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Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 08:37
von gimlinchen
genau, jarit
lustigerweise hat genau das mein parelli-trainer mit vermittelt. und das ist gar nicht so einfach...
hatte grad heute früh wieder eine auseinandersetzung mit einem spätkastrierten quarter, die ich mit einem energischen klaps auf sein näschen beendet hab. nicht schön - aber mir fiel nichts besseres ein, um zu klären, dass wir nicht schnappen, sondern in geordneter formation auf die wiese wandern. parellis hätten da sicher bessere ideen... die weniger raubtierhaft sind.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 08:44
von alimat01
@Catja&Olliver: Das mag vielleicht nicht mehr nach Parelli aussehen - damit haben wir aber angefangen und an manch anderen Tagen sieht man das schon auch
@ Finchen: Die Frage ist berechtigt. Aber kurz vorab: Ich glaube, man sieht durchaus auch, das er die Moment des Lobens dazwischen auch nutzt - auch ohne Leckerli. Das ist sicher relevant, keine Frage, aber nicht alles.
Du hast natürlich Recht. Ich habe aber nie behauptet, dass das alles auf "freiwilliger" Basis entstanden ist und ich immer so arbeite.
Er hat ja alles ganz unspektakulär am Halfter gelernt.....Und dahin muss ich dann halt zurück, wenn es nicht geht. Da fange ich aber auch oft an, oder bleibe gleich dabei. Er läuft ja nicht immer frei.
Und an manchen Tagen hat der Herr Pferd schon komische Ideen

Oder ich bin über Nacht zum Kommunikationsdeppen mutiert. Kommt auch vor.
Weil da stimme ich Dir völlig zu: Manchmal muss man einfach klarstellen, dass man wirklich meint, was man sagt. Und das beziehe ich nicht auf besondere Lektionen, sondern v.a. auf den normalen Umgang. Da geht es schließlich auch um meine Sicherheit.
Überspitzt:Ich kann ihn ja schlecht fragen, ob er bitte freiwillig von meinem Fuß gehen würde oder auch, ob er bitte gerne die Stute in Ruhe lassen wollte.....

D.h. hat für mich aber nichts mit einfacher Rangordnung zu tun - die ist ja bekanntlich nicht einfach da und auch insgesamt komplex.( siehe Diskussion) Es ist ein sich immer wieder darauf verständigen, wie wir miteinander umgehen. Und wo die Grenze ist. Da sehe ich das Pferd beileibe nicht vermenschlicht - aber sozial doch intelligenter als manchmal schon gedacht. Er weiß genau, wann ich was so mein und wann ich unschlüssig bin
Grüße,
Nina
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 14:01
von skywalker
Catja&Olliver hat geschrieben:Schönes Video, mein Kompliment! ...sieht aber nicht sehr nach Parelli aus...

Doch, das sieht sehr nach Parelli aus. Auch wenn ich es nicht vorher gewusst hätte, hätt ich nach ca. 15 Sekunden erraten, dass da jemand nach parelli arbeitet - oder etwas sehr ähnlichem (gibt ja viele Ableger).
Mein Kompliment zum Video
Und ich kenne einige, da sieht das so aus oder ähnlich, je nach Fortschritt halt.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 14:26
von Catja&Olliver
skywalker hat geschrieben:Doch, das sieht sehr nach Parelli aus. Auch wenn ich es nicht vorher gewusst hätte, hätt ich nach ca. 15 Sekunden erraten,
Natürlich ist die Körpersprache immer die selbe, ob nun bei Parelli oder sonstwo. Aber in dem Video zeigt sie viele Übungen wo das Pferd in die Bewegung gelockt wird. Typisch-Parelli ist schieben und ziehen, locken gibt es da nicht. Das macht für mich den Unterschied.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 15:03
von skywalker
Es sind viele ganz ganz typische Parelli-Übungen dabei.
Klar wird gelockt, auch bei Parelli, wie soll ich denn sonst schieben und ziehen ohne Seil auf so großer Fläche?

Es kann schon sein, dass bei Parelli Schieben und Ziehen starke Elemente sind, aber ich würde doch sagen das gehört an den Anfang und wird bei fortschreitender Verbesserung der Kommunikation dann ersetzt durch so feine Signale, dass man von Schieben und Ziehen nichts mehr sieht...
Mein letzter Instruktor sagte ein wahres Wort (auch wenn das sicher nicht mein Lieblingsinstruktor wird, weil zu viel Druck, aber das war trotzdem irgendwie wahr):
Parelli ist wie eine Wurst. Wenn sie fertig und gut ist, mögen sie alle, aber keiner will zuschauen, wie sie gemacht wird.
Ach, ich wollte doch schon vor 2 Seiten nicht mehr mitdiskutieren

Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 15:16
von Kiwi
Ich glaube kaum, dass es überhaupt eine Methode gibt, die von Anfang an "harmonisch" und stressfrei ist. Ich lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren!!
Klar ist es immer das Ziel, mit so wenig und so feinen Hilfen wie möglich auszukommen. Aber den Weg dahin will irgendwie keiner gehen...
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 15:43
von Catja&Olliver
Unter schieben (und ziehen) verstehe ich jede Bewegung die durch das Parelli-typische Druck steigern (und wegnehmen) aufgebaut ist, egal ob man am Ende den Druck nicht mehr sieht. Locken ist anders.
Z.B. kann ich mein Pferd rücktreten lassen indem ich mich vor das Pferd stelle und es schiebe, egal ob ich es dabei anfasse oder nicht, ob ich mit dem Stock rumfuchtel, oder nur mit dem Zeigefinger ein Zeichen gebe. Oder aber ich kann mich hinter das Pferd stellen und es zurück locken, das ist dann von Anfang an ohne Druck beigebracht.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 18:53
von Finchen
gimlinchen hat geschrieben:
@finchen und andere: naja, was genau wollt ihr nun? dass das pferd tut, was ihr wollt und das immer und gerne? (das ist ein bisschen so wie in unternehmen, wenn man mitarbeiter zu etwas zwingt und dann pikiert und sauer ist, wenn sie das nicht gerne tun... das ist paradox).
oder soll das pferd mit freude und von mir aus leckerchen spielen?
...
ich kann in kontexten mit meinem pferd spielen und in kontexten mit ihm arbeiten und etwas fordern, was er nicht an oberster stelle auf seiner prio-liste ist - er kann das fein unterscheiden.
Was mache ich namentlich in der Frage? Ich habe nur erwähnt, dass ich eben nicht immerzu und mit jedem Pferd jede Situation ausschließlich über positive Verstärkung bewerkstelligen kann - also genau das was du im letzten Absatz schreibst ist mein Tenor. Gerne auf Freiwilligkeit und spielerisch, aber manches passiert auch ohne dass das Pferd es grade selber als das gewünschte anstrebt.

Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 19:00
von Finchen
alimat01 hat geschrieben:@ Finchen: Die Frage ist berechtigt. Aber kurz vorab: Ich glaube, man sieht durchaus auch, das er die Moment des Lobens dazwischen auch nutzt - auch ohne Leckerli. Das ist sicher relevant, keine Frage, aber nicht alles.
Du hast natürlich Recht. Ich habe aber nie behauptet, dass das alles auf "freiwilliger" Basis entstanden ist und ich immer so arbeite.
Er hat ja alles ganz unspektakulär am Halfter gelernt.....Und dahin muss ich dann halt zurück, wenn es nicht geht. Da fange ich aber auch oft an, oder bleibe gleich dabei. Er läuft ja nicht immer frei.
Und an manchen Tagen hat der Herr Pferd schon komische Ideen

Oder ich bin über Nacht zum Kommunikationsdeppen mutiert. Kommt auch vor.
Weil da stimme ich Dir völlig zu: Manchmal muss man einfach klarstellen, dass man wirklich meint, was man sagt. Und das beziehe ich nicht auf besondere Lektionen, sondern v.a. auf den normalen Umgang. Da geht es schließlich auch um meine Sicherheit.
Überspitzt:Ich kann ihn ja schlecht fragen, ob er bitte freiwillig von meinem Fuß gehen würde oder auch, ob er bitte gerne die Stute in Ruhe lassen wollte.....

D.h. hat für mich aber nichts mit einfacher Rangordnung zu tun - die ist ja bekanntlich nicht einfach da und auch insgesamt komplex.( siehe Diskussion) Es ist ein sich immer wieder darauf verständigen, wie wir miteinander umgehen. Und wo die Grenze ist. Da sehe ich das Pferd beileibe nicht vermenschlicht - aber sozial doch intelligenter als manchmal schon gedacht. Er weiß genau, wann ich was so mein und wann ich unschlüssig bin
Grüße,
Nina

da sind wir uns also absolut einig - schön beschrieben, wo es Spiel ist spielen wir nett u auf Freiwilligkeit... und da wo es aus unserer Sicht wichtig ist gibt es Grenzen, die einzuhalten sind, auch wenn sie nicht dem pferdigen Wunsch entsprechen! Exakt so. Aus meiner Sicht sollte immer beides eine Rolle spielen - und im Ernstfall ich entscheiden dürfen! Auch weil das Pferd die Erfahrung gemacht hat, dass meine Entscheidung nicht gar so gruselig sind und drum meist ganz zufrieden mit meinen Entscheidungen leben kann.
Wenn ich wie gimlinchen entscheide, dass ich nicht geschnappt werden will, dann sehe ich es wie gimlinchen eben, dann wird es deutlich gemacht, nach Pferdewunsch möchte ich in so einer Situation nicht fragen müssen.
Zum Parelli-Gesicht:
mein Pony läßt sich immerzu brav rufen und kommt zu mir, aber wenn ich sie aus der grünen Wiese wegrufe ist ihr Gesicht ohne je nach Parelli gezielt gearbeitet zu haben eindeutig ein übles Parelli-Gesicht, und def. kommt sie in dem Moment nicht weil ich sie dann lobe, sondern weil sie weiß, dass ich sie sonst deutlicher auffordere zu kommen.

Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 19:20
von gimlinchen
dich hatte ich namentlich erwähnt, weil ich mich dunkel erinnere, dass du das thema freiwilligkeit und parelli gesicht irgendwo diskutiert hattest, paar seiten vorher
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 19:23
von Finchen
gimlinchen hat geschrieben:dich hatte ich namentlich erwähnt, weil ich mich dunkel erinnere, dass du das thema freiwilligkeit und parelli gesicht irgendwo diskutiert hattest, paar seiten vorher
Klar, aber eben weil ich es für ausgeschlossen halte ALLES und immer nur auf Freiwilligkeit zu erarbeiten, trotzdem auffällig finde, dass bei DEN Parelli-Leuts die ich erlebt habe sehr viel Unmut bei den Pferden zu sehen war. So wie ich das "System" kennengelernt habe wurde mir zuviel nach Schema F und eben mit Druck gearbeitet. Das braucht es meiner Meinung nach so pauschal nicht, was aber keinesfalls bedeutet, dass alles immer nur tuffig und Wunschkonzert fürs Pferd ist.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 19:32
von gimlinchen
genau.
Verfasst: Mi, 15. Jun 2011 22:06
von Max1404
Ich wollte nur mal kurz loswerden, dass mir das Video von Alimat sehr gut gefallen hat.
Allerdings hat es nichts damit zu tun, was ich unter dem Etikett Parelli beobachten und kennenlernen "durfte": dort wurde nämlich mit dem Seil oder der Peitsche minutenlang um das Pferd wie wild herumgehauen. Wenn das Pferd danach nicht gleich auf Anhieb rückwärts ging (nachdem es 10 Minuten lang erstmal zum absoluten Stillstand trotz völlig irrem Peitschenschlagen auf den Boden verdonnert wurde), wurde der schwere Haken am Halfter mehrfach mit Karacho gegen die Kiefernäste gehauen etc., etc. Es wurde mechanisch und schematisch vorgegangen, ohne Sinn und Verstand, und die Psyche des Pferdes wurde schlichtweg ignoriert. Das war Psychoterror von der allerübelsten Sorte.
Wenn die Sache so ablaufen kann wie auf den Video, dann würde ich das einfach gute, harmonische Bodenarbeit nennen, egal, ob nach Parelli oder nach "Schießmichtot".
Zum Thema Pferde und Rangordung: ich stimme Gawan in jedem Punkt zu.
Wir sollten nicht so arrogant sein und glauben, Tiere hätten weniger komplexe Sozialstrukturen oder eine minderwertige soziale Kompetenz. Ich kann in der großen Herde (ca. 25 Pferde im Aktivstall) ständig beobachten, wie komplex und verschachtelt die Rangordnung ist. Dass sie gelegentlich schwankt. Und wie der Weg zur Chefetage bei einem Wallach durchaus über die ranghohen Stuten laufen kann. Oder dass sich kleinere Gruppen innerhalb der größeren Gruppe bilden, die eine eigene Rangordnung haben. Dass der Chef durchaus mal seine rossigen Stuten einem rangniedrigeren Wallach überlässt, weil er einfach "kein Bock auf Liebe" hat. Und dass individuelle Sympathien, Respekt und auch gelegentliche Launen eine Rolle spielen. Und, und, und ...
Verfasst: Do, 16. Jun 2011 11:17
von skywalker
Catja&Olliver hat geschrieben:Unter schieben (und ziehen) verstehe ich jede Bewegung die durch das Parelli-typische Druck steigern (und wegnehmen) aufgebaut ist, egal ob man am Ende den Druck nicht mehr sieht. Locken ist anders.
Z.B. kann ich mein Pferd rücktreten lassen indem ich mich vor das Pferd stelle und es schiebe, egal ob ich es dabei anfasse oder nicht, ob ich mit dem Stock rumfuchtel, oder nur mit dem Zeigefinger ein Zeichen gebe. Oder aber ich kann mich hinter das Pferd stellen und es zurück locken, das ist dann von Anfang an ohne Druck beigebracht.
Du kannst auch hinter dem Pferd stehen und mit Druck (der bei mir nichts schlechtes ist) das Pferd zum Zurücktreten veranlassen. Ich nehme an das Rückwärtstreten im Video wurde so entwickelt - es ist eine typische Parelli-Übung, ich arbeite auch grad dran. Und weil ich mittlerweile sehr weit bin (sag ich jetzt mal so), funktioniet das wie von Geisterhand, weil er eben schon die feinen Signale interpretieren kann. Dass das vor einer Woche beim ersten Versuch fast ohne sichtbaren Druck geklappt hat (und worauf es natürlich Leckerlis geregnet hat

) ist aber nur der 4-jährigen Aufbauarbeit zu verdanken, die tw. harte und unschöne Arbeit war und mit tw. viel Druck einherging.
Ich finde es lustig, dass alle sagen, das Video hat mit Parelli nix zu tun. Statt vielleicht einzuräumen, dass man vielleicht ein einseitiges Bild davon hat, und dieses zu überdenken. Ich finde es ein typisches Beispiel für gute Parelli-Arbeit. Und ich kenne sehr viele Videos, die ähnlich sind. Da gibt es wirklich schöne Sachen. Immer nur die schlechten Beispiele zu nehmen und zu sagen: Das ist Parelli, aber wenns dann ein gutes Beispiel gibt zu sagen: Das ist nicht parelli, das ist halt eine vorgefasste Meinung, die man nicht zu überdenken bereit ist.
Vielleicht kann man einfach kurz zusammenfassen: So wie es gutes Reiten und schlechtes Reiten gibt, gibt es gutes und schlechtes Parelli?
Verfasst: Do, 16. Jun 2011 11:19
von gimlinchen
oh danke. das ist auch mein gedanke dazu.
GPSP, sozusagen