich hol den Thread jetzt einfach mal wieder hoch ....:oops: )

Ich habe es immer so empfunden, dass ein v/a im Sinne von Hals fallen lassen und Kopf in den Sand stecken einfach zur Entspannung beiträgt und auch eine Belohnung am Ende der Reiteinheit ist (meine Stute streckt sich von allein so, wenn ich die Zügel einfach lang lasse). Es ist ein Zeichen dafür, dass das Pferd locker und entspannt ist.
Wie man das Ganze immer und dauernd praktizieren kann, ist mir regelrecht schleierhaft. Wenn ich v/a wie oben beschrieben mit der Dehnungshaltung (wie ich sie reite, ich reite eh (leider) eher frei Schnauze :lol:) merke ich zwei große Unterschiede: keine Anspannung und Anspannung.

Ich finde es interessant, dass viele hier anscheinend schon zu viel v/a sehen, das ist bei mir nämlich gar nicht der Fall?! Ich kann die Leute, die ihr Pferd v/a reiten (egal ob manchmal oder immer) an einer Hand abzählen, und ich kenne nicht wenige Reiter...

Auf der Equitana hat ein Ausbilder (dessen Namen ich natürlich vergessen habe ... :roll:) etwas in der Art gesagt: "Alle sagen immer: Reit v/a, immer schön v/a, usw. Aber im Endeffekt sind die Pferd so gelöst, dass sie vor lauter Lockerung nur auseinanderfallen und sich nicht selbst tragen können."
So ungefähr müsste es gewesen sein. Nach euerer Diskussion ist mir klar, was er meinte :lol:


Motte hat geschrieben: Wenn mein Arbeiten natürlich lediglich so aussieht, dass ich nur ganze Bahn rechtsrum, linksrum, oder höchstens noch mal nen Zirkel mit einbaue, kann es natürlich gut sein, dass ich in dieser ständigen v/a-Haltung steckenbleibe.
Mal von jungen Pferden abgesehen, gibts ja auch viele, die ihr schon älteres (Problem)Pferd so reiten und da reitet man eben nix anderes als Lösungphase :D


Noch eine Frage hab ich zur "Gebrauchshaltung": Was genau meint ihr?
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smilla
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Re: ^

Beitrag von smilla »

zzebra hat geschrieben:
Noch eine Frage hab ich zur "Gebrauchshaltung": Was genau meint ihr?
Hier wird es "am Zügel" genannt: http://www.pferdewissen.ch/biomechanik2.html . Die Oberlinie des Pferdes ist immer noch gedehnt, die Hinterhand aktiv, allerdings ist das Pferd etwas mehr aufgerichtet als in der Dehnungshaltung. Das Pferd soll ja nicht für immer in der Dehnungshaltung verharren, die Gebrauchshaltung (oder auch Arbeitshaltung) ist sozusagen der nächste Schritt.
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich würde aber schon einen deutlichen Unterschied zwischen dem "Abstreckenlassen am Ende" einer Reiteinheit und einer korrekten Dehnungshaltung machen - da liegen für mich Welten zwischen.

Eine wirklich gute Dehnungshaltung mit einer stabilen Anlehnung, bei der das Pferd nicht auf der Vorhand läuft, zu reiten, ist irre schwierig - ich sehe zumindest leider äußerst selten eine solche Dehnungshaltung. Meistens kommt das Pferd sofort auf die Vorhand und der Rücken schwingt nicht.

Wenn die Dehnungshaltung wirklich gut ist, spricht für mich sehr viel dafür, sie häufig abzufragen, also immer nur kurze Reprisen Aufrichtung zu fordern und dann wieder in die Dehnung zu gehen.

Tania
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Wobei man ganz klar sagen muss, bei jedem Pferd sieht eine korrekte Dehnungshaltung anders aus. Dies ergibt sich aus dem Exterieur, wie ist der Hals angesetzt, wie tief muss das Pferd den Hals tragen, damit der Zug über das Lange Nackenband? die Dornfortsätze nach vorne zieht?

Am wichtigsten ist für mich bei der Dehnungshaltung der Spannungsbogen, nur Hals tief und eben Wackelpudding im Rücken :wink: ist kein v/a.

Totale Entspannung ist nicht das Ziel von v/a, sondern eben das Aufmachen des Rückens, ein Unterschwingen des Hinterbeins, ein Sich-Selbst-Tragen und ein Zur-Hand-hin-suchen. Aber das ist eben das Ziel, wie man dieses Ziel erreicht, ist von Pferd zu Pferd verschieden, deshalb würde ich bei Unklarheiten immer den RL meines Vertrauens konsultieren. :wink:
Julia
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Beitrag von Julia »

Bernie hat geschrieben: Totale Entspannung ist nicht das Ziel von v/a, sondern eben das Aufmachen des Rückens, ein Unterschwingen des Hinterbeins, ein Sich-Selbst-Tragen und ein Zur-Hand-hin-suchen.
*unterschreib*

Es ist aber meiner Erfahrung nach durchaus möglich dass ein Pferd, bei dem das v/a entsprechend gefestigt ist, dies auch beim ZadHkl durchaus halten kann.
So ist es eine schöne Übung beim v/a immer wieder die Zügel aus der Hand kauen zu lassen bei weiterhin kraftvollem Untertreten und gewölbtem Rücken, und die Zügel wieder aufzunehmen - das erfordert allerding ausreichend Feingefühl um die Repriesen den Möglichkeiten des Pferdes anzupassen. Dies öfter hintereinander geritten kann das Hinterbein und den Rücken auch noch mehr runden.
Liebe Grüße, Julia
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