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Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 11:51
von Phanja
@Cubano
Also falls du auf die Rückentätigkeit hinaus willst .... nur weil das Pferd Schritt geht, hört der Rücken noch lange nicht auf, sich zu bewegen ...
Versammlung ist für mich vermehrte Lastaufnahme der Hinterhand, Hankenbeugung, Dehnung der Oberlinie und das Ganze beim loslgelassenen Pferd. Keiner dieser Punkte widerspricht dem Schritt. Wenn man genau hinsieht, sieht man übrigens auch im korrekten versammelten Schritt die von dir beschriebene Federkraft. Es ist vielleicht nicht so auffällig wie im Trab, aber trotzdem vorhanden

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:00
von Cubano
Ne, Phanja: Ich wollte auf die Federkraft hinaus. Und die Federkraft kriege ich nicht ohne Schwung. Nun bleibt aber nun mal der Schritt eine schwunglose Gangart und sollte deshalb – wie bereits gesagt – erst dann in Versammlung geritten werden, wenn das Pferd bereits Federkraft besitzt.
Ergo: Erarbeitung der Versammlung im Trab (das gilt auch für das SH als versammelnde Übung), wenn das Pferd Versammlung hat und überdies gerade gerichtet ist, kann man am versammelten Schritt arbeiten. Das ist nicht umsonst mit das Schwierigste, was es in der Pferdeausbildung gibt.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:02
von Gast
horsmän hat geschrieben: Ich seh das nicht so, das der "Schwung", auch der den die dt. Skala meint, bloss mit Schwingen (des Rückens) zu tun hat. Ein Rücken (und ein ganzes Pferd) welches in Losgelassenheit ist, schwingt. Ergo ist dieser Punkt mit dem Punkt Losgelassenheit "abgehakt".
Schön, wenn man Träume hat.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:03
von horsman
dann sag mir inwieweit ein festgehaltener Rücken schwingen würde, bzw. wieso ein losgelassener Rücken nicht schwingen würde.

Dass Losgelassenheit, wenn man sie sich mal erarbeitet hat, kein immer währender Dauerzustand ist, sondern je nach Erhöhung der Anforderung auch mal wieder verloren und damit wieder neu hergstellt werden muss, ist mir schon klar. Wenn aber der Rücken mal nicht schwingt, ist das eine Sache von verloren gegangener Losgelassenheit und nicht von verloren gegangenem Schwung. Das Schwung nicht mit festgehaltenem Rücken entstehen kann versteht sich dann von selbst. "Schwingen", also ein elastisch tätiger Rücken, gehört insofern dazu, ist aber nicht ausschließlich das was echten "Schwung" ausmacht.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:05
von sinsa
@ubano SH ist aber dann doch etwas mehr, als ein Baustein für Versammlung. Das bißchen Versammlung im Schritt-SH auf der Geraden ist irgendwie jetzt nicht so der Knaller. Da kommt doch etwas mehr zusammen, wie z.B. dass die inneren Oberschenkelmuckis profitieren, der weitere Weg, den das äußere Hinterbein zurücklegt, die Dehnung der äußeren Seite, Schulterkontrolle und die notwendige Ballance, um eben trotz reingeführter Schulter/Biegung und Stellung flüsssig geradeaus zu laufen.
Nun kann man natürlich auch unzählige Kringel reiten und durch Wiederholung üben. Man kann aber auch einfach zwischendurch mal ein paar Meter Schritt-SH reiten und so an das erinnern, was gefordert ist, ohne sich zu Tode zu kringeln um die Qualität von Volten und Zirkeln zu verbessern. Ist halt aber auch immer die Frage, was man sich darunter vorstellt. Ich reite keine zig Tausend Meter im SH und auch nicht über längere Zeit. Ich reite immer dann mal kurz SH, wenn ich es brauche und wenn ich es gerade nicht brauche, dann reite ich auch mal ewig (also tage oder wochenlang) kein SH.
Wirklich in Richtung Versamlung kommt man beim Schritt-SH eh erst, wenn es auf die Kreislinie geht und auch da gilt: Wer ins stocken gerät, geht zurück auf los! Aber auch hier gilt, die zu bringende Leistung ist im Verhältnis zum Trab eine ganz andere - eben weil hier die Beine auf dem Boden bleiben ;-) Hier ist Tragen gefordert und nicht vom Boden abstossen.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:13
von Cubano
Horsmän: Erinnerst Du Dich an die Videos von Marius Schneider mit Orfeo, die wir mal im Augenschmaus-Thread diskutiert haben? Da kann man m.E. gut sehen, dass Losgelassenheit nicht zwingend Schwung bedeutet. Der Schimmel dort ist wirklich top losgelassen,aber eben nicht schwungvoll…

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:19
von horsman
Hab ja nie behauptet, dass ein losgelassenes Pferd auch immer ein schwungvolles Pferd ist. Natürlich ist das ein Unterschied. SOnst gäbs ja dafür nicht auch zwei Begriffe in der Skala. Aber der Rücken schwingt bei einem losgelassenen Pferd. Sonst wärs ja nicht losgelassenen.

=> Schwung muss (hat) eine andere Bedeutung (haben), also blosses "Schwingen"

Nichts anders will ich damit sagen.


Wikipedia erklärt so und und zitiert dabei die RL :

Schwung ist "die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand auf die Gesamt-Vorwärtsbewegung des Pferdes"(FN-RL), deswegen fördert jede Lektion, die die Hinterhand zum vermehrten Untertreten anregt, den Schwung. Auf der Schwungentwicklung basieren die folgenden Punkte der Skala der Ausbildung, aber nicht im Sinne eines linearen Fortschritts, denn für die Entwicklung des Schwungs ist es nötig, dass das Pferd bereits über Geraderichtung und ein gewisses Maß an Versammlung verfügt.

Impuls ist also auch ein in den FN-RL genannter wichtiger Begriff im Zusammehang der Def. von Schwung. Ebenso Energie. Impulsion, auch ein Begriff in der franz. und engl.-sprachigen Literatur zur Reitlehre kommt der Sache also doch bedeutend näher, als "schwingen".

Hier zB der mal englische Wiki-Eintrag zum Begirff Impulsion. Sehr aufschlussreich finde ich.
http://en.wikipedia.org/wiki/Impulsion

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:27
von Phanja
@sinsa
Das unterschreibe ich voll und ganz!

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:31
von Max1404
horsmän hat geschrieben:"(und guck noch mal in deinen Beitrag, da stimmt was nicht mit der Ausrichtung des inneren Vorderbeins.)
Horsmän, jetzt verstehe ich etwas nicht, ich glaube, das ist ein einfaches Missverständnis: ich habe nicht vom Seitengang gesprochen, sondern vom geradeausreiten. Da sollte doch eigentlich das innere Vorderbein auf gleicher Spur laufen wie das innere Hinterbein. Ein häufiger Fehler (besonders im Galopp) ist doch, dass genau diese Geraderichtung nicht passiert, sondern das Pferd "traversartig" läuft.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:35
von horsman
@max
ah, ok, dachte du sagst das zum SH.

Wobei ja auch zu sagen ist, dass die Arbeit im SH das Geraderichten fördert. Je leichter und präziser es mir und dem Pferd fällt, die Schultern zur Seite zu bewegen kann, umso leichter und präziser kann ich die Schultern auch gerade auf die Hinterhand einstellen.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:41
von Max1404
sinsa hat geschrieben:Kann es sein, dass die Diskussion daran krankt, dass einige das Arbeiten im Schritt nicht praktizieren bzw. auf ein absolutes Minimum beschränken?
Nicht ganz, glaube ich.
Für mich sind Seitengänge im Schritt ein Baustein von vielen gesamten Gebäude. Sie sind für mich aber nicht das Fundament.

@horsmän: :wink:

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:42
von Cubano
sinsa hat geschrieben: Nun kann man natürlich auch unzählige Kringel reiten und durch Wiederholung üben.
Genau Sinsa - ich bin so ein ewig langweiliger Kringelreiter :P
Aber offenbar ist es tatsächlich so, dass unsere Meinungen über SH schon deshalb auseinander gehen, weil ich diese tatsächlich primär als versammelnde Übung sehe.

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:43
von sinsa
Max1404 hat geschrieben:....Sie sind für mich aber nicht das Fundament.
Häh??? Wie? Was? Seit wann sind Seitengänge für irgendwen ein Fundament?

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 12:47
von sinsa
@Cubano die Basiskringel reiten wir alle und das auch ein Leben lang Ich mach mir nur nicht so einen Kopf, wenn ich mir etwas schonmal erarbeitet habe, das dann auch zu nutzen, wenn es für das jeweilige Pferd passt. :lol:

Verfasst: Mo, 15. Aug 2011 13:23
von Colloid
Max1404 hat geschrieben: Dabei wollte ich eigentlich nur sagen (Achtung, Übersetzung im Ironie-/Übertreibungsmodus: ), dass ich besser kein SH reiten sollte, wenn
a) meine Zirkel aussehen wie eine unregelmäßige Ellipse
b) ich mein Pferd mit dem Zügel herumziehen muss, damit ich die Kurve kriege
c) die Hinterhand meines Pferdes dabei irgendwo im Nirvana kreuzt oder
c2) das liebe Pferd ständig über die Schulter wegläuft
d) ich die Ecken in Außenstellung reiten muss (sonst kürzt das schlaue Tier ab)
e) ich an jedem Bahnpunkt, den ich versuche anzureiten, 2-3 Meter vorbeischleudere.
(Ironie-/Übertreibungsmodus aus).
:wink:
;)
Das sind doch fast ausschließlich Reiterfehler? Ich würde von einem Pferd, daß sich berechtigt "gut angeritten" nennen darf, erwarten, daß es so viel Balance gelernt hat, daß es deine Vorraussetzungen erfüllt. Aber ich gehe im Allgemeinen auch davon aus, daß beim SH, wie bei aller anderen Reiterei das Problem grundsätzlich im Sattel sitzt.
Wer prüfen möchte, ob er sich selbst beschummelt kann ja mal SH auf der Mittellinie reiten, vorzugsweise auf einem Pferd, daß noch nie SH o.ä. ;) gelaufen ist. Die Bande mal wegzulassen halte ich sowieso für eine gute Idee. :P


@Cubano:
Persönlich halte ich SH im Schritt für definitiv sinnlos, weil mir der Schwung fehlt und weil ein SH im Schritt für mich auch nicht versammelnd ist.
Ich habe hier bisher noch kein Argument gehört, weshalb:
1. SH im Schritt nicht versammeln würde,
2. ganz generell versammelnde Übungen im Schritt sinnlos seinen,
3. der Schritt deiner Definition nach (!) keinen Schwung haben sollte.
Das einzige, was der Schritt nicht hat, ist eine Schwebephase. Auch im Schritt kann ein Pferd über den Rücken gehen, die "Übertragung des Impulses der Hinterhand auf die Gesamtbewegung des Pferdes" findet auch im Schritt statt. Den über aktive Bauchmuskulatur gehobenen, gut in der Bewegung arbeitenden, die HH mit dem Maul verbinden Rücken gibt es auch im Schritt.
Es ist wohl eher so, daß 99,999% der Reiter zuwenig Gefühl dafür haben, um es auch reiten zu können. :roll: